Verschuldungsgrad
Unternehmensanalyse ist voll dein Ding? Dann bleib dran! Die Leistung eines Unternehmens wird durch unterschiedliche Kennzahlen definiert. Eine der Wichtigsten ist der Verschuldungsgrad. Nach einer kurzen Erklärung folgt die Formel, ein Beispiel und die Berechnung. Zuletzt unterscheiden wir den statischen vom dynamischen Verschuldungsgrad.
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Inhaltsübersicht
Verschuldungsgrad einfach erklärt
Der Verschuldungsgrad gibt an, wie hoch die Verschuldung des Unternehmens ist. Dazu werden Eigenkapital und Fremdkapital ins Verhältnis gesetzt. Die betriebswirtschaftliche Kennzahl ist eine Ergänzung zur Fremdkapitalquote und Eigenkapitalquote , die ebenfalls über die Kapital- und Finanzierungsstruktur des Unternehmens informiert. Grundsätzlich gilt:
Je höher der Verschuldungsgrad, desto mehr Schulden hat das Unternehmen gegenüber Gläubigern. Und je höher die Schulden, desto stärker ist wiederum die Abhängigkeit des Unternehmens.
Im Gegensatz zur Fremdkapitalquote erfolgt die Bewertung der Schulden immer in Relation zum Eigenkapital. Bei bestimmten Renditebedingungen kann mehr Fremdkapital auch zur höheren Eigenkapitalrentabilität führen, wenn der Leverage-Effekt greift.
Verschuldungsgrad Formel
Das Eigen- und Fremdkapital eines Unternehmens befindet sich auf der passiven Bilanzseite. Um die Werte zu ermitteln, müssen die entsprechenden Bilanzpositionen addiert werden. Die wichtigsten Bilanzpositionen des Eigenkapitals sind Gewinnrücklagen, Kapitalrücklagen, gezeichnetes Kapital und der Jahresüberschuss. Das Fremdkapital ist die Summe aus Verbindlichkeiten, Rückstellungen und passiven Rechnungsabgrenzungsposten . Teilweise werden zur Berechnung des Verschuldungsgrads nur langfristige und zinspflichtige Verbindlichkeiten berücksichtigt.
Um den Verschuldungsgrad zu ermitteln, teilst du nun einfach das Fremdkapital durch das Eigenkapital. Da die Kennzahl ausdrücklich in Prozent anzugeben ist, wird der Wert mit 100 multipliziert.
Beispiel mit Formel
Stell dir vor, deine Firma „Bilanzkönig“ schuldet laut Jahresabschlussanalyse Fremdkapital in Höhe von 3.000 EUR den Gläubigern. Demgegenüber steht das Eigenkapital in Höhe von 12.000 EUR. Um den Verschuldungsgrad zu berechnen, setzt du die beiden Werte entsprechend der Formel ins Verhältnis:
Der Verschuldungsgrad beträgt in diesem Jahr 25 %. Auf jeden Euro Eigenkapital, den dein Unternehmen besitzt, kommen 0,25 € Fremdkapital.
Beispiel mit Berechnung
Die Bilanz von „Bilanzkönig“ hat sich im Folgejahr verändert:
Aktiva | Passiva | ||
Anlagevermögen: | Eigenkapital: | ||
Sachanlagen | 9.000 | Kapitalrücklagen | 10.000 |
Finanzanlagen | 3.000 | Gewinnrücklagen | 1500 |
Umlaufvermögen: | Fremdkapital: | ||
Vorräte | 2.000 | Verbindlichkeiten aus LuL | 4.000 |
Forderungen aus LuL | 1.000 | Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten | 2.500 |
Forderungen gegen verbunden Unternehmen | 900 | Verbindlichkeiten ggü. verbundenen Unternehmen | 1.000 |
Flüssige Mittel | 3.500 | Rückstellungen für Pensionen | 500 |
Rechnungsabgrenzungsposten | 600 | Übrige Rückstellungen | 500 |
Bilanzsumme | 20.000 | Bilanzsumme | 20.000 |
Zuerst bildest du die Summe der einzelnen Bilanzpositionen des Fremdkapitals:
Die Summe der Verbindlichkeiten:
4.000 + 2.500 + 1.000 = 7.500
Die Summe der Rückstellungen:
500 + 500 = 1000
Folglich beträgt das Fremdkapital deines Unternehmens insgesamt:
7.500 + 1000 = 8.500
Im Anschluss addierst du die Bilanzpositionen des Eigenkapitals.
Die Summe aus Kapitalrücklagen und Gewinnrücklagen:
10.000 + 1.500 = 11.500
Dein Eigenkapital beträgt 11.500
Um den Verschuldungsgrad zu berechnen, setzen wir die ermittelten Zwischenergebnisse jetzt in die Formel ein:
Der Verschuldungsgrad ist mit einem Wert von 74 % im Vergleich zum letzten Jahr stark angestiegen. Das könnte daran liegen, dass du für ein Großprojekt einen Kredit bei der Bank aufgenommen hast.
Dynamischer Verschuldungsgrad
Bisher haben wir uns ausschließlich mit dem statischen Verschuldungsgrad beschäftigt. Wenn du wissen willst, wie viele Jahre nötig sind, um das aufgenommene Fremdkapital zurückzuzahlen, dann ermittelst du den dynamischen Verschuldungsgrad. Hierzu wird das Fremdkapital durch den Cash-Flow des Unternehmens geteilt:
Ein Cash-Flow ist der Mittelzufluss eines Unternehmens und beantwortet die Frage: „Wie viel Geld erwirtschaftet das Unternehmen“. Des Weiteren geht man davon aus, dass der Cash-Flows in voller Höhe und direkt für die Tilgung der Schulden verwendet wird.
Dynamischer Verschuldungsgrad Beispiel
Das Controlling deines Unternehmens geht davon aus, dass dein Unternehmen pro Jahr 2.000 EUR Einzahlungsüberschuss erwirtschaften wird. Der konstante Cash-Flow beträgt also 2.000 EUR. Dein Fremdkapital hast du bereits mithilfe der Bilanz berechnet. Der Bilanzwert beträgt 8.500 EUR.
Wie viele Jahre braucht dein Unternehmen, um die gesamten Schulden in Höhe von 8.500 EUR zu tilgen?
Theoretisch würdest du 4,25 Jahre benötigen, um alle Schulden zu tilgen.