Sowohl im Alltag als auch im Beruf schließen sich Menschen zu Gruppen zusammen. Ein Begriff, der dabei häufig fällt, ist Gruppendynamik. Was genau das ist, erfährst du hier im Beitrag und im Video !

Inhaltsübersicht

Gruppendynamik Definition

Unter Gruppendynamik verstehst du die Entstehung und Veränderung von Prozessen und Strukturen innerhalb einer Gruppe. Diese Dynamik wird von den Mitgliedern einer Gruppe hervorgerufen, da sie sich gegenseitig beeinflussen.

Beispiele für Gruppendynamik sind die Art und Weise, mit der die Mitglieder kommunizieren oder wie sie zusammen Entscheidungen treffen. Nicht selten entwickeln Gruppen dabei ein Eigenleben und wachsen über die Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder hinaus. 

Eine positive Gruppendynamik ist daher von großer Bedeutung für die Leistungsfähigkeit eines Teams. Folglich ist es wichtig, gruppendynamische Prozesse zu kennen, zu verstehen und gezielt zu gestalten. So kann eine erfolgreiche Zusammenarbeit ermöglicht werden.

Ursprung der Gruppendynamik

Der Begriff Gruppendynamik wurde vom Psychologen Kurt Lewin geprägt. Er entdeckte dynamische Vorgänge in Gruppen und entwickelte eine Methode, diese sichtbar und beeinflussbar zu machen.

Die Grundannahme der Gruppendynamik stammt aus der Gestalttheorie. Darin heißt es „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“

Arten von Gruppendynamik

Gruppendynamik bezeichnet die gegenseitige Beeinflussung der Mitglieder einer Gruppe. Diese Beeinflussung kann sowohl zwischen den Mitgliedern einer Gruppe, als auch zwischen zwei oder mehreren Gruppen entstehen.

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Intra- und Inter-Gruppendynamik

Daher unterscheidest du zwischen Intra– und Inter-Gruppendynamik:

Intra-Gruppendynamik

Bei der Intra-Gruppendynamik beeinflussen sich die Mitglieder einer Gruppe gegenseitig. Das führt dazu, dass sich Prozesse, wie der Zusammenhalt und die Teamleistung verändern. Aber auch die Struktur, wie zum Beispiel die Hierarchie oder die Rollenverteilung, werden durch die Intra-Gruppendynamik beeinflusst. 

Ein Beispiel für Intra-Gruppendynamik ist die Konsensbildung. Auch wenn unterschiedliche Meinungen etwas gutes sind, wird der Punkt kommen, an dem eine Einigung erzielt werden muss. Bei einer positiven Intra-Gruppendynamik sind die einzelnen Mitglieder bereit, Kompromisse einzugehen, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

Einflüsse von außen, die zur Veränderung von Prozessen und Strukturen führen, gehören nicht zur Intra-Gruppendynamik. Wird beispielsweise ein neues Teammitglied durch den Vorgesetzten einem bestehenden Team hinzugefügt, handelt es sich nicht um Intra-Gruppendynamik. Denn die Veränderung entstand nicht aus der Gruppe heraus, sondern wurde von außen erzeugt.

Inter-Gruppendynamik

Bei der Inter-Gruppendynamik beeinflussen sich zwei oder mehr Gruppen gegenseitig. Zum Beispiel bei Wettbewerben zwischen Teams. Dabei motivieren sich die Gruppen gegenseitig zu besseren Leistungen. Die Inter-Gruppendynamik wird daher auch gerne als Lernmethode eingesetzt.

Zum Beispiel wird eine Schulklasse in verschiedene Arbeitsgruppen unterteilt. Der Wettbewerb unter den Gruppen stärkt den Ehrgeiz der Schüler, die Unterrichtsaufgaben richtig zu lösen. Damit spornen sie sich gegenseitig zu höheren Leistungen an.

