Arbitrage
Durch eine Arbitrage nutzt du Preisunterschiede von zum Beispiel Aktien oder Wertpapieren aus, um so Gewinne – sogenannte Arbitragegewinne – zu erzielen. Hier erklären wir dir, wie die Preisunterschiede entstehen, wie sich Arbitrage auf den Markt auswirkt und welche Arten es gibt.
Du willst das Thema noch schneller und einfacher verstehen? Schau dir unser Video zur Arbitrage an.
Inhaltsübersicht
Arbitrage einfach erklärt
Arbitrage ist eine Technik aus dem Finanzmanagement. Dabei nutzt du Preisunterschiede, Kursunterschiede oder Zinsunterschiede auf unterschiedlichen Märkten aus. Edelmetalle, Wertpapiere, Aktien oder Verbindlichkeiten (Schulden) können auf mehreren Märkten gehandelt werden und erzielen dort manchmal leicht unterschiedliche Preise.
Du kaufst nun ein Produkt auf dem Markt, an dem es am günstigsten ist und verkaufst es auf dem Markt, auf dem es sehr teuer ist. Der Kauf und der Verkauf finden nahezu gleichzeitig statt. Dadurch ist das Geschäft für dich auch relativ risikolos, da du schon vor Geschäftsabschluss weißt, wie viel du (ungefähr) verdienen wirst. Wenn sich das Geschäft für dich nicht lohnt, wirst du es also gar nicht erst abschließen.
Die Person, die die Käufe und Verkäufe durchführt, um die Arbitrage auszunutzen, nennst du Arbitrageur. Das Ausnutzen von Arbitragen nennst du Arbitraging.
Theoretisch kann eine Arbitrage jeder ausnutzen. Allerdings musst du die Produkte sehr schnell kaufen und wieder verkaufen – bevor sich die Preise wieder ändern. Damit es sich lohnt, musst du außerdem viel Geld einsetzen, da die Gewinne im Vergleich zum eingesetzten Kapital meistens eher gering ausfallen.
Die Definition von Arbitrage lautet wie folgt:
Arbitrage (Ursprung: Französisch; deutsch: Gutdünken, freies Ermessen; von lat. arbitratus = erwogen, beobachten) ist die nahezu risikolose bzw. sehr risikoarme Gewinnerzielung durch das Ausnutzen von Preis-, Kurs- und Zinsunterschieden auf unterschiedlichen Märkten.
Arbitrage Beispiel
Schauen wir uns gleich mal ein Bespiel zur Arbitrage an. Stell dir vor du befindest dich in einer Stadt. Am nördlichen und am südlichen Ende der Stadt wird jeweils das Edelmetall Silber verkauft. Du stellst fest, dass ein Silberbarren beim Verkäufer am nördlichen Ende der Stadt nur 100 € kostet. Der Händler am südlichen Ende gibt dir dafür 110 €. Jetzt kaufst du beim Händler am nördlichen Ende der Stadt fünf Silberbarren für insgesamt 500 € (100 € * 5 Silberbarren). Damit gehst du an das andere Ende der Stadt und verkaufst die Barren dem Händler. Er gibt dir insgesamt 550 € (110 € * 5 Silberbarren) dafür. Mit den beiden Geschäften (Kauf und Verkauf der Silberbarren) hast du jetzt also 50 € Arbitragegewinn gemacht. Das Ausnutzen des Preisunterschieds nennst du Arbitrage bzw. arbitrieren.
Bedingungen für Arbitrage Geschäfte
Damit eine Arbitrage ausgenutzt werden kann, muss das gekaufte und verkaufte Produkt (Forderungen, Verbindlichkeiten, Wertpapiere, Devisen/Fremdwährungen, Sorten, Edelmetalle, Derivate oder Handelswaren) einige Bedingungen erfüllen.
Das Arbitrageprodukt muss dabei auf mindestens zwei verschiedenen Märkten gleichzeitig gehandelt werden. Auf den beiden Märkten sollte der Preisunterschied möglichst groß sein. Außerdem ist es wichtig, dass das gehandelte Produkt identisch und somit austauschbar (fungibel) und einheitlich (homogen) ist.
Du solltest auch beachten, das das gehandelte Gut schnell und leicht zu kaufen und zu verkaufen sein soll, da sich sonst in Zwischenzeit der Preis wieder ändern kann. Wenn du zum Beispiel ein Haus kaufen und wieder verkaufen möchtest, um die Arbitrage auszunutzen, ist das schwierig. Dafür brauchst du nämlich einen Notar, der das Geschäft mit dir abwickelt – das braucht Zeit.
Arbitragegewinne
Durch Arbitrage erzielst du – wenn alles nach Plan läuft – normalerweise sehr sichere Gewinne, da du bei Abschluss der beiden Geschäfte (Kauf und Verkauf des gehandelten Produktes) alle Informationen über die Kurse, Zinsen und Preise vorliegen hast (Entscheidung unter Sicherheit). Die sicheren Arbitragegewinne werden häufig auch als „Free lunch“ (Deutsch: „Kostenloses Mittagessen“) bezeichnet.
