Dieser Artikel erklärt den Prozess der Negativauslese (Adverse Selektion) ausführlich anhand von Beispielen im Anschluss an die Definition des Begriffes Adverse Selektion. Außerdem werden am Ende Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, wie diese Art der Informationsasymmetrie durch Screening oder Signalling abgebaut werden kann.

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Inhaltsübersicht

Adverse Selektion Definition

Die Adverse Selektion (engl. Adverse Selection), auch Negativauslese genannt, bezeichnet die Informationsasymmetrie vor Vertragsabschluss, welche letztendlich zur Verdrängung guter Qualität und Marktversagen führt.

Adverse Selektion Einordnung und Erklärung

Das Phänomen der Adversen Selektion ist in der VWL im Bereich der neuen Institutionenökonomik angesiedelt. Im Genaueren kann der Begriff in die Wirtschaftspolitik, die mikroökonomische Vertragstheorie und die Informationsökonomik eingeordnet werden. Außerdem hat das Paradebeispiel der Negativauslese „Market for Lemons“ Eingang in die Spieltheorie gefunden und diese maßgeblich vorangebracht.

Adverse Selektion
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Adverse Selektion – Definition

Informationsasymmetrie

Die Adverse Selektion ist eine Ausprägungsform asymmetrischer Information, was im Allgemeinen bedeutet, dass zwei potentielle Vertragspartner als Akteure auf dem Markt unterschiedliche Informationen haben, beziehungsweise eines der Wirtschaftssubjekte einen Wissensvorsprung gegenüber dem anderen hat. Die Informationsasymmetrie kann unterteilt werden in die beiden Phänomene Adverse Selection (engl. Adverse Selection) und moralisches Risiko (engl. Moral Hazard). Der Begriff Moral Hazard bezeichnet dabei nicht beobachtbare Handlungen (engl. Hidden Action) nach Vertragsabschluss und wird ebenfalls oft im Zuge der Prinzipal Agent Theorie genannt. Die Negativauslese dagegen beschreibt die Informationsasymmetrie, welche für einen Vertragspartner vor Vertragsabschluss entsteht durch verborgenen Charakteristiken (Hidden Characteristics) der besser informierten Seite.

Marktversagen

Durch dieses Phänomen der Adversen Selektion kommt es auf dem Markt zu unerwünschten und nicht pareto-optimalen Ergebnissen. Konkret resultierten Marktversagen und die Verdrängung guter Qualität, da die Zahlungsbereitschaft der Nachfrager aufgrund des Informationsdefizits systematisch sinkt und die Anbieter qualitativ hochwertige Güter nicht zu diesen niedrigen Preisen anbieten. So sinkt langfristig die Durchschnittsqualität der angebotenen Güter und folglich auch die vom Erwartungswert abgeleitete Zahlungsbereitschaft. Letztendlich werden keine Qualitätsprodukte mehr auf dem Markt angeboten, obwohl es eigentlich Käufer für hochwertige Produkte gäbe.

Adverse Selektion Beispiel

Durch die folgenden Beispiele wird deutlich, dass es nicht sinnvoll ist, wenn eine Person über mehr Informationen verfügt als die andere. Der Eine zieht Rückschlüsse aus den Handlungen des Anderen und es kommt im Endeffekt zu einem suboptimalen Ergebnis für beide Parteien.
Das erste theoretische Modell zu dieser Problematik wurde bereits 1970 von Akerlof entwickelt. Mit seinem Market for Lemons erhielt er dafür sogar den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Die Adverse Selektion lässt sich aber nicht nur durch dieses theoretische Grundmodell plausibel erklären, sondern kommt tatsächlich in der Praxis in vielen Bereichen wie Versicherungen oder dem Arbeitsmarkt vor.

Market for Lemons

Bei dem so genannten Market for Lemons handelt es sich nicht um einen Fruchtgroßhandel für Zitrusfrüchte. Als Lemon wird im Englischen ein qualitativ minderwertiges Auto bezeichnet. Folglich wird in diesem Modell anhand des Marktes für Gebrauchtwagen gezeigt, wie sich unvollständige Informationen der Nachfrager auf das Marktergebnis auswirken. Es wird angenommen, dass die Käufer die Qualität der angebotenen Gebrauchtwagen nicht unterscheiden können und somit ihre Zahlungsbereitschaft dem Erwartungswert des Preises aus guter und schlechter Qualität entspricht. Der Verkäufer hingegen weiß über die Qualität der Autos Bescheid. Da der Preis, den der Käufer bereit ist zu zahlen niedriger ist als der Betrag, welchen der Verkäufer für ein hochwertiges Auto haben möchte, werden keine guten Autos mehr angeboten. Im Umkehrschluss passen die Kunden ihren Erwartungswert an die sinkende Qualität an. Es kommt also zur Adversen Selektion, also einer Negativauslese. Wären sowohl der Käufer als auch der Verkäufer gleichermaßen über die Qualität der Gebrauchtwagen informiert, würde jeder Gebrauchtwagen angeboten und zu einem der Qualität entsprechenden Preis verkauft werden. Du möchtest es noch genauer wissen?

