Free Cash Flow (FCF)
In diesem Beitrag erfährst du, was man unter Free Cash Flow versteht, wie man ihn indirekt und direkt berechnet und wie er in der Praxis angewendet wird.
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Inhaltsübersicht
Free Cash Flow Berechnung
Der Free Cash Flow definiert sich aus der Differenz aus operativer Geschäftstätigkeit (Operating Cash Flow) und dem Cashflow aus Investitionstätigkeit (Netto-Auszahlungen für Investitionen in Sachanlagen bzw. Investitionskosten):
Operating Cashflow (Operative Geschäftstätigkeit) – Cashflow aus Investitionstätigkeit = Free Cash Flow
Ein freier Cashflow kann also genutzt werden, um Fremdkapital zurückzuführen oder Aktien zurück zu kaufen und ist deshalb auch ein Indikator für die Rückzahlungsfähigkeit von Krediten. Oft wird diese Kennzahl deswegen als Berechnungsgrundlage der Finanzierungskapazität verwendet. Der Free Cash Flow kann quasi nicht manipuliert werden, da es sich bei der Berechnung um tatsächliche Geldmittel handelt, die nicht aus der Bilanz kommen.
Free Cash Flow Berechnung: Indirekte Ermittlung
Um den FCF zu berechnen, gibt es zwei Methoden: die direkte und die indirekte Methode.
Bei der indirekten Methode gehst du vom Jahresüberschuss aus und rechnest sozusagen „zurück“. Du addierst dazu zuerst alle nicht zahlungswirksamen Aufwendungen, wie z.B. Abschreibungen und Rückstellungen und subtrahierst alle nicht zahlungswirksamen Erträge (z.B. Zuschreibungen), um den operativen Cash Flow zu ermitteln.
Jahresüberschuss – nicht zahlungswirksame Erträge + nicht zahlungswirksame Aufwendungen = Operativer Cash Flow
Erst dann ziehst du den Cash Flow aus Investitionstätigkeit ab. Das Ergebnis ist dann der Free Cashflow.
Free Cash Flow berechnen: Beispiel
Stell dir vor, dein Unternehmen hat einen Jahresüberschuss von 300.000€ erzielt. Du musst Abschreibungen in Höhe von 150.000€ berücksichtigen und die sonstigen Erträge betragen durch den Verkauf einer Maschine 100.000€. Außerdem hat dein Unternehmen eine neue Maschine für 200.000€ gekauft. Die Berechnung des Free Cashflow sieht nach der Tabelle oben also so aus:
Jahresüberschuss | 300.000€ |
---|---|
+ Abschreibungen - Sonstige Erträge + Zinsaufwendungen |
150.000€ 100.000€ 1.000€ |
OPERATIVER CASH FLOW | 351.000€ |
- Cashflow aus Investitionstätigkeit | 200.000€ |
FREE CASH FLOW | 151.000€ |
Freier Cashflow: Direkte Ermittlung
Bei der direkten Berechnung betrachtest du zuerst nur die zahlungswirksamen Vorgänge im Unternehmen, um den operativen Cash Flow zu berechnen. Du ziehst also von den Erträgen die Aufwendungen ab.
Zahlungswirksame Erträge – Zahlungswirksame Aufwendungen = Operativer Cash Flow
Dann subtrahierst du wie gewohnt den Cash Flow aus Investitionstätigkeit und erhältst als Ergebnis wieder den Free Cash Flow. Das Ganze sieht dann so aus:
Die direkte Methode wird in der Praxis allerdings eher seltener verwendet, da sie für Außenstehende weniger gut nachzuvollziehen ist.
Anwendung des Free Cashflows (FCF) in der Praxis
Der Free Cash Flow wird als eine Art Erwartungswert gesehen, wie viel Kapital dem Unternehmen für die Eigenkapital- und Fremdkapitalgeber, also für Ausschüttungen (Dividende) oder Tilgungen, am Ende des Geschäftsjahres zur Verfügung steht. Hierbei sind im Vergleich zum Operativen Cash Flow die Investitionskosten schon berücksichtigt.
Der Free Cash Flow wird dabei meist aufgrund vergangener Perioden abgeschätzt.
Auch spielt der FCF eine Rolle für die Berechnung des Werts von Finanzanlagen. Bei Aktien berechnet sich dieser Wert durch die ausschüttbaren Zinsen (Dividende) und den Verkaufswert der Anlagepapiere (Aktienkurs). Der Free Cash Flow ist hierbei die Berechnungsgrundlage für den Wert, zu dem die Anteile des Unternehmens in Zukunft verkauft werden könnten.
Diesen Unternehmenswert berechnest du mit dem sogenannten „Discounted Cash Flow (DCF)-Verfahren“. Die Formel dafür sieht so aus:
Der risikoadäquate Zinssatz zeigt hierbei das Risiko, welches ein Investor beim Kauf der Aktien eines Unternehmens eingeht.
Negativer Cash Flow
Ein negativer Cash Flow liegt dann vor, wenn die Ausgaben eines Unternehmens die Einnahmen übersteigen. Man spricht auch von Cash-Drain oder Cash-Loss, umgangssprachlich auch Geldverbrennung genannt. Es wurde in dieser Periode kein Geld erwirtschaftet.
Da der Cash Flow auf die Liquidität eines Unternehmens hinweist, bedeutet ein negativer Cashflow einen Liquiditätsengpass. Häufig liegt dies an zu hohen Produktionskosten oder einem zu niedrigen Verkaufsvolumen. Das Geld steckt somit in den Vorräten.
Ein langfristig negativer Cash Flow kann zu Insolvenz führen, wenn das Unternehmen nicht vorher Maßnahmen ergreift, um dem entgegen zu wirken, zum Beispiel durch Umstrukturierungen oder Kündigungen.
Liegt ein negativer Free Cash Flow vor, bleibt einem Unternehmen kein Geld für Dividenden oder Kredittilgungen übrig. Oft muss bei einem negativen Free Cash Flow das Unternehmen zusätzlich Kredite aufnehmen.
Zusammenfassung: Free Cash Flow einfach erklärt
- Der Free Cashflow beschreibt die liquiden Mittel, die einem Unternehmen z.B. für Dividende oder Tilgungen zur Verfügung stehen. Der FCF ist deshalb auch ein Indikator für die Rückzahlungsfähigkeit von Krediten.
- Free Cash Flow Berechnung:
Operating Cashflow (Operative Geschäftstätigkeit) – Cashflow aus Investitionstätigkeit = Free Cash Flow
- Um den Free Cashflow zu ermitteln, kannst du in indirekte Methode, ausgehend vom Jahresüberschuss, verwenden. Möglich ist auch die direkte Methode, welche zunächst die zahlungswirksamen Erträge und Aufwendungen berücksichtigt.