Im Alltag treten immer wieder Konflikte auf. Mit den Eskalationsstufen von Friedrich Glasl können sie aber früh erkannt und aufgelöst werden. Alles dazu erfährst du hier im Beitrag und in unserem Video .

Inhaltsübersicht

Das Eskalationsstufenmodell nach Friedrich Glasl

In allen Bereichen des Lebens kann es zu Auseinandersetzungen und Konflikten kommen. Egal ob im Arbeitsalltag oder im Privatleben. 

Mit der Entstehung von Konflikten beschäftigte sich 1980 Friedrich Glasl. Er bemerkte, dass die Ursachen und Lösungen von Konflikten sehr vielfältig sind. Ob ein Konflikt am Ende eskaliert, hängt darum auch von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel von der Situation oder dem Verhalten der Beteiligten.

Sollte ein Konflikt nicht gelöst werden, kann es letztendlich zur Eskalation kommen. Das beschreibt Glasl auch in seinem Modell zu den neun Eskalationsstufen.

Mit diesen Stufen bist du zukünftig in der Lage, Konflikte rechtzeitig zu erkennen und aufzulösen.

Welche Eskalationsstufen gibt es?

Der Kern des Glasl Eskalationsmodells besteh aus drei Hauptebenen:

  1. Hauptebene: Win — Win
    In dieser Phase sind zwar schon erste Spannungen spürbar, allerdings ist hier noch alles offen. Durch einen sachlichen Austausch der beiden Konfliktparteien kann noch ein positiver Ausgang erreicht werden. Von diesem würden dann beide Parteien profitieren

  2. Hauptebene: Win — Lose
    In dieser Phase ist der Konflikt schon so weit fortgeschritten, dass kein sachlicher Austausch mehr möglich ist. Dennoch ist es auch hier noch machbar, den Konflikt zu lösen. Allerdings gibt es dann meistens einen Verlierer und einen Gewinner.

  3. Hauptebene: Lose — Lose
    In dieser Phase gibt es keinen Gewinner mehr, sondern nur noch Verlierer. Sie wird durch fehlende Selbstbeherrschung bestimmt. Beide Parteien agieren selbstzerstörerisch, sodass sie beide ihr Gesicht verlieren. 

Die 9 Eskalationsstufen von Glasl werden dann den drei Ebenen zugeordnet. Die Stufen werden so angeordnet, dass sich der Konflikt immer weiter verschärft. Dadurch zeigt Glasl mit seinen Stufen, dass eine Eskalation für beide Parteien nur zu einer Verschlimmerung führen kann und letztendlich in einer Sackgasse endet.

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Die neun Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl

Seine neun Eskalationsstufen sind:

  1. Verhärtung
  2. Debatte und Polarisation
  3. Taten satt Worte
  4. Sorge um Image
  5. Gesichtsverlust
  6. Drohstrategien
  7. Begrenzte Vernichtungsschläge
  8. Zersplitterung
  9. Gemeinsam in den Abgrund

Erste Ebene: Win — Win

Stufe 1: Verhärtung

Im täglichen Leben sind Spannungen zwischen Menschen normal. Bei Glasl sind das allerdings bereits die Anzeichen für einen möglichen Konflikt. 
Die auftretenden Meinungsverschiedenheiten treten auf einer sachlichen Ebene auf. Die beteiligten Parteien nehmen die Verhärtung meistens nicht als Konflikt wahr.

Beispiel: Zwei Teammitglieder sind sich uneinig darüber, wie sie ein bestimmtes Projekt handhaben sollen. Dadurch kommt es zu Unstimmigkeiten bei der Aufgabenverteilung.

Stufe 2: Debatte und Polarisierung

Die zweite Stufe ist darum von Argumentationen geprägt. Beide Parteien verfallen in ein typisches Schwarz-Weiß-Denken. Gelingt es hier nicht, sich durch ein Gespräch zu einigen, verschärft sich der Konflikt und es kommt zu einem Streit

Beispiel: Die Teampartner diskutieren nun regelmäßig und jeder versucht den anderen zu überzeugen. Die Streitigkeiten führen allerdings nicht zu einer Lösung, weshalb sich die Fronten verschärfen. Der eine ignoriert nun die Wünsche des anderen.

