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Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik

Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ist ein Ansatz, um eine stotternde Volkswirtschaft und einen schwachen Arbeitsmarkt in Gang zu bringen. In diesem Beitrag erklären wir dir die Grundidee, passende wirtschaftliche Maßnahmen sowie Kritikpunkte der Theorie. 

In unserem Video zum Thema angebotsorientierte Wirtschaftspolitik haben wir für dich alle Informationen des Artikels schnell und unkompliziert zusammengefasst.

Quiz zum Thema Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik
Inhaltsübersicht

Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik einfach erklärt

Unter der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik versteht man eine makroökonomische Theorie, die besagt, dass Wirtschaftswachstum am effektivsten durch Steuersenkungen und Deregulierungen angeregt wird. Die Theorie geht davon aus, dass die bedeutenden volkswirtschaftlichen Größen, nämlich Beschäftigung und Wachstum, hauptsächlich von der Angebotsseite der Märkte abhängen. Wirtschaftspolitische Maßnahmen sollten demnach auf eine Verbesserung der Angebotsbedingungen und eine Erhöhung der Rentabilität von Unternehmen abzielen. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik wird auch als Monetarismus  bezeichnet, da die Steuerung des Angebots über die Geldpolitik erfolgt. Im direkten Widerspruch steht die Angebotspolitik zur nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik , bei der Schwankungen in der Nachfrage vom Staat ausgeglichen werden.

Grundidee

Die angebotsorientierte Wirtschaftstheorie nimmt an, dass Investitionen von Unternehmen den wirtschaftlichen Fortschritt einer Volkswirtschaft antreiben. Daher muss als Ziel von Wirtschaftspolitik die Steigerung der Rentabilität von Unternehmen festgelegt werden. Die Grundannahme lautet demnach, je höher die Renditeerwartungen sind, desto mehr private Investitionen werden getätigt. In Folge der gestiegenen Investitionen werden neue Arbeitsplätze geschaffen und Wirtschaftswachstum erzeugt. Der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik liegt zudem der Gedanke zugrunde, dass Unternehmen nur so lange neue Mitarbeiter einstellen, bis die Personalkosten für diesen zusätzlichen Mitarbeiter den Gewinn, den dieser erwirtschaften kann, erreicht. Auch aus dieser Logik folgern Ökonomen, dass eine Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Gewinnerzielung von Unternehmen, einen Anreiz für Neueinstellungen darstellt. Schlussendlich sollen sich aus einer angebotsorientierten Politik höhere Gewinne für Unternehmen und eine verbesserte Marktsituation für Arbeitnehmer ergeben.

Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik - Grundidee und Maßnahmen
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Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik – Grundidee und Maßnahmen

Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik Maßnahmen 

Nachdem die Grundannahmen und die Theorie geklärt sind, stellt sich natürlich die Frage, wie denn angebotsorientierte Maßnahmen und Instrumente aussehen können. Es lassen sich zentrale politische Forderungen herausarbeiten, die auf der angebotsorientierten Wirtschaftstheorie basieren.

  • Deregulierung: Abbau oder Vereinfachung von gesetzlichen Bestimmungen, die den Handlungsspielraum von Unternehmen einschränken und die Investitionsbereitschaft mindern (z.B. Umweltschutzvorschriften, Marktregulierungen, etc.)
  • Steuersenkungen: Reduzierung der Besteuerung von Unternehmen, um deren Rentabilität zu steigern (Ertragsbesteuerung, Umsatzsteuer, Grundsteuer, etc.)
  • Flexibilisierung des Arbeitsmarktes: Steigerung der Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes, d.h. Arbeitsverhältnisse werden kurzfristiger gesichert
  • Sicherung der Preisniveaustabilität: Verhinderung von Inflation und Deflation von staatlicher Seite, um für Unternehmen ein stabiles Währungssystem zu gewährleisten

Ein bekanntes Beispiel einer Deregulierungsmaßnahme ist der Airline Deregulation Act in den USA aus dem Jahr 1978. Das Gesetz sah vor, die bis zu diesem Zeitpunkt geltende, staatliche Aufsicht aufzulösen und so den amerikanischen Flugverkehr den kapitalistischen Marktgesetzen zu unterwerfen. Durch die Maßnahme sanken die Preise für Konsumenten und der bürokratische Aufwand für Staat und Fluggesellschaften. Aufgrund der langjährigen strengen Regulierung und staatlichen Vergabe von Preisen, Routen und Flugplänen waren eine Vielzahl der Fluggesellschaften nicht für einen harten Marktwettstreit gewappnet. So ging die Marktliberalisierung vor allem zu Lasten kleinerer Fluggesellschaften, von denen eine ganze Reihe bankrott ging.

Eine kontrovers diskutierte, wirtschaftspolitische Maßnahme zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist die Lockerung des Ladenschlussgesetzes. In Bayern gilt derzeit, dass Ladengeschäfte und Verkaufsstände an Sonn- und Feiertagen geschlossen sein müssen und an den übrigen Tagen nur zwischen 6 und 20 Uhr geöffnet sein dürfen. Aus angebotsorientierter Sicht ergibt eine Lockerung der Öffnungszeiten eine Reihe von Vorteilen für Unternehmen. Eine Bäckerei könnte beispielsweise ihre Personalkapazitäten optimal einsetzen und sich dem gewandelten Konsumverhalten der Bevölkerung anpassen.

