Klassizismus
Wodurch zeichnet sich der Klassizismus in der Kunst aus? In diesem Beitrag und im Video zeigen wir dir die wichtigsten Merkmale und die bekanntesten Künstler dieser Kunstepoche.
Inhaltsübersicht
Klassizismus einfach erklärt
Der Klassizismus ist eine Kunstepoche, die sich in Europa von 1770 bis 1840 erstreckte. Er löste die Epochen Barock und Rokoko ab und gilt als ihr künstlerisches Gegenstück.
Während im Barock nämlich noch großer Wert auf prachtvolle Formen und Verzierungen gelegt wurde, kehrten die Künstler im Klassizismus zu einfachen Linien und geometrischen Formen zurück. Dabei orientierten sich die Künstler vor allem in der Architektur am Vorbild der griechischen und römischen Antike. Ein bekanntes Beispiel dafür ist das Brandenburger Tor mit seinen beeindruckenden Säulen.
Wichtige Künstler und Werke des Klassizismus sind:
- Jacques-Louis David: „Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard“ (1800)
- Karl Friedrich Schinkel: „Altes Museum Berlin“ (1823-1830)
- Carl Gotthard Langhans, Johann Gottfried Schadow: „Brandenburger Tor“ (1789-1793)
Klassizismus — Geschichtlicher Hintergrund
In Deutschland liegt der Ursprung des Klassizismus vor allem in Studien über das antike Griechenland und Rom. Funde archäologischer Ausgrabungen verstärkten das Interesse am schlichten und klaren Kunststil der Antike. Bis zu dieser Zeit herrschten vor allem die prunkvollen Werke des Barock und Rokoko vor.
Gleichzeitig mit den Anfängen des deutschen Klassizismus gab es auch in Frankreich eine ähnliche Bewegung in der Kunstwelt. Dort waren die Künstler genauso inspiriert von der Antike und strebten danach, ähnliche Werke zu erschaffen. Während der Herrschaft von König Ludwig XVI. ab 1774 entstand die sogenannte „Louis-seize“. Das war eine Stilrichtung des Klassizismus, die vor allem von den Wünschen und Vorlieben seiner Königin geprägt war.
Durch Napoleons Eroberung Westeuropas zu Beginn des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Klassizismus weiter in ganz Europa und erreichte schließlich sogar Russland.
Einer der größten Bewunderer der antiken Kunst war Johann Joachim Winckelmann. Er gilt als der Begründer des deutschen Klassizismus. In einem seiner Bücher heißt es: „Der einzige Weg für uns, groß, ja, wenn es möglich ist, unnachahmlich zu werden, ist die Nachahmung der Alten“. Er verbreitete damit als erster den Gedanken, dass man nach dem Vorbild der Antike streben sollte.
Klassizismus — Merkmale
Im Klassizismus entfernten sich die Künstler von prächtigen und übermäßigen Verzierungen. Stattdessen orientierten sie sich an der antiken Kunst und strebten nach einfachen Grundformen, wie Kreisen, Quadraten und Dreiecken.
Der Grundgedanke des Klassizismus findet sich in Architektur, Malerei und Bildhauerei, beeinflusste die verschiedenen Kunstgebiete jedoch alle unterschiedlich.
Klassizismus Architektur Merkmale
Die klassizistische Architektur war das Aushängeschild des Klassizismus. Bauwerke sollten griechischen Tempeln ähneln und wurden mit Säulengängen und Kuppeln versehen.
Besonders beliebt waren dabei Repräsentationsbauten wie Paläste, Museen, Triumphbögen oder Rathäuser. Auch hier lagen geometrische Formen im Fokus, die meisten Gebäude folgten daher einer sehr quadratischen Form.
Selbst die genutzten Farbtöne waren einfach gehalten und rein, die meisten Bauten hatten sehr helle Farben. Viel wichtiger als bunte Farben waren den Architekten jedoch die Ausmaße ihrer Bauwerke. Klassizistische Architektur sollte allein mit ihrer prunkvollen Größe schon beeindrucken.
Klassizismus Malerei Merkmale
Die Malerei durchlebte zur Zeit des Klassizismus ebenfalls einen großen Wandel. Auch hier entfernten sich die Künstler zunehmend von dem prächtig verzierten Stil des Rokoko. Stattdessen sollten klar strukturierte, schlichte Werke ein Gefühl von Ruhe und Harmonie vermitteln. Viele Künstler fertigten Porträts und Darstellungen historischer Szenen an, die häufig aus der Antike stammten.
Die Bildmotive waren jedoch nicht das einzige von der Antike inspirierte Element. Den Malern war vor allem ein übersichtlicher Bildaufbau wichtig. Bildelemente wie Figuren oder Hintergründe wurden häufig vertikal positioniert und durch klare Konturen von einander getrennt dargestellt.
