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Auktorialer Erzähler

Ein auktorialer Erzähler weiß alles über die Charaktere einer Geschichte. Hier und im Video erfährst du, woran du ihn erkennen kannst!

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Inhaltsübersicht

Was ist ein auktorialer Erzähler?

Der auktoriale Erzähler ist eine Erzählperspektive. Sie zeigt, aus wessen Sicht eine Geschichte erzählt wird.

Der auktoriale Erzähler blickt von außen auf die Geschichte. Das heißt, er ist nicht Teil der eigentlichen Handlung und die Charaktere kennen ihn auch nicht. Er hingegen kennt die Charaktere sehr gut: Ein auktorialer Erzähler weiß nämlich alles, was es in der Geschichte zu wissen gibt.

Er verschafft dir als Leser Einblicke in die Zukunft, die Vergangenheit und in die Gedanken aller Charaktere. Da er sich mit allen Fakten aus der Welt der Geschichte auskennt, nennst du ihn auch allwissender Erzähler.

Weitere Erzählperspektiven

Neben dem auktorialen Erzähler gibt es drei weitere Erzählperspektiven:

  • Personale Erzählperspektive: zeigt die Geschichte aus Sicht einer einzelnen Figur in der dritten Person. Sie gibt nur ihre Gedanken und Gefühle wieder.
  • Ich-Erzähler: erzählt die Handlung direkt aus seiner eigenen Perspektive in der Ich-Form.
  • Neutrale Perspektive: beschreibt das Geschehen, ohne Gedanken oder Gefühle der Figuren zu zeigen.

Merkmale des auktorialen Erzählers

Jede Erzählperspektive zeichnet sich durch inhaltliche und formale Eigenschaften aus. Hier findest du die Merkmale des auktorialen Erzählers im Überblick.

Berichtende Erzählweise:
Der auktoriale Erzähler ist kein Charakter in der Geschichte, sondern betrachtet sie mit etwas Abstand von außen. Durch diesen Abstand kann er viele Handlungsstränge gleichzeitig beobachten und beschreiben.

➡️ Beispiel: Während Elisa an ihrem freien Tag immer noch im Bett lag, saß Alexander schon an seinem Schreibtisch, um zu arbeiten.

Zugriff zu den Gedanken und Gefühlen aller Charaktere:
Da der auktoriale Erzähler allwissend ist, kann er zwischen den verschiedenen Perspektiven der Figuren wechseln. So erfährst du immer sofort, was die Charaktere in einer ganz bestimmten Situation denken oder fühlen. 

➡️ Beispiel: Alexander überlegte sich freudig, ob Elisa auch dieses Jahr wieder einen Schokoladenkuchen backen würde. Natürlich würde sie das, denn Elisa wusste, dass es sein Lieblingskuchen war.

Kann Geschehnisse aller Zeitstufen erklären:
Ein auktorialer Erzähler muss sich nicht auf das beschränken, was gerade eben in der Handlung vor sich geht. Er kann durch Rückblenden in die Vergangenheit und durch Vorwegnahmen in die Zukunft schauen.

➡️ Beispiel: Später würde Elisa Alexander mit einem selbst gebackenen Kuchen überraschen, so wie sie es an jedem seiner Geburtstage getan hatte.

Bewertet Handlungen:
Auch Kommentare und Bewertungen sind typisch für einen auktorialen Erzähler. Er spricht direkt mit dir als Leser und teilt seine Meinung über die Handlungen, Gedanken und Gefühle der Charaktere mit.

➡️ Beispiel: Wie du dir denken kannst, verging Alexanders Arbeitstag mit Gedanken an Schokoladenkuchen wie im Flug! 

Erzählperspektive in der 3. Person:
Die meisten Erzählperspektiven erkennst du daran, welche Pronomen der Erzähler verwendet. Der auktoriale Erzähler beschreibt die fiktiven Personen mit den Personalpronomen der 3. Person, also er oder sie.

➡️ Beispiel: Als er nach Hause kam, war er überglücklich!

Wichtig: Auktorialer Erzähler und Autor sind nicht dieselbe Person! Der Autor hat sich den auktorialen Erzähler so wie alle anderen Figuren in der Geschichte ausgedacht.