Stufe 3: Taten statt Worte

In der dritten Stufe kommt es zu einer deutlichen Verschärfung des Konflikts. Den beiden Parteien gehen die Worte aus und zum ersten Mal werden Taten umgesetzt. Der Druck auf die Konfliktpartner wächst, da jeder seinen eigenen Standpunkt durchsetzen möchte. Es findet kaum mehr verbale Kommunikation statt. Stattdessen herrscht Schweigen und der Gegner wird bewusst ignoriert. 

Dennoch gibt es in dieser Stufe noch die Möglichkeit, den Konflikt friedlich und zur Zufriedenheit aller zu lösen.

Beispiel: Bei den Teampartnern werden nun demonstrative Aktionen unternommen. Da es im Konflikt um die Wertschätzung des Partners geht, macht keiner der beiden mehr etwas für den anderen. So tut keiner mehr dem anderen einen Gefallen. Die beiden Parteien ignorieren sich vollkommen. Um dem jeweils anderen noch weiter aus dem Weg zu gehen, gehen sie sogar so weit sich ungerechtfertigt krankzuschreiben.

Zweite Ebene: Win — Lose

Stufe 4: Sorge um Image

Diese Phase könnte auch unter dem Begriff der Koalition zusammengefasst werden. Jede Partei sucht sich Verbündete, die den eigenen Standpunkt noch verstärken. Das verschärft allerdings die gesamte Situation noch weiter. 

Gleichzeitig ändert sich dadurch das Ziel der einzelnen Parteien. Denn nun soll nicht nur die Krise überwunden werden, sondern es geht um das Gewinnen. Es geht darum, Recht zu behalten und nicht darum, eine Lösung zu finden. 

Beispiel: Der eine sucht sich Unterstützung bei einem Teil der Kollegen, während der andere den anderen Teil um Hilfe bittet. Beide Koalitionen sollen das Fehlverhalten des anderen noch bestätigen. 

Stufe 5: Gesichtsverlust

In dieser Stufe zählen logische Argumente nicht mehr. Die Konfliktpartei wird bewusst schikaniert und ihre Meinung negativ verklärt. Dadurch findet eine moralische Entwertung statt. Die Moral der Gegenseite wird infrage gestellt, um so den eigenen Sieg erringen zu können. 

Beispiel: Beide Seiten versuchen Gründe zu finden, um „recht zu haben“. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden spitzt sich immer mehr zu. Jeder sucht das Negative am anderen, um die eigene Argumentation zu stärken. 

Stufe 6: Drohstrategie

Jeder Partei ist klar, dass sie den Konflikt jetzt nicht mehr durch eine Debatte lösen können. Darum fangen sie an, sich gegenseitig zu drohen. Die Drohungen sollen die eigene Macht veranschaulichen und so den Gegner dazu bewegen, aufzugeben. 

Beispiel: Sie drohen sich gegenseitig, zum Chef oder zum Vorstand zu gehen. 

Dritte Ebene: Lose — Lose

Stufe 7: Begrenzte Vernichtungsschläge

Diese Stufe wird auch gerne Vernichtung genannt. Denn es wird dem anderen, über die eigene Moral hinweg, Schaden zugefügt. Die Eskalation ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass es kein „Zurück“ mehr gibt. 

Ein eigener Schaden wird hier sogar in Kauf genommen, solange der Gegner noch mehr Schaden erleiden muss. Die eigentliche Ursache des Konflikts spielt hier schon keine Rolle mehr. 

Beispiel: Die Kontrahenten fangen an, sich gegenseitig vor den anderen Kollegen schlecht zu machen

Stufe 8: Zersplitterung

Diese Phase wird Zersplitterung genannt, denn die Koalition des Konfliktpartners soll aufgelöst werden, damit dieser allein dasteht. 

In diesem Stadium ist selbst körperliche oder psychische Gewalt nicht ausgeschlossen. Manchmal wird sogar die Familie der Gegenpartei bedroht. Den Streitenden ist zu diesem Zeitpunkt alles egal. 

