Flache Hierarchie
Eine flache Hierarchie ist längst nicht mehr nur bei jungen Startups zu finden. Weltweit entscheiden sich immer mehr Unternehmen für diese moderne Organisationsstruktur. Was genau eine flache Hierarchie auszeichnet, erfährst du hier und im Video .
Inhaltsübersicht
Flache Hierarchie einfach erklärt
Die flache Hierarchie zeichnet sich im Gegensatz zur steilen Hierarchie durch das Arbeiten auf Augenhöhe aus. Führungskräfte greifen weniger in die Arbeit ihrer Mitarbeitenden ein und geben diesen Raum zum selbständigen Arbeiten.
In einer flachen Hierarchie entstehen aufgrund des Wegfalls von Hierarchieebenen kürzere Kommunikationswege, was zu einer schnelleren Zusammenarbeit führt. Typisch für eine flache Hierarchie ist außerdem die Förderung eines kollegialen Miteinanders und die Etablierung einer Du-Kultur.
Eine flache Hierarchie beschreibt also die Struktur eines Unternehmens und ist eine Form der Aufbauorganisation. Ein Unternehmen mit einer flachen Hierarchie zeichnet sich durch wenige Hierarchiestufen aus. Das bedeutet, dass insbesondere die mittlere Managementebene reduziert ist oder sogar gänzlich wegfällt.
Aufbau steile vs. flache Hierarchie
Steile Hierarchie | Flache Hierarchie | |
Aufbau | Die steile Hierarchie ist wie eine Pyramide aufgebaut. | Die flache Hierarchie ist wie eine sehr flache Pyramide aufgebaut. |
Spitze | Unternehmensführung, die Anweisungen gibt und Entscheidungen für das gesamte Unternehmen trägt. | Inhaber oder Geschäftsführer, der Entscheidungen vorschlägt und zur weiteren Diskussion runterträgt. |
Mittlere Ebenen | Bereichsleiter-, Abteilungs- und Teamleiter, die Anweisungen an ihre Belegschaft weitertragen. (endliche Anzahl an Ebenen) | Mehrere Leistungspositionen mit nebeneinander oder untereinander geordneten Abteilungen mit den jeweiligen Mitarbeitenden (dritte Ebene) |
Letzte Ebene | Letzte Ebene: Belegschaft ist für die Ausführung der Arbeit zuständig und hat selten eigene Entscheidungsbefugnis. | Ebenfalls möglich: direkt die Belegschaft ohne Untergliederung in Abteilungen, die nicht nur Anweisungen befolgt, sondern auch aktive Mitsprache bei Entscheidungen hat. |
Typische Merkmale einer flachen Hierarchie
Ein auffälliges Merkmal einer flachen Hierarchie ist die geringe Anzahl oder sogar das Fehlen von Hierarchiestufen. Gleichzeitig sind nur wenige, aufgelockerte Führungsebenen vorhanden. Diese Struktur ermöglicht einen kooperativen Führungsstil, bei dem die Hierarchieebenen weniger streng definiert sind und die Entscheidungen im Konsens aller Mitarbeitenden getroffen werden.
Des Weiteren wird in solchen Unternehmen oft eine Du-Kultur gepflegt, was eine familiäre Atmosphäre und ein kollegiales Miteinander fördert. Mitarbeitende können sich so auf Augenhöhe begegnen und sich offen austauschen.
Mitbestimmung und gemeinschaftliche Entscheidungsgewalt der Mitarbeitenden sind weitere wichtige Aspekte einer flachen Hierarchie. Die Mitarbeitenden haben mehr Mitspracherecht und können aktiv an Entscheidungen mitwirken. Dadurch wird das Gefühl der Zugehörigkeit und das Engagement der Mitarbeitenden für gemeinsame Ziele gefördert, anstatt in Konkurrenzdenken zu verharren.
Flache Hierarchien fördern auch abteilungsübergreifendes Arbeiten und Entwicklung. Da die Hierarchieebenen weniger stark ausgeprägt sind, ist die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen einfacher.
Die Kommunikation in Unternehmen mit flacher Hierarchie ist oft schnell und offen, auch über Abteilungsgrenzen hinweg. Es wird Wert auf eine transparente und direkte Kommunikation gelegt, um den Informationsfluss zu erleichtern und Missverständnisse zu minimieren.
