Rückenmark
Das Rückenmark liegt innerhalb deiner Wirbelsäule. Was genau es ist, wie es aufgebaut ist und alles über seine Funktionsweise, erfährst du in diesem Artikel. Du willst lernen ohne zu lesen? Dann schau dir einfach unser kurzes Video zu dem Thema an!
Inhaltsübersicht
Was ist das Rückenmark?
Hast du dich schon einmal gefragt, warum du deine Hand so schnell wegziehst, wenn du auf eine heiße Herdplatte fasst?
Das ist ein Reflex, für den dein Rückenmark verantwortlich ist. Das Rückenmark bildet zusammen mit dem Gehirn das zentrale Nervensystem deines Körpers. Du kannst es dir vorstellen wie einen langen Strang, der deinen Rücken entlang läuft. Es setzt an deinem Gehirn an und läuft fast bis zum Ende deiner Wirbelsäule.
Dein Rückenmark enthält viele Nervenzellen. Dadurch kann es als Informationsvermittler zwischen deinem Gehirn (Zentrales Nervensystem) und dem Rest deines Körpers bzw. deinen Organen (Peripheres Nervensystem ) wirken. Außerdem ist es das Zentrum für viele Reflexe, wie den Schmerzreflex.
Das Rückenmark, auch Myelon oder Medulla spinalis (engl. spinal cord) genannt, bildet zusammen mit dem Gehirn das zentrale Nervensystem und verläuft im knöchernen Wirbelkanal der Wirbelsäule.
Rückenmark Aufbau
Das Rückenmark läuft, geschützt im Wirbelkanal deiner Wirbelsäule, an deinem Rücken entlang. Vom Kopf ausgehend (kranial) in Richtung Steißbein (kaudal), kannst du es in verschiedene Segmente einteilen. Dabei ist der Aufbau des Rückenmarks symmetrisch, sodass aus jedem Segment jeweils ein spinales Nervenpaar entspringt. Du teilst die Rückenmarkssegmente beim Menschen in folgende Bereiche ein:
- Hals- / Zervikalmark: 8 Segmente (C1-C8)
- Brust- / Thorakalmark: 12 Segmente (Th1-Th12)
- Lenden- / Lumbalmark: 5 Segmente (L1-L5)
- Kreuz- / Sakralmark: 5 Segmente (S1-S5)
- Schwanz-/ Kokzygealmark: 1 Segment (Co1)
Dabei kannst du das Rückenmark aber nicht nach den einzelnen Wirbeln deiner Wirbelsäule einteilen. Das liegt daran, dass das Rückenmark kürzer als die Wirbelsäule ist. Denn ab dem ersten Lendenwirbel endet es als Markkegel (Conus medullaris). Danach läuft nur noch ein Nervenfaserbündel weiter. Du nennst diesen Strang cauda equina, lateinisch für Pferdeschwanz.
Rückenmarkshäute
Genau wie dein Gehirn ist auch das Rückenmark von schützenden, sogenannten Rückenmarkshäuten, umhüllt. Du kannst sie in zwei Gewebeschichten einteilen. Von innen nach außen sind das:
- die weiche Rückenmarkshaut: weiter unterteilbar in Pia mater spinalis und Arachnoidea mater spinalis (Spinnengewebshaut); sie umhüllen das Rückenmark direkt.
- die harte Rückenmarkshaut: Dura mater spinalis, bildet die äußerste Hülle der Rückenmarkshäute.
Rückenmark Querschnitt
Um zu verstehen, wie die Medulla spinalis (das Rückenmark) im Inneren aufgebaut ist, schauen wir uns nun einen Querschnitt des Rückenmarks (Transversalschnitt) an.
Genau wie im Gehirn kannst du hier zwischen grauer und weißer Substanz unterscheiden. Du kannst erkennen, dass sich in der Mitte die schmetterlingsförmige graue Substanz befindet. Sie wird umgeben von der weißen Substanz. Außerdem siehst du, dass dem Rückenmark rechts und links Nervenwurzeln entspringen, aus denen sich dann die Spinalnerven bilden. Schauen wir uns jetzt die beiden Substanzen einmal genauer an.
Graue Substanz Rückenmark
Die schmetterlingsförmige graue Substanz (Substantia grisea) besteht aus den zwei breiteren „Flügeln“ vorne (in Richtung Bauch, ventral) und den zwei schmaleren „Flügeln“ hinten (in Richtung Rücken, dorsal). Du kannst den „Schmetterling“ wiederum in drei verschiedene Bereiche einteilen:
- Vorderhorn: vorderer Teil; enthält die Nervenzellen, die Signale vom zentralen Nervensystem zu den Muskeln leiten (Motoneurone).
- Hinterhorn: hinterer Teil; enthält Nervenzellen, die Reize wahrnehmen und an das Gehirn weiterleiten (sensible Neuronen).
