Natürliche Arbeitslosenquote
Dieser Artikel untersucht die natürliche Arbeitslosigkeit und widmet sich nach einer kurzen Definition und Einordnung der Berechnung der natürlichen Arbeitslosenquote mit der dazugehörigen Formel. Es wird gezeigt wie aus dem Graphen die Erwerbslosenquote abgelesen werden kann und welche Rolle andere Variablen wie die Marktmacht eines Unternehmens haben.
Du willst dich lieber zurück lehnen und alles erklärt bekommen? Unser Video erklärt dir alles zur natürlichen Arbeitslosenquote einfach und verständlich!
Inhaltsübersicht
Natürliche Arbeitslosenquote Definition
Die natürliche Arbeitslosenquote (natural rate of unemployment) besagt, dass in einer Volkswirtschaft, auch bei einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht, aufgrund von Marktunvollkommenheiten eine gewisse natürliche Arbeitslosigkeit herrscht, bei gegebenen Reallohn.
Was ist die natürliche Arbeitslosenquote?
Folglich bezeichnet die natürliche Arbeitslosigkeit den Zustand eines stetigen Unterbeschäftigungsniveaus, welches nicht beseitigt werden kann. Dies ist zum Beispiel aufgrund von Informationsmängeln, demographischen und mobilitätsbedingten Hemmnissen oder anderen Marktunvollkommenheiten der Fall. Entscheidend bei der Senkung der Arbeitslosigkeit ist die Unterscheidung zwischen kurzfristiger, also zyklischer Arbeitslosigkeit und langfristiger, also struktureller Arbeitslosigkeit . Langfristig gesehen kann den verschiedenen Arten der Arbeitslosigkeit durch strukturpolitische Maßnahmen entgegengewirkt werden. Auf kurze beziehungsweise mittlere Sicht wird die natürliche Arbeitslosenquote auf das im makroökonomischen Gleichgewicht bestimmte Niveau zurückfallen und jährlichen Schwankungen unterliegen.
Makroökonomie natürliche Arbeitslosenquote
Auf dem Arbeitsmarkt der makroökonomischen Theorie wird die natürliche Arbeitslosigkeit durch die Preissetzung und die Lohnpolitik bestimmt. Die Arbeitslosenquote wird als Indikator für die Ziele der Wirtschaftspolitik verwendet, sowie darüber hinaus in makroökonomischen Theorien und Modellen, wie dem AS AD Modell und der Phillipskurve .
Natürliche Arbeitslosenquote Formel
Nachdem du in den letzten Beiträgen gelernt hast, wie sich Preise und Löhne am Arbeitsmarkt ergeben, wollen wir uns jetzt mit der daraus resultierenden Arbeitslosenquote u beschäftigen. Diese erhalten wir aus dem Punkt, an dem sich die Reallöhne der beiden Betrachtungen genau entsprechen. Zur Erinnerung zeigen wir dir hier nochmal die beiden Formeln für den Lohn:
und für den Preis:
Wir nehmen uns wieder eine Graphik zur Hilfe und überlegen zunächst einmal, wie wir die Achsen beschriften müssen.
Graph natürliche Arbeitslosenquote
Auf der X-Achse steht die Arbeitslosenquote u, denn diese wollen wir ja ermitteln. Für die Y-Achse suchen wir einen weiteren Parameter, der in beiden Gleichungen vorkommt. Dafür bedienen wir uns zunächst einer Vereinfachung: Das erwartete Preisniveau P_e entspricht von nun an dem tatsächlichen Preisniveau P. Damit erhalten wir die veränderte Lohngleichung zu:
Jetzt können wir beide Gleichungen nach dem Reallohn umstellen und erhalten:
Reallohn als Parameter für die Y-Achse
Für unsere Y-Achse wählen wir also den Reallohn W durch P. Bevor wir die Kurven allerdings auftragen, wollen wir vorher noch zwei wichtige Abkürzungen einführen. WS steht für „wage setting“, also die Lohnkurve, PS steht für „price setting“, also die Preiskurve.
Diese Abkürzungen solltest du kennen, sie werden in den meisten Lehrbüchern verwendet. Kommen wir zur Lohnkurve. Diese nimmt in unserem Koordinatensystem einen fallenden Verlauf. Das liegt daran, dass der Lohn mit steigender Arbeitslosenquote sinkt, da sich dadurch ein Verhandlungsvorteil für den Arbeitgeber ergibt. Falls du nicht mehr ganz sicher bist, wie sich die Kurve verändert, schau dir doch nochmal unser Video zur Lohnpolitik an.
Die Preiskurve
Die Preiskurve, welche durch die Preissetzung zustande kommt, beschreibt ganz einfach eine horizontale Gerade, da in der Formel kein u vorkommt und sie somit nicht veränderbar ist. Der Reallohn ist damit unabhängig von der Arbeitslosenquote.
