In diesem Artikel wird die Prinzipal Agent Theorie behandelt. Nach der Definition wird das Prinzipal Agent Modell einfach erklärt, sodass du die Probleme und Lösungsansätze verstehst. Außerdem findest du hier Beispiele für die verschiedenen Modelle mit asymmetrischer Information.

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Inhaltsübersicht

Prinzipal Agent Theorie Definition

Die Prinzipal Agent Theorie, auch Agenturtheorie genannt, besteht aus einem Modell (Prinzipal Agenten Modell) der Wirtschaftswissenschaften, welches durch Informationsasymmetrie geprägte Wirtschaftsbeziehungen erklärt und Lösungsansätze für die dadurch resultierenden Probleme liefern soll.

Prinzipal Agent Theorie einfach erklärt

Im Grunde genommen ist die Prinzipal Agent Theorie ein theoretisches Modell, welches die Interaktion zwischen zwei interdependenten Wirtschaftssubjekten mit unterschiedlichem Informationsstand abbildet.  Auf der einen Seite steht der Prinzipal, welcher einen Auftrag erteilt und auf der anderen Seite der besser informierte Agent als Auftragnehmer und Erbringer geforderter Leistungen.  Beide wollen ihren eigenen Nutzen maximieren, doch durch die ungleiche Informationsverteilung entstehen Ineffizienzen, welche bis zu Marktversagen führen können.

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Prinzipal Agent Theorie Modell

Das Prinzipal Agent Modell soll nun die Auftrags- und Leistungsbeziehung erklären, welche durch asymmetrische Information geprägt ist und somit die Basis für Lösungsmöglichkeiten legen.

Was ist die Prinzipal Agent Theorie?

Die Bezeichnung Prinzipal Agent Theorie ist aus dem Englischen übersetzt. Heutzutage gibt es die verschiedensten Varianten zur Bezeichnung des Modells, wie zum Beispiel Principal Agent Theorie, Prinzipal-Agent-Theorie und so weiter, welche auf der der ursprünglichen Originalbezeichnung der principal-agent theory basieren.

Im Genaueren ist die Prinzipal Agent Theorie einer der beiden Teilbereiche der Agency Theorie aus der Wirtschaftswissenschaft. Außerdem wird das Modell aber auch in den Sozialwissenschaften, der Soziologie und der Politikwissenschaft angewandt. Im Gegensatz zum Teilbereich der eher empirisch ausgerichteten positiven Agency- Theorie, ist der zweite Teilbereich der Agency- Theorie, also die Prinzipal Agent Theorie, eher praktisch orientiert und versucht somit als konkretes Modell von Informationsasymmetrie beeinflusste Wirtschaftsbeziehungen zwischen Menschen oder Institutionen zu erklären. Diese Erkenntnisse sollen unter anderem generelle Aussagen zur optimalen Gestaltung von Verträgen ermöglichen.

Prinzipal Agent

In dem Prinzipal Agent Modell wird davon ausgegangen, dass die Interessen des Prinzipals und des Agenten nicht komplett übereinstimmen. Die Beteiligten sind an der Maximierung ihres Nutzens interessiert und es wird ihnen Opportunismus unterstellt. Durch asymmetrische Information entsteht somit das Prinzipal Agent Problem.

Prinzipal

Die Übersetzung des ursprünglich englischen Begriffs principal ist Prinzipal, also Auftragsgeber. Der Prinzipal fragt folglich eine Leistung nach und stellt dafür eine Entlohnung in Aussicht in der Hoffnung, dass die Aufgabe dadurch in seinem Sinne ausgeführt wird. Zur Aufgabenerfüllung ist der Prinzipal auf den Agenten angewiesen. Aufgrund der Informationsasymmetrie zwischen Prinzipal und Agent, kann der Auftraggeber das Engagement oder die Qualitäten des Auftragnehmers nicht beeinflussen oder erst gar nicht beobachten, und hat somit einen Informationsnachteil.

