Imperativ
Was der Imperativ im Deutschen ist und wie du ihn richtig bildest, erfährst du hier und im Video.
Inhaltsübersicht
Was ist der Imperativ?
Der Imperativ ist die Befehlsform im Deutschen. Du nutzt ihn, wenn du jemandem sagst, was er tun soll.
➡️ Beispiel
– „Mach (du) das Fenster auf!“
– „Macht (ihr) das Fenster auf!“
– „Machen Sie bitte das Fenster auf!“
Alle drei Sätze sind Aufforderungen im Imperativ, aber sie richten sich an unterschiedliche Personen: an eine einzelne Person („du“ / „Sie“) oder an mehrere („ihr“). Weil du mit dem Imperativ also immer direkt jemanden ansprichst, gibt es ihn nur für diese drei Personalpronomen.
Die Imperativformen mit „du“ und „ihr“ gelten als informell. Du verwendest sie im privaten oder vertrauten Rahmen. Der Imperativ mit „Sie“ ist dagegen die formelle Variante.
Wann verwendest du den Imperativ?
Du nutzt den Imperativ, um andere zum Handeln aufzufordern. Hier sind die wichtigsten Verwendungsarten, die dir im Alltag begegnen können:
| Funktion | Beispiel |
| Anleitungen |
Starte den Laptop und öffne die Datei. Schneide zuerst das Gemüse klein. |
| Appell |
Geh wählen! Setz dich für deine Rechte ein! |
| Anweisungen |
Stell das Fahrrad in den Keller. Bring den Müll raus, bevor du gehst. |
| Bitte |
Reiche mir bitte das Salz. Hilf mir bitte kurz beim Tragen. |
| Ratschläge |
Trink genug Wasser! Mach heute mal etwas langsamer! |
| Verbote |
Betreten verboten! Lass das Licht im Flur aus! |
| Warnungen / Ermahnungen |
Stopp – Bleib stehen! Heb das Kabel auf, bevor jemand stolpert! |
Eine Aufforderung im Imperativ kannst du entweder mit einem Punkt (.) oder einem Ausrufezeichen (!) beenden. Das Ausrufezeichen verleiht deiner Aussage Nachdruck, z. B. „Beeil dich!“. Ein Punkt dagegen lässt den Satz ruhiger und freundlicher klingen: „Beeil dich.“
Noch höflicher wirkt der Imperativ, wenn du kleine Zusätze wie „bitte“, „bitte mal“ oder „doch bitte mal“ verwendest. So wird aus dem direkten „Mach das Fenster zu.“ ganz leicht ein höflicher Vorschlag: „Mach bitte das Fenster zu.“ oder „Mach doch bitte mal das Fenster zu.“
Imperativ regelmäßig bilden — so geht’s mit „du“, „ihr“ und „Sie“
Die Bildung des Imperativs folgt bei regelmäßigen Verben klaren Regeln. Dabei steht das Verb immer am Satzanfang. Aber: Je nachdem, ob du eine oder mehrere Personen ansprichst, ändert sich die Form des Verbs.
Imperativ mit „du“
Für den Imperativ in der du-Form brauchst du den Stamm des Verbs. Den Stamm erhältst du, wenn du bei der Grundform des Verbs (Infinitiv ) die Endung -en wegstreichst. Das ist dann die Imperativform:
➡️ Beispiel
– lernen → lern → Lern für die Prüfung.
– holen → hol → Hol bitte deine Jacke.
– schreiben → schreib → Schreib den Namen oben aufs Blatt.
Imperativ mit „ihr“
Wenn du mehrere Personen ansprichst und duzt, brauchst du den Imperativ für die ihr-Form. Dafür nimmst du wieder den Verbstamm und hängst ein -t dran:
➡️ Beispiel
– „spielen“ → spielt → Spielt das Lied nochmal.
– „lernen“ → lernt → Lernt die Vokabeln bis morgen.
– „gehen“ → geht → Geht bitte in den Raum nebenan.
Gut zu wissen: Der Imperativ in der ihr-Form ist identisch mit der normalen Präsensform des Verbs von „ihr“. Du musst nur das Pronomen weglassen, der Rest bleibt gleich. (ihr lernt → Lernt!)
Imperativ mit „Sie“
Wenn du jemanden siezt, also formell ansprichst, verwendest du den höflichen Imperativ. Dafür nimmst du die dritte Person Plural des Verbs im Präsens und setzt das Wort „Sie“ dahinter.
➡️ Beispiel
– laufen → sie laufen → Laufen Sie bitte vorsichtig!
– warten → sie warten → Warten Sie kurz hier!
– essen → sie essen → Essen Sie gesund und ausgewogen!
Imperativ bei reflexiven und trennbaren Verben
Auch reflexive und trennbare Verben kannst du im Imperativ verwenden. Die Bildung folgt dabei denselben Regeln wie bei normalen Verben — je nachdem, ob du „du“, „ihr“ oder „Sie“ ansprichst. Was sich ändert, ist die Stellung der einzelnen Teile des Verbs.
