Pigou Steuer
Die Pigou Steuer soll durch die Besteuerung negativer externer Effekte das Verhalten der Produzenten und Konsumenten lenken. In diesem Beitrag erklären wir dir, was die Pigou Steuer und die Pigou Subvention sind und zeigen dir anhand eines Beispiels wie man die Steuer berechnet. Außerdem erfährst du mehr über den Grundgedanken der Pigou Steuer und wie dieser in der Praxis umgesetzt wird.
Das klingt nach zuviel Text und Definitionen? Kein Problem! Denn wir haben für dich ein Video vorbereitet, dass dir das Thema im Handumdrehen anschaulich erklärt!
Inhaltsübersicht
Pigou Steuer Definition
Die Pigou Steuer dient dazu, das Handeln der Marktteilnehmer in eine wünschenswerte Richtung zu lenken, sie wird deshalb auch als Lenkungssteuer bezeichnet. Der Verursacher eines negativen externen Effekts hat diesen somit zu besteuern. Die zusätzlich anfallenden Kosten werden in das Wirtschaftlichkeitskalkül des Verursachers einbezogen, also internalisiert und dadurch gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten eingedämmt. Die Internalisierung dient außerdem dazu, Marktversagen zu korrigieren.
Dabei liegt der ideale Steuersatz der Pigou Steuer, welche nach Arthur Cecil Pigou benannt ist, im Schnittpunkt der Grenzkosten und dem Grenznutzen , also dem pareto-optimalen Zustand.
Pigou Steuer einfach erklärt – Ausgangssituation
Externe Effekte sind alle Handlungen und Entscheidungen eines Wirtschaftssubjekts, die sich positiv oder negativ auf Unbeteiligte auswirken. Die Pigou Steuer dient dazu, den entstandenen Schaden, bzw. die Kosten für die Allgemeinheit durch eine Besteuerung der negativen externen Effekte zu kompensieren. In der Theorie sollte die Pigou Steuer genau diesen Schaden ausgleichen. Weshalb das aber gar nicht so einfach umzusetzen ist, erfährst du am Ende des Beitrags.
Pigou Subvention
Neben der Pigou Steuer gibt es außerdem die Pigou Subvention. Während bei der Pigou Steuer negative externe Effekte „bestraft“ und im besten Fall eingedämmt werden, sollen mithilfe der Pigou Subvention positive externe Effekte „belohnt“ und gefördert werden.
Schauen wir uns das an einem kurzen Beispiel an. Ein Autohersteller erhält pro Einheit Solarenergie, die für die Produktion verwendet wird, eine finanzielle Subvention. Dadurch sinken die Grenzkosten, also die Umweltschäden für die Bevölkerung. Durch die Subvention wird also die Autoherstellung an das gesamtwirtschaftlich erwünschte Niveau angepasst.
Pigou Steuer Beispiel
Nachdem du nun weißt, um was es sich bei der Pigou Subvention und insbesondere bei der Pigou Steuer handelt, wollen wir uns diese jetzt auch an einem Beispiel anschauen.
Betrachten wir hierfür eine Bekleidungsfabrik, die unglücklicherweise direkt an einem Fluss gelegen ist. Das Abwasser, das während der Produktion von neuer Kleidung entsteht, wird von der Fabrik in den Fluss geleitet. Somit verschwinden immer mehr Fische und der Fluss, der im Sommer als Badestätte dient, wird stark verschmutzt.
Dies stellt den negativen externen Effekt auf das Gemeinwohl dar. Damit die Firma in Zukunft mehr Rücksicht auf die Anwohner nimmt, kann der Staat in dem Fall eine Pigou Steuer erheben.
Der Steuersatz wird wie bereits erwähnt, durch den Schnittpunkt zwischen Grenzkosten und Grenznutzen bestimmt und pro Emissionseinheit festgelegt. Nun hat die Fabrik also die Möglichkeit weniger Abwasser auszustoßen oder die Steuer in voller Höhe zu entrichten. Die externen Effekte, also das Abwasser, sollen somit internalisiert werden.
Da die Fabrik durch die Steuerzahlung nun höhere Abgaben hat, entschließt sie sich ihre Produktion und somit ihre Emissionen ein wenig einzuschränken. Dadurch erniedrigt sich dieser zusätzliche Kostenposten und somit auch der Grenznutzen der Fabrik, da nun nicht mehr in optimaler Menge produziert wird. Allerdings sinken die Grenzkosten, die Verschmutzung des Flusses, der Anwohner und somit erhöht sich das Gemeinwohl.
