Was genau versteht man unter emotionaler Intelligenz? Wofür brauchst du sie und wie kannst du sie trainieren? Das und mehr erfährst du hier und in unserem Video !

Inhaltsübersicht

Emotionale Intelligenz einfach erklärt

Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, Emotionen wahrnehmen, verstehen, beeinflussen und nutzen zu können. Das kann sich auf die eigenen Gefühle beziehen, aber auch auf die anderer Menschen.

Emotionale Intelligenz hilft dabei, negative Gefühle wie Stress oder Ärger zu reduzieren. Sie kann außerdem positive Gefühle wie Stolz und Erfolgserlebnisse verstärken.

Das macht die emotionale Intelligenz zu einer nützlichen Fähigkeit und sogar zum Erfolgsfaktor: Emotional intelligente Menschen sind sowohl im Privaten als auch im Beruf erfolgreicher! Dabei ist die emotionale Intelligenz sogar aussagekräftiger als der Intelligenzquotient (IQ).

Ein hoher IQ ist nicht alles

Den Begriff Intelligenz verbinden viele erstmal mit logischem Denken oder guten Noten. Diese „klassische Intelligenz“ beschreibt aber nur einen Teil der Intelligenz. Die emotionale Intelligenz ist ein weiterer Teil — und ein wichtiger noch dazu!

Emotionale Intelligenz Beispiel

Emotionale Intelligenz ist überall da praktisch, wo Menschen in Kontakt mit anderen Menschen kommen. Sie steuert Interaktionen und persönliche Beziehungen. Oftmals reichen dabei kurze Gespräche schon aus, um Emotionen zu verändern.

Beispiel: Marie hat verschlafen

Montag Morgen und Marie hat verschlafen. Sie ist spät dran und der Aufzug will einfach nicht kommen. Eine Frau neben ihr fragt sie freundlich, wie spät es ist.

Marie seufzt und sagt der Frau, dass es 9:37 Uhr ist. 

Die Frau sieht, dass Marie angespannt wirkt. Da lächelt die Frau und sagt: „Ach, dann bin ich ja fast pünktlich“. Marie muss lachen und entspannt sich ebenfalls.

Das Beispiel zeigt eine klassische Stresssituation. Aber wieso gehen Menschen so unterschiedlich mit Emotionen wie Stress um? Und warum sind manche Menschen so gut darin, andere zu beruhigen? Das liegt an Aspekten der emotionalen Intelligenz. Doch auch die kannst du trainieren.

Theorien Emotionaler Intelligenz

Um zu verstehen, was genau es mit der emotionalen Intelligenz auf sich hat, kannst du dir die Theorien dahinter anschauen.

Bereits 1920 beschäftigten sich die Psychologen Edward Lee Thorndike und David Wechsler mit dem Konstrukt emotionale Intelligenz. In ihrer Forschung zur allgemeinen Intelligenz sprachen sie dabei von „sozialer Intelligenz“.

Die soziale Intelligenz wurde neben Kernkompetenzen wie logischem Denken als ein wichtiger Teil der Intelligenz betrachtet.  

Emotionale Intelligenz nach Mayer & Salovey

Der Begriff  „emotionale Intelligenz“ wurde schließlich 1990 von den amerikanischen Psychologen John Mayer und Peter Salovey geprägt.

Sie unterteilten die emotionale Intelligenz in vier Kompetenzen . Diese können sich jeweils auf die eigenen Emotionen beziehen, oder auf die Emotionen anderer Menschen:

  • 👁 Emotionen wahrnehmen: Mimik und Gestik richtig deuten können oder bei sich selbst erkennen.
    Beispiel: Lisa kann sehen, dass ihr Freund traurig ist.

  • 💡 Emotionen verstehen: Gefühle richtig interpretieren und in einen Zusammenhang bringen können.
    Beispiel: Lukas versteht, dass er Angst hat, wenn ein Film gruselig ist.

