Rhesusfaktor
Was ist der Rhesusfaktor, was bedeutet rhesuspositiv und rhesusnegativ und wann kommt es zu Problemen in der Schwangerschaft? All das erklären wir hier. Hier geht es direkt zu unserem kurzen Video dazu!
Inhaltsübersicht
Rhesusfaktor einfach erklärt
Der Rhesusfaktor (auch: Rh-Faktor) ist ein vererbbares Merkmal der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Er bestimmt nämlich ihr Aussehen – genauer gesagt die Struktur ihrer Oberfläche. Es handelt sich beim Rhesusfaktor um Eiweißstrukturen, die sich auf der „Hülle“ von roten Blutkörperchen befinden.
Kommen die Eiweißstrukturen (Antigene) in deinem Blut vor, bist du Rhesusfaktor-positiv (Rh+); fehlen sie bist du Rhesusfaktor-negativ (Rh-).
Neben deiner Blutgruppe – A, B, AB und 0 – solltest du auch unbedingt deinen Rhesusfaktor kennen, da es sonst bei einer Schwangerschaft und Bluttransfusionen zu Problemen kommen kann.
Rhesussystem
Das Rhesussystem oder Rhesus-Blutgruppensystem ist neben dem AB0-System das wichtigste Blutgruppensystem. Hier gibt es viele verschiedene Antigene wie D, C, c, E und e. Diese fünf Vertreter kannst du im Blut bestimmen und findest sie häufig in deinem Blutspenderpass als sogenannte Rhesusformel. Allerdings ist das wichtigste und damit das Hauptmerkmal im Rhesussystem der Rhesusfaktor-D.
- Trägt ein Mensch D-Antigene auf der Oberfläche seiner roten Blutkörperchen, ist er rhesus-positiv — kurz: Rh(D)+ oder Rh+.
- Fehlen die D-Antigene ist er rhesus-negativ — kurz: Rh(D)- oder Rh-.
Du kennzeichnest eine rhesuspositive Blutgruppe also immer mit einem „+“ und eine rhesusnegative Blutgruppe mit einem „–“. Die Blutgruppe A+ bedeutet zum Beispiel, dass es sich um Blutgruppe A mit positivem Rhesusfaktor handelt. In Deutschland sind ungefähr 85% der Bevölkerung rhesuspositiv und 15 Prozent rhesusnegativ.
Blutgruppe | Antigen | Verteilung in Deutschland in % |
Rh+ (positiv) | D | 85 |
Rh- (negativ) | kein Antigen | 15 |
Rhesusfaktor Entdeckung
Entdeckt wurde der Rhesus Faktor, wie dir der Name bereits verrät, durch Tierversuche mit Rhesusaffen. Die Affen sind den Menschen sehr ähnlich. Forscher wie Karl Landsteiner wollten herausfinden, warum es bei Bluttransfusionen trotz unterschiedlicher AB0-Blutgruppe zu „Schockreaktionen“ kam.
Deshalb entnahmen sie den Affen Blut und verabreichten es Meerschweinchen. Daraufhin gewannen die Wissenschaftler aus dem Meerschweinchenblut ein Blutserum (Blutflüssigkeit) und gaben es zu verschiedenen menschlichen Blutproben.
Das Ergebnis: In circa 85 Prozent der Proben verklumpte das Blut. Die Nager produzierten gegen die ihnen verabreichten „Fremdstoffe“ einen Abwehrstoff – sogenannte Antikörper. Darunter verstehst du Y-förmige Proteine, die jeweils zu bestimmten Antigenen wie ein Schlüssel in ein Schlüsselloch (Schlüssel-Schloss-Prinzip ) passen.
Rhesusfaktor Schwangerschaft
Die Entdeckung des Rhesusfaktors ist sehr bedeutend, da nun erkannt wurde, weshalb es bei manchen Schwangerschaften oder Bluttransfusionen zu Komplikationen kommt.
Anders als beim AB0-System kommen nämlich im rhesuspositivem und rhesusnegativem Blut normalerweise keine Antikörper vor. Sie bilden sich erst, wenn einer rhesusnegativen Person rhesuspositives Blut übertragen wird. Das nennst du Sensibilisierung. Kommt diese Person noch einmal mit rhesuspositivem Blut in Kontakt, dann tritt eine sogenannte Antigen-Antikörper-Reaktion ein.
Schwangerschaft:
Ein Risiko bei einer Schwangerschaft stellt also folgende Situation dar: Eine rhesusnegative Mutter ist mit einem rhesuspositiven Kind schwanger. Bei der 1. Schwangerschaft gelangen bei der Geburt durch Risse in der Plazenta geringe Mengen des kindlichen Blutes in den Blutkreislauf der Mutter. In Folge dessen kann das zur Antikörperbildung bei der Mutter führen. Dabei kann es zur sogenannten Rhesusunverträglichkeit (Rhesusinkompatibilität) kommen:
Wird die Mutter nun erneut mit einem Rh-positivem Kind schwanger, gelangen die Antikörper in den kindlichen Blutkreislauf. Das kann zur Zerstörung der roten Blutkörperchen führen. Durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen (Hämolyse) können für das Kind tödliche Folgen entstehen. Es wird dann unter anderem nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt.
Vorbeugung: Um die Rhesusunverträglichkeit zu verhindern, wird der rhesusnegativen Mutter heutzutage nach der ersten Geburt eines rhesuspositiven Kindes eine Impfung verabreicht. Sie verhindert, dass sich Antikörper bilden und die nächste Schwangerschaft mit einem rhesuspositiven Kind keine Gefahr mehr darstellt.
Bluttransfusion:
Bekommt eine Rh-negative Person wiederholt Spenderblut von einer Rh-positiven Person, kann auch das zu Komplikationen führen. Der Körper des Empfängers bildet nach der ersten Transfusion Antikörper gegen den „Fremdkörper“. Bei einer erneuten Bluttransfusion kann das lebensbedrohliche Folgen haben, da es zur Verklumpung (Hämagglutination) des Blutes kommen kann.
Rhesusfaktor Vererbung
Jeder Mensch bekommt seinen Rhesusfaktor von den Eltern vererbt. Er ändert sich in der Regel das ganze Leben nicht. Für die Bildung der Rhesus-Antigene ist vereinfacht gesagt das Gen D verantwortlich. Hier gibt es zwei verschiedene Varianten des Gens (Allele ) :
- das dominante Allel D
- und das rezessive Allel d.
Menschen mit dem Genotyp DD oder Dd können also die D-Antigene ausbilden. Die Vererbung des Rhesusfaktors verläuft nun gemäß den Mendelschen Vererbungsregeln . Schauen wir uns hierzu ein Beispiel an:
Eine Frau besitzt den Genotyp DD (reinerbig, rhesuspositiv) und ein Mann den Genotyp dd (reinerbig, rhesusnegativ). Alle Kinder, die sie bekommen, haben folglich den Genotyp Dd und sind somit rhesuspositiv.
D | D | |
d | Dd | Dd |
d | Dd | Dd |
Du möchtest wissen, wie die Blutgruppen im AB0-System vererbt werden und welche Blutgruppe deine Kinder einmal haben werden? Dann schau dir unser Video an und finde es heraus!