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Fotografisches Gedächtnis

Der Begriff fotografisches Gedächtnis beschreibt eine besondere Gedächtnisleistung. In diesem Beitrag schauen wir uns an, was das genau bedeutet und ob es das wirklich gibt. Hier geht’s direkt zum Video!

Quiz zum Thema Fotografisches Gedächtnis
Inhaltsübersicht

Was ist ein fotografisches Gedächtnis?  

Wäre es nicht praktisch, sich Bilder mit nur einem Blick vollständig einprägen zu können, wie auf einem Foto?

Solch ein „fotografisches“ Gedächtnis, wie es umgangssprachlich verstanden werden kann, gibt es nicht.  

Allerdings haben einige Menschen eine spezielle  Gedächtnisfähigkeit und können sich in ihrer bildhaften Wahrnehmung an viele Details erinnern. Diese Fähigkeit heißt in der Psychologie auch eidetisches Gedächtnis

Eidetiker haben dann den Eindruck, die Einzelheiten einer Erinnerung wie auf einem Foto betrachten zu können. Aber auch sie können nicht alles komplett fehlerfrei wiedergeben. 

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Fotografisches (eidetisches) Gedächtnis

Eidetisches Gedächtnis  

Der Begriff eidetisches Gedächtnis stammt vom griechischen Wort eîdos ab und bedeutet so viel wie „ansehen“. 

Definition eidetisches Gedächtnis

Eine bekannte Definition dafür stammt von den Psychologen Gummerman und Gray. Danach bezeichnet das eidetische Gedächtnis die Fähigkeit, eine Szene oder ein komplexes Muster als detailliertes, visuelles Bild im Kopf zu behalten.

Solche Bilder über einen längeren Zeitraum von mehreren Minuten zu speichern, gelingt nur wenigen Menschen. Jeder von uns kann sich aber Wahrnehmungen für einige Sekunden bildhaft merken. Dabei sprichst du vom sogenannten ikonischen Gedächtnis. Es ist ein Teil des Ultrakurzzeitgedächtnis und entscheidend dafür, welche Informationen ins Kurzzeitgedächtnis weitergeleitet werden. 

Die Existenz des ikonischen Gedächtnisses konnte der Psychologe George Sperling mit seinen Experimenten nachweisen. Dazu zeigte er Probanden für 50 Millisekunden ein Feld mit Buchstaben (zwölf Buchstaben in drei Zeilen), die sie danach wiedergeben sollten. Durchschnittlich erinnerten sich die Testpersonen an vier oder fünf der Buchstaben. Wenn er ihnen zusätzlich über drei unterschiedliche Töne vermittelte, welche der drei Zeilen sie vorsagen sollten, konnten die Personen diese meistens sogar fehlerfrei wiedergeben. Welche Zeile das sein wird, war ihnen also beim Betrachten des Zahlenquadrats nicht bewusst. Das bedeutet, dass direkt nach dem Anschauen ein vollständiges Bild im Kopf gespeichert sein muss. Allerdings wird die Leistung der Probanden deutlich schlechter, je größer die Zeitspanne bis zur Wiedergabe wird. Das zeigt, dass sich visuelle Inhalte nur kurzzeitig im ikonischen Gedächtnis befinden.

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Ikonisches Gedächtnis (Sperling Experiment)

Fotografisches Gedächtnis Beispiele  

Menschen, denen ein eidetisches Gedächtnis zugeschrieben wird, zeigen auch oft eine besonders gute Gedächtnisleistung unabhängig von deren visuellen Gedächtnis. Außerdem weisen einige von ihnen weitere kognitive Besonderheiten auf, wie etwa Autismus oder Synästhesie (verknüpfte Sinneswahrnehmung, z.B. Wörter fühlen oder schmecken, Farben riechen).

Hier haben wir dir ein paar Persönlichkeiten mit eidetischen Fähigkeiten aufgelistet: 

  • Stephen Wiltshire: Der britische, autistische Künstler zeichnete Städte wie Rom oder London nach Helikopterrundflügen sehr detailreich nach. 
  • Solomon Shereschewski: Der russische Journalist hatte eine besonders ausgeprägte Merkfähigkeit und konnte beispielsweise Reden Wort für Wort wiedergeben. Er war außerdem Synästhetiker, der alles was er sah gleichzeitig mit jedem anderen Sinn verknüpfte (Ton entspricht Farbe und Geschmack). Das half ihm beim Merken der Gedächtnisinhalte. 
  • Kim Peek: Der Amerikaner hatte die Fähigkeit, sich die Seiten eines Buches innerhalb von sieben Sekunden vollständig zu merken. Insgesamt konnte er die Inhalte von etwa 12.000 Büchern, aber auch die Straßennetze oder Postleitzahlen von USA und Kanada auswendig. Er hatte diese Begabung vermutlich, weil seine Gehirnhälften nur minimal miteinander verbunden waren. 

Fotografisches Gedächtnis Kinder  

Es gibt die Vermutung, dass Kinder eher ein eidetisches Gedächtnis haben als Erwachsene. Sie sind zum Beispiel oft besser im Spiel Memory, bei dem es darum geht, sich die Position verdeckter Bilder zu merken. In dem jungen Alter ist es jedoch sehr schwierig, ein mögliches eidetisches Gedächtnis experimentell verlässlich zu testen. Denn die Kinder können meistens noch nicht so gut sprechen oder zeichnen. 

Wissenschaftler gehen nämlich davon aus, dass Kleinkinder die besondere Merkfähigkeit wieder verlieren, wenn sie in der Lage sind zu sprechen. Im Laufe der Entwicklung werden Wahrnehmungen dann besser gefiltert und unwichtige Informationen eher aussortiert. 

Eidetisches Gedächtnis Funktionsweise  

Wie genau das fotografische Gedächtnis funktioniert ist noch nicht geklärt. Das Problem ist, dass es keine ausreichend guten Methoden gibt, um die komplexen Veränderungen im Gehirn von Eidetikern zu messen und nachzuvollziehen. Es ist jedoch möglich, das Gehirn nach dem Tod zu untersuchen. Dann können aber keine Aktivitäten mehr gemessen werden. 

Auch bleibt die Frage, inwiefern die eidetische Fähigkeit angeboren ist oder auf Merkstrategien basiert. Denn es gibt einige Methoden mit denen du dein Erinnerungsvermögen trainieren kannst. Dazu kannst du zum Beispiel Informationen mit Bildern verknüpfen. Erlernen lässt sich ein fotographisches Gedächtnis jedoch nicht.

Obwohl sich viele Menschen vielleicht ein solches Gedächtnis wünschen würden, hat das Vergessen auch einen Sinn. Es hilft, dass wir uns auf die wichtigen Informationen fokussieren können und sozusagen den Speicherplatz nicht mit unnötigen Informationen überladen. 

Quiz zum Thema Fotografisches Gedächtnis

Gedächtnis  

Das fotografische oder eidetische Gedächtnis ist also eine besondere Form des Gedächtnisses mancher Menschen. In unserem Video zum Gedächtnis, erfährst du, welche Formen des Gedächtnisses jeder von uns hat und wie es funktioniert. Schau es dir gleich an!

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