Bullwhip Effekt
In diesem Artikel erfährst du alles zum Bullwhip Effekt. Anfangs geben wir dir die Bullwhip Effekt Definition und ein erklärendes Bullwhip Effekt Beispiel. Danach zeigen wir dir, was die Entstehungsgründe und Lösungsansätze dafür sind und am Ende fassen wir alles nochmal kurz zusammen.
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Inhaltsübersicht
Bullwhip Effekt Definition
Der Bullwhip Effekt, auch Peitscheneffekt genannt, beschreibt Nachfrageschwankungen entlang mehrstufiger Lieferketten (auf engl. Supply Chains) in der Logistik. Dies geschieht häufig durch Abstimmungs- und Kommunikationsprobleme zwischen den einzelnen Stufen und wird umso stärker, umso weiter man sich vom Endkunden in Richtung Hersteller bewegt.
Das Nachfragesignal welches vom Endkunden gesendet wird, wird also falsch gedeutet oder mit Zeitverzögerungen weitergeleitet. Für gewöhnlich bestellt dann der Einzelhändler die nachgefragte Menge mit zusätzlichem Sicherheitsbestand beim Großhändler. Um Lieferengpässe zu vermeiden, wird dieser dann ebenfalls eine größere Menge beim Hersteller bestellen. Durch die zeitliche Verzögerung der Bestellung auf den einzelnen Ebenen und der Bildung von Sicherheitsbeständen, kann es dann dazu kommen, dass die bestellte Menge den tatsächlichen Bedarf übersteigt und hohe Lagerbestände entstehen. Der Peitscheneffekt schaukelt sich also von Stufe zu Stufe auf, da durch die fehlende oder mangelhafte Kommunikation immer größere Mengen bestellt werden.
Dies führt dann zu ausgelasteten Produktionskapazitäten, hohen Lagerkosten und eventuell sogar zu veralteten oder verdorbenen Produkten. Der Bullwhip Effekt ist deshalb ein wichtiger Faktor im Risikomanagement des Supply-Chain-Managements.
Bullwhip Effekt Beispiel
Um den Bullwhip Effekt ganzheitlich zu verstehen, wollen wir ihn dir nun an einem ausführlichem Bullwhip Effekt Beispiel erklären.
Ein Seifenhersteller hat eine neue Sorte mit Melonengeruch auf den Markt gebracht und die Nachfrage der Endkunden steigt im Sommer von 2 Mio. verkauften Seifen auf 2,2 Mio. verkaufte Seifen an. In den Drogerien und Supermärkten macht sich das durch niedrige Bestände und teils ausverkaufte Regale bemerkbar. Deshalb beschließt der Einzelhandel 2,8 Mio. Seifen beim Großhändler zu bestellen, um die große Nachfrage der Kunden bedienen zu können. Um mögliche Lieferengpässe zu vermeiden, bestellt der Großhändler 3,5 Mio. Seifen beim Hersteller.
Mittlerweile sind die Temperaturen jedoch wieder gesunken und einige Kunden steigen auf die Seife mit Vanillegeruch um. Das hat zur Folge, dass die bestellten Mengen der Zwischenstufen zu großzügig geplant wurden und den eigentlichen Bedarf übersteigen. Die Folge davon sind ausgelastete Lagerräume und hohe Lagerungskosten.
Wie du siehst, kann eine kleine Änderung in der Endkundennachfrage große Auswirkungen auf die Bestellmenge beim Hersteller nehmen und somit die Lagerbestände unnötig erhöhen. Wie groß die Sicherheitsmargen der Zwischenhändler sind, hängt dabei von unterschiedlichen Faktoren ab. Außerdem ist es natürlich entscheidend, wie viele Zwischenstufen ein Bestellvorgang durchläuft. Die Kettenreaktion und somit der Peitscheneffekt, schaukelt sich immer mehr auf, je mehr Stufen er durchläuft.