  • 🗣 Emotionen beeinflussen: Gefühle verändern können.
    Beispiel: Lisa kann ihren Freund beruhigen, indem sie ihn in den Arm nimmt.

  •  💪 Emotionen nutzen: Gefühle gezielt einsetzen oder auslösen können.
    Beispiel: Lukas nutzt seinen Tatendrang, um endlich mit dem Lernen anzufangen.

Emotionale Intelligenz nach Goleman

An Bekanntheit gewann der Begriff emotionale Intelligenz erst 1995 durch den Psychologen Daniel Goleman. Er beschrieb das Konstrukt der emotionalen Intelligenz allgemein verständlich und führte den emotionalen Intelligenzquotienten (EQ) ein.

Goleman unterteilte die emotionale Intelligenz in fünf verschiedene Kompetenzen: 

  • 👁 Selbstwahrnehmung: eigene Emotionen wahrnehmen können
  • 🧘‍♀️ Selbstregulierung: eigene Emotionen verstehen und beeinflussen können
  • 👁‍🗨 Empathie : Gefühle anderer Menschen wahrnehmen, verstehen und beeinflussen können
  • 💪 Motivation : eigene Emotionen nutzen und in Handeln umsetzen können
  • 🧩 Soziale Kompetenz :  Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen können; Emotionen in Interaktionen und Beziehungen verstehen und sich als Teil eines Systems sehen können

Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass die Kompetenzen der verschiedenen Autoren teilweise sehr ähnlich sind. Das liegt daran, dass sie oft gleiche Inhalte beschreiben.

Um das etwas leichter verständlich zu machen, kannst du hier das Anfangsbeispiel nochmal aus der Perspektive der Frau betrachten. Welche Kompetenzen zeigt sie?

Emotionale Intelligenz Beispiel

Die Frau sieht Marie am Fahrstuhl warten. Sie fragt Marie wie spät es ist. Da fällt ihr auf, dass das Marie ganz nervös macht. Sie ist bestimmt genauso spät dran wie die Frau selbst. Sie versucht Marie zu beruhigen.

  • 👁 Emotion anderer wahrnehmen (Empathie): 
    Die Frau sieht, dass Marie gestresst ist.

  • 💡 Emotion anderer verstehen (Empathie): 
    Sie versteht, dass Marie wahrscheinlich spät dran ist.

  • 👁‍🗨 Emotion anderer beeinflussen (Empathie): 
    Die Frau versucht Marie zu zeigen, dass das gar nicht so schlimm ist. Sie will sie beruhigen.

  • 💪 Eigene Emotion nutzen (Motivation & soziale Kompetenz):
    Dabei nutzt die Frau, dass sie selbst entspannt ist und bereits gute Laune hat. Anderen zu helfen kann die eigene Laune sogar noch verbessern.

  • 🧘‍♀️ Selbstregulierung:
    Die Frau ist selbst entspannt, obwohl sie ebenfalls spät dran ist.

All diese Kompetenzen umfasst die emotionale Intelligenz also. Aber für wen ist sie eigentlich wichtig?

Wer braucht emotionale Intelligenz?

Die kurze Antwort lautet: Emotionale Intelligenz braucht jeder. Denn es hat sich gezeigt, dass die reine analytische Intelligenz nicht viel über den Erfolg im privaten oder beruflichen Alltag aussagt.

Oftmals kommt es neben dem, was gesagt wird nämlich auch darauf an, wie es gesagt wird. Wer emotional intelligent ist, ist im Beruf und im Privatleben oft erfolgreicher.

Emotionale Intelligenz im Alltag

Im Alltag kann emotionale Intelligenz die persönlichen Beziehungen verbessern und die Interaktion mit Anderen erleichtern.

Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz gelten als flexibel und selbstbewusst. Sie können sich schnell von Stress erholen und sind zielstrebig. 

Im Umgang mit Emotionen hilft eine hohe emotionale Intelligenz, einen wirkungsvollen Umgang mit negativen Gefühlen wie Ängsten, Sorgen, Frustration oder Wut zu finden.