Wie du dir schon denken kannst, wollen wir jetzt wieder ein Gleichgewicht aus den beiden Kurven bestimmen. Dafür suchen wir den Schnittpunkt, also den Punkt, an dem die beiden Reallöhne genau gleich hoch sind. In unserem Beispiel treffen sich die Kurven im Punkt A – hier bezeichnen wir die Arbeitslosenquote als natürliche Arbeitslosenquote un. Obwohl der Name es vermuten lässt, ist diese nicht von der Natur gegeben, sondern vielmehr durch die Variablen und z veränderbar.
Das Arbeitslosengeld steigt
Steigt beispielsweise das Arbeitslosengeld, erhöht sich auch die Sammelvariable z. Für dich bedeutet das, dass du weniger Angst vor der Arbeitslosigkeit haben musst und dementsprechend höhere Reallöhne fordern kannst. Unsere WS-Kurve verschiebt sich also nach oben und bildet die neue Kurve WS‘. Du erkennst bestimmt schon, dass wir jetzt auch einen neuen Schnittpunkt A‘ bekommen. Die natürliche Arbeitslosenquote verschiebt sich damit nach rechts und steigt also von un auf un‘. Wir merken uns: Die Erhöhung von z führt zu einer Erhöhung von un.
Der Gewinnaufschlag
Kommen wir jetzt zum Gewinnaufschlag und überlegen uns, was diesen beeinflussen könnte. Wir haben bereits gelernt, dass dieser Mark Up als direkter Indikator für die Marktmacht eines Unternehmens verstanden werden kann. Wenn du die einzige Pizzeria der Stadt besitzt, kannst du die Preise wählen, wie du willst und die Leute werden trotzdem bei dir kaufen, weil es keine Alternativen gibt. Wenn nun allerdings zwei Konkurrenten ebenfalls eine Pizzeria eröffnen, sinkt deine Marktmacht und du musst deinen Gewinnaufschlag senken.
Der Markteintritt von Konkurrenz kann damit zu einem kleineren μ führen. Doch was bedeutet das für unsere PS-Kurve? Ganz einfach: Da das μ im Nenner der PS-Gleichung steht, verschiebt sich die Gerade nach oben. Diese Gerade bezeichnen wir als PS‘ mit dem Gewinnaufschlag μ Strich. Die natürliche Arbeitslosenquote sinkt damit auf den neuen Wert un‘. Wichtig ist also: Sinkt der Gewinnaufschlag, sinkt auch die unser un.
Natürliche Arbeitslosenquote Berechnung
Bei gegebener natürlicher Arbeitslosenquote erhalten wir auch ein natürliches Beschäftigungsniveau. Zur Herleitung betrachten wir die Definition der Arbeitslosenquote in der Formelschreibweise:
Klein u ist demnach gleich die Anzahl der Arbeitslosen groß U durch die Erwerbsbevölkerung L. Um das Beschäftigungsniveau zu erhalten, wollen wir die Formel jetzt erweitern. Dafür beschreiben wir die Anzahl der Arbeitslosen mit der Differenz zwischen der gesamten Erwerbsbevölkerung L und der Anzahl der Erwerbspersonen N. In der Formel erhalten wir damit:
Die Anzahl der Erwerbspersonen N ist hier genau das gesuchte Beschäftigungsniveau. Damit sind wir fast schon am Ziel angekommen. Wir stellen die Formel jetzt noch um zu:
Und schon haben wir einen Zusammenhang für das Beschäftigungsniveau hergeleitet. Für das natürliche Beschäftigungsniveau gilt im Gleichgewicht, dass dieses durch die natürliche Arbeitslosenquote un gegeben ist:
Für die Produktion folgt daraus über die bekannte Produktionsfunktion Y gleich N der Zusammenhang:
Damit haben wir ganz einfach die Gleichung für das natürliche Produktionsniveau bestimmt.
Arbeitslosenquote berechnen
Die Arbeitslosenquote ist beschreibt die Beschäftigungsquote einer Volkswirtschaft (oder einer Region). Um sie zu berechnen stellst du teilst du die Anzahl der Erwerbslosen durch die Anzahl der Menschen, die in der Lage wäre zu arbeiten. Dies sind die Gruppe der Erwerbstätigen und der Erwerbslosen.
Die Formel, um die Arbeitslosenquote zu berechnen, lautet:
Arbeitslosenquote = Arbeitslose / (Erwerbstätige + Arbeitslose) * 100
Schauen wir uns ein Beispiel an, wie man die Arbeitslosenquote für Deutschland im Jahr 2018 berechnet. Die Anzahl der Erwerbslosen lag durchschnittlich bei 2.340.000. Die Zahl der Erwerbstätigen belief sich im Durchschnitt um 44.830.000 laut der Agentur für Arbeit. Damit müssen wir die Werte nur noch in die Formel einsetzen und erhalten die Arbeitslosenquote.
Arbeitslosenquote = = 4,96%
Die Arbeitslosenquote ist ein wichtiger Indikator, um die wirtschaftliche Lage von bestimmten Regionen zu erfassen und vergleichen zu können.