Reflexive Verben
Hier steht das reflexive Pronomen direkt hinter dem Verb:
- sich beeilen → Beeil dich!
- sich konzentrieren → Konzentriert euch!
- sich setzen → Setzen Sie sich bitte!
Trennbare Verben
Die Vorsilbe wird abgetrennt und ans Satzende gestellt:
- aufstehen → Steh jetzt auf!
- mitkommen → Kommt bitte mit!
- abgeben → Geben Sie Ihre Präsentation ab!
Besonderheiten und Unregelmäßigkeiten
Nicht alle Verben folgen den regelmäßigen Regeln. Manche zeigen im Imperativ besondere Formen oder benötigen zusätzliche Endungen. Hier erfährst du, worauf du achten musst.
Das -e im Imperativ
In der du-Form kannst du bei vielen regelmäßigen Verben ein –e anhängen. Das klingt oft flüssiger, ist aber nicht zwingend nötig:
➡️ Beispiel
– Lern(e) für die Prüfung.
– Hol(e) bitte deine Jacke.
– Schreib(e) den Namen oben aufs Blatt.
Manche Verben brauchen das -e jedoch unbedingt — vor allem, wenn der Verbstamm auf -t, -d, -m, -n, -eln oder -ern endet. Das -e erleichtert die Aussprache.
➡️ Beispiel
– Arbeite konzentriert.
– Atme ruhig.
– Zeichne die Figur sauber.
Vokalwechsel im Imperativ
Bei einigen Verben verändert sich im Imperativ der Stammvokal — meist von e zu i oder ie. Diese Formen musst du dir leider merken.
| Infinitiv | du‑Form | Imperativ Singular |
| essen | du isst | Iss langsamer. |
| geben | du gibst | Gib mir kurz Bescheid. |
| lesen | du liest | Lies den Abschnitt. |
| sehen | du siehst | Sieh her! |
Wichtig: Ein Wechsel von a zu ä wird nicht übernommen. Hier bleibt der Imperativ beim Stamm ohne Umlaut. (Du schläfst gut. → Schlaf gut.)
Drei besondere Verben — „sein“, „haben“, „werden“
Diese drei Verben haben unregelmäßige Imperativformen, die du dir am besten einfach merkst:
| Infinitiv | Imperativ Singular | Imperativ Plural | Höflichkeitsform |
| sein | Sei leise! | Seid still! | Seien Sie ruhig! |
| haben | Hab Geduld! | Habt Vertrauen! | Haben Sie Nachsicht! |
| werden | Werde nicht laut! | Werdet wach! | Werden Sie aktiv! |
Achtung — Verwechslungsgefahr!
Aufforderungen müssen nicht immer im klassischen Imperativ stehen, auch wenn sie auf den ersten Blick so wirken. Besonders in Schildern, Anleitungen oder öffentlichen Durchsagen begegnen dir oft Ersatzformen. Sie klingen neutraler oder distanzierter und wirken dadurch häufig formeller oder sachlicher.
Hier siehst du die Alternativen:
| Form | Beispiel |
| Infinitiv | Hände waschen nicht vergessen! Fenster schließen vor dem Verlassen des Raums. |
| Nomen | Achtung! Glatteis! Ruhe im Wartebereich. Stopp! Keine Einfahrt. |
| Partizip II | Zutritt verboten. Spursperrung aufgehoben. Mitnahme erlaubt. |
| Passiv | Jetzt wird gegessen. In diesem Bereich wird nicht telefoniert. |
Tipp: Um herauszufinden, ob ein Satz im Imperativ steht, schau dir die Verbform ganz genau an. Sie steht immer am Anfang des Satzes und ist konjugiert, nicht in der Grundform.
Übungen zum Imperativ
Wandle die folgenden Sätze vom Indikativ in den Imperativ um. Die Zielperson kann dabei „du“, „ihr“ oder „Sie“ sein.
Du liest den Text laut vor. → Lies den Text laut vor.
Sie öffnen bitte das Fenster. → Öffnen Sie bitte das Fenster.
Ihr räumt eure Sachen zusammen. → Räumt eure Sachen zusammen.
Du arbeitest konzentriert. → Arbeite konzentriert.
Ihr geht in den Garten. → Geht in den Garten.
Du zeichnest die Tabelle ins Heft. → Zeichne die Tabelle ins Heft.
Sie bringen Ihren Ausweis mit. → Bringen Sie Ihren Ausweis mit.
Ihr lest den Artikel bis morgen. → Lestden Artikel bis morgen.
Du atmest tief durch. → Atme tief durch.
Sie schreiben mir eine E-Mail. → Schreiben Sie mir eine E-Mail.
Konjunktiv I und II
Der Imperativ gehört zu den drei sogenannten Modi der Verben — neben dem Indikativ (Wirklichkeitsform) und dem Konjunktiv (Möglichkeitsform). Wie du zum Beispiel den Konjunktiv bildest und wie der sich vom Imperativ unterscheidet, erfährst du in unserem Beitrag dazu.