Agent

Folglich ist der Agent der Auftragnehmer, welcher die vom Prinzipal geforderte Leistung erbringt und dafür im Gegenzug die eivernehmliche Entlohnung erhält. Der Agent verfügt dabei über mehr Informationen als der Prinzipal, was die Aufgabe und deren Durchführung angeht. Aufgrund des Interesses an der eigenen Nutzenmaximierung besteht der Anreiz diesen Wissensvorsprung auf Kosten des Prinzipals auszunutzen.

Prinzipal Agent Problem

In der Regel ist das Ziel des Agenten nicht dasselbe wie das des Prinzipals. Durch die Interessensdifferenz kann es zu Konflikten kommen, welche ihren Ursprung in opportunistischen Handeln haben. Opportunismus bedeutet, dass die Möglichkeit ausgenutzt wird für sich selbst nutzenoptimierend zu handeln und dabei in Kauf zu nehmen, dass dies auf Kosten anderer geschieht. Die Möglichkeit diese Handlungsspielräume auszunutzen, entsteht durch asymmetrische Informationsverteilung zwischen den Akteuren. Die Beseitigung dieser Informationsmängel ist nicht unmöglich, verursacht jedoch im Normalfall Kosten, welche auch als Agenturkosten bekannt sind.

Prinzipal Agent Theorie: Informationsasymmetrie

Das Grundlegende Problem, welches die Prinzipal Agent Theorie betrachtet, ist die ungleiche Informationsverteilung. Allgemein beschreit das Phänomen der Informationsasymmetrie einen Zustand, bei welchem zwei Akteure auf dem Markt unterschiedliche Informationen haben, beziehungsweise eines der Wirtschaftssubjekte einen Wissensvorsprung gegenüber dem anderen hat. Die ungleiche Informationsverteilung resultiert in einem suboptimalen Gesamtergebnis und Marktversagen.

Prinzipal Agent Theorie: Moral Hazard

Das moralische Risiko, besser bekannt als Moral Hazard , ist eine Informationsasymmetrie nach Vertragsabschluss und bezeichnet versteckte Handlungen oder Informationen, welche ex post von der besser Informierten Seite durchgeführt oder ausgenutzt werden (Hidden Action, Hidden Information).

Prinzipal Agent Theorie: Adverse Selektion

Die Informationsasymmetrie vor Vertragsabschluss wird Adverse Selektion genannt, welche auch als Negativauslese bekannt ist, und beschreibt versteckte Charakteristika (hidden characteristics), welche schon ex ante bestehen.

Prinzipal Agent Theorie:  Hold-Up

Zudem besteht die Möglichkeit, dass eine der beiden Parteien vor Vertragsabschluss gewisse Ziele und Beweggründe verschweigt. Diese Hidden Intentions können zu einem Wortbruch, also einem so genannten Hold-Up Problem nach Vertragsschluss führen.

Modelle asymmetrischer Information

Da die denkbar beste Lösung nur im Falle symmetrischer Information realisierbar wäre, untersucht die Prinzipal Agent Theorie den Einfluss der ungleichen Informationsverteilung. Auf Basis dieser Informationsasymmetrien vor und nach Vertragsabschluss lassen sich verschiedene Prinzipat Agent Modelle ableiten, welche das Prinzipal Agent Problem erklären und die Basis für Lösungsansätze zur Beseitigung des Problems liefern sollen.

Hidden Characteristics

Das Prinzipal Agent Modell, welches sich mit Informationsasymmetrie vor Vertragsabschluss beschäftigt, betrachtet die Hidden Characteristics, also Informationen über Eigenschaften und Qualitäten, welche nur der Agent hat. Es besteht also die Gefahr, dass die Entscheidung des Prinzipal zugunsten des Agenten beeinflusst wird, da ihm die Informationen über die wahren Eigenschaften bezüglich der Leistung oder der Qualität fehlen. Das klassische Beispiel hierfür ist die Adverse Selektion auf dem Gebrauchtwagenmarkt.
Einen Sonderfall stellen die Hidden Intentions dar. Hier kennt der Prinzipal die genauen Absichten des Agenten vor Vertragsabschluss nicht und es kann dadurch später im Laufe der Geschäftsbeziehung zu einem Hold-Up Problem kommen.

