Erzählverhalten

Was ist das Erzählverhalten und wie erkennst du es? In unserem Beitrag und Video  erfährst du alles, was du dazu wissen musst.

Inhaltsübersicht

Erzählverhalten – einfach erklärt

Das Erzählverhalten beschreibt den Stil, wie ein Erzähler über eine Geschichte und ihre Figuren berichtet. Es begegnet dir nur in epischen Texten, wie Kurzgeschichten, Novellen oder Romanen. Du unterscheidest zwischen dem auktorialen, personalen und neutralen Erzählverhalten.

Achtung: Der Erzähler ist nicht gleich der Autor einer Geschichte. Beim Erzähler handelt es sich um eine eigenständige Figur, die vom Autor eingesetzt wird, um eine Geschichte auf eine bestimmte Art darzulegen. Er steht als Vermittler zwischen den Lesern und den geschehenden Ereignissen im Text.

Erzählverhalten vs. Erzählperspektive

Das Erzählverhalten bezieht sich auf die Art und Weise, wie die Handlung einer Geschichte präsentiert wird. Es beschreibt den allgemeinen Stil des Erzählens, sprich wie die Geschichte erzählt wird.

Die Erzählperspektive bezieht sich auf den Standpunkt oder Blickwinkel, aus dem die Geschichte erzählt wird. Sie beschreibt also, wer die Geschichte erzählt.

Erzählverhalten – Arten und Funktionen

Das Erzählverhalten wirkt sich entscheidend auf einen Text aus. Dir können folgende drei Arten in einem Text begegnen:

  • das auktoriale Erzählverhalten
  • das personale Erzählverhalten
  • das neutrale Erzählverhalten

Alle drei haben unterschiedliche Funktionen und führen den Leser auf verschiedenste Art und Weise durch eine Geschichte. Hier zeigen wir dir alle Merkmale, damit du das Erzählverhalten in Texten sofort und einfach erkennst. 

Auktoriales Erzählverhalten

Das auktoriale Erzählverhalten wird auch allwissendes Erzählverhalten genannt. Der Erzähler selbst ist dabei nicht Teil der Geschichte. Er beschreibt die Ereignisse von außen. Dadurch kann er Handlungen verschiedener Figuren gleichzeitig erzählen und Zusammenhänge zwischen den Ereignissen herstellen. Das erfolgt meistens in der 3. Person.

Sieh dir dazu folgenden Textausschnitt aus der Novelle Kleider machen Leute von Gottfried Keller an: 

„Wenzel Strapinski wurde von den Dorfbewohnern bewundert und respektiert, sobald sie seine aufwendige Kleidung sahen. Seine äußere Erscheinung veränderte nicht nur die Art und Weise, wie die Leute ihn wahrnahmen, sondern auch sein eigenes Selbstbewusstsein. Er fühlte sich stolz und erhobenen Hauptes, und seine Schritte wurden fester, als er durch die Straßen des Dorfes ging.“

Wie du siehst, ist das Erzählverhalten auktorial, wenn der Erzähler von Ereignissen berichtet, ohne dabei die Perspektive eines bestimmten Charakters einzunehmen. Die Gefühle der handelnden Personen werden ebenfalls durch eine allwissende Person, den auktorialen Erzähler, beschrieben. Er weiß mehr als die Figuren selbst, kann den Leser direkt ansprechen und die Geschehnisse kommentieren.

Personales Erzählverhalten

Beim personalen Erzählverhalten wird das Geschehen aus der Sicht einer oder mehrerer Figuren beschrieben. Dabei nimmt der Erzähler die Position einer Figur ein und berichtet dem Leser, was der jeweilige Charakter erlebt, sieht oder fühlt. Somit ist der Horizont des personalen Erzählers und auch des Lesers auf diese Figur beschränkt.

Sie dir dazu folgenden Textausschnitt aus der Erzählung Die Verwandlung von Franz Kafka an:

„Es war ein zischendes Geräusch, das ihn selbst erschreckte. Seine Familie hörte den Laut und eilte besorgt in sein Zimmer. ‚Gregor, bist du in Ordnung?‘ rief seine Schwester. Ihre Stimme klang besorgt, aber auch angewidert. Gregor versuchte zu antworten, doch seine Stimme versagte ihm. Stattdessen hörte er ein raues Kratzen, das aus seiner Kehle kam.

Ist das Erzählverhalten personal, wird aus der Sicht einer Figur erzählt. Hier ist es Gregor Samsa. Der personale Erzähler beschreibt die Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen, die die Figur im Moment hat. Es gibt keine objektive Beschreibung der Situation von außen.

Neutrales Erzählverhalten

Beim neutralen Erzählverhalten wird das Geschehen sachlich von außen geschildert, ohne auf Gefühle und Gedanken der Figuren einzugehen. Du kannst dir das so vorstellen, als wäre eine Kamera auf die Situation gerichtet. Du sprichst deshalb auch vom erzählerlosen Erzähler. Die Erzählung soll völlig wertungsfrei dem Leser übermittelt werden.

Sieh dir dazu folgenden Textausschnitt aus dem Roman Irrungen, Wirrungen von Theodor Fontane an:

„Gesprochen wurde wenig, und so hörte man denn nichts als das Klappern der Holznadeln und das Knabbern des Eichhörnchens, das mitunter aus seinem Schilderhäuschen herauskam und sich neugierig umsah. Nur das Herdfeuer und der Widerschein des Abendrots gaben etwas Licht. Frau Dörr saß so, dass sie den Gartensteig hinaufsehen und trotz der Dämmerung erkennen konnte, wer draußen, am Heckenzaun entlang, des Weges kam. ‚Ah, da kommt er‘, sagte sie.“

Wie du siehst, beschreibt der neutrale Erzähler die Situation weder aus der Sicht einer Figur, noch lässt er Kommentare einfließen. Gespräche bleiben ebenfalls unkommentiert und werden in direkter Rede wiedergegeben. Die Gefühle und Gedanken der Figuren kommen nur durch die wörtliche Rede zum Vorschein.

Erzählverhalten – Übersicht

auktorial
  • Blick von außen
  • allwissender Erzähler
  • kommentiert Ereignisse
personal
  • aus Sicht einer Figur
  • beschränkte Wahrnehmung
  • Kommentare möglich
neutral
  • aus Kamerasicht
  • wertungsfrei und objektiv
  • keine Kommentare

Übrigens: Beim Erzählverhalten gibt es auch noch die Ich-Form des Erzählens. Sie kommt eher selten als eine Art des Erzählverhaltens vor, sondern eher als Erzählperspektive. Schau dir am besten hier unseren Beitrag zum Ich-Erzähler an.

Epik

Jetzt weißt du über die verschiedenen Arten des Erzählverhaltens Bescheid. Sie begegnen dir in epischen Texten. Wenn du noch mehr zur Epik wissen möchtest, dann hilft dir unser Video weiter! 

Zum Video: Epik
Zum Video: Epik

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