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Hinter dem Begriff Neoliberalismus versteckt sich eine weitverbreitete politische Grundrichtung. Im Artikel und im Video  erklären wir dir alles Wichtige rund ums Thema!

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Inhaltsübersicht

Neoliberalismus einfach erklärt

Der Begriff Neoliberalismus beschreibt vereinfacht gesagt eine Wirtschaftsordnung. Bei ihr werden staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen nicht komplett abgelehnt, aber auf ein Minimum reduziert. 

Vor allem bei möglichen Monopolbildungen und bei dem Aufbau von sozialen Sicherungssystemen ist der Staat gefragt und muss eingreifen. Auf der anderen Seite soll der Staat der Wirtschaft aber durch Deregulierungen und Privatisierungen genügend Freiraum bieten.

Interessant: Die Finanzkrise 2008 und auch die Corona-Krise sind Beispiele dafür, dass die Wirtschaft nicht immer jedes Problem alleine lösen kann. Genau hier soll der Neoliberalismus ansetzen.

Neoliberalismus Herkunft

Das „Neo“ in Neoliberalismus steht dafür, dass es sich um eine neue Weiterentwicklung des Liberalismus handelt. Neoliberale Ideen entstanden als Antwort auf den gescheiterten Kapitalismus und den unmenschlichen Faschismus .

Der Staat als Schiedsrichter

Damit ein freier und fairer Wettbewerb entstehen kann, müssen:

  1. Eigentum geschützt,
  2. Verträge eingehalten,
  3. Währungen stabilisiert,
  4. Sozialsysteme aufgebaut und
  5. Monopole unterbunden werden

Für all diese Aufgaben ist nach der Definition des Neoliberalismus der Staat zuständig.

Unterschied Liberalismus — Neoliberalismus

Es kommt immer wieder vor, dass die Begriffe Neoliberalismus und Liberalismus verwechselt werden.

  • Der Liberalismus ist eine politische Bewegung, die auf dem Ziel beruht, Freiheit für jeden Einzelnen zu gewährleisten. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf sozialen und allgemein gesellschaftlichen Problemen. Der Liberalismus entstand bereits im 17. Jahrhundert als Antwort auf die Unterdrückung von Staat und Kirche.

    Der sogenannte Laissez-faire-Liberalismus war eine Wirtschaftsform, basierend auf dem Liberalismus. Hier sollte der Markt komplett ohne staatliche Regulierung auskommen. Doch diese Wirtschaftsform scheiterte, als sie in den 1920er Jahren zu hoher Arbeitslosigkeit und sozialem Elend führte.

  • Der Neoliberalismus ist auf der anderen Seite eine überarbeitete und moderne Version des Liberalismus. Er beschäftigt sich deutlich mehr mit der Wirtschaft und wird als mögliches Grundgerüst einer Wirtschaftsordnung verstanden. Der Neoliberalismus entwickelte sich im 20. Jahrhundert und war mit der ungebremsten Industrialisierung konfrontiert, die er regulieren musste.

Fazit: Der Liberalismus konzentriert sich auf die persönlichen Freiheitsrechte der Bürger und der Neoliberalismus fokussiert sich auf eine freie Wirtschaftspolitik.

Neoliberalismus Vor- und Nachteile

Keine Wirtschaftsordnung ist perfekt. So weist auch der Neoliberalismus Vor- und Nachteile auf. Diese werden auch heute noch oft diskutiert.

Vorteile

  • Der freie Markt ist effizienter als der Staat
    Neoliberale glauben, dass Behörden so langsam arbeiten, weil sie vom Staat geführt werden. Dadurch haben sie unter anderem keine Motivation ihre Arbeit zu beschleunigen.

  • Neoliberalismus ist realistisch
    Jeder Mensch kümmert sich zuerst um sich selbst und um seine Familie, da er von Natur aus dazu tendiert, egoistisch zu handeln. Jeder Versuch, eine Gesellschaft entgegen dieses Bedürfnisses zu entwickeln, wird vermutlich scheitern. Das ist am steigenden Wohlstand zu erkennen, den die Marktwirtschaft hervorgebracht hat.

  • Neoliberalismus belohnt Ehrgeiz
    Neoliberale Politik motiviert Menschen, die selbst noch nicht erfolgreich sind. Fleiß und Ehrgeiz werden also gefördert.

