Geldmarkt: Geldnachfrage und Geldangebot
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Geldmarkt und dem Gleichgewicht aus Geldnachfrage und -angebot im Geldmarktmodell. Nach einer Definition und Einordnung erfolgt die Berechnung der Geldnachfragefunktion und die Veranschaulichung anhand der Geldmarkt Grafik.
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Inhaltsübersicht
Geldmarkt Definition
Auf dem Geldmarkt, welcher ein Teil des Finanzmarktes ist, treffen die Geldnachfrage und das Geldangebot zusammen und bilden so das Geldmarktgleichgewicht.
Geldmarkt Kapitalmarkt
Allgemein befassen sich alle Teilmärkte des Finanzmarktes, welcher neben dem Geldmarkt außerdem den Kapitalmarkt und den Kreditmarkt umfasst, mit Finanzinstrumenten. In der makroökonomischen Theorie steht dem Finanzmarkt der so genannte Gütermarkt gegenüber, welcher sich mit dem Angebot und der Nachfrage nach Waren und Dienstleitungen auseinandersetzt. Auf dem Kreditmarkt, welcher auch als Devisenmarkt bekannt ist, wird langfristig mit Devisen, also Geld in einer ausländischen Währung gehandelt. Dieser grenzt sich so von den anderen beiden Teilmärkten ab, wobei bei der Unterscheidung zwischen Geld- und Kapitalmarkt wiederum die Fristigkeit der Finanzinstrumente ausschlaggebend ist. Entscheidend ist, dass Auf dem Kapitalmarkt mittelfristige Finanzierungsmittel gehandelt werden und auf dem Geldmarkt das kurzfristige Geldangebot und die kurzfristige Geldnachfrage betrachtet werden.
Geldmarkt Makroökonomie
Diese kurzfristige Geldnachfrage und das kurzfristige Geldangebot stehen sich folglich auf dem Geldmarkt gegenüber und bestimmen den Geldmarktzins. Dieser Mechanismus wird in der makroökonomischen Theorie durch das Geldmarktmodell veranschaulicht. In der Realität gibt es auf dem Geldmarkt zwei Anbieter von Geld: Die Zentralbank stellt das Bargeld und die Geschäftsbanken, wie z.B. die Commerzbank, stellen das Sichtguthaben.
Geldnachfragefunktion
Um die Mechanismen leichter verständlich zu machen, wird davon ausgegangen, dass das gesamte Geld in Form von Bargeld gehalten wird. Also existiert zunächst nur die Zentralbank und es gibt in diesem vereinfachten Geldmarktmodell vorerst keine Geschäftsbanken mit Sichteinlagen. Um die Geldnachfrage beschreiben zu können wird die Geldnachfrageformel verwendet, welche wir uns nun genauer ansehen.
Für die hier abgebildete Geldnachfragefunktion gibt es in der Geldnachfragetheorie verschiedene Schreibweisen. Wir orientieren uns hier an der Schreibweise aus dem Buch „Makroökonomie“ von Blanchard und Illing. Bezeichnen wir die Geldnachfrage, also die Menge an Geld, die die einzelnen Wirtschaftssubjekte halten wollen, mit . Diese Geldnachfrage wird vom Nominaleinkommen und dem Zinssatz bestimmt. Das Nominaleinkommen berechnet sich als Produkt aus dem Realeinkommen und dem Preisniveau .
Um besser zu verstehen, wie sich die Änderung einer Variablen auf die Geldnachfrage auswirkt, schauen wir uns das Ganze graphisch an. Wir zeichnen die Geldnachfragefunktion in ein Diagramm mit dem Zinssatz auf der y-Achse und der Geldmenge auf der x-Achse:
Geldnachfrageformel: Veränderungen Parameter
Durch Veränderungen der Parameter der Geldnachfrageformel erfolgt eine Verschiebung der Kurve , welche die Geldnachfrage abbildet. Im Folgenden wird getrennt betrachtet, welche Verschiebungen sich ergeben, wenn das Nominaleinkommen beziehungsweise der Geldmarktzins variieren.
