Prinzipien der Sozialversicherung
Du willst mehr über die Sozialversicherung erfahren und wissen, auf was sie basiert? In diesem Artikel und im Video erklären wir dir die Prinzipien der Sozialversicherung und wie sie die Grundlage der Sozialversicherung bilden.
Inhaltsübersicht
Prinzipien der Sozialversicherung einfach erklärt
Die Sozialversicherung dient dazu, finanziellen Risiken im Leben von allen Bürgern vorzubeugen. Sie stellt sicher, dass alle Mitglieder der Gesellschaft einen Beitrag zahlen und deshalb auch von den Leistungen profitieren können.
Die Prinzipien der Sozialversicherung lassen sich in Kernprinzipien und Gestaltungsprinzipien aufteilen. Die drei Kernprinzipien sind fest im Gesetz geregelt und lauten:
- Versicherungsprinzip
- Versorgungsprinzip
- Fürsorgeprinzip
Wie genau die Kernprinzipien gestaltet und umgesetzt werden, bestimmen die Gestaltungsprinzipien. Wie der Name schon sagt, sind Gestaltungsprinzipien keine festen Gesetze, sondern eher ethische Leitfäden.
Dazu gehören vor allem:
- Äquivalenzprinzip
- Leistungsprinzip
- Solidaritätsprinzip
- Subsidiaritätsprinzip
Versicherungsprinzip
Das Versicherungsprinzip besagt, dass eine große Gruppe von Menschen (die Versicherten) gemeinsam für ihre möglichen Risiken aufkommen, die sie im Schadensfall allein kaum oder gar nicht stemmen könnten. In Deutschland funktioniert das, indem alle arbeitenden Menschen einen Teil ihres Einkommens abgeben müssen. Diese Beiträge werden in einen gemeinsamen Fonds einbezahlt. Gerät ein Versicherter in Not, wie zum Beispiel durch einen Unfall, bekommt der Versicherte einen angemessenen Betrag aus dem besagten Fonds ausbezahlt.
Es gibt verschiedene Arten von Versicherungen, die auf dem Versicherungsprinzip basieren. Einige davon kommen in den 5 Säulen der Sozialversicherung vor.
Ein Beispiel für das Versicherungsprinzip ist die Krankenversicherung. Wenn jeder einer Gruppe von Menschen Beiträge einzahlt, kann auch jeder im Falle einer Krankheit auf die finanziellen Mittel des gemeinsamen Fonds zugreifen. Wird beispielsweise ein Versicherter krank und hat hohe medizinische Kosten, werden diese Kosten durch den gemeinsamen Fonds gedeckt. So muss der Einzelne die Kosten nicht alleine bewältigen.
Aber auch andere Versicherungen, wie Arbeitslosenversicherung, Rentenversicherung und Unfallversicherung, werden durch das Versicherungsprinzip finanziert.
Allein an dieser Grafik lässt sich erkennen, wie wichtig das Versicherungssystem für die deutsche Bevölkerung ist. Die zwei größten Ausgabepunkte sind die Rentenversicherung und die Krankenversicherung mit insgesamt rund 55 %.
Fürsorgeprinzip
Im Fürsorgeprinzip geht es darum, dass Regierungen und Gesellschaft für das Wohl ihrer Bürger verantwortlich sind. Es ist also Aufgabe des Sozialstaats , sicherzustellen, dass die grundlegenden Bedürfnisse aller Mitglieder der Gesellschaft erfüllt sind. Genauso sollte das auch in einer Notsituation für die Bürger möglich sein.
Beispiel: Deswegen umfasst das Fürsorgeprinzip die Bereitstellung von grundlegenden Leistungen wie zum Beispiel Gesundheitsversorgung, Bildung und Wohnraum. Aber auch Sozialhilfe und Jugendhilfe werden vom Staat bereitgestellt.
Bei dem Fürsorgeprinzip geht es aber hauptsächlich um Zustände, aus denen der Einzelne nicht mehr ohne Hilfe rauskommt. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn jemand arbeitslos wird. Hier ist also der Sozialstaat dazu verpflichtet, eine Unterstützungszahlung zu leisten.
Nichtsdestotrotz kommt es immer auf den Grad der Bedürftigkeit an. Die Bedürftigkeit des Betroffenen muss immer nachgewiesen und von der zuständigen Behörde geprüft werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Vermögen des Betroffenen, aber auch das Einkommen der Familie.
Versorgungsprinzip
Regierungen stellen zusätzlich zur Grundversorgung Auszahlungen für bestimmte Gruppen von Bürgern bereit. Meist sind das Bürger, die besondere Dienste für die Gesellschaft erbracht haben, wie z.B. Soldaten, Rettungskräfte und Polizisten. Aber auch Gruppen, die erheblichen Schaden erlitten haben, werden entschädigt.
Beispiel: Ein Kriegsopfer hat Schaden erlitten, an dem theoretisch der Staat Schuld ist. Es stand also entweder im Dienst des Landes oder wurde vom Staat nicht ausreichend geschützt. Deswegen muss dieser das Opfer auch entsprechend entschädigen.