Außerdem hilft emotionale Intelligenz dabei, positive Gefühle wie Begeisterung, Stolz, Fröhlichkeit oder Tatkraft zu fördern.

Das ist natürlich in allen Lebenslagen hilfreich, denn sowohl positive als auch negative Emotionen lassen sich im Leben nicht vermeiden.

Emotionale Intelligenz im Beruf

Viele dieser positiven Eigenschaften emotional intelligenter Menschen lassen sich auch im Beruf anwenden. Emotionale Intelligenz gilt daher als Erfolgsfaktor im Beruf! 

Sogar schon vor dem Berufseinstieg kann die emotionale Intelligenz relevant werden: Fragen zur emotionalen Intelligenz werden immer häufiger im Bewerbungsgespräch  oder Assessment Center abgefragt.

Studien zufolge schätzen dabei sowohl Personaler als auch Arbeitnehmer die emotionale Intelligenz als extrem wichtige berufliche Kompetenz ein.

Der Berufsalltag der meisten Menschen ist durch Interaktionen mit anderen geprägt. Vor allem im Dienstleistungssektor tun sich emotional intelligente Menschen hier leichter in der Kundeninteraktion.

Aber auch in anderen Sektoren ist die emotionale Intelligenz nützlich. Menschen mit einer hohen emotionalen Intelligenz zeigen eine gute Teamfähigkeit, sind belastbar und können gut zwischen verschiedenen Stellen vermitteln.

Es kann daher sinnvoll sein, an der eigenen emotionalen Intelligenz zu arbeiten. Aber wie kannst du überhaupt deine eigene emotionale Intelligenz einschätzen?

Wie erkennst du emotionale Intelligenz?

Du kennst nun die  Kompetenzen und Eigenschaften der emotionalen Intelligenz. Dadurch fällt es dir vielleicht schon etwas leichter, emotionale Intelligenz zu erkennen.

Sicher hast du dabei auch in deinem Bekanntenkreis einige Menschen, bei denen die soziale Intelligenz höher oder eben weniger hoch ausgeprägt ist. Die Frage ist, ob deine Freunde ihre soziale Intelligenz selbst genauso einschätzen würden wie du!

Das ist ein häufiges Problem beim Messen der emotionalen Intelligenz. Denn Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung können oft sehr weit auseinander liegen.

Es kann sich deshalb lohnen, Tests zur emotionalen Intelligenz (EQ-Tests) einmal selbst auszufüllen und einmal andere für dich beantworten zu lassen.

Eine andere Möglichkeit kann es sein, gemeinsam zu reflektieren. So könnt ihr zum Beispiel zusammen über Fragen wie diese nachdenken:

  • Kannst du deine eigenen Gefühle bewusst wahrnehmen?
  • Kannst du anderen oft ansehen, wie sie sich fühlen?
  • Suchen Menschen oft deinen Rat?
  • Bist du ein aufmerksamer Zuhörer?
  • Fällt es dir leicht, dich in andere hineinzuversetzen?
  • Wie reagierst du in Stresssituationen? Schaffst du es, in der Regel ruhig und objektiv zu bleiben?
  • Tritts du oftmals in die Rolle des Vermittlers?

Tests zur emotionalen Intelligenz (EQ-Tests)

Wenn du deine emotionale Intelligenz diagnostisch erheben willst, gibt es dafür auch standardisierte Testverfahren.

  • Der Mayer-Salovey-Caruso Test zur emotionalen Intelligenz (MSCEIT) erhebt die Kompetenzen zum Wahrnehmen, Verstehen, Beeinflussen und Nutzen von Emotionen. Der Test umfasst zum Beispiel das Einschätzen von Emotionen auf Bildern und das Bewerten von Aussagen

  • Das Emotional Competence Inventory (ECI) von Daniel Goleman erhebt die Kompetenzen Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Empathie, Motivation und soziale Kompetenz. Der Test wird normalerweise zuerst als Selbsteinschätzung und dann durch eine andere Person als Fremdeinschätzung durchgeführt.

