Economic Value Added
Der Economic Value Added (EVA) ist eine Kennzahl, um den periodenbezogenen betrieblichen Übergewinn eines Unternehmens zu berechnen. Wir schauen uns die Definition genauer an, zeigen dir die Formel, berechnen und interpretieren den EVA.
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Inhaltsübersicht
EVA – Economic Value Added
Hat ein Unternehmen in der letzten Wirtschaftsperiode Wert geschaffen oder Wert vernichtet? War das Unternehmen in der Lage den Unternehmenswert zu steigern?
Antworten auf diese Fragen liefert der EVA. Er erleichtert die Analyse von Projekten und Unternehmensteilen und dient zur Messung der finanziellen Leistungsfähigkeit. So findet er Anwendung, um Performance zu messen und Wertsteigerungskonzepte entwickeln zu können und dient als Kennzahl sowohl für das Management als auch für Aktionäre und Anteilseigner.
Mittels des Economic Value Added können wir ein wertorientiertes Residualeinkommen der zu bewertenden Investition errechnen. Mit dem EVA kann man jeweils eine Periode berechnen, sprich z.B. ein Quartal, ein Jahr oder mehr. Das ermöglicht die Vergleichbarkeit mit anderen Perioden gleicher Länge und auch mit anderen Unternehmen.
Economic Value Added Definition
Der Economic Value Added (EVA) berechnet den periodenbezogenen betrieblichen Übergewinn eines Unternehmens. Genauer gesagt, die periodenbezogene Differenz zwischen dem durch das eingesetzte Kapital erwirtschafteten betriebswirtschaftlichen Gewinn und dem mit dem Kapitaleinsatz verbundenen Kosten eines Unternehmens. Nach dem EVA-Ansatz wird genau dann zusätzlicher Wert geschaffen, wenn über die Kapitalkosten für Eigen- und Fremdkapital hinaus verdient wird.
Deshalb eignet er sich entsprechend zur Berechnung der Vorteilhaftigkeit einer Investition und zur Vergleichbarkeit verschiedener Perioden bzw. Unternehmen.
Die mithilfe des EVA-Konzepts ermittelte absolute Gewinngröße wird auch als Residualgewinn oder Residualgröße betitelt. Das EVA-Konzept hat auch die Bezeichnung „Übergewinnkonzept“.
Werden genau die Kapitalkosten verdient, wird kein Wert vernichtet, allerdings auch kein neuer Wert geschaffen, sondern nur der Wert erhalten. Ein positiver Economic Value Added gibt an, dass der Unternehmenswert in der Periode gesteigert erden konnte, ein negativer EVA gibt an, dass in der entsprechenden Periode Wert vernichtet wurde.
Economic Value Added Berechnung
Die Formel zur Berechnung des Economic Value Added (EVA) lautet:
NOPAT:
Nettogewinn nach Abzug der Ertragssteuern (Net Operating Profit After (adjusted) Taxes)
NOA: investiertes Kapital (Net Operating Assets)
WACC:
gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten (Weighted Average Cost of Capital)
Einfach ausgedrückt beschreibt der EVA also ob die Rendite tatsächlich größer ist als die Kapitalkosten. Falls das der Fall ist wurde tatsächlich Wert geschaffen.
Economic Value Added Beispiel
Betrachten wir das Ganze einmal an einem Beispiel und schauen uns das erste Quartal genauer an:
Die Kapitalkosten berechnen sich folgendermaßen:
Der NOPAT beträgt 1.816,25€. Dementsprechend berechnet sich der EVA:
Das zweite, dritte und vierte Quartal berechnen wir genauso.
Economic Value Added Interpretation
Die Frage nach einer wertorientierten, unabhängigen und vergleichbaren Kennzahl stellt ein viel diskutiertes Thema der Finanzwirtschaft dar. Unterschiedlichste wertorientierte Größen und Kennzahlen, deren Namen sich Beratungsfirmen als Marken haben schützen lassen, gehen aus diesen Diskussionen hervor. So auch der EVA, die, in der Praxis meistgenutzte wertorientierte Spitzenkennzahl.