Dies fördert eine schnellere Entscheidungsfindung, da alle Mitarbeitenden unmittelbar involviert werden können. Oftmals findet die Arbeit in offenen Raumflächen statt, in denen Türen offenstehen und der Austausch zwischen den Mitarbeitenden erleichtert wird.
Vorteile einer flachen Hierarchie
Unternehmen, die sich gegen die herkömmliche Aufbauform und für die flache Hierarchie entscheiden, genießen folgende Vorteile:
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Kürzere Entscheidungswege:
Dank der begrenzten Anzahl von Hierarchieebenen können Informationen effizient zwischen den Ebenen fließen und alle Mitarbeitenden erreichen, was zu schnelleren Entscheidungsprozessen führt. Im Gegensatz zur steilen Hierarchie, bei der Informationen von oben nach unten fließen, erfolgt der Informationsfluss in flachen Hierarchien von unten nach oben, was als Bottom-up-Ansatz bekannt ist.
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Mehr Flexibilität:
Durch die weitgehende Gleichstellung der Mitarbeiter auf einer Ebene ist es einfacher, Teams für bevorstehende Projekte zusammenzustellen. Es entfällt die Notwendigkeit, mit verschiedenen Abteilungsleitern zu verhandeln, ob sie ihre Mitarbeiter für diese Projekte freistellen können.
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Steigende Agilität:
Durch die kürzeren Entscheidungsprozesse und die erhöhte Flexibilität sind Firmen in der Lage, schneller und agiler auf sich verändernde Marktbedingungen zu reagieren.
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Von Mitarbeitenden zu autonomen, kritischen Mitdenkern:
In flachen Hierarchien sind Mitarbeitende dazu aufgefordert, Ideen einzubringen und aktiv an Entscheidungsfindungen teilzunehmen. Mitarbeitenden wird Raum geboten, ihre eigene Meinung zu kommunizieren und Entscheidungen kritisch zu hinterfragen.
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Begünstigte Entstehung von Innovationen:
Unternehmen mit flachen Hierarchien haben eine Führungskultur, in der die Führungskraft ihre Belegschaft motiviert und deren individuelle Selbstentwicklung fördert. Dies wirkt sich positiv auf den Innovationsfaktor des Unternehmens aus.
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Geringere Personalkosten:
Durch die geringere Anzahl von Führungskräften im Unternehmen entfallen auch ihre hohen Gehälter sowie die damit verbundenen Zusatzleistungen wie beispielsweise Dienstwägen. Eine flache Hierarchie wird oft als kostensparend angesehen, da weniger Hierarchieebenen verwaltet und weniger Bürokratie aufrechterhalten werden muss.
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Förderung der Selbstorganisation der Mitarbeitende:
In einer flachen Hierarchie trägt der Einzelne mehr Verantwortung und kann selbstbestimmter entscheiden. Dies fördert die Eigenständigkeit und Selbstorganisation der Mitarbeitenden.
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Höhere Mitarbeiterzufriedenheit:
Die Kombination aus Selbstbestimmung, persönlicher Entwicklung und einem familiären Umgang innerhalb des Arbeitsumfelds hat tendenziell eine positive Auswirkung auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
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Entlastung der Führungskräfte:
Indem Verantwortung auf alle Arbeitnehmer übertragen wird, werden die Führungskräfte entlastet. Auch liegt die Entscheidungsgewalt nicht mehr alleinig bei den Führungskräften. Lösungsvorschläge können nach einem Konsens aller Mitarbeitenden direkt umgesetzt werden.
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Höhere Identifikation mit Arbeitgeber:
Durch flache Hierarchien erhalten die Angestellten mehr Möglichkeiten zur Mitgestaltung, was zur Identifikation des Mitarbeitenden mit dem Unternehmen beiträgt. Dies resultiert in einer langfristigen Mitarbeiterbindung.
Herausforderungen einer flachen Hierarchie
Unternehmen mit flachen Hierarchien treffen nichtsdestotrotz auch auf gewisse Herausforderungen:
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Veränderung des Führungsstils:
Während in steilen Hierarchien Führungskräfte primär Anweisungen verteilen, werden in flachen Hierarchien Entscheidungen mit den Mitarbeitern zusammen angegangen. Daraus resultiert der Wandel der typisch autoritären Führungskräfte zu Coaches, die ihre Teams bei der gemeinsamen Lösungsfindung unterstützen.