  • Die Wirtschaft hat mehr Kompetenzen als der Staat
    Die Wirtschaft kann frei und selbstständig am besten funktionieren. Beispiele wie die Telekom, die Deutsche Post oder die Deutsche Bahn zeigen, dass die Kompetenzen des Wirtschaftens nicht unbedingt beim Staat liegen.

  • Staat betreibt Ordnungspolitik
    Der Staat wird dennoch miteinbezogen und sorgt für die grundlegenden Spielregeln. Er kann außerdem in Ausnahmesituationen in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen und Konjunkturschwankungen abschwächen.

Nachteile

  • Ein komplett freier Markt schafft mehr Probleme als er löst
    Der freie Markt kann nicht alles regeln. Vor allem die Privatisierung von öffentlichen Institutionen wie dem Bildungsapparat könnte zu Problemen führen. Denn ein Unternehmen immer ist immer daran interessiert, Ausgaben zu senken und Gewinne zu erhöhen. Das würde im Extremfall zu Schulbeiträgen und dem Kürzen von Lehrergehältern und Ausstattungen führen.

  • Der Fokus auf Profit schadet der Umwelt und der Gesellschaft
    Wenn das einzige Ziel der Wirtschaft die Profitmaximierung ist, gibt es keinen Grund, sich um Treibhausgase oder Umweltverschmutzung zu kümmern. Dies bringt katastrophale Folgen für unseren Planeten mit sich, welche die ganze Menschheit betreffen.

  • Soziale Schichtenbildung wird verstärkt
    Vor allem große Unternehmen profitieren vom Neoliberalismus. Um den Profit zu maximieren, muss ein Unternehmen seine Kosten senken. Das geht unter anderem durch geringe Löhne. Deshalb verdienen nur die Geschäftsführer viel Geld, während die Arbeitnehmer nicht so viel zur Verfügung haben. Dadurch wird die soziale Ungleichheit verstärkt und die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer.

Neoliberalismus Kritik

In der Praxis wird die Idee des Neoliberalismus aber häufig nicht richtig verstanden oder falsch umgesetzt. Denn oft wird er als eine Form des Kapitalismus gesehen und mit dem Begriff Lobbyismus in Verbindung gebracht.

Merke: Lobbyismus beschreibt den Einfluss von Unternehmen auf die Wirtschaftspolitik , oder auf einzelne Parteien. Durch beeinflussende Gespräche versucht die Wirtschaft, die Politik zu ihren Gunsten anzupassen.

Der amerikanische Systemkritiker Noam Chomsky äußerte sich wie folgt zum Neoliberalismus:

„Massive Zunahme sozialer und ökonomischer Ungleichheit, gravierende Rückschläge für die ärmsten Nationen und Völker der Welt, die katastrophale Verschlechterung der globalen Umweltbedingungen, eine instabile Weltwirtschaft – aber munter sprudelnde Quellen wachsenden Reichtums für die Wohlhabenden.“

Aus diesen Gründen wurde das Wort „neoliberal“ immer wieder als Kampfbegriff verwendet. Vor allem das linke politische Spektrum gebraucht den Begriff, um aufzuzeigen, was in der Marktwirtschaft alles schiefläuft.

Wichtige Vertreter des Neoliberalismus

Die Idee des Neoliberalismus fand über die Jahre einige Anhänger. Die bedeutendsten stellen wir dir jetzt vor:

  • Friedrich August von Hayek, Wirtschaftswissenschaftler 
  • Walter Eucken, Wirtschaftswissenschaftler 
  • Ronald Reagan, ehemaliger US-Präsident
  • Margaret Thatcher, ehemalige britische Premierministerin
  • Gerhard Schröder, ehemaliger deutscher Bundeskanzler

Friedrich August von Hayek

Friedrich August von Hayek war eine der bedeutendsten neoliberalen Persönlichkeiten der Wirtschaftswissenschaften im 20. Jahrhundert. Seine bahnbrechendste Erkenntnis war, dass der Wettbewerb als Entdeckungsprozess betrachtet werden sollte – eine Quelle für neues Wissen.

Er war kein großer Freund der Demokratie. Diese Abneigung hatte einen tieferen Grund: Er befürchtete, dass bestimmte Gesellschaftsschichten die Wirtschaft durch Sondergesetze beeinflussen könnten. Ein Beispiel hierfür war die Einführung eines Mindestlohns. Von Hayek glaubte, dass der Mindestlohn den natürlichen Lauf der Wirtschaft behindern würde.

