Millikan Versuch
Der Millikan Versuch ist ein Experiment, mit dem sich die Elementarladung, die minimale Ladungseinheit aller Teilchen, bestimmen lässt. Wenn du wissen möchtest, wie das funktioniert, dann bist du hier genau richtig.
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Inhaltsübersicht
Millikan Versuch einfach erklärt
Der Milikan Versuch ist ein erstmals von den Physikern Robert Andrews Millikan und Harvey Fletcher durchgeführter Versuch zur Bestimmung der Elementarladung . Die Elementarladung wird dabei bestimmt, indem man die Steige- und Fallgeschwindigkeiten feinster, geladener Öltröpchen im elektrischen Feld eines Plattenkondensators aus zwei horizontalen Platten misst und dadurch die Tröpfchenladung bestimmt. Es stellt sich heraus, dass die Ladungen solcher Öltröpfchen nur als ganzzahliges Vielfaches einer kleinsten Ladung, der Elementarladung, vorkommen können.
Millikan Versuch Aufbau
Im Allgemeinen besteht der Millikan Versuch aus einem Plattenkondensator mit einer verstellbaren und umpolbaren Spannungsquelle, einem Zerstäuber, der feinste Öltröpfchen (Durchmesser ca. ) erzeugt und zwischen die Kondensatorplatten befördert, und einem Mikroskop zur Beobachtung der Tröpfchenbewegung.
Die Tröpfchen müssen dabei geladen sein, was in der Regel bereits beim Zerstäuben in ausreichendem Maße durch ihre Reibung aneinander und an der Luft geschieht. Um sicherzugehen, verwendet man jedoch oft ergänzend ionisierende Strahlung, die die Tröpfchen auf ihrem Weg vom Zerstäuber in den Plattenkondensator zusätzlich auflädt.
Die geladenen Öltröpfchen füllen dann als Aerosol (Schwebeteilchen in Gas, hier flüssige Tröpchen in Luft) den Raum zwischen den Kondensatorplatten und können mittels eines Mikroskops beobachtet werden. Dabei müssen wir beachten, dass die Tröpfchen sehr lichtdurchlässig sind. Mit einem normalen Mikroskop, das die Tröpfchen mit Licht durchscheint und bei dem das Bild aufgrund von Lichtabsorption in den Tröpfchen entsteht, könnten wir also praktisch nichts erkennen. Daher müssen wir beim Millikan Versuch die Dunkelfeldmethode verwenden. Die Dunkelfeldmikroskopie beruht darauf, dass Licht von Objekten nicht nur absorbiert, sondern auch abgelenkt und gebeugt wird. Mittels einer optischen Apparatur wird so das direkt durch die Tröpfchen laufende Licht so abgelenkt, dass wir es nicht sehen können. Vor dem jetzt also dunklen Hintergrund wird dann das von den Tröpfchen abgelenkte und gebeugte Licht sichtbar (normalerweise wäre es nicht „hell“ genug). Dadurch erreichen wir einen hohen Kontrast in der Abbildung trotz geringer Lichtabsorption. Dabei ist wichtig, dass die meistens beim Millikan Versuch benutzte Mikroskop-Optik das Bild vertikal spiegelt. Sinkende Tröpfchen bewegen sich im Bild also nach oben.
Millikan Versuch Durchführung, Beobachtung und Berechnung
Ist der Plattenkondensator ungeladen, schweben ausreichend kleine und leichte Tröpfchen wie Nebel, während größere Tröpfchen nach einer kurzen Schwebephase langsam nach unten sinken. Wird der Kondensator geladen und wirkt über das sich bildende elektrische Feld (E-Feld) daher eine Coulomb-Kraft auf die Tröpfchen, verändert sich deren Bewegung. Eine Sorte fällt schneller als zuvor, während die andere Sorte langsamer fällt, jetzt schwebt oder sogar steigt; je nach Ladung der Tröpfchen. Diese Tröpfchenladungen wollen wir messen.
Zur Bestimmung der Tröpfchenladung gibt es im Allgemeinen zwei Varianten des Millikan Experiments: die Schwebe- bzw. Einfeldmethode und die Gleichfeld- bzw. Zweifeldmethode.
Schwebemethode bzw. Einfeldmethode
Bei dieser Methode erzeugen wir im Plattenkondensator ein E-Feld fester Polung aber variabler Stärke. Wir stellen die Spannung so ein, dass einige der Tröpfchen nach dem Einsprühen in der Schwebe bleiben, also ein Kräftegleichgewicht herrscht. Dabei wirkt die Gewichtskraft nach unten und die Auftriebskraft und elektrische Kraft wirken nach oben.
