Rokoko
Was macht das Rokoko in der Kunst aus? Hier und im Video erfährst du alles über die Kunstepoche.
Inhaltsübersicht
Rokoko – einfach erklärt
Das Rokoko ist ein Kunststil, der gegen Ende des Barock zwischen 1720 und 1780 in Europa seine Blütezeit erlebte. Du kannst die Epoche auch als Spätform des Barock, also als Spätbarock, bezeichnen.
Anstatt der Schwere des Barock wird im Rokoko vor allem die Leichtigkeit hervorgehoben. Die Künstler nutzten dafür schwungvolle Formen und helle Farbtöne in ihren Werken. Die Themen der Kunst waren heiter, gelassen und elegant. Elemente der Epoche gibt es hauptsächlich in der Inneneinrichtung.
Wichtige Rokoko Künstler und Gemälde:
- Jean-Antoine Watteau: „Gilles“ (1718/1719)
- Jean-Honoré Fragonard: „Die Schaukel“ (1767)
- Thomas Gainsborough: „Knabe in Blau“ (1769/1770)
Die Epoche des Rokoko gab es nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Literatur und der Musik.
Der Name „Rokoko“ kommt vom französischen Wort „rocaille“. Das bedeutet „Muschel“ oder „Muschelwerk“. Namensgeber für die Epoche waren Dekorationsdetails in Muschelform, die in vielen Kunstwerken vorkommen. Deswegen schreibst du das Wort „Rokoko“ und nicht „Rokkoko“.
Rokoko Merkmale
Die Rokoko Epoche entstand in Frankreich während der Regierungszeit von Louis (Ludwig) XV. Deshalb kannst du die Stilrichtung auch als „Louis-quinze“ bezeichnen. „Quinze“ ist französisch für fünfzehn.
Zu Beginn der Rokoko Epoche ähnelte die Kunst sehr der Kunst des Barock. Erst einige Jahrzehnte später unterschieden sich beide Richtungen immer mehr voneinander. Während die Kunst vorher ernst war, gewinnt sie im Rokoko an Leichtigkeit. Statt der bisher bevorzugten Symmetrie gibt es nun vor allem Asymmetrien, also Ungleichmäßigkeiten.
Auch Gebrauchsgegenstände wurden dekorativ verziert. Dazu gehören vor allem Tassen und Kannen aus Porzellan, die sich an chinesischem Porzellan orientierten. Diese Inspiration nennst du deswegen auch Chinoiserie. Ziel war es, die Gegenstände exotisch und verspielt aussehen zu lassen. Grund für die steigende Beliebtheit der exotischen Porzellangegenstände war auch ihr Inhalt. Denn zur selben Zeit gewannen auch Tee, Kaffee und Schokolade an Bedeutung.
Die Rokoko Merkmale gibt es vor allem in der Dekoration und Inneneinrichtung, weil sich die Herrscher auf ihre Privatsphäre fokussierten. Die Demonstration von Macht nach außen war ihnen nicht so wichtig wie zur Zeit des Barock. Deshalb waren die Außenfassaden der Gebäude weniger verziert.
Aber auch in der Malerei, Architektur und Skulptur findest du Elemente der Stilrichtung. Alles über die Merkmale der Malerei und Architektur erfährst du jetzt.
Rokoko Malerei
In der Malerei überwogen helle und weiche Farben. Außerdem bevorzugten die Künstler eine weiche Ölmalerei, ohne scharfe Kanten, sondern mit sanften Übergängen. Dadurch sollte die Malerei besonders gelassen und fröhlich aussehen. Sie hob sich damit von der düsteren Barockmalerei ab. Künstler orientierten sich beim Kolorismus, also der Farbgestaltung der Gemälde, an der Renaissance . Besonders die venezianische Malerei von Tizian oder Giorgione betonte die Farbe, von der sich die Künstler nun inspirierten.