Hidden Action

Das Prinzipal Agent Modell mit Hidden Action beschreibt nicht beobachtbare Handlungen. Die Definition des Moral Hazard legt fest, dass es sich um eine Situation nach Vertragsabschluss handelt. Konkret wird in diesem Modell untersucht, inwieweit der Agent seinen Handlungsspielraum in der Geschäftsbeziehung ausnutzt, weil er dem Prinzipal gegenüber einen Wissensvorsprung hat. Dieser Informationsvorteil bezieht sich darauf, dass der Auftragnehmer bewusst in seinem eigenen Interesse auf Kosten des anderen handelt, der Auftraggeber dies aber nicht beobachten oder gar kontrollieren kann, sondern am Ende bestenfalls das Ergebnis der Handlungen vorliegen hat.

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Informationsasymmetrien

Somit kann der Prinzipal keine zweifelsfreien Aussagen über die Handlungen des Agenten und über dessen qualitative Leistung treffen. Würden beide denselben Informationsstand bezüglich der Handlungen haben, würde es nicht zu diesem opportunistischen Verhalten kommen und der Agent würde insgesamt mehr Leistung erbringen, was die allgemeine Wirtschaftlichkeit steigert.

Hidden Information

Ein Prinzipal Agent Modell mit Hidden Information liegt dann vor, wenn der Auftraggeber die Handlungen des Agenten zwar beobachten, diese aber nicht beurteilen kann. Das heißt, dass die Handlung an sich nicht für das Informationsdefizit verantwortlich ist, sondern die fehlende Fähigkeit des Prinzipals diese Handlung qualitativ einzuordnen. Es kann beispielsweise vorkommen, dass für dem Prinzipal unbekannte Umweltzustände das Verhalten des Agenten beeinflusst haben, oder der Auftraggeber keine ausreichenden Fachkenntnisse hat. Auch in diesem Zusammenhang spricht man von einem moralischen Risiko, also der Geschäftsbeziehung nach Vertragsabschluss

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Generell wird an den Prinzipal Agent Modellen kritisiert, dass diese nicht dynamisch genug sind und somit keine langfristigen Prinzipal Agent Beziehungen analysieren können. In der Realität spielen Erfahrungen aus vorherigen und der jetzigen Geschäftsbeziehung eine entscheidende Rolle. Der Zeitverlauf beeinflusst folglich die Handlungen der Marktteilnehmer und sollte mit einbezogen werden. Da unendliche Verträge aber nur in der Theorie existieren, werden in der Praxis zusätzlich Alternativen zur Minderung oder Beseitigung der Informationsasymmetrien verfolgt, welche aber Kosten verursachen.

Agenturkosten im Prinzipal Agent Modell

Die Kosten, welche durch die Beseitigung der Infomationsasymmetrien entstehen, werden innerhalb der Prinzipal Agent Theorie als Agenturkosten bezeichnet. Unter diesen Begriff fallen somit beispielsweise Garantiekosten, oder Kosten der Überwachung, wenn beispielsweise neue Informationssysteme in einem Unternehmen wie Zeiterfassungssysteme eingeführt werden. Zusätzlich wird zu diesen direkten Kosten auch noch der Wohlfahrtsverlust zwischen der erreichten und der bestmöglichen Situation ohne Informationsasymmetrie addiert. Alles in allem dürfen dabei die Agenturkosten den bestehenden Wohlfahrtsverlust nicht übersteigen, da so die Effizienz des Handelns nicht mehr gegeben wäre.

Lösungsmechanismen im Prinzipal Agent Modell

Es muss folglich effiziente Lösungen gefunden werden, wie der Agent seinen Wissensvorsprung nicht entgegen der Interessen des Prinzipals ausspielt. Langfristige Lösungsansätze wie eine positive Unternehmenskultur oder Reputation stellen generell eine Möglichkeit zur Reduzierung von Informationsasymmetrien dar, welche keine oder zumindest vergleichsweise geringe direkte Kosten aufweisen. Die Grundsätzlichen Mechanismen zur Beseitigung der Adversen Selektion oder des moralischen Risikos verursachen im Normalfall höhere Agenturkosten, sind aber kurzfristig leichter realisierbar und effektiv. Die Prinzipal Agent Theorie schlägt daher verschiedene konkrete Lösungsmechanismen vor, welche im Folgenden genauer beleuchtet werden.