Hierbei verwenden wir folgende Größen:
- : Radius des Öltröpfchens
- : Dichte des Öls
- : Tröpfchenladung
- : Spannung am Kondensator
- : Plattenabstand des Plattenkondensators
- : Dichte der Luft
Mit dieser Formel könnten wir prinzipiell schon die Tröpfchenladung messen
.
Allerdings erlaubt das gebeugte Licht des Dunkelfeldmikroskops keine sinnvolle Messung des Tröpfchenradiuses. Dieses Problem lösen wir, indem wir die Spannung abschalten und das resultierende Sinken unseres Tröpfchens beobachten. Nach einer kurzen Beschleunigung bewegt es sich, im Kräftegleichgewicht von , und der der Bewegung entgegenwirkenden Stokesschen Reibungskraft , mit konstanter Geschwindigkeit nach unten
.
Hier ist die Viskosität („Zähigkeit“) der Luft. Das lösen wir nach dem Radius auf
und setzen das Ergebnis in die Formel für die Ladung ein. Wir haben jetzt die Möglichkeit, mittels messbarer Größen zu bestimmen:
.
Unglücklicherweise ist die Schwebemethode des Millikan Versuchs in der Praxis leider fast nicht durchführbar. Das liegt daran, dass der Schwebezustand der mikroskopischen Tröpfchen von der Brownschen Molekularbewegung so stark überlagert wird, dass er fast nicht zu beobachten ist.
Gleichfeldmethode bzw. Zweifeldmethode
Diese Variante des Millikan Versuchs wird auch „Sink- und Steigmethode“ genannt und ist etwas aufwendiger als die Schwebemethode, aber dafür sind die einzelnen Messungen leichter durchzuführen.
Zuerst erhöhen wir die eingestellte Spannung aus der Schwebemethode, sodass die beobachteten Öltröpfchen nicht mehr schweben, sondern nach kurzer Beschleunigung mit der konstanten Geschwindigkeit steigen. Die Tröpfchen sind also im Kräftegleichgewicht
,
wobei die Kräfte links wieder nach unten und die rechts wieder nach oben zeigen.
Anschließend polen wir den Plattenkondensator bei gleicher Spannung um. Unsere Tröpfchen beschleunigen nach unten und ereichen dann eine konstante Fallgeschwindigkeit . Das Kräftegleichgewicht lautet jetzt
mit Gewichts– und elektrischer Kraft nach unten und Reibungs– und Auftriebskraft nach oben.
Ziehen wir die zweite Kräftegleichgewichts-Gleichung von der ersten ab und lösen das Ergebnis nach auf, erhalten wir
,
was wir zurück in eine der beiden Kräftegleichgewichts-Gleichungen einsetzen können. Lösen wir zuletzt noch nach auf, finden wir in beiden Fällen
.
Durch Messung von und können wir also die Tröpfchenladung bestimmen. Interesiert uns auch der Radius, können wir diese Gleichung für in die obige Formel für einsetzen. Dann ist auch durch Messgrößen bestimmbar.
Elementarladung bestimmen
Durch die Messung der Tröpfchenladung können wir mit dem Milikan Versuch die Elementarladung bestimmen. Dazu müssen wir den Versuch oft wiederholen und die gemessenen Ladungen vieler Tröpfchen in ein Diagramm eintragen. Dabei ergibt sich, dass die Tröpfchenladungen nicht kontinuierlich verteilt sind, wie man es in der klassichen Physik erwarten würde, sondern nur diskrete Werte mit immer gleichen Abständen zu den nächsthöheren und -niedrigeren einnehmen. Es gibt also eine minimale Ladungseinheit und jedes Tröpfchen kann nur ganzzahlige Vielfache davon enthalten: mit .
Diese minimale Ladung ist die Elementarladung und man kann sie aus den Abständen der Tröpfchenladungen voneinander bestimmen. Da die Ladungseinheit Coulomb inzwischen über die Elementarladung definiert ist, ist der Wert von exakt definiert:
.
Millikan Versuch Aufgabe
Rechnen wir noch eine kurze Übungsaufgabe zum Millikan Versuch durch.
Ein Tröpfchen sei in einem Plattenkondensator mit von der Spannung in der Schwebe gehalten worden. Nach der Entladung des Kondensators werde die konstante Fallgeschwindigkeit gemessen. Zudem sei , und .
Uns interessieren die Ladung und die Masse des Tröpfchens in Einheiten der Elementarladung. Für die Ladung müssen wir nur die Formel für die Schwebemethode verwenden. Eingesetzt finden wir
Um die Masse zu bestimmen, verwenden wir die Formel für den Radius aus der Schwebemethode und zusätzlich . Damit finden wir