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Kalendergeschichte

Eine Kalendergeschichte ist eine kurze Geschichte auf der Rückseite eines Kalenderblatts. Welche Merkmale Kalendergeschichten haben, zeigen wir dir in diesem Beitrag und im Video !

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Inhaltsübersicht

Was ist eine Kalendergeschichte?

Eine Kalendergeschichte ist eine leicht verständliche und kurze Erzählung, die bereits seit dem 16. Jahrhundert auf der Rückseite von Kalenderblättern abgedruckt wurden. Am Ende der Handlung folgt oft eine Moral oder eine überraschende Wendung (Pointe).

Durch die Epoche der Aufklärung wuchs das Lesebedürfnis der Leute aus den unteren Bevölkerungsschichten. Diese hatten oftmals nur eine Bibel und ein Gesangbuch als Lesematerial im Haus. Die Kalendergeschichten waren deshalb eine beliebte Möglichkeit, um die Allgemeinheit zu unterhalten und gleichzeitig zu bilden.

Kalendergeschichte Merkmale

Die Kalendergeschichte ist ein kurzgehaltener Prosatext , der auch für weniger gebildete Menschen gut verständlich sein sollte. Daher ist die Sprache oft einfach und die Handlung überschaubar.

Außer der Tatsache, dass Kalendergeschichten auf der Rückseite von Kalenderblättern veröffentlicht wurden, gibt es nicht viele übergreifende Kalendergeschichten Merkmale. Die Handlung der Geschichten kann in alltäglichen oder außergewöhnlichen Situationen spielen. Der Inhalt des Textes beschreibt beispielsweise einen lustigen oder merkwürdigen Sachverhalt, kann aber auch zum Nachdenken anregen.

Viele der Kalendergeschichten haben am Ende eine Moral oder eine Pointe. Während die Moral eine bestimmte Lehre erteilen soll, ist eine Pointe einfach eine überraschende und witzige Wendung am Ende der Erzählung. Die Merkmale einer Kalendergeschichte ähneln deshalb den epischen Gattungen der Sage , Fabel oder Kurzgeschichte

Kalendergeschichte in der Epoche der Aufklärung

Die Kalendergeschichte war im 17. und 18. Jahrhundert, also zur Zeit der Aufklärung , besonders beliebt. In dieser Epoche ging es darum, die Menschen aller Bevölkerungsschichten zum selbstständigen und rationalen Denken zu motivieren. 

In einem Kalender Geschichten zu veröffentlichen, brachte die Allgemeinheit zum Lesen. Durch die einfache Sprache und den unterhaltsamen Ton waren die Lehren leicht verständlich und dadurch für alle zugänglich.

Johann Peter Hebel – Kalendergeschichten Beispiele

Der wohl bekannteste Vertreter der Kalendergeschichte war der Dichter und Theologe Johann Peter Hebel (1760-1826). Er war der Redakteur des Badischen Landkalenders und schrieb für diesen selbst Geschichten. Außerdem veröffentlichte er seine Kalendergeschichten in der Sammlung Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes.

Wir haben im Anschluss einige Johann Peter Hebel Kalendergeschichten für dich zusammengefasst. Daran kannst du auch nochmal gut die Merkmale dieser Textsorte erkennen!

Unverhofftes Wiedersehen – Kalendergeschichten Beispiele

In Johann Peter Hebels Kalendergeschichte Unverhofftes Wiedersehen geht es um ein verlobtes Pärchen in der Bergbauregion Falun in Schweden. Kurz vor der Hochzeit verschwindet der Bräutigam jedoch in einer Berggrube und kommt dort ums Leben. Seine Verlobte beweint ihn bitterlich und trauert viele Jahre um ihn, während der Siebenjährige Krieg, die Eroberung von Finnland, die Französische Revolution und viele weitere geschichtliche Ereignisse ihren Lauf genommen haben. 

Nach 50 Jahren wird der Leichnam des Bergmanns zufällig in der Grube gefunden. Da dieser in Eisenvitriol getränkt ist, ist sein junger Körper noch vollständig erhalten. Seine damalige Verlobte, die einzige noch lebende Bekannte des Jünglings, sieht ihren Geliebten nach all den Jahren wieder. Sie verspricht dem Verstorbenen Folgendes:

„Ich habe nur noch wenig zu tun und komme bald, und bald wird’s wieder Tag. – Was die Erde einmal wiedergegeben hat, wird sie zum zweitenmal auch nicht behalten“, sagte sie, als sie fortging, und noch einmal umschaute.