Unternehmenskultur

Eine positive Unternehmenskultur kann die Agenturkosten senken. Wenn ein Arbeitgeber beispielsweiße als attraktiver Arbeitgeber aufgrund seiner Unternehmenskultur gilt, muss er weniger Geld ins Employer Branding, also die Verbreitung positiver Signale, investieren. Zusätzlich werden durch Statements zu speziellen moralischen Werten auch nur die Bewerber angelockt, welche die gleichen grundlegenden Präferenzen, Werte und Ziele haben, was die Interessensdifferenz minimieren kann. Das Ziel ist es also wie beim Signalling zuverlässige Informationen bereitzustellen und so sich selbst so eine bessere Ausgangslage zu verschaffen.

Reputation und Vertrauen

Auch Reputation und Vertrauen können als „positive Signale“ angesehen werden. Wenn ein Prinzipal innerhalb des Screenings nach potenziellen Agenten sucht, werden mit höherer Wahrscheinlichkeit die Auftragnehmer ausgewählt, welche als vertrauenserweckend gelten. Deshalb ist es langfristig gesehen effizient opportunistisches Handeln zu unterlassen und sich somit eine gute Reputation aufzubauen. Das schafft Vertrauen und man wird unter Umständen sogar weiterempfohlen. Konkret könnte das zum Beispiel bedeuten, dass man als Prinzipal eher einen Gebrauchtwagen bei einem Händler mit gutem Ruf kauft oder sich lieber bei einem Arbeitgeber bewirbt, von welchem man schon viel Gutes gehört hat.

Bürokratische Kontrolle

Die Initiative zur Beseitigung der Informationsasymmetrie geht größtenteils von der schlechter Informierten Seite, also dem Prinzipal aus, da der Agent, wenn überhaupt nur langfristig gesehen ein Interesse zur Beseitigung seines Informationsvorteils hat. Der Prinzipal sollte versuchen durch das Aufsetzten von detaillierten Verträgen, also dem Bonding, seinen Informationsnachteil zu minimieren. Das Ziel ist es durch die so entstehende Möglichkeit zur bürokratischen Kontrolle den Handlungsspielraum der besser Informierten Seite einzuschränken. Im Allgemeinen wird durch eine strikte Hierarchie in einem Unternehmen die bürokratische Kontrolle zusätzlich begünstigt.

Informationssysteme

Von Monitoring spricht man in Bezug auf die Realisierung verschiedener Kontrollmöglichkeiten. Der Prinzipal kann zur erleichterten Steuerung und Kontrolle Informationssysteme nutzen. Zur Überwachung der Arbeit des Agenten bieten sich verschiedene Informationssysteme, wie Zeiterfassungssysteme an, oder das Festlegen von Meilensteinen. Diese Methoden zur erleichterten Überwachung, Steuerung und Kontrolle ist auch als Monitoring bekannt.

Anreize

Der Prinzipal hat zudem die Möglichkeit die Interessensdifferenzen zu minimieren und so das Risiko zu senken, dass der Agent opportunistisch handelt. Das Ziel sollte also sein, dass der Agent auch am Erfolg des Prinzipals teilhaben kann. Um das zu erreichen kann dieser gewisse Arbeitsanreize geben, welche den Agenten motivieren sollen, volle Arbeitsleistung zu bringen. Ein Fixlohn gibt zum Beispiel keinen Anreiz für den Agent seine Produktivität zu steigern, da er unabhängig von Ergebnis seiner Arbeit entlohnt wird. Es gibt aber verschiedene Varianten wie so genannte Incentives gestaltet werden können, um den Agenten zu motivieren. Jede dieser unterschiedlichen Möglichkeiten hat Vor- und Nachteile bezüglich der Intensität des Anreizes und der Verteilung des Risikos.

