Jugendstil (Kunst)
Was zeichnet den Jugendstil in der Kunst aus? Alles über die kunstgeschichtliche Epoche und Künstler des Jugendstils erfährst du in unserem Beitrag und Video !
Inhaltsübersicht
Jugendstil (Kunst) — einfach erklärt
Der Jugendstil ist eine Kunstepoche, die in etwa von 1890 bis 1910 andauerte. Es handelt sich hierbei um eine originelle, moderne und junge Bewegung in der Malerei, Bildhauerei und Architektur. Künstler versuchten dabei, die Natur einzufangen. Zentrale Merkmale sind florale Ornamente, geometrische Formen sowie Tier- und Frauendarstellungen.
Wichtige Jugendstil Künstler und Gemälde:
- Gustav Klimt: „Der Kuss“ (1907-1908)
- Alfons Mucha: „Daydream“ (1897)
- Heinrich Vogeler: „Erster Sommer“ (1902)
Die Wurzeln der Jugendstil Kunst liegen unter anderem in der britischen Kunstbewegung „Arts and Crafts“, die zwischen 1850 und 1920 verbreitet war. Der Stil und die Inhalte der zwei Kunstbewegungen ähneln sich sehr. Die „Arts and Crafts Bewegung“ verfolgte das Ziel, Kunst, Gesellschaft und Arbeit miteinander zu verknüpfen und somit die kunsthandwerkliche Tradition zu bewahren. Auch der Jugendstil schätzte das Handwerk und versuchte die Kunst in das Alltagsleben der Menschen zu bringen.
Jugendstil (Kunst) — Entstehung
Die Künstler des Jugendstils versuchten, sich in ihrem Stil auf die Natur rückzubeziehen und dadurch Mensch und Umwelt in Einklang zu bringen. Das Ziel war es, Architektur und Kunst zu einem einheitlichen, ästhetischen Gesamtwerk zu verbinden und in das alltägliche Leben der Menschen zu integrieren.
Der Name „Jugendstil“ leitet sich von der Kunst- und Literaturzeitschrift „Jugend — Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben“ ab. Die darin vorgestellten Ideen wirkten sich auf die gesamte Kunst- und Designszene der Jugendstil Zeit aus.
Der Begriff „Jugendstil“ als eigenständige Kunstrichtung wurde erstmals auf der Sächsischen-Thüringischen Industrie- und Gewerbeausstellung 1897 verwendet. Der Architekt Paul Möbius baute für die Ausstellung einen Pavillon. Die Konstruktion hatte typische Jugendstil Merkmale wie dekorative Elemente auf dem Dach, zwei Säulen vor dem Eingang und insgesamt geschwungene Formen.
Der Jugendstil begegnet dir nicht nur in Deutschland. Es handelt sich bei der Kunstrichtung um eine weltweite Bewegung, weshalb viele Synonyme dafür existieren. Im deutschsprachigen Raum wird er auch „Sezessionsstil“ oder „Reformstil“ genannt. Im Französischen begegnet dir der Begriff „Art Nouveau“ und im Englischen „Modern Style“. Alle Bezeichnungen stehen für eine neue und moderne Form der Kunst.
Tipp: Einen Überblick über die wichtigsten Kunstepochen findest du hier!
Jugendstil (Kunst) — Merkmale
Für die Jugendstil Epoche galt die Natur als Vorbild. Es wurde immer darauf geachtet, leere Flächen zu dekorieren und dabei qualitativ hochwertige Materialien und stilvolle Rahmen zu verwenden. Folgende Merkmale begegnen dir in der Kunst und Architektur:
- dekorative und fließende Elemente
- florale und naturale Ornamente auf großen Flächen
- von Pflanzen inspirierte und geometrische Formen
- symbolische Gestaltungen der Natur
Zu den Motiven des Jugendstils zählten unter anderem Frauendarstellungen. Sie wurden häufig mit zartem Teint und mit Blumen im Haar porträtiert. Mit ihrer farbkräftigen und fließenden Kleidung strahlten sie außerdem ideale Schönheit und Harmonie aus.
Weitere Jugendstil Motive, die dir begegnen können, sind mythologische Abbildungen und Darstellung von Tieren. Löwen, Adler und Eulen wurden als Symbol und als Anlehnung an historische Gestalten eingesetzt.
Übrigens: Jugendstil Künstler verwendeten moderne Maschinen und Techniken, lehnten jedoch die industrielle Serienproduktion ihrer Kunst ab. Sie empfanden die Art der Produktion als austauschbar und bedeutungslos. Du kannst dir die Kunstrichtung somit als künstlerische Gegenbewegung zur Industrialisierung vorstellen.
Jugendstil (Kunst) — Architektur
Die Jugendstil Architektur siehst du hauptsächlich in Regionen, die um 1900 ein überdurchschnittliches wirtschaftliches Wachstum erlebten. Dazu zählen Städte wie Paris, Barcelona und Brüssel. Der Wohlstand und der kulturelle Austausch durch Architektur- und Kunstzeitschriften waren Grund für die schnelle Ausweitung der Stilrichtung über ganz Europa.
Gebäude im Jugendstil zeichnen sich durch schwungvolle Linien und Ornamente auf Fassaden aus. Die Fenster sind meist groß, mit geschwungenen Bögen. Oft begegnen dir auch kunstvolle Glasfenster. Aufwändige Verzierungen wie Stuckarbeiten, Schnitzereien und Mosaike runden das ganze ab. Asymmetrie ist ein weiteres Merkmal, das den Gebäuden eine dynamische Erscheinung verleiht.