Gruppendynamische Prozesse

In einer Gruppe treffen verschiedene Mitglieder mit unterschiedlichen Werten, Bedürfnissen und Zielen aufeinander, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Durch die Interaktion der Mitglieder ergeben sich gemeinsame Einstellungen, Normen und Beziehungsverhältnisse. Diese Interaktion und gegenseitige Beeinflussung bezeichnest du als gruppendynamische Prozesse. 

Gruppendynamische Prozesse sind, wie der Name schon sagt, dynamisch. Das heißt, sie finden nicht nur ein Mal statt und sind dann abgeschlossen. Je nach Prozess finden sie jeden Tag erneut statt oder erstrecken sich über einen längeren Zeitraum.

Beispiele für gruppendynamische Prozesse sind:

  • die Herausbildung der Gruppenrollen
  • der Aufbau von Regeln und Normen
  • das Treffen von Entscheidungen
  • die Entwicklung eines gemeinsamen Zieles 
  • die emotionale Stimmung in der Gruppe
  • der Glaube an sich selbst und an die Wirksamkeit der Gruppe

Die Entwicklung einer Gruppe ist ebenfalls ein dynamischer Prozess. Welche Phasen durchlaufen werden, damit eine leistungsstarke Gruppe entsteht, zeigen wir dir jetzt! 

Wie entsteht eine Gruppe? 

Jede Gruppe durchläuft einen Entwicklungsprozess. Dabei bilden sich die einzelnen Rollen in der Gruppe und es entsteht das Gefühl, gemeinsam etwas bewirken zu können.

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Fünf-Phasen-Modell nach Tuckman

Das bekannteste Modell zur Entwicklung von Gruppen ist das Phasenmodell  vom Psychologen Bruce Tuckman. Er identifiziert fünf Phasen:

  1. Forming (Orientierungsphase)
    In dieser Phase kommt die Gruppe zum ersten Mal zusammen und die Mitglieder lernen einander kennen. Außerdem versuchen die einzelnen Mitglieder ihre Rolle in der Gruppe zu finden. Hierbei handeln die Gruppenmitglieder zunächst distanziert und unabhängig voneinander.
     
  2. Storming (Konfrontationsphase)
    Die Phase des Storming wird durch eine Meinungsverschiedenheit eingeleitet. Dadurch sind die Mitglieder gezwungen, ihre Meinungen aktiv mitzuteilen und ehrlich zueinander zu sein. Dabei werden einzelne Charakterzüge und auch Stärken deutlich.
     
  3. Norming (Organisationsphase)
    Sobald die Gruppe ihre Konflikte gelöst hat, werden die Interaktionen miteinander freundlich und kooperativ. Rollen, Positionen, Funktionen und Normen werden festgelegt, damit die Gruppe gemeinschaftlich und zielorientiert arbeiten kann. Es ist wichtig, dass die Rollen und Normen zusammen ausgearbeitet werden. Denn ohne einen ehrlichen Meinungsaustausch, kann sich diese Phase stark hinauszögern.
     
  4. Performing (Leistungsphase)
    In der Performing-Phase ist die Leistungsfähigkeit Gruppe am höchsten. Alle Rollen und Stärken sind geklärt und die Gruppe ist in der Lage, als Team zu arbeiten. Gegenseitige Offenheit erleichtert die Zusammenarbeit und Ziele werden gemeinsam erreicht.
     
  5. Adjourning (Auflösungsphase)
    Diese Phase beschreibt die Auflösung der Gruppe, wenn beispielsweise die Aufgabe erledigt bzw. das Ziel erreicht ist. Gleichzeitig beschreibt diese Phase auch die Anpassung an veränderte Strukturen, wenn z. B. ein Mitglied ausscheidet oder neu hinzukommt.

Da Gruppen dynamische Systeme sind, müssen einzelne Phasen bei Intragruppen-Konflikten meist erneut bewältigt werden. Auch beim Ausscheiden oder Eintreten eines neuen Gruppenmitglieds werden womöglich alle Phasen wieder durchlaufen und Rollen zum Teil neu vergeben.