Wirkung des auktorialen Erzählers

Der auktoriale Erzähler ist allwissend und kann die Geschichte selber kommentieren. Das kann eine bestimmte Wirkung auf dich als Leser haben.

  • Verbundenheit: Du befindest dich mit dem auktorialen Erzähler auf dem gleichen „Level“: Ihr beide seid nicht Teil der fiktiven Welt und könnt sie nicht beeinflussen.
     
  • Emotionaler Abstand: Du betrachtest die Geschichte von außen und kannst dir, soweit der Erzähler es erlaubt, deine eigene Meinung bilden. Du steckst schließlich nicht in der Sicht eines einzelnen Charakters, wie bei dem Ich-Erzähler.
       
  • Lenkung der Lesermeinung: Der Erzähler nennt seine Meinung über die Handlung oder einen bestimmten Charakter sehr deutlich. Und da du nur seine Perspektive kennst, bist du vielleicht dazu verleitet, ihm zuzustimmen.
     
  • Spannung und Dramatik: Dir können gewisse Geschehnisse vorher angedeutet werden oder auch Sachen verschwiegen werden. Manchmal schwindelt dich der auktoriale Erzähler auch an.

Auktorialer Erzähler – Beispiel

Du hast schon sehr viel über den auktorialen Erzähler gelernt. Das schauen wir uns anhand eines Beispiels aus der Literatur noch mal genauer an.

Der Roman „Anna Karenina“ von Lew Tolstoi beschäftigt sich mit verschiedenen Adelsfamilien im Russland des 19. Jahrhunderts. Gleich auf der ersten Seite begegnet dir ein auktorialer Erzähler:

Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich. Im Hause der Oblonski herrscht allgemeine Verwirrung. Die Dame des Hauses hatte in Erfahrung gebracht, dass ihr Gatte mit der im Haus gewesenen Gouvernante ein Verhältnis unterhalten hatte und ihm erklärt, sie könne fürderhin nicht mehr mit ihm unter einem Dache bleiben. 

Inhalt: Der auktoriale Erzähler weiß nicht nur über die Familie Oblonski Bescheid, sondern hat schon viele Familien gesehen. Deshalb kann er eine allgemeine Aussage über glückliche und unglückliche Familien treffen. Er weiß, dass alle Anwesenden im Haus verwirrt sind. Und er kann dir erklären, welches Ereignis in der Vergangenheit zu diesem Zustand geführt hat.

Form: Es werden Pronomen in der 3. Person verwendet.

Wirkung: Der auktoriale Erzähler vermittelt dir von Anfang an die Bewertung, dass die Familie Oblonski unglücklich ist.

Auktorialer Erzähler — häufigste Fragen

  • Was ist auktoriales Erzählen?
    Auktoriales Erzählen oder auch allwissendes Erzählen bedeutet, dass der Erzähler alles über die Geschichte weiß und sie von außen betrachtet. Er kennt die Gedanken und Gefühle aller Figuren, weiß alles über die Vergangenheit und Zukunft und kann die Ereignisse kommentieren oder bewerten.
  • Was ist der allwissende Erzähler?
    Der allwissende Erzähler ist ein Erzähler, der alles über die Geschichte, die Figuren und die Ereignisse weiß. Er kennt die Gedanken, Gefühle und Absichten aller Charaktere sowie die Vergangenheit und Zukunft. Er erzählt distanziert von außen und bewertet das Geschehen. Diese Erzählperspektive wird auch auktorialer Erzähler genannt.
  • Was ist der auktoriale Erzähler?
    Der auktoriale Erzähler blickt von außen auf die Geschichte. Das heißt, er ist nicht Teil der eigentlichen Handlung und die Charaktere kennen ihn auch nicht. Er hingegen kennt die Charaktere sehr gut: Ein auktorialer Erzähler weiß nämlich alles, was es in der Geschichte zu wissen gibt.
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Neutraler Erzähler

Eine weitere wichtige Erzählperspektive ist der neutrale Erzähler, welcher nur beschreibt, was von außen wahrnehmbar ist. Schau dir am besten gleich unser Video dazu an!

Zum Video: Neutraler Erzähler
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