Was steht im Führungszeugnis?
Was steht in einem Führungszeugnis? Muss ich wegen meiner Jugendsünden um meinen Job bangen? In unserem Artikel und im Video bringen wir Licht ins Dunkel!
Inhaltsübersicht
Führungszeugnis — was steht drin?
Du hast den neuen Job quasi in der Tasche. Dein zukünftiger Arbeitgeber möchte nur noch kurz dein Führungszeugnis sehen. So weit, so gut. Wäre da nicht diese eine Sachbeschädigung vor 10 Jahren… Können solche Jugendsünden am Ende den Job kosten?
Keine Sorge! Das Führungszeugnis wird zwar oft „polizeiliches Führungszeugnis“ genannt, doch es dokumentiert in keinem Fall jeden Kontakt mit der Polizei! Es ist lediglich ein Auszug aus dem Bundeszentralregister. Viele kleinere Delikte tauchen darin gar nicht auf.
Was ist das Bundeszentralregister? Im Bundeszentralregister sind alle Verurteilungen einer Person in Deutschland gespeichert.
Du kannst den Antrag für ein polizeiliches Führungszeugnis online beim Bundesamt für Justiz stellen. Du zahlst 13 Euro und bekommst dein Führungszeugnis innerhalb von zwei bis drei Wochen per Brief.
Was steht im polizeilichen Führungszeugnis?
Was kommt ins Führungszeugnis? Ins Führungszeugnis kommen nur:
- Geldstrafen von mehr als 90 Tagessätzen
- Freiheitsstrafen von mehr als 3 Monaten
Vergehen mit geringerer Strafe werden nicht ins Führungszeugnis aufgenommen (§ 32 BZRG). Du bist dann offiziell nicht vorbestraft.
Verurteilungen nach Jugendstrafrecht tauchen noch seltener im Führungszeugnis auf: Bewährungsstrafen von unter 2 Jahren werden hier nicht ins Führungszeugnis aufgenommen.
Wichtig! Diese Regelungen gelten nicht für schwere Sexualdelikte wie sexuellen Missbrauch von Kindern (§ 176 StGB), sexueller Nötigung und Vergewaltigung (§ 177 StGB). Sie stehen unabhängig von der Höhe der Strafe im Führungszeugnis.
Was steht im erweiterten Führungszeugnis?
Das erweiterte Führungszeugnis zeigt alle Verurteilungen, die für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen relevant sind — auch die mit geringer Strafe. Zusätzlich zu den Straftaten im einfachen Führungszeugnis sind das insbesondere:
- Erregung öffentlichen Ärgernisses (§ 183a StGB)
- Verbreitung pornographischer Schriften (§ 184 StGB)
- sexuelle Belästigung (§ 184i StGB)
- Verletzung der Fürsorgepflicht (§ 171 StGB)
- Misshandlung von Schutzbefohlenen (§ 225 StGB)
- Entziehung Minderjähriger (§ 235 StGB)
Für die berufliche oder ehrenamtliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kann die entsprechende Einrichtung deshalb ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis verlangen.
Wann wird ein Eintrag im Führungszeugnis gelöscht?
Vorstrafen stehen nicht für immer im Führungszeugnis. Je nach Schwere der Straftat werden sie nach einer bestimmen Frist automatisch gelöscht:
nach 3 Jahren | nach 5 Jahren | nach 10 Jahren |
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Lebenslängliche Freiheitsstrafen und Sicherungsverwahrung werden nie gelöscht.
Übrigens: Im Bundeszentralregister selbst werden die Straftaten länger gespeichert, in der Regel zwischen 5 und 15 Jahren. Insbesondere werden Jugendstrafen von bis zu 1 Jahr aber bereits nach 5 Jahren endgültig gelöscht.
Selbst löschen lassen kann man die Einträge im Führungszeugnis nicht.
Wer darf mein Führungszeugnis sehen?
Grundsätzlich kann jeder selbst entscheiden, wer Einblick in das eigene Führungszeugnis bekommt. Es gibt aber einige Stellen, die Zugriff darauf haben:
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Arbeitgeber
Arbeitgeber fordern immer öfter ein Führungszeugnis an. Das dürfen sie aber nur dann, wenn sie ein berechtigtes Interesse an den Informationen nachweisen können. Das ist beispielsweise bei Berufen im Sicherheitsbereich der Fall. Oder, wenn der Job eine große Verantwortung für die Daten oder das Vermögen anderer Personen mit sich bringt.
Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist es sogar Pflicht, dass Bewerber ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. - Justiz (Staatsanwaltschaft, Gerichte)
- Behörden (z.B. obere Bundes- und Landesbehörden, Finanzbehörden, Ausländerbehörde, Luftsicherheitsbehörde)
- Polizei
- Nachrichtendienste
Der Zugang zum Bundeszentralregister ist noch strenger geregelt. Einblick haben nur ausgewählte Behörden und die Justiz.
Behördliches und europäisches Führungszeugnis
Ein behördliches Führungszeugnis enthält alle strafrechtlich relevanten Informationen über eine Person, zum Beispiel, ob sie schon einmal verurteilt wurde. Es wird nicht an Privatpersonen ausgestellt, sondern ist beispielsweise für die Staatsanwaltschaft in einem Strafverfahren bestimmt.
Auch Arbeitgeber im öffentlichen Dienst können ein behördliches Führungszeugnis verlangen.
Ein europäisches Führungszeugnis beinhaltet auch die Straftaten, die jemand in einem anderen EU-Land begangen hat. Es ist zum Beispiel dann relevant, wenn du einen Job im EU-Ausland beginnst oder dich aus dem EU-Ausland nach Deutschland bewirbst.
Führungszeugnis — häufigste Fragen
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Was steht im Führungszeugnis?
Im polizeilichen Führungszeugnis stehen Verurteilungen und Entscheidungen von Gerichten oder Behörden. Es ist ein Auszug aus dem Bundeszentralregister (BZR). Ob ein Delikt im Führungszeugnis auftaucht, hängt vom Strafmaß ab.
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Was wird ins polizeiliche Führungszeugnis eingetragen?
In das polizeiliche Führungszeugnis werden Geldstrafen ab 90 Tagessätzen und Freiheitsstrafen ab 3 Monaten eingetragen (§ 32 BZRG). Geringere Strafen stehen zwar im Bundeszentralregister, aber nicht im Führungszeugnis.
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Was steht im erweiterten Führungszeugnis?
Anders als im einfachen Führungszeugnis stehen im erweiterten Führungszeugnis alle Straftaten, die für den Kinder- und Jugendschutz relevant sind — unabhängig vom Strafmaß. Das sind beispielsweise Sexualstraftaten gegen Kinder oder Straftaten gegen die persönliche Freiheit.
Probezeit
Das Führungszeugnis ist beantragt und bald startet der neue Job? Wie du erfolgreich durch die Probezeit kommst, erfährst du hier !
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