Lagerzinssatz
Du willst wissen, was der Lagerzinssatz ist und wie du ihn berechnest? Hier erfährst du alles Wichtige dazu.
Inhaltsübersicht
Lagerzinssatz einfach erklärt
Der Lagerzinssatz ist ein kalkulatorischer Zinssatz auf die eingelagerten Waren und Materialien eines Unternehmens. Du nennst diese Waren und Materialien auch gebundenes Kapital, da sie in der Zeit, wo sie eingelagert sind, nicht zur Verfügung stehen.
Mit den Lagerzinsen berechnest du die Kosten für den gesamten Lagerzeitraum. Deshalb ist der Lagerzinssatz auch ein fiktiver Zinssatz. Denn damit werden keine echten Zinsen, sondern die Kosten für die Einlagerung bestimmt. Du berechnest ihn mit folgender Formel:
Du multiplizierst den Zinssatz mit der Lagerdauer und teilst das durch 360 Tage. Weil ein Monat aus kaufmännischer Sicht 30 Tage lang ist, ergibt sich die Zahl 360 aus 12 • 30 Tagen.
Warum brauchst du den Lagerzinssatz?
Den Lagerzinssatz berechnest du, um die Kosten für das Einlagern verschiedener Materialien zu bestimmen. Darunter fallen zum Beispiel Kosten für Versicherung, Miete oder Strom. Genauso gibt es aber auch Opportunitätskosten :
Wenn du dich für das Einlagern entscheidest, kannst du die Materialien nicht gleichzeitig woanders verarbeiten. Da sie nicht genutzt werden, entstehen Kosten, die Opportunitätskosten heißen.
Wenn der berechnete Lagerzinssatz hoch ist, kann das bedeuten, dass sich das Einlagern der Materialien nicht mehr lohnt. Das ist der Fall, wenn die Kosten höher sind als die erwarteten Erträge. Daher spielt der Lagerzinssatz eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, ob eine bestimmte Ware produziert werden soll oder nicht.
Bei zu hohen Lagerkosten kann es nämlich zu Störungen der Abläufe im Unternehmen und zu Problemen mit Lieferanten kommen, da bestimmte Absprachen eventuell nicht mehr eingehalten werden können.
Lagerzinssatz — Berechnung
Die oben genannte Lagerzinssatz Formel lässt sich mithilfe von drei verschiedenen Werten aufstellen. Du brauchst den marktüblichen Zinssatz, die durchschnittliche Lagerdauer und die Lagerumschlagshäufigkeit.
Schau dir die Werte in den folgenden Abschnitten einmal genauer an.
Marktüblicher Zinssatz
Der marktübliche Zinssatz oder übliche Marktzins sind durchschnittliche Zinssätze, die auf dem Markt für einen Kredit gezahlt werden. Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Kreditgeber seinen eigenen Zinssatz festlegen kann und es keinen festen Marktzins gibt. Unternehmen orientieren sich deshalb meist am Zinssatz der Banken.
Durchschnittliche Lagerdauer
Als durchschnittliche Lagerdauer wird angegeben, wie lange sich Materialien und Rohstoffe bis zu ihrer Weiterverarbeitung durchschnittlich im Lager befinden.
Der Wert hängt außerdem stark von der Unternehmenspolitik ab, also auf welche Art und Weise das Unternehmen seine Ziele erreichen will. Sie wird an die gegebenen Umstände auf dem Beschaffungsmarkt und Absatzmarkt angepasst. Du berechnest die durchschnittliche Lagerdauer mit folgender Formel:
Lagerumschlagshäufigkeit
Zur Berechnung der durchschnittlichen Lagerdauer benötigst du die Lagerumschlagshäufigkeit . Das ist das Verhältnis vom Materialverbrauch und dem durchschnittlichen Lagerbestand.
Sie sagt aus, welcher Anteil des Lagerbestandes während der gesamten Betrachtungsperiode unverarbeitet liegen bleibt. Du berechnest die Lagerumschlagshäufigkeit so:
Lagerzinssatz Formel
Nachdem du alle Werte bestimmt hast, kannst du die Ergebnisse in folgende Lagerzinssatz Formel einsetzen:
Schau dir in folgendem Beispiel die Berechnung des Lagerzinssatzes an.
Lagerzinssatz Beispiel
Letztes Jahr hast du 200 Produkte verkauft. Dein durchschnittlicher Lagerbestand liegt bei 25 Stück. Den marktüblichen Zinssatz legst du bei 3,5% fest. Berechne den Lagerzinssatz.
Lagerumschlagshäufigkeit:
Durchschnittliche Lagerdauer:
Lagerzinssatz:
Du kannst also in deinem Unternehmen die Langerzinsen mit einem Lagerzinssatz von 0,44% berechnen.
Lagerzinsen berechnen
Hast du das Ergebnis der Lagerzinssatz Formel bestimmt, kannst du die verursachten Lagerzinsen berechnen. Die Lagerzinsen sind die Kosten des im Lager gebundene Kapitals. Sie zeigen, wie viel Kosten die eingelagerten Rohstoffe verursachen, da das Kapital nicht anderweitig verwendet wurde.
Den durchschnittlichen Lagerbestand berechnest du dann mit folgender Formel:
Schau dir dazu folgendes Beispiel zum Lagerzins berechnen an.
Lagerzinsen Beispiel
Dein berechneter Lagerzinssatz liegt bei 0,25% und deine Produkte hast du letztes Jahr für 40€ eingekauft. Der Anfangsbestand lag bei 10 000 Stück und der Bestand am Ende bei 13 000 Stück. Wie hoch sind die Lagerzinsen?
Durchschnittlicher Lagerbestand:
Lagerzinsen:
Die Lagerzinsen liegen bei 1.150 €.
Lagerzinssatz — häufigste Fragen
-
Was gibt der Lagerzinssatz an?
Der Lagerzinssatz ist eine Lagerkennzahl. Sie gibt die Kosten für eingelagertes gebundenes Kapital an, das nicht genutzt wird. Zur Berechnung brauchst du den marktüblichen Zinssatz, den Lagerabgang und den durchschnittlichen Lagerbestand der letzten betrachteten Periode.
-
Wie berechne ich den Lagerzinssatz?
Lagerzinssatz =
(marktüblicher Zinssatz • durchschnittlicher Lagerdauer)/360
Mit der Formel für den Lagerzins berechnest du, wie viel dich die eingelagerten Rohstoffe kosten. Damit sind Kosten wie Versicherung, Strom oder Miete gemeint.
Lagerkennzahlen
Klasse! Jetzt kennst du dich mit dem Lagerzinssatz aus. Willst du mehr über die verschiedenen Lagerkennzahlen erfahren? Dann schau gleich in unserem Video dazu vorbei!