Pigou Steuer berechnen
Nun wollen wir also die Steuerlast bestimmen, die für die Bekleidungsfirma bei unveränderter Produktionsmenge anfällt. Dafür müssen wir zu Beginn die optimale Produktionsmenge bestimmen. Diese setzt sich für gewöhnlich aus Angebot = Nachfrage zusammen. In unserem Fall ist diese Funktion gegeben durch:
Löst man nach q, also der Produktionsmenge, auf, so würde die optimale Produktionsmenge bei 200 Kleidungsstücken liegen.
Allerdings wurden bisher die externen Effekte, also die Verschmutzung durch das Abwasser, außer Betracht gelassen. Der Grenzschaden (=Marginal Damage) durch das verschmutzte Wasser ist gegeben als
Die optimal sozial effiziente Produktionsmenge liegt dann vor, wenn der Grenznutzen gleich den Grenzkosten ist:
Und somit ergibt sich eine Produktionsmenge von q = 125.
Auf diese Menge wird nun die Pigou Steuer erhoben, welche in Höhe von 10€ pro Mengeneinheit gegeben ist. Es ergibt sich also eine gesamte Steuerzahlung von:
Bezogen auf unser Beispiel heißt das, dass die Bekleidungsfirma 1 250€ allein an Pigou Steuern leisten muss. Will sie diese senken, so müssen die produktionsabhängigen Emissionen reduziert werden.
Jetzt hast du also gelernt wie der Staat negative externe Effekte, die durch Produzenten verursacht werden, besteuert.
Pigou Steuer Praxisbezug
Allerdings können diese externen Effekte auch Konsumenten verursachen. Die Alkopop-Steuer oder auch die Tabaksteuer sind deshalb ganz typische Beispiele.
Der Staat versucht durch die Erhebung dieser Steuern, die gesundheitsschädigende Wirkung auf die Konsumenten einzudämmen. Sie haben daher eher eine lenkende Funktion und sollen nicht lediglich als Staatseinnahme dienen.
Oftmals wird auch die Ökosteuer als Beispiel einer Pigou Steuer angeführt. Allerdings ist dies nur eingeschränkt zutreffend, da Unternehmen, die sehr viel Energie verbrauchen lediglich einen ermäßigten Satz zu zahlen haben. Dadurch sinkt deren Anreiz weniger Energie zu verbrauchen und der Grundgedanke der Pigou Steuer wird nicht vollständig umgesetzt.
Kritik an der Pigou Steuer
Doch leider gibt es an der Umsetzung der Pigou Steuer noch mehr zu kritisieren. Zum einen liegen enorme Informationsprobleme auf Seiten des Staates, vor. Um die Höhe der Steuer optimal bestimmen zu können, wäre eine komplette Einsicht über die Grenznutzen- und Grenzkostenkurven aller Beteiligten von Nöten.
Außerdem ist es oft schwierig das genaue Ausmaß der negativen externen Effekte zu bemessen und vorherzusagen, wie Verantwortliche auf eine Steuererhöhung reagieren.
Entscheidet sich ein Produzent aufgrund der Pigou Steuer tatsächlich seine Produktionsmenge zu verringern, so könnte dies dazu führen, dass das Marktgleichgewicht stark von dem pareto-optimalen Zustand abweicht und dies zu einem Wohlfahrtsverlust führt. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu Marktaustritten kommen, wenn Produktionsmengen ineffizient angepasst sind.
Alternativen zur Pigou Steuer
Wegen all dieser Kritikpunkte gibt es folgende Alternativen zur Pigou Steuer:
- Der Staat könnte, besonders in obigem Beispiel, ein Produktionsmaximum festlegen. Allerdings ist es schwierig diese Einschränkung auf eine ganze Wirtschaft anzuwenden, da jedes Unternehmen einen anderen externen Effekt verursacht und der Aufwand schlicht zu groß wäre.
- Außerdem wäre die Ausgabe von Zertifikaten, besonders Emissionszertifikaten eine mögliche Lösung, um die Produktion einer Fabrik umweltverantwortlich zu reduzieren.
- Dem Coase-Theorem folgend, könnte ein Eigentumsrecht (am Fluss) ausgesprochen und somit eine einvernehmliche Lösung erzielt werden.
So jetzt weißt du, wieso die Steuern auf einige Güter wie z.B. Zigaretten stetig ansteigen. Der Staat versucht damit den Konsum der Verbraucher zu lenken, bzw. einzudämmen. Umstritten bleibt jedoch, ob dies lediglich zur Lenkung oder der Erhöhung der Staatseinnahmen dient.