- Seitenhorn: zwischen Vorder- und Hinterhorn; enthält Nervenzellen des vegetativen Nervensystems (Atmung, Verdauung).
Aus dem Vorderhorn entspringen also die motorischen Vorderwurzeln, während die sensiblen Hinterwurzeln zum Hinterhorn des Rückenmarks laufen. Die beiden Spinalnervenwurzeln vereinen sich dann zum sogenannten Spinalnerv. Er geht in viele Nerven des peripheren Nervensystems über. Das sind Nerven die beispielsweise Informationen an Muskeln weiterleiten. Dabei laufen die Spinalnerven der jeweiligen Segmente immer zu bestimmten Versorgungsgebieten in deinem Körper.
Weiße Substanz Rückenmark
Die weiße Substanz umgibt die graue Substanz im Rückenmark und enthält die entsprechenden Bahnen der Nervenfasern. Du kannst sie einteilen in folgende Bereiche: Vorderstrang, Seitenstrang und Hinterstrang.
In der weißen Substanz befinden sich aufsteigende und absteigende Nervenbahnen. Die aufsteigenden (afferenten) Bahnen laufen vom Rückenmark zum Gehirn und leiten Signale aus der Umwelt oder deinem Körper ins Gehirn. Die absteigenden (efferenten) Bahnen sind für die Erregungsleitung vom Gehirn zurück zum Rückenmark zuständig. Du kannst daher die aufsteigenden Afferenzen als sensible und die absteigenden Efferenzen als motorische Bahnen bezeichnen.
Beispiel
Die wichtigste und größte motorische Nervenbahn ist die sogenannte Pyramidenbahn. Sie ist vor allem wichtig für die Willkürmotorik (bewusste Bewegungen) und die Feinmotorik (gezielte Bewegungen).
Rückenmark Funktion
Die Funktion des Rückenmarks besteht darin, als eine Art Vermittler zu wirken. Das heißt, es überträgt Signale zwischen deinem Körper und deinem Gehirn.
Es leitet also einerseits das Signal „Bewege deine Beine“ vom Gehirn in deinen Körper. Andererseits informiert es dein Gehirn zum Beispiel, wenn deine Finger etwas berühren.
Außerdem ist das Rückenmark auch wichtig für die Entstehung von Reflexen. Unter einem Reflex verstehst du eine unwillkürliche, also nicht gesteuerte, Reaktion auf einen bestimmten Reiz. Das bedeutet, die Antwort wird direkt vom Rückenmark aus gesendet, ohne dass das Gehirn eine Rolle spielt. Die Verbindung der Nervenzellen bezeichnest du hier als Reflexbogen.
Du kannst zwischen verschiedenen Arten von Reflexen unterscheiden:
- Eigenreflex: Reiz und Antwort finden im selben Organ statt:
Patellarsehnenreflex (Kniesehnenreflex ): ein leichter Schlag auf die Muskelsehne deines Knies löst eine Verkürzung des Muskels und damit eine Streckung deines Beines aus.
- Fremdreflex: Reiz und Reflexantwort finden nicht im selben Organ statt:
Lidschlussreflex: Schutzreflex des Auges, der bei einem Reiz deiner Hornhaut zum Schließen des Augenlids führt.
Kremasterreflex: bei Männern führt ein Bestreichen der Innenseite des Oberschenkels dazu, dass der Hoden sich zum Körper zieht (ausgelöst durch den Musculus cremaster)
Schädigungen des Rückenmarks
Das Rückenmark kann geschädigt werden, was zu Bewegungs-, Gefühls- oder Reflexeinschränkungen führen kann. Der Grad der Auswirkungen hängt dabei vor allem mit dem Ort der Beschädigung zusammen. Je höher die Stelle liegt, an der das Rückenmark beschädigt ist, desto größer sind die Einschränkungen. Hier findest du einige Beispiele, in welcher Form Rückenmarkserkrankungen auftreten können:
- Tumor: Ein Tumor drückt auf das Rückenmark und stört so die Erregungsleitung.
- Schädigung / Durchtrennung: Die Verletzung des Rückenmarks beispielsweise durch Frakturen in der Wirbelsäule kann zum Querschnittssyndrom führen. Darunter verstehst du die Lähmung bestimmter Körperbereiche.
- Bandscheibenvorfall: Die Bandscheibe (Teil der Wirbelsäule) tritt vor und drückt auf das Rückenmark.
- Multiple Sklerose: Eine Entzündung des Rückenmarks, die zum Abbau der Schutzhülle der Nervenzellen im zentralen Nervensystem führt.
Du weißt jetzt also, dass das Rückenmark ein Teil des zentralen Nervensystem ist. Wenn du mehr über das zentrale Nervensystem erfahren möchtest, gibt es hier direkt den nächsten Beitrag für dich!