Du möchtest George Orwells Roman „1984“ richtig analysieren? Hier und im Video erfährst du mehr über die drei wichtigsten Interpretationsansätze zu der Dystopie.

Inhaltsübersicht

1984 – Analyse

Du weißt noch gar nicht, worum es in „1984“ genau geht? Dann schau dir zuerst unsere Zusammenfassung zu der Geschichte an.

Hier erfährst du alles zur Analyse des Romans, der als eines der wichtigsten dystopischen Werke des 20. Jahrhunderts gilt. Zur Erinnerung: Eine Dystopie ist die Darstellung einer nicht-wünschenswerten Zukunft. Häufig greifen Autoren darin gesellschaftliche oder politische Themen oder Umstände aus der realen Welt auf, die sie besonders besorgniserregend finden. In ihrer Dystopie zeigen sie dann, wie sich diese Umstände im schlimmsten Fall weiterentwickeln könnten. Sie stellen also immer das worst-case-scenario dar.

Wir zeigen dir, welche drei Ansätze du bei deiner Analyse dieses dystopischen Romans verfolgen kannst. Orwell macht in seinem Roman deutlich, welche Gefahren die Instrumentalisierung von Sprache, Propaganda und Abhörgeräten birgt. Du kannst in deiner Interpretation von „1984“ also auf die Sprache als Mittel der Manipulation, auf Hass als Propagandamittel und auf Kommunikationsmittel als Bedrohung genauer eingehen.

Sprache als Mittel der Manipulation – 1984 Interpretation

Inspiriert wurde George Orwell vom deutschen Nationalsozialismus , ebenso wie vom Stalinismus der Sowjetunion. Orwell war selbst Befürworter des demokratischen Sozialismus und legte viel Wert auf soziale Gerechtigkeit und Solidarität. Doch er kritisierte, dass soziale Ideale, wie Gleichheit und Anti-Kapitalismus, immer wieder für totalitäre Zwecke missbraucht würden. Im Totalitarismus kontrolliert eine Regierung die Bevölkerung nicht nur, indem sie bestimmte Gesetze aufstellt.

Stattdessen wirkt sie direkt auf die sozialen Beziehungen der Menschen untereinander ein. So formt die Regierung aus der Bevölkerung ein einheitliches Kollektiv, indem sich die Menschen gegenseitig überwachen und Staatsfeinde ausgrenzen. Anstatt für soziale Gerechtigkeit zu sorgen, nutzten die Nazis und der sowjetische Staatschef Stalin den Sozialismus also nur als Vorwand für die Unterdrückung und Überwachung ihrer Gesellschaft. 

Um das zu erreichen, verwendeten sie vor allem Sprache als ein Mittel der Manipulation. In „1984“ zeigt Orwell, wie leicht Sprache zu diesem Zweck instrumentalisiert werden kann. Mit dem minimalistischen Newspeak (Neusprech) soll es den Menschen unmöglich gemacht werden, staatsfeindliche Gedanken zu haben. Das Verhalten der Ingsoc-Partei aus dem Roman erinnert dabei stark an die Propagandasprache der Nationalsozialisten. Sie bezeichneten zum Beispiel Kunst der Gegenbewegung als „entartet“. Diese Wortwahl sollte das Gefühl vermitteln, dass Kritik am nationalsozialistischen System unnatürlich und schlecht sei. 

Grundlage für diese Auffassung ist die Theorie der linguistischen Relativität (linguistic relativity). Diese Theorie besagt, dass Sprache einen unmittelbaren Einfluss auf unser Denken hat. Indem die Partei also unerwünschte Begriffe entweder gänzlich streicht oder durch Euphemismen (Beschönigungen), wie ungood statt bad, ersetzt, werden die Gedanken der Menschen manipuliert. Der Höhepunkt der Unterdrückung: Der Begriff Freiheit wird aus dem Vokabular des Newspeak gelöscht.

Tipp: Wenn du noch nicht weißt, wie du in Englisch richtig zitierst, dann hilft dir dieses Video weiter!