Die „fête galante“ ist eine neue Bildgattung, die zu dieser Zeit entstand. Der Name ist französisch und bedeutet „galantes Fest“, mit dem ein Liebesfest gemeint ist. In diesen Gemälden sind höfische Feste dargestellt. Dazu gehört der festlich gekleidete Adel, der glücklich und tanzend festgehalten wird. Die Adligen befinden sich meist in einer üppigen Landschaft. Neben Festdarstellungen malten Künstler auch Porträts und Aktdarstellungen. Dabei war es häufig das Ziel, die Darstellungen erotisch und optisch ansprechend zu malen.
Verzierungen und Dekorationen standen in der Malerei mehr im Vordergrund als zuvor. Auch die Malerei selbst war ein wichtigeres Dekoelement. Der Adel nutzte die Kunst als schmückendes Element in seinen Schlössern. Damit wollten sie ebenfalls zeigen, dass sie gebildet sind.
Jean-Antoine Watteau
Einer der wichtigsten Maler der Zeit war Jean-Antoine Watteau (1684-1721). Sein Gemälde „Die Einschiffung nach Kythera“ von 1717 ist das bedeutendste Gemälde der Epoche. In diesem Bild siehst du ebenfalls Putten, die typisch für die Werke der Zeit waren. Sie fliegen über Liebespaaren entlang, die auf der Reise nach Kythera sind. Das ist die Insel der Liebesgöttin Venus.
Watteau ist damit ein wichtiger Vertreter der „fête galante“. Außerdem porträtierte er oft Schauspieler in ihren Rollen und Kostümen. Dadurch verwischen die Grenzen zwischen Theater und Wirklichkeit. Ein besonders bekanntes Beispiel dafür ist das Bild „Gilles“ (1718/1719). In dem Gemälde ist ein Schauspieler der Theatergruppe „Commedia dell’Arte“ abgebildet.
Watteaus Malerei hebt sich besonders durch seinen weichen Farbauftrag hervor. Er schaffte in seinen Gemälden eine träumerische Atmosphäre, in der oft die Liebe und Sinnlichkeit im Zentrum standen.
François Boucher
François Boucher (1703-1770) ist bekannt für seine sinnlichen, lieblichen Gemälde. Er war der Lieblingsmaler von Madame Pompadour, der Geliebten des Königs Ludwig XV. Boucher beschäftigte sich vor allem mit Porträts von Frauen, die er in kräftigeren Farben malte als seine Zeitgenossen. Die Darstellungen waren oft typisiert, also nicht individuell.
Boucher arbeitete außerdem als Bühnenbildner und entwarf Landschaften für Theaterstücke und Opernaufführungen.
Jean-Honoré Fragonard
Ein weiterer wichtiger Vertreter der Stilrichtung ist der Franzose Jean-Honoré Fragonard ( 1732-1806). Er war ein Schüler von Boucher. Das siehst du auch an seinem Malstil, der sich stark an dem von Boucher orientierte. Allerdings war Fragonards Malweise lockerer, wodurch die Figuren noch lebendiger wirkten. Seine Pinselführung war also deutlich gröber.
Eines seiner berühmtesten Werke ist „Die Schaukel“ von 1767.
In dem Bild ist ein glücklicher Augenblick dargestellt. Das Bild wirkt erotisch, aber auch sakral, also heilig. Die Geliebte des Auftraggebers schwebt in der Schaukel wie ein Engel oder eine Nymphe. Eine Nymphe ist eine Naturgottheit in der Mythologie.
Thomas Gainsborough
Auch in England gab es bedeutende Rokoko Künstler. Einer von ihnen war Thomas Gainsborough (1727-1788). Er fokussierte sich vor allem auf die Porträt– und Landschaftsmalerei. Er malte überwiegend den englischen Adel und erfolgreiche Geschäftsleute. Besonders auffällig bei seinen Porträts ist der Hintergrund. Während zur damaligen Zeit die meisten Porträts im Atelier der Künstler gemalt wurden, ließ Gainsborough seine Subjekte vor einem Landschaftshintergrund posieren.
Gainsborough legte viel Wert auf die Empfindsamkeit der Betrachter seiner Gemälde. Das heißt, sie sollten sich in das Bild einfühlen. Vor allem bei Gemälden von Bauern gelang ihm dieses Ziel.
