Konjunkturzyklus
Was ist eigentlich ein Konjunkturzyklus und was passiert da? Das erklären wir dir hier im Beitrag und im Video!
Inhaltsübersicht
Was ist ein Konjunkturzyklus?
Die Konjunktur beschreibt die wirtschaftliche Lage eines Landes oder einer Region zu einem bestimmten Zeitpunkt. Sie zeigt also, wie gut es der Wirtschaft gerade geht. Die Konjunktur ist aber nicht immer gleich, sondern verändert sich regelmäßig: Mal geht es bergauf, mal bergab. Diese Schwankungen nennst du Konjunkturzyklus.
Von einem Zyklus ist dann die Rede, wenn eine Volkswirtschaft die vier Konjunkturphasen einmal vollständig durchlaufen hat. Dazu gehören „Aufschwung“, „Hochkonjunktur“, „Abschwung“ und „Tiefphase“.
Konjunkturzyklen können aber nicht nur für Volkswirtschaften erstellt werden, sondern auch für einzelne Branchen. Die Länge eines Zyklus variiert daher je nach Land oder Branche, liegt aber häufig zwischen vier und elf Jahren. Es gibt aber auch kürze (saisonale Schwankungen) oder längere Zyklen (strukturelle Schwankungen).
Konjunkturzyklus — Phasen
Der Konjunkturverlauf wird von zwei wichtigen Größen beeinflusst: den privaten Haushalten und den Unternehmen. Die Nachfrage der Haushalte beeinflusst, wie viel von den Unternehmen produziert wird. Die Unternehmen sorgen hingegen für Arbeitsplätze, was das Einkommen der Haushalte beeinflusst und somit auch ihren Konsum.
Anhand dieser Faktoren lässt sich der Konjunkturzyklus in vier Phasen unterteilen:
- Aufschwung (Expansion)
- Hochkonjunktur (Boom)
- Abschwung (Rezession)
- Tiefphase (Depression)
Aufschwung (Expansion)
Beim Aufschwung steigt die Nachfrage der privaten Haushalte. Dadurch produzieren die Unternehmen mehr, was gleichzeitig Arbeitsplätze schafft. Da mehr Menschen Arbeit haben, steigt auch ihr Einkommen. Somit haben sie mehr Geld zur Verfügung, um die Produkte der Unternehmen zu kaufen. Die Unternehmen müssen deshalb mehr produzieren und der Kreislauf verstärkt sich. Das führt insgesamt zu einem Wachstum der Wirtschaft.
Hochkonjunktur (Boom)
Durch das Wachstum gelangt die Wirtschaft schließlich an ihren Höhepunkt: die Hochkonjunktur. Die Kapazitäten der Unternehmen sind voll ausgelastet und es herrscht niedrige Arbeitslosigkeit. Um mehr produzieren zu können, müssen die Unternehmen in neue Produktionsanlagen investieren. Das lässt die Preise steigen und es entsteht die Gefahr einer Inflation.
Abschwung (Rezession)
Nach der Hochkonjunktur folgt der Abschwung. Hier dreht sich der Kreislauf um: Nicht alle Menschen können sich die teuren Produkte leisten, weshalb insgesamt weniger gekauft wird. Die Produktion geht zurück und es werden weniger Arbeitskräfte benötigt. Dadurch sinkt auch das Einkommen der Haushalte und es wird noch weniger gekauft bzw. produziert.
Tiefphase (Depression)
Der Abschwung endet schließlich in einer Depression. An diesem Punkt befindet sich die Wirtschaft auf dem tiefsten Punkt. Die Arbeitslosigkeit ist hoch und die Unternehmen produzieren kaum. Dadurch sinken nicht nur die Preise, sondern auch die Löhne. Hier besteht die Gefahr einer Deflation.
Tipp: Wenn du noch mehr zu den einzelnen Konjunkturphasen wissen willst, kannst du dir hier unser Video dazu anschauen!
Der Staat spielt ebenfalls eine Rolle beim Konjunkturzyklus: Er kann nämlich durch geeignete Maßnahmen dafür sorgen, dass die Wirtschaft stabil und die Schwankung möglichst gering bleibt. So kann er z. B. beim Abschwung die Wirtschaft ankurbeln, indem er die öffentlichen Ausgaben erhöht und die Steuern senkt. Dadurch werden die Nachfrage gestärkt und Unternehmen zu Investition ermutigt.
Konjunkturindikatoren
Konjunkturindikatoren sind Kennzahlen, die zeigen, in welcher Phase des Konjunkturzyklus sich eine Volkswirtschaft befindet. Dazu gehören zum Beispiel das Produktionspotenzial, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die Wachstumsrate:
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Produktionspotenzial:
Das Produktionspotenzial ist die maximale Menge an Waren und Dienstleistungen, die produziert werden kann, wenn alle Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital, Ressourcen) voll ausgelastet sind. Das ist nur bei der Hochkonjunktur der Fall.