Geldmarkt Einkommen
Schauen wir uns zuerst an was passiert, wenn wir das Nominaleinkommen erhöhen. Wie man in der Grafik erkennen kann, verschiebt sich die Geldnachfrage bei einer Erhöhung des Nominaleinkommens nach rechts. Dadurch erhalten wir bei einem gleichbleibenden Zinssatz eine höhere nachgefragte Geldmenge. Das macht ja auch Sinn: wenn man mehr Geld verdient, hat man ja auch mehr davon auf der Bank, beziehungsweise mehr Cash im Geldbeutel. Die Geldnachfrage hängt also positiv vom Nominaleinkommen ab.
Geldmarkt Zinssatz
Was passiert aber, wenn wir den Zinssatz am Geldmarkt erhöhen? Hier beobachten wir einen anderen Effekt. Durch der Geldmarktzinsen von auf auf erhalten wir eine geringere nachgefragte Geldmenge . Die Geldnachfrage hängt folglich negativ vom Zinssatz ab.
Geldmarkt Gleichgewicht
Nachdem die Geldnachfrage behandelt wurde, wird als nächstes die Gleichgewichtsbedingung auf dem Geldmarkt betrachtet, welche durch das Aufeinandertreffen mit dem Geldangebot erreicht wird. Um ein Gleichgewicht auf dem Geldmarkt zu erreichen, muss das Geldangebot mit der Geldnachfrage gleichgesetzt werden:
Da das Geldangebot nicht vom Zinssatz abhängt, können wir das Geldangebot einfach als senkrechte Gerade in unsere Grafik einsetzen. Im Schnittpunkt der beiden Geraden befindet sich jetzt also das Gleichgewicht, welches uns auch den gleichgewichtigen Zinssatz und die gleichgewichtige Geldmenge liefert.
Veränderungen von Geldangebot und Geldnachfrage
Veränderungen von Geldangebot und Geldnachfrage beeinflussen folglich den das Geldmarktgleichgewicht und den gleichgewichtigen Zinssatz. Zunächst betrachten wir die Veränderungen des Geldangebots. Wie bereits oben erwähnt, bestimmt die Zentralbank das Geldangebot. Dies kann durch sogenannte Offenmarktgeschäfte erreicht werden. Einfach gesagt, sind Offenmarktgeschäfte der Kauf oder Verkauf von Geldmarktpapieren. Um das Geldangebot, also die verfügbare Geldmenge, zu erhöhen, kauft die Zentralbank diese Wertpapiere und bezahlt mit neu geschöpftem Geld.
Wie man in der Grafik sehen kann, reduziert sich der Zinssatz bei einer Erhöhung des Geldangebots von auf . Wenn der Zinssatz wieder erhöht werden soll, wird im Umkehrschluss einfach das Geldangebot gesenkt. Dieses Ziel wird erreicht, indem die Zentralbank Geldmarktpapiere verkauft und das eingenommene Geld dem Wirtschaftskreislauf entzieht.
Allerdings hat nicht nur das Geldangebot Auswirkungen auf den gleichgewichtigen Zinssatz. Wie du in der vorhin bereits geklärt wurde und wie du auch in der Geldmarkt Grafik zu sehen ist, beeinflusst auch eine Änderung der Geldnachfrage das Geldmarktgleichgewicht. Bei einer Erhöhung des Nominaleinkommens verschiebt sich die Geldnachfragefunktion nach rechts. Um bei gleichgebliebenem Geldangebot im Gleichgewicht zu bleiben, muss sich der Geldmarktzins von auf erhöhen.
Erweitertes Geldmarktmodell: Sichteinlagen
Bisher wurde das Gleichgewicht auf dem Geldmarkt in einer Welt ohne Geschäftsbanken betrachtet. Das ist natürlich unrealistisch, da wir nicht unser gesamtes Geld in Bar unter der Matratze aufbewahren. Im Folgenden wird das erweiterte Geldmarktmodell betrachtet, welches berücksichtigt, dass das Geld auch als Sichtguthaben gehalten werden kann. Nach der Erweiterung des Geldmarktmodells wird nun unterschieden zwischen Bargeld, das von der Zentralbank kommt, und Sichtguthaben, das von den sogenannten Geschäftsbanken, wie z.B. der Commerzbank oder der Sparkasse, zur Verfügung gestellt wird. Doch was sind Sichteinlagen eigentlich? Um das erweiterte Geldmarktmodell nachvollziehen zu können, ist es wichtig den Unterschied zwischen Sichteinlagen, also Geschäftsbankgeld und dem Zentralbankgeld zu verstehen.