Walter Eucken

Die Freiburger Schule, gegründet von Walter Eucken in den 1930er Jahren, betont die Bedeutung von Wettbewerb und freier Preisbildung als Basis einer erfolgreichen Wirtschaft. Ihr Ziel war es, eine neoliberale Marktwirtschaft zu entwickeln, die sowohl auf Wettbewerb als auch auf sozialer Sicherung beruht.

Anders als beim klassischen Neoliberalismus verlangte Eucken vom Staat ein aktiveres Eingreifen, um die negativen Auswirkungen des Marktes auf die Gesellschaft zu mildern. Diese leichte Abwandlung des Neoliberalismus wird auch als Ordoliberalismus bezeichnet.

Ronald Reagan

Ronald Reagan, der von 1967 bis 1975 US-Präsident war, war ein Befürworter des „Trickle-Down-Effekts“ . Diese neoliberale Theorie besagt, dass Wohlstand durch Investitionen und Konsum von Unternehmen in die breitere Gesellschaft „durchsickern“ würde.

Um dies zu erreichen, senkte Reagan die Steuern und hoffte darauf, dass Unternehmen mehr produzieren und mehr Arbeitsplätze schaffen würden. Diese Entscheidung war jedoch umstritten und wurde von Kritikern als gescheitert angesehen.

Denn nicht nur die Staatsschulden gingen in die Höhe, sondern es trat auch das Gegenteil von Reagans Plan ein: Einkommen und Vermögen verteilten sich in der Gesellschaft immer ungleicher, sodass den ärmeren Familien noch weniger Geld zur Verfügung stand als zuvor.

Margaret Thatcher

Margaret Thatcher, die ehemalige Premierministerin Großbritanniens, war eine mutige Vertreterin des Neoliberalismus. Schon in jungen Jahren war Thatcher der Ansicht, dass Sozialismus die Freiheit gefährden würde. Sie setzte später sogar den neoliberalen Friedrich von Hayek als politischen Berater ein.

Thatcher stand für die Privatisierung staatlicher Unternehmen und die Deregulierung des Marktes. Sie senkte Steuern, privatisierte Unternehmen wie die British Airways und verringerte gesetzliche Auflagen. Sie setzte sich aber auch für Soziales ein: so baute sie Bahnstrecken aus und führte Sozialwohnungen ein. Während ihre Politik vielen Kritikern ein Dorn im Auge war, war sie für andere ein Vorreiter des Neoliberalismus.

Gerhard Schröder

Gerhard Schröder, Bundeskanzler Deutschlands von 1998 bis 2005, spielte ebenfalls eine Rolle im Neoliberalismus. Seine sogenannte „Agenda 2010“ zielte darauf ab, die deutsche Wirtschaft zu liberalisieren und zu deregulieren.

Ähnlich wie Thatcher und Reagan setzte auch Schröder auf die Privatisierung staatlicher Unternehmen und die Senkung von Steuern und Abgaben. Seine neoliberale Politik führte jedoch auch zu Kontroversen und Protesten in der Bevölkerung, insbesondere wegen der damit einhergehenden Einschränkung des Sozialstaats

Neoliberalismus — häufigste Fragen

  • Was ist der Neoliberalismus? 
    Der Neoliberalismus verfolgt eine freiheitliche und marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung. Der Staat soll hierbei nur die Anerkennung von Privateigentum, die Vertragsfreiheit und den Freihandel garantieren. Wichtig: Der Neoliberalismus konzentriert sich auf eine freie Wirtschaftspolitik und der Liberalismus fokussiert sich auf die persönlichen Freiheitsrechte.

  • Wer sind die Vertreter des Neoliberalismus? 
    Wichtige Vertreter des Neoliberalismus sind:
    • Wirtschaftswissenschaftler Friedrich August von Hayek
    • Wirtschaftswissenschaftler Walter Eucken,
    • ehemaliger US-Präsident Ronald Reagan
    • ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher
    • ehemaliger deutscher Bundeskanzler Gerhard Schröder.
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Kapitalismus

Wie du jetzt weiß, werden fälschlicher Weise die Begriffe Neoliberalismus und Kapitalismus häufig als Synonym verwendet. Doch der Kapitalismus beschreibt eine etwas andere Wirtschaftsform. Alle wichtigen Informationen zu ihm bekommst du in unserem Video !

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