Deutung: Die Verliebten werden im Tod wiedervereint, was für viele Trauernden ein tröstlicher Gedanke ist.

Der geheilte Patient – Kalendergeschichten Beispiele

Die Kalendergeschichte Der geheilte Patient aus dem Jahr 1810 handelt von einem sehr reichen und faulen Amsterdamer, der den ganzen Tag nur herumsitzt und isst. Er wird sehr dick und klagt bei vielen Ärzten über verschiedene Beschwerden. Dafür bekommt er literweise an Medizin verordnet, die aber nichts hilft. 

Schließlich erklärt ihm ein Arzt, dass der Mann einen Lindwurm mit sieben Mäulern im Bauch hat. Er befiehlt dem Mann, am nächsten Tag wieder in die Praxis zu kommen. Damit der den Lindwurm aber nicht durchschüttelt, soll er nicht mit der Kutsche, sondern zu Fuß kommen. Außerdem muss er aufhören, so viel zu essen, damit der Lindwurm in seinem Magen nicht weiterwächst.

Der Mann befolgt den Rat, bewegt sich regelmäßig und ernährt sich angemessen.  Bereits nach wenigen Tagen fühlt er sich kerngesund.

Die Geschichte endet mit folgender Moral:  „[Er] hat nachher dem Rat gefolgt, und 87 Jahre, 4 Monate 10 Tage gelebt, wie ein Fisch im Wasser so gesund, und hat alle Neujahr dem Arzt 20 Dublonen zum Gruß geschickt.“

Deutung: Körperliche Bewegung und gemäßigte Ernährung sind wichtig für die Gesundheit. Wer nur auf der faulen Haut liegt, wird krank. 

Kannitverstan – Kalendergeschichten Beispiele

In der Kalendergeschichte Kannitverstan geht es um einen deutschen Handwerksburschen, den es in die prächtige Handelsstadt Amsterdam verschlägt. Dort sieht er ein beeindruckendes Haus und fragt auf Deutsch einen Passanten, wem das Haus gehört. Der Gefragte spricht aber kein Deutsch und antwortet: Kannitverstan (= Kann nicht verstehen). Der Handwerksbursche denkt allerdings, das sei der Name des Hausbesitzers

Er kommt außerdem an einem großen Segelschiff vorbei und erkundigt sich auch hier nach dem Besitzer. Wieder erhält er die Antwort Kannitverstan. Der deutsche Bursche wird neidisch auf die Reichtümer des Herrn Kannitverstan. Als er einen Beerdigungszug vorbeikommen sieht, fragt er, wer gestorben ist. Auch hier antwortet man ihm: Kannitverstan. Der Handwerker nimmt daraus folgendes mit:

„und, wenn es ihm wieder einmal schwerfallen wollte, daß so viele Leute in der Welt so reich seien, und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff, und an sein enges Grab.“

Deutung: Reichtümer schützen nicht vor dem Tod. Nach ihrem Lebensende liegen arme und reiche Menschen gleichermaßen im Grab. 

Kalendergeschichte – häufigste Fragen

  • Was ist eine Kalendergeschichte? 
    Eine Kalendergeschichte ist kurz und überschaubar. Sie soll die Bevölkerung unterhalten oder belehren, ist leicht verständlich und in Prosa verfasst. Ursprünglich wurden die Geschichten für Kalender geschrieben, um das steigende Lesebedürfnis der Bevölkerung zu stillen.
     
  • Was sind Kalendergeschichte Merkmale?
    Die Merkmale einer Kalendergeschichte sind zusammengefasst:
    • kurze und überschaubare Erzählung (Prosa)
    • einfach geschrieben und schlichte Sprache
    • unterhaltsam
    • mit einer Lehre (Moral)
       
  • Was sind Kalendergeschichten – Beispiele?
    • Unverhofftes Wiedersehen
    • Kannitverstan
    • Der Spaziergang an den See
    • Der geheilte Patient
    • Ein Wort gibt das andere
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Fabel

An den Beispielen für Kalendergeschichten siehst du, dass die Erzählungen am Ende oft eine Moral haben, ganz ähnlich wie bei einer Fabel! Welche Merkmale eine Fabel sonst noch hat, erfährst du in diesem Beitrag !

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