Zum Video: Englisch zitieren
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Hass als Propagandamittel – 1984 Interpretation

Orwell zeigt auch, wie leicht Hass von solchen totalitären Mächten instrumentalisiert werden kann, um ein Kollektiv zusammenzuschweißen. Regelmäßig werden die Bruderschaft und mindestens eine der beiden Supermächte Ostasien und Eurasien als Feinde des Staates dargestellt. Dazu tragen vor allem die Hasswoche (Hate Week) und der tägliche Zwei-Minuten-Hass (Two Minutes Hate) bei.

Als Teil der Propaganda wird bei diesen Veranstaltungen regelmäßig ein gemeinsames politisches Feindbild geschärft. Wer genau dabei als Feind auftritt, scheint aber belanglos. In einer Szene des Romans wechselt der verhasste Feind mitten während einer solchen Hass-Demonstration. Dem führenden Hassredner wird ein Zettel zugespielt, auf dem scheinbar ein neuer Feind angepriesen wird. Ohne zu zögern, setzt er seine Hassrede fort — nun mit Ostasien als Hauptfeind, während der vorherige Feind Eurasien plötzlich zum Verbündeten geworden ist. 

Auch in dieser Hinsicht finden sich Parallelen zu Hitlers Nationalsozialismus und dem sowjetischen Stalinismus. Hitler erklärte vor allem Juden als Feinde des Kollektivs — mit schrecklichen Folgen. Der Stalinismus erkannte währenddessen den Demokratiebefürworter Leo Trotzki als Hauptfeind an. Der stärkste Widersacher Stalins war bei dessen Machtübernahme ins Exil geflohen. Doch seine zurückgebliebenen Verbündeten wurden von Stalin in öffentlichen Prozessen für Verrat hingerichtet. Tatsächlich verstehen viele Literaturkritiker den Großen Bruder und seinen Gegner Emmanuel Goldstein als direkte Abbilder von Stalin und Trotzki.  

Kommunikationsmittel als Bedrohung – 1984 Interpretation

Besonders interessant sind auch die Stellen in „1984“, in denen Kommunikationsmittel zur Bedrohung für die Privatsphäre werden. Überall — bei der Arbeit im Büro, auf der Straße und sogar im eigenen Zuhause — werden die Menschen Ozeaniens mithilfe der telescreens von der Regierung überwacht. Mit diesen Geräten kann nicht nur Propaganda abgespielt werden, sondern gleichzeitig auch Videomaterial aufgezeichnet werden. So wird jeder Gesichtsausdruck und jedes Wort von Ozeaniens Bewohnern von der Partei überwacht. Auf diese Weise erschafft die totalitäre Partei ein lückenloses Überwachungssystem.

In den telescreens, die zu Orwells Zeiten nur eine überwachungstechnische Fiktion waren, erkennen viele Gesellschaftskritiker unsere heutigen Handys, iPads oder Laptops wieder. Das Abhören persönlicher Gespräche oder das Hacken von Computerkameras ist heutzutage keine Seltenheit mehr. Das zeigte besonders der NSA-Abhörskandal, der vor wenigen Jahren von Edward Snowden aufgedeckt wurde. Die US-amerikanische Behörde hatte die Handys verschiedener Politiker und Politikerinnen abgehört, zum Beispiel auch von Angela Merkel.

Doch auch Konzerne wie Facebook und Amazon werden immer wieder für ihren mangelhaften Datenschutz und das Eingreifen in die Privatsphäre der Nutzer und Kunden kritisiert. Das Amazon-Gerät Alexa wurde deshalb 2018 mit dem „Big Brother Award“ in der Kategorie „Verbraucherschutz“ ausgezeichnet. Der Award, dessen Name ganz eindeutig eine Anspielung auf Orwells Großen Bruder ist, dient als mahnende Kritik, dass es nicht so weit kommen darf, wie in Orwells Roman.

Nationalsozialismus 

Du möchtest mehr über den deutschen Nationalsozialismus erfahren und was daran so gefährlich ist? Dann schau dir hier unser Video dazu an.

Zum Video: Nationalsozialismus
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