Eigenkapitalquote
Was die Eigenkapitalquote ist, welche Formel sie hat und wie du sie berechnen kannst, erfährst du in unserem Beitrag und im passenden Video.
Inhaltsübersicht
Eigenkapitalquote einfach erklärt
Die Eigenkapitalquote (engl. equity ratio) ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl. Sie beschreibt das Verhältnis vom Eigenkapital zum Gesamtkapital (Bilanzsumme) eines Unternehmens. Vor allem bei der Unternehmensbewertung nimmt sie eine wichtige Rolle ein.
Die Formel zum Eigenkapital berechnen ist folgende:
Eigenkapitalquote = Eigenkapital ÷ Gesamtkapital • 100
Je höher die Eigenkapitalquote (EK-Quote), umso höher ist die finanzielle Stabilität des Unternehmens und die Unabhängigkeit gegenüber Fremdkapitalgebern. Banken, Investoren, Gläubiger und Rating-Agenturen nutzen die EK-Quote zur Analyse, um die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens zu bewerten.
Eigenkapitalquote Formel
Um die EK-Quote zu berechnen, benutzt du die Formel:
Eigenkapitalquote = Eigenkapital ÷ Gesamtkapital • 100
Eigenkapital (EK) Definition
Das Eigenkapital oder auch Eigenfinanzierungsgrad eines Unternehmens setzt sich nach § 266 Abs. 3 A. HGB aus folgenden Bilanzpositionen zusammen:
- Gezeichnetes Kapital
- Kapitalrücklage
- Gewinnrücklage
- Gewinn-/Verlustvortrag
- Jahresüberschuss/-fehlbetrag
Fremdkapital (FK) Definition
Das Fremdkapital eines Unternehmens setzt sich nach § 266 Abs. 3 B, C, D und E. HGB aus folgenden Positionen zusammen:
- Rückstellungen
- Verbindlichkeiten
- Rechnungsabgrenzungsposten
- Passiv latente Steuern
Gesamtkapital Definition
Das Gesamtkapital einer Firma kannst du entweder an der Bilanzsumme ablesen oder aus der Summe von Eigen- und Fremdkapital bilden:
Gesamtkapital = Eigenkapital + Fremdkapital
Eigenkapitalquote berechnen Beispiel
Dein Unternehmen weist am Jahresende zum Beispiel folgende Bilanz auf:
Aktiva | Passiva | ||
Anlagevermögen | 19.000.000 € | Eigenkapital |
7.000.000 € |
Fremdkapital | |||
Umlaufvermögen | 16.000.000 € | Rückstellungen | 8.000.000 € |
Verbindlichkeiten | 20.000.000 € | ||
Bilanzsumme | 35.000.000 € | 35.000.000 € |
Aus der Summe aus Eigen- und Fremdkapital kannst du das Gesamtkapital deines Unternehmens berechnen.
Gesamtkapital = 7.000.000 € + 8.000.000 € + 20.000.000 € = 35.000.000 €
In diesem Fall kannst du das Gesamtkapital auch einfach anhand der Bilanzsumme ablesen.
Berechnen kannst du die Eigenkapitalquote mit der Formel:
Eigenkapitalquote = Eigenkapital ÷ Gesamtkapital • 100
Eigenkapitalquote = 7.000.000 ÷ 35.000.000 • 100 = 20 %
Das Eigenkapital deines Unternehmens entspricht also einem Fünftel des Gesamtkapitals.
Was passiert bei der Bildung von Rückstellungen?
Angenommen, dein Unternehmen ist in einen Gerichtsprozess verwickelt. Für den Fall, dass der Prozess verloren wird, bildet es Rückstellungen in Höhe von 2.000.000 €. Das Eigenkapital verringert sich also auf 5.000.000 € und das Fremdkapital erhöht sich auf insgesamt 30.000.000 €.
Eigenkapitalquote = 5.000.000 ÷ 35.000.000 • 100 = 16,67 Prozent
Verringerung der Eigenkapitalquote Interpretation: Alleine durch die Bildung von Rückstellungen wird die Eigenkapitalquote verändert. Es müssen also nicht unbedingt neue Kredite aufgenommen, oder neues Eigenkapital eingezahlt werden, um die EK-Quote zu beeinflussen. Die finanzielle Solidität und die Kreditwürdigkeit des Unternehmens sind durch die Bildung von Rückstellungen gesunken.
Vorteile einer hohen EK-Quote
Eine hohe Eigenkapital Quote hat für Unternehmen viele Vorteile:
- Höhere Kreditwürdigkeit: Eine hohe Eigenkapitalquote zeigt, wie viel Sicherheit dein Unternehmen einem Geldgeber bieten kann. Bei einer hohen Quote ist es leichter, einen Kredit zu erhalten und das Unternehmen kann bessere Konditionen aushandeln.
- Geringeres Ausfallrisiko: In wirtschaftlich schweren Zeiten ist dein Unternehmen durch den hohen Eigenkapitalbestand abgefedert, wodurch auch das Insolvenzrisiko sinkt.
- Größere Unabhängigkeit: Ein Unternehmen mit höherer Eigenkapital Quote muss geringere Zins- und Tilgungszahlungen leisten und weist bessere Schuldenkennzahlen auf. Damit ist es weniger abhängig von Gläubigern.
Erhöhung der Eigenkapitalquote
Bei der Aufnahme eines Darlehns ergibt es häufig Sinn, deinen Eigenkapitalanteil zu erhöhen. Das verbessert deine Chancen auf einen Kredit und ermöglicht dir, niedrige Zinsen auszuhandeln. Es gibt verschiedene Ansätze auf der Aktiv- und auf der Passivseite der Bilanz, die du dafür nutzen kannst:
Aktivseite
Kapitalfreisetzung
Bei der Kapitalfreisetzung wandelt das Unternehmen Posten des Anlage- oder Umlaufvermögens in liquide Mittel um. Dein Unternehmen kann zum Beispiel Maschinen und Vorräte verkaufen oder Zahlungsforderungen an Kunden eintreiben.
Passivseite
Kapitalerhöhung
Die Kapitalerhöhung zielt auf eine direkte Steigerung des Eigenkapitals ab. So kann eine Aktiengesellschaft zum Beispiel neue Aktien ausgeben. Eine GmbH erreicht dies wiederum durch zusätzliche Einlagen der Gesellschafter oder durch die Aufnahme neuer Mitglieder.
Gewinnrücklagen
Hier erhöht das Unternehmen den Eigenkapitalanteil dadurch, dass Gewinne nicht ausgezahlt werden, sondern im Unternehmen verbleiben. Dieses zusätzliche Kapital kann entweder zur Verringerung von Verbindlichkeiten genutzt werden oder als Gewinnrücklage ins Eigenkapital einfließen.
Generell kannst du dir merken, dass als Richtwert eine Eigenkapitalquote von über 30 % für ein solides Unternehmen steht.
Eine „gute Eigenkapitalquote“ hängt aber ganz von der Branche ab. Bei Banken ist sie oft sehr niedrig, bei Handelsunternehmen dagegen oft sehr hoch. Sie darf übrigens niemals unter 8% liegen, das ist von der EU so vorgeschrieben.
Leverage-Effekt
Obwohl eine hohe Eigenkapitalquote viele Vorteile mit sich bringt, kann dein Unternehmen auch von einer niedrigen EK-Quote profitieren. So führt ein geringerer Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital zu einer höheren Eigenkapitalrentabilität . Diesen Zusammenhang beschreibt der Leverage-Effekt . Schaue dir am besten gleich unser Video dazu an, um mehr über ihn zu erfahren.