Die angebotsorientierte Theorie widerspricht anderen ökonomischen Konzepten, die staatliche Konjunkturprogramme bzw. Investitionen und Kreditaufnahmen durch den Staat empfehlen. Diese Maßnahmen wirken sich aus angebotsorientierter Sicht nur kurzfristig positiv und schlimmstenfalls schädigend auf die Wirtschaftssituation eines Landes aus, da Konjunkturprogramme als langfristig schädigend angesehen werden und die staatliche Schuldenaufnahme zu steigenden Kreditzinsen für Unternehmen führt.

Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik Kritik

Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik steht in der Kritik, Staaten und Arbeitnehmer in einen Wettlauf um möglichst niedrige Standards und Gehälter zu zwingen. Dieser Effekt heißt auch Race-to-the-Bottom und beschreibt das Problem, dass sobald ein Staat Deregulierungen und Arbeitnehmer Lohnsenkungen zur Ankurbelung der Unternehmensinvestitionen und des Wirtschaftswachstums in Kauf nehmen, dies andere Länder dazu veranlasst, ähnliche Maßnahmen einzuleiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auf diese Weise nimmt eine Abwärtsspirale der Löhne und Standards ihren Anfang, die zu einer globalen Nachfrageschwächung und einer Schädigung der Weltwirtschaft führen kann.

Ein weiterer Kritikpunkt besteht darin, dass die Fähigkeit zur Investition nicht gleichzeitig auch Investitionsbereitschaft mit sich bringt. Der Kerngedanke der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik besteht in der Steigerung der Investitionsfähigkeit. Die angebotsorientierte Theorie geht davon aus, dass als Folge dann auch Investitionen von Unternehmen getätigt werden. In Realität besteht jedoch keine derartige Zwangsläufigkeit.

Durch die einseitige Begünstigung der Eigentümer von Produktionsmitteln durch den Staat, kann die Vermögensbalance und damit die Grundlage des Sozialstaats gefährdet werden. Da alle angebotsorientierten Maßnahmen auf eine Steigerung der Rendite von Unternehmen abzielen, wird die Ungleichheit des Wohlstands eines Landes verstärkt, da einfache Arbeitnehmer kaum oder sogar negativ betroffen sein können. 

Aufgrund der Tatsache, dass Nachfrageeffekte in der angebotsorientierten Theorie unbeachtet bleiben, fließt der Zusammenhang zwischen der Lohnentwicklung auf die Nachfrage und die Auswirkungen eines Nachfragerückgangs auf Investitionen nicht in das Wirtschaftskonzept ein. Die Angebotspolitik verfolgt das Ziel, Bedingungen für Unternehmen zu schaffen, zu denen möglichst hohe Renditen und rasches Wachstum entstehen. Gehen diese Reformen zu Lasten der Arbeitnehmer und dämpfen so deren Kaufbereitschaft, verschlechtert sich die Nachfragesituation. Dieser Effekt untergräbt die Ziele der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. Es wurde zwar ein verbessertes Investitionsumfeld geschaffen, die daraus resultierenden erhöhten Produktivitäten und Rentabilitäten laufen jedoch ins Leere, da ihnen keine adäquaten Absatzmöglichkeiten gegenüberstehen.

Historische Beispiele

Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik durchlief ihre dominanteste Phase in westlichen Marktwirtschaften in den 1970er und 80er Jahren. Umsetzung fand die Theorie in den politischen Programmen von Ronald Reagan in den USA und Margaret Thatcher in Großbritannien.  Ihre Agenda beinhaltete starke Kürzungen der Spitzen- und Unternehmenssteuern, eine Beschneidung der Arbeitnehmerrechte und eine zurückhaltende Einstellung des Staates vor Markteingriffen. Die Auswirkungen dieser Politik sind bis heute umstritten. In den USA kam es zwar zu einer mittelfristigen Konjunktursteigerung, jedoch entstand aufgrund fehlender Steuereinnahmen gleichzeitig auch ein massives Haushaltsdefizit.

Aktueller ist das Reformkonzept der Agenda 2010, das in Deutschland im Jahr 2005 unter der Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder umgesetzt wurde. Die Reform enthielt neben Maßnahmen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, wie der Lockerung des Kündigungsschutzes und der Senkung des Arbeitslosengeldes, auch Senkungen der Lohnnebenkosten für Unternehmen. Ziel der damaligen Bundesregierung war es, die hohe Zahl an Arbeitslosen abzubauen und Investitionen zu fördern. Trotz kritischer Stimmen, die den Abbau sozialen Ausgleichs anprangern, wird die Agenda 2010 heute sowohl wirtschaftlich, wie auch hinsichtlich des Arbeitsmarktes als erfolgreich angesehen. 

Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik

Neben der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik gibt es auch die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik. Sie besagt, dass die Produktionsauslastung und der Beschäftigungsgrad statt vom gesamtwirtschaftlichen Angebot von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bestimmt wird. Du willst noch mehr darüber erfahren? Schau dir unseren Beitrag zu dem Thema an!

Zum Video: Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik
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Zusammenfassung Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik

  • Ziel: Steigerung der Rentabilität und der Investitionsfähigkeit von Unternehmen, um Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze zu schaffen
  • Maßnahmen: Steuersenkungen, Deregulierung, Flexibilisierung des Arbeitsmarktes
  • Kritik: Nicht-Beachtung der Investitionsbereitschaft und der Nachfrageeffekte, Race-to-the-Bottom, Umverteilung zugunsten Vermögender

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