William Hogarth
William Hogarth (1697-1764) war ein weiterer Vertreter der Epoche. Der Maler und Kupferstecher ist vor allem für seine satirischen Werke bekannt. Das sind Kunstwerke, die besonders ironisch und übertrieben sind. Oft kritisiert Hogarth damit Personen oder Ereignisse.
Dazu gehörte zum Beispiel die Bilderserie „Der Werdegang eines Wüstlings“ (1733-1735). In den Bildern thematisiert er das extravagante Leben des reichen Londoners Tom Rakewell. Dieser führte ein verschwenderisches Leben und kam schließlich verschuldet ins Gefängnis. Hogarth ist einer der Vorläufer für moderne Karikaturisten, die politische Ereignisse übertrieben darstellen. Seine Werke erschienen oft zusammen als Bildergeschichten.
Rokoko Architektur
Architektur und Innenarchitektur im Stil des Rokoko breiteten sich in ganz Europa aus. Zur Zeit der Epoche entstanden viele Schlösser für den Adel. Ein Beispiel dafür ist der Palácio de Queluz in der Nähe der portugiesischen Stadt Sintra. Im Gegensatz zum Barock sollte in der Epoche jedoch nicht nur die Macht des Adels demonstriert werden. Stattdessen waren die Bauten nun oft kleiner und verspielter. Immer wichtiger wurde die Einrichtung der Schlösser. Sie sollte leicht und gemütlich wirken. Viele Gebäude sind mit Mustern und Formen an Decken und Wänden ausgeschmückt. Zusätzlich waren die großen Zimmer hell gestrichen und mit goldenen Mustern verziert.
Außerdem wollten die Adligen zeigen, dass sie kultiviert und stilvoll leben. Dazu gehörten auch große Feste und elegante Bälle, in denen sie ihr Schloss präsentieren konnten.
Ein berühmtes Beispiel für Rokoko Architektur ist das Schloss Sanssouci in Potsdam. Es war das Schloss des preußischen Königs Friedrich II. „Sanssouci“ ist französisch und heißt „ohne Sorge“. Die Fassade des Schlosses ist mit zahlreichen Figuren und Verzierungen geschmückt. Dazu zählen unter anderem Putten, also kleine Kinder mit Flügeln. Diese kommen oft in der Kunst der Epoche vor. Um das Schloss herum befindet sich ein großer Schlosspark mit Gärten. In diesen findest du verschiedene Zier- und Nutzpflanzen sowie prunkvolle Brunnenanlagen.
Der König nutzte das Schloss als Rückzugs– und Erholungsort, was typisch für die Zeit war. Die Herrscher legten ihren Fokus also auf ihre Privatsphäre und zogen sich in ihren Schlössern zurück, anstatt öffentlich ihre Macht zu zeigen.
Neben Schlössern entstanden vor allem in Süddeutschland Kirchen, die mit Wand– und Deckengemälden ausgeschmückt waren. Dazu gehört zum Beispiel die Wieskirche in Bayern. Die Decke der Kirche ist mit einem großen Fresko verziert. Ein Fresko ist ein Gemälde, bei dem die Farbe auf den nassen Putz aufgetragen wird.
Außerdem ist das Fresko in der Kirche ein Trompe-l’œil-Gemälde. Diese Technik erzeugt eine Augentäuschung, sodass die Decke wie ein echter Himmel aussieht, in dem Engel schweben. Solche Gemälde sind typisch für die Rokoko Architektur.
- Zeitraum: 1720-1780
- Merkmale: helle Farben, goldene Verzierungen, fröhliche Themen, betonte Innenarchitektur
- Motive: fête galante, Porträts, Landschaftsmalerei
- Wichtige Vertreter: Watteau, Boucher, Fragonard, Gainsborough
Barock (Kunst)
Jetzt weißt du alles Wichtige über das Rokoko in der Kunst. Wenn du mehr über die vorangehende Epoche des Barock wissen willst, wird dir unser Video zur Kunst des Barock weiterhelfen.