Sichteinlagen Definition
Als Sichtguthaben werden Geldeinlagen bei Geschäftsbanken bezeichnet, auf welche der Kunde jederzeit zugreifen kann. Diese Giro- oder Tagesgeldkonten haben in der Regel einen sehr niedrigen Zinssatz und werden für die Abwicklung des alltäglichen Zahlungsverkehrs verwendet.
Geldnachfrage im erweiterten Modell
In dem erweiterten Geldmarktmodell hat sich an der der gesamten Geldnachfrage durch die Einführung von Geschäftsbanken mit Sichtguthaben nichts geändert. Sie wird immer noch durch die Gleichung
beschrieben. Wir können die Geldnachfrage jetzt aber aufteilen, in die Geldnachfrage nach Zentralbankgeld und die Geldnachfrage nach Geschäftsbankgeld.
Geldnachfrage nach Geschäftsbankgeld
Bestimmen wir zuerst einmal die Geldnachfrage nach Geschäftsbankgeld, also nach den Sichteinlagen. Wenn wir den Anteil, den die Wirtschaftssubjekte als Bargeld halten wollen, mit dem Buchstaben bezeichnen, ist der Anteil an Sichteinlagen folglich . Somit berechnet sich die Geldnachfrage nach Sichteinlagen :
Geldnachfrage nach Zentralbankgeld
Nun müssen wir noch die Geldnachfrage nach Zentralbankgeld bestimmen. Ein Teil der Geldnachfrage nach Zentralbankgeld beinhaltet den Bargeldbedarf der Privatpersonen, den wir mit bezeichnen. Dieser setzt sich zusammen aus dem Anteil , den die Wirtschaftssubjekte als Bargeld halten wollen, multipliziert mit der gesamten Geldnachfrage.
Allerdings fragen nicht nur die privaten Haushalte Zentralbankgeld nach, sondern auch die Geschäftsbanken. Diese müssen einen Teil des von ihren Kunden eingezahlten Geldes als Reserven in ihrem Bestand halten. Die Höhe der Reserven bestimmt der sogenannte Mindestreserve-Satz . Die Anzahl an Reserven bestimmt sich also aus dem Reservesatz multipliziert mit der Gesamtsumme der Sichteinlagen . Wenn wir in diese Gleichung jetzt für die Sichteinlagen unsere Funktion von eben einsetzen, erhalten wir die Geldnachfrage nach Reserven .
Um jetzt die Geldnachfrage nach Zentralbankgeld zu bestimmen, müssen wir nur noch den Bargeldbedarf und die Nachfrage nach Reserven addieren. Wenn wir für die beiden Parameter abschließend unsere vorher bestimmten Gleichungen einsetzen, erhalten wir folgende Gleichung für die Geldnachfrage nach Zentralbankgeld:
Erweitertes Geldmarktmodell: Geldmarktgleichgewicht
Abschließend charakterisieren wir das Geldmarktgleichgewicht. Dazu müssen wir das Geldangebot mit der Geldnachfrage gleichsetzen. Wenn wir für unsere Geldnachfragefunktion heranziehen, ergibt sich folgende Gleichung:
Das Geldangebot wird direkt durch die Zentralbank kontrolliert. Wie bereits oben im ersten Abschnitt des Beitrags, steuert die Zentralbank das Geldangebot durch Offenmarktgeschäfte, also durch den Kauf und Verkauf von Wertpapieren. Die Auswirkungen von Veränderungen des Nominaleinkommens oder von Veränderungen des Geldangebots auf den gleichgewichtigen Zinssatz sind grundlegend dieselben wie im einfachen Fall. Aus diesem erweiterten Geldmarktmodell wird die LM Kurve hergeleitet, welche grundlegend für das AS AD Modell ist.