Da den Führungskräften nun nicht mehr nur ihre Teams, sondern meist deutlich mehr Mitarbeiter unterstellt sind, müssen diese auch Verantwortung an ihre Arbeitskräfte abgeben. Getreu nach dem Motto: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.
Diese Aufsicht und Kontrolle abzugeben, kann Unbehagen bei der Führungskraft auslösen.
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Geringere Aufstiegschancen:
Wenn die Anzahl von Hierarchiestufen im Unternehmen reduziert wird, verringern sich auch die Möglichkeiten für interne Karrieremöglichkeiten. Für ambitionierte Talente, die nach Aufstiegschancen streben, könnte dies einen Grund darstellen, die Firma zu verlassen.
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Möglicher Informationsverlust:
Bei fehlenden etablierten Kommunikationsstandards können wertvolle Informationen verloren gehen.
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Aufgabenverteilung:
Während in einer steilen Hierarchie die Aufgabenverteilung größtenteils von vornherein festgelegt ist, ist diese in einer flachen Hierarchie nicht immer eindeutig. Hier besteht schnell die Gefahr, dass die Aufgabenverteilung ins Ungleichgewicht gerät.
Für welche Unternehmen eignen sich flache Hierarchien?
Kleine Firmen bis zu 100 Mitarbeitende bevorzugen eher eine flache Organisationsstruktur, während mittlere und große Unternehmen häufig eine steile Hierarchie wählen. Der Grund dafür ist, dass in großen Firmen oder gar Konzernen schnell Unübersichtlichkeit entsteht, wenn keine klare Delegation stattfindet.
Dennoch sind Arbeitsforscher stets davon überzeugt, dass flache Hierarchien unabhängig von der Unternehmensgröße funktionieren können. Besonders erfolgreich ist die Umsetzung, wenn diese Kriterien im Unternehmen bereits erfüllt sind:
- Innovation ist ein Wettbewerbsfaktor des Unternehmens, denn flache Hierarchien funktionieren vor allem in Unternehmen mit Innovationsfaktor.
- Das Unternehmen hat eine klare Vision und gemeinsame Ziele durch das gesamte Unternehmen hinweg.
- Es besteht Offenheit gegenüber Veränderungen sowie die Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen.
- Mitarbeitende haben die Bereitschaft, Verantwortung abzugeben bzw. anzunehmen.
Flache Hierarchie — häufigste Fragen
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Wann ist eine Hierarchie flach?
Eine Hierarchie wird als flach angesehen, wenn die Organisationsstruktur wenige Hierarchiestufen aufweist und auf die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden setzt. In Unternehmen mit flacher Hierarchie gibt es nur wenige Führungsebenen und stark reduzierte oder sogar keine Managementebenen.
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Warum flache Hierarchien?
Unternehmen mit einer flachen Hierarchie zeichnen sich durch ein kollegiales Miteinander, lockeren Umgang und kürzere Kommunikationswege aus. Da die Mitarbeiter direkt kommunizieren und Entscheidungen ohne viele Hierarchiestufen treffen können, herrscht mehr Freiheit und schnellere Entscheidungsfindung.
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Welche Hierarchiestufen gibt es?
Die typische Verteilung und Anzahl von Hierarchiestufen unterscheiden sich von Land zu Land. In Deutschland existieren in der Regel fünf Hierarchieebenen – darunter Leitung, Hauptabteilung, Abteilung, Gruppe und Untergruppe. Innerhalb dieser Hierarchie nimmt die Anzahl der Personen pro Ebene von unten nach oben ab, die Verantwortung jedoch zu.
Organisationsform
Die flache Hierarchie ist ein Teil einer Organisationsform, aber ist dabei längst nicht die Einzige. Welche weiteren es noch alles gibt, erfährst du hier .
Organisationsform
Die flache Hierarchie ist ein Teil einer Organisationsform, aber ist dabei längst nicht die Einzige. Welche weiteren es noch alles gibt, erfährst du hier .