Beispiel: Die Partein versuchen, die jeweils andere Koalition auf ihre Seite zu ziehen und manipulieren sie, dem anderen nicht mehr zu helfen. 

Stufe 9: Gemeinsam in den Abgrund

In dieser Stufe kommt es zur totalen Konfrontation. Beide Parteien versuchen den Gegner in den Abgrund zu stürzen. Dass sie sich dadurch selbst schwer schaden, ist in diesem Stadium nicht relevant. Selbstbeherrschung oder rationales Handeln sind hier nicht mehr möglich. 

Ohne kompetente Hilfe von außen kann dieser Konflikt nun nicht mehr gelöst werden. 

Beispiel: Das Team ist am Ende und das Projekt gescheitert. Es herrscht nur noch „Krieg“ zwischen den beiden Parteien. Beide haben verloren und niemand hat gewonnen

Eskalationsmechanismen

Ein Konflikt kann immer noch friedlich gelöst werden, auch wenn er bereits ausgebrochen ist. Es ist darum immer wichtig, Eskalationsmechanismen zu erkennen. Denn diese treiben einen Konflikt nur noch weiter voran. 

Glasl beschreibt in seinen Konfliktstufen fünf Kernmechanismen: 

  1. Wachsende Selbstfrustation
    Menschen werden schnell frustriert, wenn sie nicht das bekommen, was sie wollen. Zum Beispiel im Beruf, wenn die gewünschte Beförderung nicht kommt.

  2. Ausweitung strittiger Themen
    Einen Streit gewinnt meist der mit den besseren Argumenten. Darum versuchen beide Parteien oft mit unnötigen Erklärungen den Konflikt auszuweiten. Dadurch wird er allerdings nur unübersichtlich und verlängert sich grundlos.

  3. Verflechtung von Ursache und Wirkung
    Werden Ursache und Wirkung verwechselt, befeuert das nur einen Konflikt. Dennoch wird das oft eingesetzt, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Vor allem, wenn logische Argumente nicht zählen.

  4. Personifizieren des Konflikts
    Am schlimmsten ist es, während eines Streits einer der Parteien die Schuld zu geben. Vor allem in einer Beziehung, wenn der andere Partner die Schuld für alles bekommt.

  5. Negative Erwartungshaltung als Konflikt-Beschleuniger
    Wenn eine Partei schon mit der Erwartungshaltung in einen Konflikt geht, dass er sowieso nicht zu lösen ist, wird das auch passieren. Denn dadurch wird oft zu unangemessene Maßnahmen gegriffen. Allerdings bezweckt man damit nur, dass der Konflikt wirklich eskaliert. 
Konflikte lösen

Glasl beschreibt nicht nur die Eskalationsstufen, sondern auch Methoden zur Deeskalation bei Problemen wie: 

  • Trennung, Scheidung
  • Kündigung
  • Mobbing
  • Sorgerechtsstreits

Deeskalationsstufen nach Friedrich Glasl

Weil der Konflikt in jeder der Stufen noch gelöst werden kann, ordnet Glasl den einzlenen Stufen Modelle zur Deeskalation zu. Diese sorgen dafür, dass ein Konflikt entschärft werden kann:

  • 1. – 3. Stufe: Coaching und Moderation
  • 3. – 5. Stufe: Vermittlung und Prozessbegleitung
  • 4. – 6. Stufe: sozio-therapeutische Maßnahmen
  • 5. – 7. Stufe: Vermittlung und Meditation
  • 6. – 8. Stufe: gerichtliche Verfahren
  • 7. – 9. Stufe: Eingriff von außen

Wie entstehen Konflikte?

Du hast jetzt viel über Konflikte gelesen und wie diese eskalieren können. Aber wie entstehen Konflikte überhaupt? 

Ein Konflikt entsteht genau dann, wenn verschiedene Interessen oder Sichten aufeinandertreffen. Schon unterschiedliche Meinungen zu einem Thema können einen Konflikt auslösen. Das kann im beruflichen oder im privaten Umfeld passieren.

Es ist aber nicht so, dass ein Konflikt immer negativ sein muss. Dadurch kannst du auch die Interessen und Meinungen deines Gegenüber erfahren. 

Wann eskaliert ein Konflikt?