Auch in deutschen und österreichischen Städten wie München, Leipzig, Karlsruhe und Wien findest du die Architektur. Ein bekannter österreichischer Architekt des Jugendstils war Otto Wagner. Seine Architektur zeichnet sich durch die Verwendung von Stahl und Glas sowie klaren Linien aus. Ein bekanntes Beispiel ist der Otto-Wagner-Pavillon auf dem Karlsplatz in Wien.
Innenarchitektur im Jugendstil
Im Jugendstil wurden nicht nur die äußeren Fassaden von Gebäuden gestaltet, sondern auch die Innenräume. Hier versuchten Künstler besonders das Alltagsleben der Menschen mit der Kunst zu vereinen.
Das Innendesign und die Einrichtung standen im Zeichen floraler Ornamente und dynamischer Linien, inspiriert von der Natur. Die Möbel bestanden oft aus dunklem Hartholz, was ihnen ein massives und schweres Aussehen verlieh.
Zusätzlich waren die Möbelstücke mit feinen Holzschnitzereien und filigranen Dekoelementen verziert. Dir begegnen oft pflanzenähnliche Muster, die die oberen Kanten der Wände verzierten. Kräftige Farben in der Raumgestaltung führten zu einem kontrastreichen Gesamtbild im Jugendstil Design.
Jugendstil — Kunst
Der Jugendstil war auch in der Malerei und der Bildhauerei vertreten. Viele Künstler widmen sich neben Gemälden, Grafiken und Plakaten auch der Textil- und Buchmalerei. Die Textilmalerei ist eine kreative Technik, um Textilien mit Farben und Mustern zu verzieren. In der Buchmalerei werden gegengleich Bücher oder Manuskripte mit Illustrationen verschönert.
Künstler ließen sich von vergangenen Epochen inspirieren, wollten aber einzigartige Kunstwerke erschaffen. Die Werke zeichnen sich wieder durch geschwungene Formen, kräftige Farben und dynamische Linien aus. Dir begegnen vor allem Motive aus der Natur, sowie Frauen- und Tierdarstellungen mit folgenden Jugendstil Merkmalen:
- wachsende Ranken und Pflanzen
- wallendes Haar der Frauen
- bewegtes Wasser und Wellen
Bildhauerei im Jugendstil
Der Jugendstil in der Bildhauerei zeichnet sich durch Inspirationen aus der Natur und asymmetrische Formen aus. Künstler schufen selten monumentale Skulpturen, meistens waren es eher kleinförmige Arbeiten.
Häufig abgebildete Motive umfassten elegante Frauenfiguren, sowie Skulpturen mit Blumen, Pflanzen und Tieren. Oft siehst du die Darstellungen, insbesondere Frauenköpfe, auch an Häuserfassaden. Bildhauer legten außerdem großen Wert auf hochwertiges Material, wie Terrakotta. Der gebrannte Ton wurde für die dekorativen Elemente an Fassaden benutzt.
Gustav Klimt
Gustav Klimt (1862-1918) war ein österreichischer Maler und einer der angesehensten Vertreter des Jugendstils. Er ist am besten für seine Porträts und symbolischen Gemälde bekannt. Klimt war auch Mitbegründer der Wiener Sezession, einer Künstlervereinigung, die sich für innovative Kunstformen und das Handwerk einsetzte.
Zu seinen bekanntesten Werken zählt „Der Kuss“ aus dem Jahr 1908. Im Gemälde siehst du ein Liebespaar, das sich in einer innigen Umarmung befindet. Die beiden Figuren tragen Gewänder mit Ornamenten und sie sind von goldenen und floralen Mustern umgeben. Das Bild strahlt eine sinnliche Ästhetik aus, die charakteristisch für die Epoche ist.
Alfons Mucha
Alfons Mucha (1860-1939) war ein tschechischer Jugendstil Künstler. Sein Werk „Früchte“ aus dem Jahr 1897 ist ein charakteristisches Beispiel für die Kunstepoche. Das Gemälde zeigt eine elegante junge Frau, die von üppigem Obst und Blumen umgeben ist.
Die Jugendstil-Elemente im Werk kannst du deutlich erkennen: Die organischen Linien und die Verwendung von natürlichen Motiven, wie Blumen und Früchte, sind kennzeichnend für den Kunststil. In seinem Bild siehst du die Verbindung zwischen Natur, Schönheit und Kunst.
Heinrich Vogeler
Heinrich Vogeler (1872-1942) war ein deutscher Künstler, der auch im Jugendstil tätig war. Er war bekannt für seine vielen Aktivitäten in der Malerei, im Design und in Illustrationen. Vogeler war Teil der Künstlervereinigung Worpswede, einer Gemeinschaft von Künstlern in Norddeutschland, die sich dem Jugendstil widmete. Sie malten von der Natur und dem Landleben inspirierte Bilder.
Sein Werk „Melusine“ aus dem Jahr 1912 ist ein gutes Beispiel für die Kunstepoche. Es zeigt eine junge Frau, die sich in einer mystischen Umgebung befindet. Außerdem siehst du organische Formen, florale Muster und Tiere. Die Figur der Melusine ist eine mythologische Gestalt. Sie steht symbolisch für das Weibliche und die Verführung.
- Zeitraum: 1890-1910
- Merkmale: geschwungene Linien, florale Ornamente
- Motive: Tier- und Frauendarstellungen, Mythologie, Natur
- Wichtige Vertreter: Gustav Klimt, Alfons Mucha, Heinrich Vogeler
Expressionismus (Kunst)
Jetzt kennst du alle Merkmale zur Kunst und Architektur im Jugendstil. Mit dem 20. Jahrhundert beginnt der Expressionismus in der Kunst. Alles Wichtige zur Kunstepoche erfährst du hier!