Fehlerhafte Informationsübermittlung
Für falsche Bestellgrößen ist zum einen eine fehlerhafte Übermittlung von Informationen verantwortlich. Das liegt daran, dass jede Einheit nur lokale Informationen und Daten zur Verfügung hat und nur aktuelle Absatzzahlen an die nächsthöhere Einheit weitergibt. Diese bekommt dann nur mit, dass die Absatzmenge angestiegen ist, allerdings nicht wie lang dieser Anstieg anhält und wodurch er verursacht wurde. Dazu trägt auch der Zeitverzug bei der Weitergabe von Informationen, bzw. Bestellungen bei. Dieser führt ebenfalls dazu, dass in der nächsthöheren Einheit eine größere Menge bestellt wird, obwohl der Absatzanstieg eventuell bereits beendet ist.
Falsches Bestellverhalten
Selbst wenn die Informationen richtig übertragen wurden, birgt falsches Bestellverhalten eine weitere Fehlerquelle. Ein Beispiel dafür sind Bündelbestellungen, um Versandkosten zu sparen. Allerdings entsteht dadurch entweder ein Überbestand an Waren oder Lieferengpässe. Zudem werden häufig neue Bestellungen veranlasst, obwohl bereits getätigte Bestellungen noch unterwegs sind.
Bildung von Sicherheitsbeständen
Ebenso schwierig verhält es sich mit der Bildung von Sicherheitsbeständen , um Engpasssituationen zu vermeiden. Das heißt eine Einheit bestellt eine größere Menge als benötigt, um einen ständigen Sicherheitsbestand auf Lager zu haben und flexibel auf die gestiegene Nachfrage reagieren zu können.
Preisschwankungen
Die letzte Ursache für den Bullwhip Effekt liegt in Preisschwankungen, die zwischen den einzelnen Stufen der Lieferkette entstehen und sich dadurch auf die Bestellmenge auswirken. Diese Schwankungen können beispielsweise durch Mengenrabatte oder Gutscheine entstehen, die ein Zwischenlieferant einem anderen gewährt.
Bessere Kommunikation auf den Ebenen
Um die Kommunikation und den Informationsaustausch zwischen den einzelnen Ebenen zu verbessern, sollte stufenübergreifend kommuniziert werden, also Absatzzahlen oder notwendige Bestellgrößen auch direkt an den Hersteller weitergeleitet werden.
Verringerung der Bestellmenge und Erhöhung der Lieferfrequenz
Um die Bestellmenge eines einzelnen Produktes an den Bedarf anzupassen und gleichzeitig die Lieferfrequenz zu erhöhen, eignen sich sogenannte Mischpaletten. Anstelle einer gesonderten Palette eines einzelnen Produktes zu liefern, werden verschiedene Produkte einfach auf derselben Palette gebündelt. Das ermöglicht dem Unternehmen schnell auf Bedarfsschwankungen einzelner Produkte zu reagieren, wie auch niedrigere Lieferkosten.
Vermeidung von Preisschwankungen
Damit Preisschwankungen vermieden werden können, sollten stets gleichbleibende Preise auf allen Stufen eingeführt werden. Allerdings ist dies nur schwer umzusetzen, da Preisangebote, und somit Preisschwankungen, ein fester Bestandteil gezielter Werbemaßnahmen sind. Um dem Bullwhip Effekt dennoch entgegen wirken zu können, sollten derartige Promotionen frühzeitig angekündigt werden, sodass sich die folgenden Stufen darauf einstellen und eingehen können.
Bullwhip Effekt Zusammenfassung
Zum Schluss wollen wir das Wichtigste noch einmal kurz für dich zusammenfassen.
Der Bullwhip Effekt oder auch Peitscheneffekt genannt, beschreibt Nachfrageschwankungen, die entlang der gesamten Lieferkette auftreten, welche meist durch Absprache- und Kommunikationsprobleme zustande kommen. Dieser Effekt führt dann zu ineffizienten Bestellvorgängen und hohen Lagerbeständen und verstärkt sich entlang der Supply Chain vom Endverbraucher bis zum Hersteller. Um dem entgegenzuwirken können eine intensivere Kommunikationspolitik, koordinierte Bestellvorgänge und konstante Preise helfen.