Dein Arbitragegewinn ist die Differenz zwischen dem teureren Verkaufspreis und dem günstigeren Einkaufspreis. Außerdem muss du noch alle möglicherweise anfallenden Transaktionskosten (Beispiel: Transportkosten, Zölle) davon abziehen. Deswegen ist es auch wichtig, dass die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Einkaufspreis größer ist als die Transaktionskosten, sonst machst du nämlich Verluste.
Schauen wir uns das Beispiel mit den Silberbarren nochmal an: Du kaufst sie beim Händler 1 für 500 € und verkaufst sie an Händler 2 für 550 € weiter. Wenn du keine Transaktionskosten hast, machst du 50 € Arbitragegewinn (550 € – 500 €). Belaufen sich die Transaktionskosten auf 30 €, machst du 20 € Gewinn (50 € – 30 €). Betragen die Kosten aber 60 €, dann wird aus deinem Geschäft gar ein Minusgeschäft (50 € – 60 €).
Wichtig ist, dass Arbitragegewinne meist eher gering sind im Vergleich zum dafür eingesetzten Geld. Bei unserem Beispiel musst du 500 € einsetzen, um 20 € Gewinn zu erzielen – angenommen die Transaktionskosten betragen 30€. In der Realität wird oft der Preisunterschied von Aktien auf den verschiedenen Märkten ausgenutzt. Hier betragen die Preisunterschiede zwischen den beiden Märkten oft nur wenige Cent. Du musst also sehr viele Aktien kaufen und wieder verkaufen, um nennenswerte Gewinne zu verzeichnen.
Arbitrage Arten
Es gibt verschiedene Arten von Arbitrage, die durch unterschiedliche Marktdifferenzen (Unterschiede im Preis, Zins oder Kurs) möglich sind. Hier stellen wir dir jetzt einige Arbitrage-Arten, die du kennen solltest, genauer vor:
Differenzarbitrage:
Bei der Differenzarbitrage werden Kauf- und Verkaufsgeschäft direkt aneinander gekoppelt. Dabei werden Wertpapiere an einem Handelsplatz gekauft und zum selben Zeitpunkt zu einem höheren Kurs verkauft. Die Differenzarbitrage ist die ursprüngliche Art des Arbitrage-Geschäfts.
Devisenarbitrage:
Hier nutzt du Preis- und Kursunterschiede von identischen Finanzprodukten an verschiedenen Handelsplätzen. Du kaufst bei der Devisenarbitrage zum Beispiele eine Aktien an der Börse in Frankfurt für 50 € und verkaufst sie zeitgleich an der Börse in New York wieder für 55 € weiter. Dieses Kaufen und Verkaufen von Aktien an der Börse nennst du übrigens Trading.
Raumarbitrage:
Zur Raumarbitrage zählen Arbitragegewinne, die durch die räumliche Trennung der Märkte möglich sind. Dabei müssen die Preisunterschiede der Märkte größer sein als die Transaktionskosten wie Zoll, Export- und Frachtkosten.
Eine Möglichkeit dafür ist die räumliche Differenzierung, so zahlst du beispielsweise in Amerika weniger für ein iPhone als in Deutschland. Zudem kann der Preisunterschied kulturell bedingt sein. So ist eine Kokosnuss in Indien deutlich günstiger als in Deutschland, da sie dort aufgrund des Klimas im Überfluss wächst.
Ausgleichsarbitrage:
Die Ausgleichsarbitrage ist im Gegensatz zur Differenzarbitrage ein einseitiges Geschäft, ohne gleichzeitiges Gegengeschäft. Du kaufst also etwas auf einem besonders günstigen Markt, verkaufst es aber nicht weiter. Du behältst das Produkt erst mal. Es ist auch möglich, dass du ein Produkt auf einem besonders teuren Markt verkaufst, ohne dass du es unmittelbar zuvor gekauft hast. Es war also davor schon in deinem Besitz.
Zeitarbitrage:
Bei der Zeitarbitrage handelt es sich um keine echte Arbitrage. Denn der Kauf und der Verkauf ereignet sich nicht zu einem Zeitpunkt, sondern mit großen zeitlichen Abständen. Das Ziel ist dabei, Gewinne aus Kurs- oder Preisänderungen bei verschiedenen Fälligkeiten zu erwirtschaften.
Als beliebtestes Beispiel dienen hier Devisentermingeschäfte. Zeitarbitrage ist jedoch mehr eine Spekulation als Arbitrage, da sie mit höheren Risiken verbunden ist. Es wird nämlich über die Entwicklung der Devisen oder Preise über einen bestimmten Zeitraum spekuliert. Bei der Zeitarbitrage kaufst du also zum Beispiel eine Aktie, weil du fest davon ausgehst, dass die Preise dafür steigen.
Leerverkäufe
Du tätigst einen Leerverkauf , wenn du ein Produkt (Hauptsächlich Devisen, Handelsware und Wertpapiere) verkaufst, obwohl es dir noch gar nicht gehört. Du verkaufst also ein Produkt, von welchem du zum Zeitpunkt der Verkaufsvereinbarung nicht Eigentümer bist. Damit du das Produkt dann rechtzeitig liefern kannst, musst du es im Nachhinein kaufen.