  • „Alles-oder-nichts-Prinzip“: Bei diesem Prinzip trägt der Agent das volle Risiko. Der Auftragnehmer erhält seine Entlohnung nur, wenn die im Vorfeld akribisch genau definierte Leistung erbracht wurde.
  • Erfolgsbeteiligung, Prämien und Variable Entlohnung: Leistungsabhängige Verträge teilen das Risiko zwischen dem Prinzipal und dem Agenten auf. Wenn der Agent am Unternehmenserfolg beteiligt ist oder bei nachweislich besseren Ergebnissen besser bezahlt wird, ist dieser bereit mehr Leistung zu erbringen. Eine Variante der Erfolgsbeteiligung ist das so genannte Share Cropping, bei welchem der Gewinn proportional zwischen Agent und Prinzipal aufgeteilt wird.
  • Pacht: Bei dieser Variante hat der Prinzipal keinerlei Risiko, da er einen Fixbetrag bekommt. Der Agent ist darauf bedacht diesen Betrag zu erwirtschaften und alles was er darüber hinaus verdient steigert seinen persönlichen Nutzen.

Prinzipal Agent Theorie Beispiel

Die verschiedenen Prinzipal Agent Modelle können in der Praxis eingesetzt werden, um Informationsasymmetrien zu analysieren und diesen mit entsprechenden Maßnahmen entgegenzuwirken. Dabei lassen sich sowohl Situationen im Alltag als auch komplexere wirtschaftliche Beziehungen durch die Prinzipal Agent Theorie erklären.

Beispiel: Prinzipal Agent Theorie Arbeitsmarkt

Ein Praxisbeispiel, bei welchem alle Prinzipal Agent Modelle zum Einsatz kommen ist der Arbeitsmarkt. Es kann sogar vorkommen, dass jeweils beide Seiten die Rolle des Prinzipal oder des Agenten einnehmen.

Hidden Characteristics auf dem Arbeitsmarkt

Am Anfang einer jeden Arbeitsbeziehung besteht das Problem der Adversen Selektion. Hier kommt das Prinzipal Agent Modell der Hidden Characteristics zum Einsatz. Der Prinzipal ist in diesen Fall der Arbeitgeber, welcher beim Einstellungsverfahren, also vor Vertragsabschluss einen Informationsnachteil im Vergleich zu den Bewerbern hat. Der Bewerber ist folglich der Agent und ist besser informiert über seine eigenen Absichten, Qualitäten und Fähigkeiten als sein potentieller Arbeitgeber. Falls es sich um einen nicht qualifizierten Bewerber handelt, kann dieser seinen Wissensvorsprung auf Kosten des Prinzipals ausnutzen. Der Arbeitgeber kann dem entgegenwirken durch Screening und Self Selection Methoden wie einem Assessment Center. Handelt es sich jedoch um eine ausgebildete Fachkraft, so liegt es im Interesse des Agenten sich als solche durch Zeugnisse und Zertifikate auszuweisen und so die Informationsasymmetrie zu beseitigen.
Aufgrund des so genannten „War for Talents“, also dem Kampf der Arbeitgeber um qualifizierte Fachkräfte, entsteht die Notwendigkeit , dass der Arbeitgeber in die Rolle des Agenten schlüpft und Singale im Rahmen des Employer Branding sendet, um sich selbst als attraktives Unternehmen zu präsentieren und die geeigneten Bewerber anzulocken. Aus dieser Sichtweise wäre der Bewerber der Prinzipal, welcher an einem attraktiven Job interessiert, aber nicht so gut über die Leistung und Attraktivität seiner potentiellen Arbeitgeber informiert ist.

Hidden Actions auf dem Arbeitsmarkt

Während der Geschäftsbeziehung, also nach Vertragsschluss, kann es zu einem Moral Hazard kommen. An dieser Stelle wird das unter anderem das Prinzipal Agent Modell mit Hidden Actions relevant. Nur der Arbeitnehmer in der Rolle des Agenten weiß wirklich mit welchem Einsatz er arbeitet. Der Arbeitgeber als Prinzipal kann die Handlungen seines Angestellten nicht überprüfen. Es wäre aber im Interesse des Unternehmens, dass die Arbeiter mit voller Leistung arbeiten.