Gruppendynamik Rollen

Jede Gruppe wird durch dessen Mitglieder geprägt. Die unterschiedlichen Rollen jedes Einzelnen zu kennen, ermöglicht es, in bestimmten Situationen angemessen reagieren zu können. Welche Rollen die Mitglieder einnehmen, kann anhand von verschiedenen Gruppenrollen betrachtet werden: 

  Psychologische Rollen Gruppendynamische Rollen Funktionale Rollen
Beschreibung

Psychologische Rollen sind stark von den Persönlich-keitseigenschaften der einzelnen Mitglieder geprägt. Wer welche Rolle einnimmt, ist folglich von seinem Charakter abhängig. 

Gruppendynamische Rollen entstehen durch die konkreten Ziele und Werte der Gruppe. Die Rollen werden durch die gemeinsame Arbeitsweise der Gruppe sichtbar. Auch zeigen sie, wer in der Gruppe Einfluss hat.

Die funktionalen Rollen zeigen, wie die einzelnen Mitglieder zur Zielerreichung beitragen und welche Funktionen sie bei der Zusammenarbeit einnehmen.

Beispiele der Fleißige, der Clown, der Vielsager, der Streitsüchtige, der Gerechte der Anführer, der Mitläufer, der Außenseiter, der Sündenbock, der Moderator der Organisator, der Entwickler, der Motivator, der Beobachter, der Analyst, der Berater

Auch die Rollenverteilung ist ein gruppendynamischer Prozess. Verlassen Mitglieder die Gruppe oder kommen neue Mitglieder hinzu, müssen die Rollen neu verteilt werden.

Sogar situativ können Rollen angepasst werden. Beispielsweise kennt sich der Anführer der Gruppe mit dem neuen Themengebiet eines Projektes gar nicht aus. Ein anderes Mitglied beherrscht dieses Thema jedoch und übernimmt daher die Leitung für das Projekt.

Positive und negative Gruppendynamik

Gruppendynamik kann sowohl positive als auch negative Einflüsse auf die einzelnen Mitglieder oder die gesamte Gruppe haben.

  • positive Gruppendynamik
    Eine positive Gruppendynamik sorgt dafür, dass die Motivation und die Produktivität steigen. Denn dabei fühlen sich die Mitglieder wohl, können problemlos miteinander kommunizieren und nehmen sich als Einheit wahr. Positive Gruppendynamik zeichnet sich dadurch aus, dass die Mitglieder einander vertrauen können, sich gegenseitig unterstützen und jeder seinen Beitrag leistet.
     
  • negative Gruppendynamik
    Negative Gruppendynamik hingegen sorgt dafür, dass der Glaube an sich selbst und die Gruppe sinkt. Dadurch nimmt die Produktivität ab. Eine negative Dynamik ist häufig im Sport zu beobachten: Sobald das gegnerische Team in Führung liegt, fängt der Glaube an die eigenen Fähigkeiten im Team an zu bröckeln. Aus Frust machen die Spieler Fehler und wirken nicht konzentriert. Auch die gegenseitige Motivation nimmt ab, sodass das Team letztendlich verliert.

Gruppendynamik — häufigste Fragen

  • Was ist mit Gruppendynamik gemeint?
    Gruppendynamik meint die wechselseitige Beeinflussung der Mitglieder einer Gruppe. Eine Gruppe ist daher kein statisches Gebilde, denn ihre Prozesse und Strukturen unterliegen einem ständigen Wandel.
     
  • Welche Gruppendynamiken gibt es?
    Es gibt zwei Arten von Gruppendynamik: Bei der Intra-Gruppendynamik beeinflussen sich die Mitglieder einer Gruppe gegenseitig. Bei der Inter-Gruppendynamik interagieren hingegen zwei oder mehrere Gruppen.

Teamentwicklung

Zu den gruppendynamischen Prozessen gehört die Teamentwicklung. Warum Teamentwicklung wichtig ist und was es dabei zu beachten gibt, erfährst du in unserem Video!

Zum Video: Teamentwicklung
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Teamentwicklung

Zu den gruppendynamischen Prozessen gehört die Teamentwicklung. Warum Teamentwicklung wichtig ist und was es dabei zu beachten gibt, erfährst du in unserem Video!

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