Bei Leerverkäufen drehst du das Arbitrage Geschäft also um. Du verkaufst ein Produkt möglichst teuer, um es danach so günstig wie möglich zu erwerben, um es dem Käufer auszuhändigen.
Wenn du noch mehr zu dem Thema wissen willst, schau dir gern unser Video zu den Leerverkäufen an!
Formen von Arbitrage
Die Arbitrage Geschäfte funktionieren hauptsächlich in drei Formen:
- Räumliche Arbitrage: Die beiden Märkte sind geografisch getrennt voneinander und handeln deswegen das selbe Produkt zu unterschiedlichen Preisen (Beispiel: Börse in Frankfurt und in New York)
- Kulturelle Arbitrage: Einem Produkt wird in einer bestimmten Kultur ein höherer Wert zugeschrieben (Bespiel: Ein Lebensmittel ist in einer Kultur ein geläufiges Grundnahrungsmittel, in einer andern Kultur ist es eine seltene Delikatesse)
- Zeitlich Arbitrage: Der Kauf und der Verkauf finde nicht gleichzeitig statt. Der Arbitrageur nimmt dabei an, dass die Preise für das Produkt steigen.
Entstehung des Preisunterschieds
Der Preis auf einem Markt entwickelt sich durch das Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage . Wenn mehr nachgefragt wird, dann steigen die Preise, herrscht weniger Nachfrage nach einem Produkt, sinken die Preise. Darstellen kannst du die Preisentwicklung auf einem Markt mit Angebotskurve und der Nachfragekurve .
In einem vollkommenen Markt hat ein Produkt an allen möglichen Verkaufs- & Kaufsplätzen den gleichen Preis. Dadurch sind Arbitragegewinne unmöglich, weil es ja keine Preisunterschiede zwischen den Märkten gibt. In der Realität wird allerdings an den verschiedenen Orten eine unterschiedliche Menge angeboten und nachgefragt. Dadurch entstehen die Preisunterschiede, die du dann für die Arbitrage ausnutzen kannst.
Wenn du jetzt noch mehr über die Preisbildung auf einem Markt durch Angebot und Nachfrage wissen willst, schau dir gerne unser Video zu dem Thema an.
Ökonomische Auswirkungen
Wenn du eine Arbitrage ausnutzt, wirkt sich das auf die Wirtschaft – vor allem auf die Preise für das Produkt – aus.
Schauen wir uns als erstes die beiden Märkte an, auf denen du das Produkt kaufst und verkaufst. Du kaufst das Produkt auf einem Markt, wo es besonders günstig ist. Nachdem du das Produkt gekauft hast, hat der Händler weniger Stück von dem Produkt zur Verfügung. Deswegen hebt er jetzt die Preise für das Produkt an. Der Händler, der dir das Produkt zu einem höheren Preis wieder abkauft, hat – nachdem du es ihm verkauft hast – mehr Stück von dem Produkt zur Verfügung. Deswegen senkt er den Preis. Insgesamt führt das dazu, dass sich die beiden Preise einander annähern. Der Preisunterschiede wird weniger. Arbitrage hat also eine Preisausgleichsfunktion.
Dadurch machen Arbitrage Geschäfte einen Markt auch effizienter (Markteffizienz). Kein Händler möchte der Händler sein, der ein Produkt „so billig“ verkauft, dass nur durch den Weiterverkauf Gewinne entstehen. Dadurch passen alle Händler ihre Preise an.
In der heutigen Zeit werden die Märkte auch immer transparenter (Markttransparenz). Durch das Internet hat jeder ständig Zugang zu Informationen über die aktuellen Preise, Kurse und Zinsen. Dadurch werden die Unterschiede zwischen den einzelnen Märkten geringer. Es wird also immer schwieriger eine Arbitrage auszunutzen. Durch die Technisierung gibt es auch Computersysteme, die die Märkte weltweit überwachen und Möglichkeiten für Arbitrage innerhalb weniger Sekunden ausnutzen. Deswegen kommet es auch immer seltener zu Arbitrage. Das nennst du auch Arbitragefreiheit. Arbitragefreiheit beschreibt das Fehlen von Arbitragemöglichkeiten.
Spekulation vs. Arbitrage
Neben der Arbitrage ist auch die Spekulation ein bedeutendes Finanzgeschäft. Wie sich die beiden voneinander unterschieden, zeigen wir dir hier.
Arbitrage | Spekulation |
Gewinne durch Ausnutzen vorhandener Kurs-, Zins- und Preisunterschiede | Mögliche Gewinne durch Anstieg von Kurs, Preis oder Zinsen |
Relativ risikoarm | Risikoreich |
Zeitgleicher An- und Verkauf | Kauf und später Verkauf unter Annahme, dass Preis bei Verkauf gestiegen ist |
Sicheres Wissen über Preise | Spekulation auf mögl. zukünftige Preise |
Eher wenig hohe Gewinne | Hohe Gewinne und hohe Verluste möglich |