Um das zu erreichen ist es Sinnvoll die Arbeiter am Unternehmenserfolg zu beteiligen und so genannte Incentives, also Arbeitsanreize zu schaffen. Das Ziel sollte es also sein die Interessen der beiden Parteien anzugleichen. Man sollte jedoch bedenken, dass ein Arbeiter meist für mehr als nur eine spezifische Tätigkeit entlohnt wird. Es muss also bei der Festsetzung von Arbeitsanreizen beachtet werden, dass nicht nur leicht kontrollierbare Aufgaben in den Fokus der Sanktionierung gerückt werden und andere gänzlich vernachlässigt werden, obwohl diese genauso entscheidend für den Gesamterfolg sind.  Im Optimalfall sollte die Anreizintensität für alle Aufgaben eines Arbeiters proportional zu der Wichtigkeit des Tätigkeitsbereichs sein.

Des Weiteren muss natürlich auch der Handlungsspielraum und mögliches opportunistisches Verhalten der Arbeiter durch entsprechende Verträge (Bonding) und Kontrollen (Monitoring) eingeschränkt werden.

Hidden Information auf dem Arbeitsmarkt

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass der Arbeitgeber als Prinzipal die Handlungen des Agent zwar beobachten, aber diese nicht beurteilen kann. Das wäre beispielweise der Fall, wenn verschiedene Umwelteinflüsse das Erfolgsergebnis des Arbeiters beeinflussen, oder der Vorgesetzte keine Fachkenntnisse bezüglich der zu verrichtenden Arbeit hat. Ein weiteres Szenario mit moralischen Risiko, in welchem der Arbeitgeber nun auch als Agent auftreten kann, ist wenn dieser seinem Angestellten gewisse Leistungen vorenthält, weil dieser nicht ausreichend über seine Rechte informiert ist.
Ein Beispiel könnte die Beschäftigung von ausländischen Bauarbeitern sein, welche nicht wissen, dass es in Deutschland einen Mindestlohn gibt und somit bereit sind illegaler Weise für weniger Geld zu arbeiten. Es handelt sich also um ein Modell mit Hidden Information, bei welchem der Arbeitgeber als Agent der Erbringer der Leistung in Form des Lohns ist. Er verfügt über mehr Fachwissen als der ausländische Bauarbeiter. Dieser nimmt die Rolle des Prinzipals ein und kann zwar das Ergebnis der Handlung des Agenten sehen, aber aufgrund der mangelnden Kenntnis über die deutsche Bürokratie nicht beurteilen.

Beispiel: Prinzipal Agent Theorie Dienstleistung

Ein alltägliches Anwendungsbeispiel für das Prinzipal Agent Modell stellt aber auch die Inanspruchnahme einer Dienstleistung dar. Wenn man selbst als Nachfrager einer Leistung agiert ist man folglich der Prinzipal. Derjenige, den man mit der Aufgabe beauftragt, ist der Agent und hat in der Regel einen Wissensvorsprung. Wenn das nicht der Fall wäre, würde man den Agenten ja gar nicht erst beauftragen.

Nehmen wir an, dass der PC des Prinzipals auf einmal nicht mehr funktioniert, dieser aber keinerlei IT-Kenntnisse hat. Deshalb beauftragt er einen IT-Spezialisten als Agenten, welcher das nötige Fachwissen hat und als Gegenleistung eine Bezahlung erwartet. Dieser kann seinen Informationsvorsprung nun ausnutzen, da der Prinzipal die Arbeit des Agenten nicht beurteilen kann und nur das Ergebnis am Ende sieht. Er muss also darauf hoffen, dass der IT-Spezialist aufrichtig ist und nicht behauptet er hätte doppelt so lange den PC repariert, als es in der Realität der Fall war. Das einzige, was der Auftraggeber hier machen könnte, wäre sich im Vorfeld gut über seine potentiellen Geschäftspartner zu informieren, den passenden auszuwählen und zu hoffen, dass dieser seinem guten Ruf gerecht wird.

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