Das Versorgungsprinzip soll also wichtige Teile der Gesellschaft und somit die öffentliche Versorgung sichern.
Im Gegensatz zum Versicherungsprinzip werden diese besonderen Leistungen nicht aus Beiträgen, sondern aus Steuermitteln finanziert. Denn die Sicherung der öffentlichen Versorgung liegt im Interesse aller Bürger.
Kernprinzipien – Übersicht
Erfolgt nach dem… | Versicherungsprinzip | Fürsorgeprinzip | Versorgungsprinzip |
Erhalten alle… |
…Versicherten |
…Bürger | …bestimmte Bevölkerungsgruppen |
Voraussetzung: | zahlen Beiträge in die Versicherung |
nachgewiesene Bedürftigkeit | besonderer Dienst / Leistung |
finanziert durch: | Versicherungsbeiträge |
Steuermittel | Steuermittel |
Beispiele: | Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung, Unfallversicherung | Sozialhilfe, Jugendhilfe | Leistungen für Wehrdienst, Zivildienstleistende und Beamte; Entschädigung für Kriegsopfer |
Gestaltungsprinzipien
Die Gestaltungsprinzipien der Sozialversicherung sind hingegen eher ethische Grundsätze. Sie helfen bei der Gestaltung des Sicherungssystems.
- Das Äquivalenzprinzip besagt, dass Beiträge und Auszahlungen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen sollten. Das bedeutet, dass diejenigen, die mehr einzahlen, auch mehr Leistungen erhalten sollten und umgekehrt.
Genau das spielt vor allem bei der Rentenversicherung eine große Rolle: Wer schon 40 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt hat, wird mehr Rente bekommen als jemand, der nur 25 Jahre eingezahlt hat.
- Im Leistungsprinzip geht es darum, dass die Leistungen der Sozialversicherung an die Bedürfnisse der versicherten Personen angepasst werden sollten. Der Sozialstaat soll also jedem helfen, ohne, dass es Unterschiede in der Höhe der Auszahlungen gibt. Deswegen müssen Bürger, die mehr verdienen, auch mehr bezahlen.
Daraus resultieren beispielsweise die Steuerklassen in Deutschland.
- Das Solidaritätsprinzip legt fest, dass alle Bürger, unabhängig von ihrer finanziellen Situation, für die Finanzierung des Sozialstaats aufkommen und auch davon profitieren sollten. Es sollen also alle füreinander verantwortlich sein und sich gegenseitig helfen. In der perfekten Ausführung würde dieses Prinzip eine soziale Ungleichheit
verhindern. Außerdem ist diese Überlegung auch für das Leistungsprinzip wichtig. „Stärkere“ sollen deswegen für finanziell „Schwächere“ aufkommen.
- Diese gegenseitige Hilfe hat jedoch auch Grenzen: Das Subsidiaritätsprinzip sagt nämlich, dass die Sozialversicherung nur dann einspringen soll, wenn der Betroffene keine andere Lösung mehr hat. Das eigene Vermögen oder familiäre Unterstützung reichen also nicht mehr aus, um die Bedürfnisse zu decken. Dadurch wird sichergestellt, dass die Sozialversicherung erst dann eingeschaltet wird, wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Vor allem bei der Arbeitslosigkeit spielt dieses Prinzip eine wichtige Rolle: Es muss nachgewiesen werden, dass man keine andere Wahl hat und sich wirklich um einen Job bemüht.
Prinzipien des Sozialstaats — das Wichtigste
- Die drei Kernprinzipien sind Versicherungsprinzip, Versorgungsprinzip und Fürsorgeprinzip:
- Beim Versicherungsprinzip profitieren alle Versicherten in einem Notfall
- Nach dem Fürsorgeprinzip ist der Staat dafür verantwortlich, die Grundversorgung abzudecken
- Das Versorgungsprinzip unterstützt Gruppen, die einen besonderen Dienst geleistet haben
- Die Sozialversicherung wird aus Beiträgen (Versicherungsprinzip) aber auch mit Steuermitteln (Versorgungs- und Fürsorgeprinzip) finanziert.
- Die Gestaltungsprinzipien sind Äquivalenzprinzip, Leistungsprinzip, Solidaritätsprinzip und Subsidiaritätsprinzip. Sie helfen bei der Gestaltung der Kernprinzipien.
Prinzipien der Sozialversicherung — häufigste Fragen
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Was sind die Prinzipien der Sozialversicherung?
Die drei Grundprinzipien der Sozialversicherung sind: Versicherungsprinzip, Versorgungsprinzip und Fürsorgeprinzip.
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Was ist das Fürsorgeprinzip?
Das Fürsorgeprinzip ist ein wichtiges Prinzip in der Sozialpolitik. Es bedeutet, dass der Staat Menschen in Notlagen hilft, indem er ihnen finanzielle Unterstützung oder andere Hilfsleistungen bietet.
Soziale Marktwirtschaft
Auch in manchen Wirtschaftssystemen spielen soziale Prinzipien eine Rolle. Willst du mehr über solche Systeme erfahren? Dann schau in unser Video über die soziale Marktwirtschaft rein!