Der EVA-Ansatz wurde in den 90er Jahren von der Unternehmensberatung Stern Stewart & Co entwickelt, um einen ökonomischen Unternehmenswert abzubilden. Die Siemens AG ließ sich im Deutschen den Begriff Geschäftswertbeitrag (GWB) schützen.
Ein positiver EVA entsteht, wenn die realisierte Rendite größer ist als die Finanzierungskosten für das eingesetzte Kapital (Eigen- und Fremdkapital). In diesem Fall hat das Unternehmen in der Periode Wert geschaffen. Wenn die realisierte Rendite kleiner als die Finanzierungskosten für das eingesetzte Kapital ist, so ist der errechnete EVA negativ und das Unternehmen hat in der entsprechenden Periode Wert vernichtet.
Der EVA verbessert sich, wenn…
- das Unternehmen mit demselben Kapital mehr Gewinne nach Steuern erwirtschaftet.
- weniger Kapital für denselben erwirtschafteten betrieblichen Gewinn eingesetzt wird.
- das vorhandene Kapital in Projekte mit hohen Renditen investiert wird.
- das Unternehmen die Kapitalkosten senken konnte.
EVA-Konzept Kritik: Vorteile
Für das EVA-Konzept spricht, dass es leicht zu verstehen und zu interpretieren ist und die Vergleichbarkeit mit anderen Perioden bzw. Unternehmen ermöglicht.
Bei konsequenter Umsetzung, ermöglicht der EVA eine Bewertungsgrundlage für taktische, strategische und Budgetentscheidungen. Er bringt die Größen aus der Erfolgsrechnung und der Bilanz zusammen und berücksichtigt die Finanzierungskosten und damit verbunden das Risiko. Somit wird keine isolierte Betrachtung auf das Betriebsergebnis vorgenommen.
Den Anteilseignern und Investoren zeigt die Kennzahl auf, ob und wie sinnvoll ihr Kapital in einem Unternehmen eingesetzt wird.
EVA-Konzept Kritik: Nachteile
Doch auch einige Kritikpunkte am EVA gibt es zu berücksichtigen.
Zum einen basiert die Berechnung des EVA auf vergangenheitsorientierten Bilanzdaten. Zukünftige Entwicklungen fließen nicht mit ein und der EVA eignet sich somit nicht als Bewertungsmaßstab für eine zukunftsorientierte Unternehmensanalyse.
Auch ist der EVA über die Bilanzgröße NOPAT oder das eingesetzte Kapital leicht zu manipulieren. So führen beispielsweise Abschreibungen zu einer Verzerrung und der EVA steigt an. Allerdings ohne zuvor tatsächlich Wert zu schaffen.
Zum Teil nutzen große Unternehmen den Economic Value Added als Basis zur Entlohnung ihrer Führungskräfte. Auf der einen Seite kann durch eine gemeinsame Kennzahl die Zusammenarbeit verbessert werden und strategische Ziele werden besser gemeinsam verfolgt. Allerdings kann es auch die Investitionsbereitschaft des Managements senken oder zum „Trittbrettfahren“ animieren. Sprich Führungskräfte, die nur einen geringen Anteil zum positiven EVA beigetragen haben, profitieren ebenso von der Wertsteigerung wie die Kollegen, die einen großen Anteil beigetragen haben.
Auch die Conversions (Operating Conversions, Funding Conversions, Shareholder Conversions und Tax Conversions) stellen einen Kritikpunkt dar. Durch die große Anzahl an Auswahlmöglichkeiten erschwert sich die erwünschte Vergleichbarkeit. Die Conversions machen die Anwendung des EVA unweigerlich komplexer, was zu einer fehlenden Akzeptanz des EVA führt.