Merkmale einer Kurzgeschichte

Was ist eine Kurzgeschichte?

Eine Kurzgeschichte ist, wie der Name schon sagt, eine kurze Erzählung. Sie gehört zur Gattung der Kurzprosa, zusammen mit anderen kurzen Erzählformen wie der Fabel oder der Anekdote.

Die 10 Merkmale einer Kurzgeschichte sind:

1. kurzer Umfang
2. direkter Einstieg
3. nur ein Handlungsstrang
4. Geschichte aus dem Alltag
5. wenige Charaktere 
6. wenige Orte & kurze Zeitspanne
7. chronologische Erzählung
8. Konflikt & Wendepunkt
9. sachliche & einfache Sprache
10. offenes Ende

Kurzgeschichten sind ein wichtiger der Teil der deutschen Ethik.

Kurzgeschichte Merkmale — Aufbau & Struktur

Kurzgeschichten haben keine feste Struktur. Aber es gibt bestimmte Merkmale in ihrem Aufbau, an denen du sie erkennst:

• Kurzer Umfang: Die meisten Kurzgeschichten sind etwa 3-5 Seiten lang. 
• Ein Handlungsstrang: Die Geschichte folgt einem einzigen Handlungsstrang. Das heißt, es gibt keine weiteren Handlungen, die parallel geschehen.
• Chronologie: Alle Ereignisse werden in der Reihenfolge ihres Geschehens erzählt.
• Sprachstil: Die Geschichte ist in kurzen, einfachen Sätzen und in Alltagssprache geschrieben. Dabei wird sie meistens aus der 3. Person erzählt (personaler Erzähler).
• Wenige Orte & kurze Zeitspanne: Die Handlung spielt an wenigen Orten und erstreckt sich über einen kurzen Zeitraum — oft sogar nur wenige Minuten.

Kurzgeschichte Merkmale — Inhalt

Neben den strukturellen Merkmalen erkennst du eine Kurzgeschichte aber auch an ihrem Inhalt:

• Einstieg ohne Einleitung: Es gibt keine ausführliche Einleitung. Als Leser wirst du sofort mitten ins Geschehen geworfen.
• Geschichte aus dem Alltag: Die Handlung ist oft alltäglich und bezieht sich auf Situationen, die jeder kennt.
• wenige Charaktere: Es gibt meist nur eine Hauptfigur und wenige Nebenfiguren. Über die Figuren ist auch nicht viel bekannt, sodass sie oft namenlos sind.
• Konflikt & Wendepunkt: Ein Konflikt treibt die Handlung voran und führt zu einer unerwarteten Wendung (Pointe), die zum Nachdenken anregt.
• offenes Ende: Eine Kurzgeschichte endet offen, sodass der Leser selbst Schlussfolgerungen ziehen kann.

Kurzgeschichte Merkmale — Beispiel

An einem konkreten Beispiel zeigen wir dir jetzt genau, an welchen Merkmalen du eine Kurzgeschichte erkennen kannst. Die Kurzgeschichte heißt „Die Küchenuhr“  von Wolfgang Borchert. Wenn du hier klickst, kannst du sie dir durchlesen.

Lass uns nun gemeinsam diese Kurzgeschichte auf ihre Merkmale prüfen:

Merkmale im Aufbau einer Kurzgeschichte

Starten wir wieder zuerst mit den formalen Merkmalen der Kurzgeschichte:

• Kurzer Umfang: Die Geschichte ist nur etwa eine DIN A4-Seite lang. ✓
• Ein Handlungsstrang: Alle Ereignisse werden der Reihe nach berichtet. Zeitsprünge finden nur in der Figurenrede statt. ✓
• Chronologie: Die Ereignisse werden insgesamt chronologischer Reihenfolge erzählt, aber durch einen Rückblick unterbrochen. ✓ / ✗
• Sprachstil: Die Kurzgeschichte ist in kurzen Sätzen und in Alltagssprache geschrieben. Die Erzählperspektive ist aber eine Mischung aus personalem und Ich-Erzähler. ✓ / ✗
• Wenige Orte & kurze Zeitspanne: Das Gespräch zwischen dem jungen Mann und seinen Zuhörern dauert nur wenige Minuten. Außerdem sitzen alle die ganze Zeit auf einer Parkbank. ✓

Inhaltliche Merkmale einer Kurzgeschichte

Kommen wir nun zum Inhalt:

• Einstieg ohne Einleitung: Der Leser wird ohne lange Einleitung direkt in die Situation geworfen: „Sie sahen ihn schon von weitem auf sich zukommen, denn er fiel auf. Er hatte ein ganz altes Gesicht, aber wie er ging, daran sah man, dass er erst zwanzig war.“ ✓
• Geschichte aus dem Alltag: Der Alltag wird zwar als Bezugspunkt genommen (das Leben vor dem Krieg), doch die Geschichte selbst spielt in einer außergewöhnlichen Situation (Nachkriegszeit, Verlust). ✓ / ✗
• wenige Charaktere: Es gibt neben der Hauptfigur nur wenige, flüchtig erwähnte Nebenfiguren. Keine von ihnen hat einen Namen. ✓
• Konflikt & Wendepunkt: Das Haus des Protagonisten wurde bombardiert und ist komplett zerstört, samt seiner Familie — nur die Uhr ist ihm geblieben. Die Zeit, zu der die Uhr stehengeblieben ist, zeigt ihm, dass sein Zuhause ein Paradies war. ✓
• Offenes Ende: Die Geschichte endet offen. Der Leser wird dazu angeregt, die Bedeutung der Küchenuhr und die Gefühle des Erzählers für sich selbst zu interpretieren. ✓

Du siehst: Nicht alle Merkmale sind komplett erfüllt und dennoch handelt es sich um eine Kurzgeschichte.

Tipp: Du möchtest noch mehr über die Analyse von Kurzgeschichten erfahren? Dann schau doch einfach in unsere Playlist rein. Hier findest du zahlreiche Videos zu Kurzgeschichten, z. B. von Wolfgang Borchert oder Gabriele Wohmann.

Analyse einer Kurzgeschichte — Tipps

In der Analyse einer Kurzgeschichte musst du ebenfalls auf die Merkmale eingehen. Das machst du meist im Interpretations-Teil deiner Analyse, wo du den Inhalt der Kurzgeschichte genauer unter die Lupe nimmst und deutest. Dabei sind die Merkmale von großer Bedeutung, da sie zur Gesamtwirkung der Geschichte beitragen. 

Zum Beispiel hat die Sprache und die Wortwahl einen Einfluss auf die Stimmung des Protagonisten und spiegelt seine Gefühle wider. Außerdem können in einer Kurzgeschichte Stilmittel auftauchen, die einen Hinweis auf den Konflikt oder die Pointe der Geschichte geben.

Beispielsweise deutet die Metapher „das ganz alte Gesicht“ aus der Kurzgeschichte „Die Küchenuhr“ darauf, dass der junge Protagonist vom Verlust gezeichnet ist. Auch Anaphern (Wortwiederholungen) können symbolisieren, dass der Sprecher nicht viel über seine Worte nachdenkt und einfach sagt, was ihn durch den Kopf geht.

Kurzgeschichte Merkmale — Interpretation

Wie genau du die Merkmale nun interpretierst und wie du eine Analyse schreibst, zeigen wird dir in unserem Video zur Interpretation von Kurzgeschichten!