Um einen Konflikt nicht ins Negative verkehren zu lassen, sollte das Positive darin gesehen werden. Es wird erst dann schwierig, wenn ein Konflikt nicht als solcher erkannt wird. Zum Beispiel wenn eine Meinungsverschiedenheit nicht öffentlich ausgetragen wird. Dann kann niemand einschreiten und deeskalieren

Vor allem, wenn ein Konflikt so weit fortgeschritten ist, dass er nicht mehr ohne fremde Hilfe gelöst werden kann, sprichst du von einer Eskalation

Wie kann eine Konflikteskalation vermieden werden? 

Sollte sich ein Konflikt noch in den ersten drei Stufen befinden, kann er noch ohne Probleme von den Streitparteien gelöst werden. Sogar ohne fremde Hilfe von außen. 

  • Erkennst du den Konflikt, aber kannst ihn nicht beenden? Dann solltest du immer den direkten Vorgesetzten hinzuziehen.

Auch Workshops oder Seminare sind oft hilfreich, um für das Thema zu sensibiliseren. In Unternehmen können auch extra Mitarbeiter eingestellt werden, die dafür geschult werden.

  • Ab der dritten Stufe ist es allerdings nicht mehr möglich, einen Konflikt allein und ohne fremde Hilfe zu lösen. Darum sollte dann immer noch jemand hinzugezogen werden. Denn sonst leidet das gesamte Team und auch die Arbeitskraft darunter. 

  • Vor allem im Betrieb ist es wichtig, dass sich der Vorgesetzte immer die Zeit nimmt, seinen Mitarbeitern zu zuhören und mögliche Ursachen für einen Konflikt zu erforschen. Er kann dann dabei helfen, dass eine Lösung gefunden wird, die beide Seiten glücklich macht. 

Als Chef sollte man sich also unbedingt mit den 9 Eskalationsstufen vertraut machen, um rechtzeitig eingreifen zu können und den Schaden für das eigene Unternehmen zu verringern.

Eskalationsstufen — häufigste Fragen

  • Welche Eskalationsstufen gibt es?  Die Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl sind: 
    1. Stufe: Verhärtung
    2. Stufe: Debatte und Polarisierung
    3. Stufe: Taten statt Worte
    4. Stufe: Sorge ums Image
    5. Stufe: Gesichtsverlust 
    6. Stufe: Drohstrategien
    7. Stufe: Begrenzte Vernichtungsschläge
    8. Stufe: Zersplitterung
    9. Stufe: Gemeinsam in den Abgrund

  • Was sind die drei Ebenen der Konflikteskalation?
    Stufe 1-3: Möglichkeit der Selbsthilfe. Stufe 3-5: Hilfe von Freunden, Familie oder durch externe professionelle Prozessbegleitung. Stufe 4-6: Hilfe durch sozio-therapeutische Maßnahmen. Stufe 5-7: Hilfe durch externe Vermittlung und Meditation. Stufe 6-8: Hilfe durch gerichtliche Verfahren. Stufe 7-9: Hilfe nur noch durch einen massiven Eingriff von außen.

  • Welche Phasen gibt es in einem Konflikt? 
    Wenn ein Konflikt ignoriert wird und keine Versuche der Lösung unternommen werden, verläuft er meist in vier Phasen: Diskussion, Überlagerung, Eskalation, Verhärtung. 

Konfliktmanagement

Vor allem in einem Unternehmen kann es schnell zu Konflikten kommen. Die neun Eskalationsstufen helfen dir dabei, einen Konflikt zu erkennen und notfalls auch zu verhindern. Um zu vermeiden, dass ein Konflikt aufkommt, hilft dir ein gutes Konfliktmanagement . Schau dir dafür doch unser Video an.

Zum Video: Konfliktmanagement
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Konfliktmanagement

Vor allem in einem Unternehmen kann es schnell zu Konflikten kommen. Die neun Eskalationsstufen helfen dir dabei, einen Konflikt zu erkennen und notfalls auch zu verhindern. Um zu vermeiden, dass ein Konflikt aufkommt, hilft dir ein gutes Konfliktmanagement . Schau dir dafür doch unser Video an.

Zum Video: Konfliktmanagement
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