In der Tiefphase ist das Produktionspotenzial deutlich unausgelastet. Bei Ab- und Aufschwung ebenfalls, wobei das Produktionspotenzial beim Abschwung sinkt und beim Aufschwung steigt.
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Bruttoinlandsprodukt:
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der Wert aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Land in einem bestimmten Zeitraum produziert werden. Während des Aufschwungs und der Hochkonjunktur nimmt das BIP zu, wobei es bei letzterem langsamer wächst. Beim Abschwung und der Tiefphase nimmt das BIP ab bzw. stagniert.
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Wachstumsrate:
Die Wachstumsrate gibt an, wie stark sich eine Größe im Vergleich zu einer vorhergehenden Periode verändert hat. Als Größen werden dabei z. B. das BIP, Umsätze oder Investitionen betrachtet. Eine positive bzw. hohe Wachstumsrate deutet auf einen Aufschwung hin, während eine niedrige oder negative Wachstumsrate einen wirtschaftlichen Abschwung signalisiert.
Kitchin-Zyklus
Der Kitchin-Zyklus ist mit einer Dauer von 3-4 Jahren der Kürzeste. Er beschreibt Schwankungen in der Lagerhaltung und Produktion. Erwarten Unternehmen eine steigende Nachfrage, stocken sie ihre Lagerbestände auf (Aufschwung). Sinkt die Nachfrage oder ist sie niedriger als erwartet, sind die Bestände zu hoch (Hochpunkt) und die Produktion wird reduziert (Abschwung). Schließlich sind die Bestände abgebaut (Tiefpunkt) und die Produktion wird wieder hochgefahren.
Juglar-Zyklus
Der Juglar-Zyklus dauert um die 7 bis 11 Jahre und wird am häufigsten mit der „klassischen“ Konjunktur in Verbindung gebracht. Er geht nämlich auch von regelmäßig wiederkehrenden Bewegungen in der Wirtschaft aus. Dabei beschreibt er aber hauptsächlich Investitionsphasen: Während eines Aufschwungs sind Unternehmen optimistisch und investieren in neue Produktionsanlagen, Forschung oder Personal. Bei einem Abschwung beginnen sie hingegen Kosten zu reduzieren und investieren weniger.
Kondratieff-Zyklus
Beim Kondratieff-Zyklus sind die Phasen der Konjunktur am längsten, nämlich 40 bis 60 Jahre. Dieser Zyklus zeichnet sich dadurch aus, dass er immer durch eine Basisinnovation eingeleitet wird. Solche Basisinnovationen verursachen tiefgreifende Veränderungen in der Wirtschaft. Zu den bisherigen Basisinnovationen gehören z. B. die Erfindung der Eisenbahn oder der Elektrizität.
Schon gewusst? Der erste Kondratieff-Zyklus begann im 18. Jahrhundert mit der Erfindung der Dampfmaschine. Aktuell befinden wir uns seit 1990 im fünften Kondratieff-Zyklus — dem Zeitalter der Informationstechnologie.
In einer Volkswirtschaft existiert nicht nur ein einziger Zyklus, sondern viele unterschiedliche, die gleichzeitig ablaufen. Denn jede Branche hat ihren eigenen Zyklus. Es kann vorkommen, dass einzelne Branchen boomen, während die Gesamtwirtschaft sich in einem Abschwung befindet.
Außerdem ist der Konjunkturzyklus nur ein Modell. In der Realität lassen sich die einzelnen Konjunkturphasen oft nicht eindeutig abgrenzen.
Konjunkturzyklus — häufigste Fragen
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Was ist ein Konjunkturzyklus?
Der Konjunkturzyklus beschreibt die wiederkehrenden Schwankungen einer Volkswirtschaft. Mal wächst die Wirtschaft, viele Menschen haben Arbeit und die Unternehmen produzieren mehr. Manchmal geht es aber auch bergab: Die Nachfrage sinkt, wodurch die Unternehmen weniger herstellen und die Arbeitslosigkeit steigt. Dieser Zyklus wiederholt sich regelmäßig — meist alle 7-11 Jahre.
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Welche Konjunkturphasen gibt es?
Ein Konjunkturzyklus durchläuft in der Regel vier Konjunkturphasen: Aufschwung (Expansion), Hochkonjunktur (Boom), Abschwung (Rezession) und Tiefphase (Depression).
Konjunkturindikatoren
Neben dem BIP und der Wachstumsrate gibt es aber noch weitere Konjunkturindikatoren, die verschiedene Konjunkturphasen sogar vorhersagen können. Welche das sind, erklären wir dir hier in unserem Video!