Neben den standardisierten Tests zu emotionaler Intelligenz, findest du auch viele weitere Tests zur emotionalen Intelligenz im Internet.

Wie kannst du deine emotionale Intelligenz trainieren?

Vielleicht bist du dir nicht sicher, ob deine emotionale Intelligenz hoch genug ist? Da gibt es eine gute Neuigkeit: Emotionale Intelligenz kann man trainieren.

Manche Voraussetzungen für emotionale Intelligenz sind angeboren und manche Aspekte bereits in der frühen Kindheit gefestigt. Aber es gibt auch Teile die jederzeit erlernbar sind!

Du kannst deine emotionale Intelligenz zum Beispiel gemeinsam mit anderen in Gruppendiskussionen oder Rollenspielen trainieren. Dabei könnt ihr euer Verhalten und eure Emotionen gemeinsam reflektieren.

Du kannst deine emotionale Intelligenz aber auch allein trainieren, indem du deine eigenen Kompetenzen trainierst:

  • 🗣 Kommunikationsfähigkeiten stärken: Wenn Emotionen ins Spiel kommen, kann es oft schwierig werden, objektiv und sachlich zu bleiben. Deshalb lohnt es sich, Strategien zur guten Gesprächsführung zu lernen.

  • 🧠 Eigene Bedürfnisse kennen: Auch Emotionen kannst du verstehen lernen. Umso besser du deine Bedürfnisse kennst, desto leichter fällt es dir deine Gefühle einzuordnen. So kannst du schnell erkennen, was negative Gefühle auslöst und dich dafür wappnen und sachlich bleiben.

  • ☯️ Offenheit und Toleranz erhöhen: Sowohl im Privaten als auch im Beruflichen wirst du ständig unterschiedlichen Menschen begegnen. Je offener du auf verschiedene Persönlichkeiten zugehen kannst, desto leichter wird es dir auch fallen Empathie aufzubringen. Auch wenn du mal anderer Meinung bist, kannst du dadurch sachlich und entspannt bleiben.

Emotionale Intelligenz — häufigste Fragen

  • Was ist emotionale Intelligenz Beispiele? 
    Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, negative Gefühle wie Stress oder Ängste wirksam zu reduzieren und positive Gefühle wie Stolz oder Fröhlichkeit zu verstärken.

  • Was ist emotionale Intelligenz einfach erklärt?
    Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, eigene Gefühle und Gefühle von anderen wahrnehmen, verstehen, beeinflussen und nutzen zu können. 

  • Wie zeigt sich emotionale Intelligenz?
    Emotionale Intelligenz zeigt sich zum Beispiel durch ein starkes Selbstbewusstsein, eine gute Teamfähigkeit und hohe Stressresistenz. Durch Faktoren wie diese sind emotional intelligente Menschen oft privat und beruflich erfolgreich.

  • Welche Fähigkeiten machen emotionale Intelligenz aus?
    Emotionale Intelligenz umfasst verschiedene Kompetenzen 
    • Selbstwahrnehmung: eigene Emotionen wahrnehmen
    • Selbstregulierung: eigene Emotionen verstehen und beeinflussen
    • Empathie: Gefühle anderer Menschen wahrnehmen, verstehen und beeinflussen
    • Motivation: eigenen Emotionen in Handeln umsetzen
    • Soziale Kompetenz:  Rücksicht auf andere nehmen können

Empathie

Empathie ist ein wichtiger Teil der emotionalen Intelligenz. Was genau hinter der spannenden Fähigkeit steckt und welche Arten von Empathie es gibt, erfährst du hier !

Zum Video: Empathie
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Empathie

Empathie ist ein wichtiger Teil der emotionalen Intelligenz. Was genau hinter der spannenden Fähigkeit steckt und welche Arten von Empathie es gibt, erfährst du hier !

Zum Video: Empathie
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