Im Gegensatz zu früheren Kunstepochen hatte die Farbgebung im Klassizismus nur einen geringen Stellenwert. Häufig wurden zurückhaltende, kühle Farben genutzt, ohne damit eine tiefere Bedeutung zu beabsichtigen. In Deutschland waren die klassizistischen Vorgaben jedoch weniger streng, da viele Werke gleichzeitig von der Romantik beeinflusst wurden.
Klassizismus Bildhauerei Merkmale
Bildhauer des Klassizismus orientierten sich stark an den Skulpturen der Antike. Das zeigte sich vor allem in der nackten Darstellung der Figuren und der Verwendung von weißem Marmor.
Durch das kühl wirkende Material sollten die Werke eine Kombination aus Distanz und Anmut ausstrahlen. So sollten die Figuren wie Götter wirken, ähnlich wie bei antiken Skulpturen.
Karl Friedrich Schinkel (1781–1841)
Karl Friedrich Schinkel war einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Klassizismus. Als Architekt des preußischen Königs und Oberlandesbaudirektor hatte er großen Einfluss auf die Architektur seiner Zeit. Daher prägen seine Bauwerke noch heute das Stadtbild von Berlin und Potsdam.
Zu seinen bekanntesten Werken gehören unter anderem das alte Museum, das Schauspielhaus und die Bauakademie in Berlin sowie die Nikolaikirche in Potsdam.
In seinem Baustil ließ er sich von der preußischen Aufklärungsbewegung beeinflussen und wandte sich von den übertriebenen Verzierungen des Barock ab. Stattdessen ließ er in den klassizistischen Stil auch Elemente mittelalterlicher Architektur einfließen.
Leo von Klenze (1784–1864)
Während Karl Friedrich Schinkel in Norddeutschland agierte, war Leo von Klenze zur gleichen Zeit im Süden tätig. Als Hofarchitekt des bayrischen Königs war er maßgeblich daran beteiligt, München zu einem europäischen Kunstzentrum zu machen.
Zu seinen bekanntesten Gebäude zählen das Palais Leuchtenberg, die Ruhmeshalle und die Glyphtothek in München und die Walhalla in Donaustauf.
Seine klassizistische Umgestaltung Münchens war in der Bevölkerung teilweise sehr umstritten. Trotzdem brachte sie ihm großen Ruhm ein. Für seine Leistungen wurde er in den Adelsstand erhoben und wenige Jahre vor seinem Tod sogar zum Ehrenbürger Münchens ernannt.
Jacques-Louis David (1748-1825)
Der wohl bekannteste Maler der Epoche war Jacques-Louis David. Der Franzose begann als einfacher Historienmaler, mit einer großen Begeisterung für antike Motive. Während der Französischen Revolution befasste sich David allerdings vermehrt mit politischen Themen.
Als großer Anhänger und späterer Hofmaler Napoleons profitierte David stark von dessen Machtergreifung. In vielen seiner Werke verherrlichte David die Taten seines Kaisers und wurde so als Propagandamittel genutzt. Nachdem Napoleon schließlich gestürzt wurde, endete auch Davids Karriere.
Antonio Canova (1757-1822)
Auch in Italien verbreitete sich der Klassizismus. Besondere Bekanntheit erlangte vor allem der Bildhauer Antonio Canova. Viele seiner Marmorskulpturen tragen Motive antiker Sagen und kombinieren griechische und römische Techniken der Bildhauerei mit romantischen Elementen.
Nach Napoleons Sturz war es Canovas Auftrag, Kunstwerke nach Italien zurückzuholen, die während Napoleons Feldzug gestohlen worden waren.
Klassizismus — häufigste Fragen
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Was war der Klassizismus?
Der Klassizismus war eine Kunstepoche, die sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckte. Er war geprägt von sehr schlichten geometrischen Formen, ohne ausschweifende Verzierungen. Häufig orientierten sich die Künstler dabei an Vorbildern aus der griechischen und römischen Antike.
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Wann war die Klassizismus Epoche?
Der Klassizismus war zwischen 1770 und 1840 in Europa verbreitet. Er war der direkte Nachfolger der Epochen Barock und Rokoko und wird daher oft als deren Gegenstück verstanden. Im Klassizismus orientierten sich Kunst und Architektur stark am Vorbild der griechischen und römischen Antike. Auf den Klassizismus folgte die Epoche der Romantik.
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Was waren die Klassizismus Merkmale?
Die wichtigsten Merkmale des Klassizismus sind einfache, geometrische Formen und helle Farbtöne. Außerdem verzichteten Künstler auf aufwendige Verzierungen. Stattdessen waren in der Architektur strenge Geradlinigkeit, Größe und Symmetrie wichtig. Zu den wichtigsten Künstlern zählen Karl Friedrich Schinkel, Leo von Klenze, Jacques-Louis David und Antonio Canova.
Rokoko
Jetzt weißt du über die Kunstepoche des Klassizismus Bescheid. Was du über die vorherige Epoche des Rokoko wissen solltest, zeigen wir dir hier.