Adverse Selektion Arbeitsmarkt

In ebendiesem Aufsatz von 1970 zum Market for Lemons geht Akerlof auch auf das Problem der Adversen Selektion am Arbeitsmarkt ein. Betrachtet werden also wiederum Informationsasymmetrien vor Vertragsabschluss. In der Regel haben die Bewerber gegenüber den Arbeitgebern einen Wissensvorsprung, was ihre Stärken und Schwächen betrifft. Als Beispiel nennt Akerlof die Beschäftigung von Personen aus Minderheitsgruppen.
Die Information über die Zugehörigkeit ist nicht offensichtlich für den Arbeitgeber und würde unter Umständen seine Entscheidung beeinflussen. Hierbei geht es aber nicht um Rassismus, Irrationalität oder Vorurteile, sondern um die Zugehörigkeit als Indikator für den sozialen Hintergrund des Bewerbers, die Qualität der Ausbildung und die allgemeinen beruflichen Fähigkeiten.

Adverse Selektion Versicherung

Generell beseht das Problem asymmetrischer Information auch auf dem Versicherungsmarkt. Der Versicherer weiß vor Vertragsabschluss nicht, welche Art von Kunde er vor sich hat. Somit haben die Versicherer gegenüber den Kunden einen Informationsnachteil bezüglich der Eintrittswahrscheinlichkeiten von Versicherungsfällen. Um diese Informationsasymmetrie zu beseitigen, bestehen in dieser Branche detaillierte Auskunftsplichten und es werden darüber hinaus verschiedene Vertragsarten zum Beispiel mit oder ohne Selbstbeteiligung angeboten.

Adverse Selektion Lösungsmöglichkeiten

Prinzipiell haben beide Seiten des Marktes einen Anreiz die Negativauslese als Form asymmetrischer Information zu beseitigen, da so ein für beide besseres Ergebnis erzielt werden kann. Im Allgemeinen sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Kosten des Lösungsansatzes nicht den Nutzen der Effizienzsteigerung übersteigen. Es können zwei grundlegende Marktmechanismen unterschieden werden, welche Informationsnachteile abbauen sollen. Außerdem können Intermediäre eingesetzt werden, welche die beiden grundlegenden Marktmechanismen kombinieren und dafür eine Provision verlangen.

Adverse Selektion: Lösungsmöglichkeiten
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Adverse Selektion: Signalling und Screening

Signalling

Beim Signalling ergreift die Seite mit dem Informationsvorteil die Initiative. Das Ziel ist es die Glaubhaftigkeit zu steigern, indem die benachteiligte Seite mit zuverlässigen Informationen über die Qualität die Güter versorgt wird. Zuverlässig bedeutet, dass die Signale objektive, allgemein gültige oder bekannte Merkmale sein sollten. Dabei kann es sich zum Beispiel um Garantien, Zeugnisse oder Zertifikate handeln. Diese Qualitätssignale verursachen im Normalfall Kosten, da diese auf Anfrage der informierten Seite von einer unabhängigen Instanz ausgestellt werden, welche ihren Service anschließend in Rechnung stellt. Ein Beispiel für den Gebrauchtwagenmarkt wäre beispielsweise der TÜV. Am Arbeitsmarkt können Bewerber zum Beispiel Signale senden durch den Nachweis der Qualifikationen anhand von Zeugnissen aus Ausbildung, Studium oder sonstigen Weiterbildungen.

Screening

Bein Screening versucht die uninformierte Seite ihr Informationsdefizit auszugleichen. Hier soll sich die informierte durch die Auswahl alternativer Angebote selbst kategorisieren. Bei der Methode der Self Selection werden beispielsweise unterschiedliche Verträge angeboten.

Adverse Selektion: Self Selection
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Adverse Selektion: Screening

Durch die Auswahl gibt die informierte Partei automatisch private Informationen preis. In der Versicherungsbranche werden beispielsweise Voll- und Teil-Versicherungsverträge mit unterschiedlichen Konditionen angeboten. Kunden, welche ihr Risiko selbst sehr hoch einschätzen, sind logischerweise auch bereit mehr zu zahlen für eine umfassendere Versicherung, wohingegen die andere Gruppe geringere Beiträge und Selbstbeteiligungen bevorzugt. Eine weitere Möglichkeit stellen detaillierte Fragebögen oder Auswählgespräche dar, welche auch auf dem Arbeitsmarkt eingesetzt werden.

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