Gliazellen
Eine Art von Zelle im Nervensystem ist die Gliazelle. In diesem Beitrag erfährst du, welche Typen es gibt und welche Funktionen sie übernehmen. Hier geht es direkt zum kurzen Video !
Inhaltsübersicht
Was sind Gliazellen?
Gliazellen (auch Neuroglia oder englisch glia cells) sind Zellen der Nervengewebe. Zusammen mit den Nervenzellen (Neuronen) bilden sie das Nervensystem .
Ursprünglich wurde ihnen nur eine Stütz- oder Haltefunktion zugeschrieben. Daher stammt auch die Bezeichnung glia, griechisch für Leim. Heute wissen wir allerdings, dass sie auch an Prozessen wie der Signalweiterleitung, dem Stoffwechsel oder der Immunabwehr beteiligt sind.
Es gibt viele verschiedene Arten von Gliazellen. Drei wichtige Gruppen sind zum Beispiel Astrozyten, Oligodendrozyten und Mikroglia.
Gliazellen Einteilung
Du kannst die verschiedenen Arten der Gliazellen zunächst in Zellen des peripheren Nervensystems und Zellen des zentralen Nervensystems einteilen. Sie lassen sich wiederum anhand ihres Aussehens und ihrer Funktion unterscheiden. Dann sieht die Unterteilung folgendermaßen aus:
– Neuroglia im zentralen Nervensystem (ZNS):
-
Makroglia:
- Astrozyten (Astroglia): Gliazellen mit langen, strahlenförmigen Zellfortsätzen
- Oligodendrozyten: bilden die Isolationsschicht der Axone von Nervenzellen im ZNS (Myelinisierung)
- Mikroglia: sind das Immunsystem des zentralen Nervensystems
- Ependymzellen: kleiden flüssigkeitsgefüllte Räume (Ventrikel) im Gehirn aus (= Ependym)
– Neuroglia im peripheren Nervensystem (PNS):
- Schwann’sche Zellen: bilden die Isolationsschicht von Nervenzellen im PNS
- Mantelzellen: umhüllen den Zellkörper von Nervenzellen in Ganglien (Nervenzellknoten)
Gliazellen Funktion
Die Gliazellen stehen in engem Kontakt mit den Nervenzellen und helfen ihnen dabei, Signale weiterzuleiten. Zunächst dachte man, dass sie nur eine Hilfs- oder Stützfunktion haben, weil sie das Gewebe bilden, dass die Nervenzellen umgibt. Daher werden sie auch als Stützzellen bezeichnet. Es werden jedoch immer mehr wichtige Aufgaben bekannt. Dazu gehören zum Beispiel:
- Isolation: bilden die Myelinscheide/Markscheide als Isolationsschicht um die Nervenzellen; im ZNS von Oligodendrozyten und im PNS von Schwann’schen Zellen gebildet
- Stoffwechsel: versorgen die Nervenzellen mit Nährstoffen
- Immunabwehr: Aufnahme von Fremdkörpern (Phagozytose )
- Regulation des neuronalen Milieus: regulieren den pH-Wert und die Konzentration von Kaliumionen im Gehirn
- Blut-Hirn-Schranke: sind ein Teil der Blut-Hirn-Schranke, die das Gehirn vor Fremdstoffen (z.B. Krankheitserreger) schützt
Jeder Zelltyp übernimmt dabei spezielle Aufgaben. Den Aufbau und die Funktion der wichtigsten Gliazelltypen erklären wir dir noch einmal im Detail.
Astrozyten
Die Astrozyten, auch Astroglia, bilden den größten Teil der Gliazellen im zentralen Nervensystem. Sie unterscheiden sich von anderen Gliazellen durch ihre sternförmig verzweigten Zellausläufer.
Die Astrozyten haben eine wichtige Stützfunktion und sind an der Bildung der Blut-Hirn-Schranke beteiligt. Außerdem „ernähren“ sie die Nervenzellen, indem sie eine Verbindung zu den Blutgefäßen herstellen. Darüber sorgen sie dann für einen Nährstoffaustausch.
Zudem sind sie verantwortlich für die Flüssigkeitsregulierung und die Aufrechterhaltung einer stabilen Kaliumionen-Konzentration im Gehirn.
Wenn Axone (Fortsätze) von Gehirnzellen zum Beispiel durch einen Unfall durchtrennt werden, bilden die Astrogliazellen sogenannte Glianarben. Diese Narbe im Gehirn besteht also aus Gliazellen. Sie füllen den leeren Raum aus, der durch die Verletzung entstanden ist. Dadurch bleibt die Stabilität des Hirngewebes erhalten.
Merke: Wörtlich übersetzt heißt Astrozyten zwar Sternzellen, aber sie sind damit nicht gleichzusetzen. Die eigentlichen Sternzellen sind nämlich Neurone im Kleinhirn des Gehirns . Als anderes Wort für Astrozyt kannst du aber Spinnenzelle benutzen.
Oligodendrozyten
Die Oligodendrozyten sind wie die Astrozyten im zentralen Nervensystem zu finden. Dort umhüllen sie die Axone der Nervenzellen. Sie bilden dazu eine fettreiche Isolationsschicht — die Myelinscheide — um die Axone. Sie wirkt elektrisch isolierend und ermöglicht eine schnellere Signalweiterleitung innerhalb der Neurone. Wenn du noch mehr über die Funktion der Myelinscheide erfahren möchtest, schau dir das Video zur Erregungsleitung an!
Damit ist diese Art der Gliazellen das Gegenstück der Schwann’schen Zellen. Denn die Schwann’schen Zellen sind im peripheren Nervensystem für die Bildung der Myelinschicht verantwortlich.
Die Oligodendrozyten sind vor allem in der weißen Substanz von Gehirn und Rückenmark zu finden zu finden. Für die weiße Farbe unter dem Mikroskop sorgt der hohe Fettgehalt der isolierenden Hüllen der Axone.
Mikrogliazellen
Die Mikrogliazellen sind die Immunzellen des zentralen Nervensystems. Sie gehören zu den Fresszellen (Makrophagen). Das bedeutet, dass sie Stoffe aufnehmen und zerstören können.
Sie werden zum Beispiel aktiviert, wenn dein Gehirn verletzt wird. Dann verändern sie ihre Form und bewegen sich zum Ort der Verletzung. Dort können sie tote Zellen oder Zellbestandteile umschließen, verdauen und abbauen. Bei diesem Prozess sprichst du auch von Phagozytose .
Wenn Fremdkörper (z.B. Viren oder Bakterien ) in das Gehirn eindringen, werden die Mikrogliazellen auch aktiviert. Am Infektionsort locken sie weitere Immunzellen an und verhindern die weitere Ausbreitung der Eindringlinge. Dazu schütten sie bestimmte Proteine aus, die Entzündungsreaktionen auslösen oder hemmen können. Auf der einen Seite hilft eine Entzündung dabei, Erreger zu zerstören. Auf der anderen Seite schützt eine Entzündungshemmung die Nervenzellen.
Du möchtest noch mehr darüber erfahren, wie Makrophagen Viren und Bakterien in unserem Körper vernichten können? Dann gibt es hier das richtige Video für dich!