Was ist der Unterschied zwischen dem einfachen, dem erweiterten und dem vollständigen Wirtschaftskreislauf und wie sieht der Wirtschaftskreislauf einer offenen Volkswirtschaft aus? Keine Sorge! Hier erklären wir dir mit anschaulichen Abbildungen die verschiedenen Varianten.
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Wirtschaftskreislauf einfach erklärt
Ein Wirtschaftskreislauf ist ein makroökonomisches Modell aus der VWL, das die Zusammenhänge einer Volkswirtschaft verständlich erklären soll. Das Modell stellt die wesentlichen Tauschvorgänge und Geschäftsbeziehungen zwischen einzelnen Wirtschaftssubjekten in einem Kreislauf vereinfacht dar. Es werden dabei die Bewegungen der Wertströme (Geldströme und Güterströme) einer Volkswirtschaft veranschaulicht.
Diese Ströme verlaufen in entgegengesetzte Richtungen. Wichtig ist, dass sich in einem geschlossenen Kreislauf die Summe aller zufließenden Ströme mit der Summe der abfließenden Ströme decken muss. Spricht man beim Wirtschaftskreislauf von Wirtschaftssubjekten, so sind private Haushalte, Unternehmen, Banken, der Staat und das Ausland gemeint. Man nennt sie in diesem Zusammenhang auch Sektoren oder Pole.
Je nachdem wie vereinfacht man die Realität jetzt darstellen möchte und je nachdem welche Wirtschaftssubjekte dementsprechend miteinbezogen werden, existieren mehrere Wirtschaftskreislauf-Varianten: der einfache, der erweiterte, der vollständige und der Wirtschaftskreislauf einer offenen Volkswirtschaft. Im weiteren Verlauf werden wir dir die verschiedenen Varianten genauer erklären.
Einfacher Wirtschaftskreislauf
Der einfache Wirtschaftskreislauf betrachtet lediglich zwei Wirtschaftssubjekte: die privaten Haushalte (=Konsumenten) und die öffentlichen Unternehmen (=Produzenten). Es handelt sich um eine geschlossene Volkswirtschaft, da das Ausland hier keine Auswirkungen hat. Auch der Finanzsektor und der Staat spielen in diesem Modell keine Rolle.
Beim einfachen Wirtschaftskreislauf werden jeweils zwei Geldströme und zwei Güterströme berücksichtigt. Die Haushalte einer Volkswirtschaft stellen den Unternehmen das Gut „Produktionsfaktoren“ in Form von Arbeit, Boden oder (Sach-)Kapital bereit. Im Gegenzug werden sie von den Unternehmen mit dem Geldstrom „Faktoreinkommen“ entlohnt. Dies lässt sich an einem simplen Beispiel veranschaulichen: Ein Angestellter einer Firma arbeitet regelmäßig und erhält dafür jeden Monat seinen Lohn.
Dieses Einkommen geben die Haushalte für konsumierte Güter/Dienstleistungen aus, die von den Unternehmen produziert und angeboten werden. Aufgrund des fehlenden Finanzsektors besteht außerdem nicht die Möglichkeit, Geld zu sparen. Somit werden das Einkommen der Haushalte und die Einnahmen der Unternehmen gänzlich reinvestiert. Im Beispiel unseres Angestellten legt dieser sein Geld nicht an, sondern er gibt seinen gesamten Lohn für den Konsum (Nahrung, Kleidung etc.) aus.
Zusammengefasst erhalten private Haushalte im Gegenzug für die bereitgestellten Produktionsfaktoren eine Entlohnung. Unternehmen bieten Güter und Dienstleistungen an und nehmen durch den Verkauf wieder Geld ein. Die Geld- und Güterströme sind wertmäßig gleich und der Kreislauf ist folglich geschlossen.
Erweiterter Wirtschaftskreislauf
Beim erweiterten Wirtschaftskreislauf werden nun auch Banken als dritter Sektor mit einbezogen. Haushalte müssen ihr Gehalt nun nicht vollständig für Konsumgüter oder Dienstleistungen ausgeben. Es besteht die Option, einen Teil des Faktoreinkommens anzusparen. Dafür erhalten sie von den Banken Zinsen. Die von den Haushalten angesparten Geldreserven dienen den Banken wiederum als Kreditmittel für Unternehmen, die Investitionen, wie bspw. den Kauf einer neuen Maschine, tätigen möchten. Im Gegenzug sind die Unternehmen den Banken wiederum verpflichtet, Zinsen zu zahlen.
Bei diesem Kreislauf betrachten wir nur die Geldströme. Es wird dabei angenommen, dass die Ersparnisse der Haushalte genauso groß wie die Investitionen der Unternehmen sind. Auch die Ausgaben für Konsumgüter und das Einkommen sind wertmäßig gleich. Dadurch liegt erneut ein geschlossener Kreislauf vor. Außerdem handelt es sich wieder um eine geschlossene Volkswirtschaft ohne Staatseinfluss.
Vollständiger Wirtschaftskreislauf
Die dritte Art nennt sich vollständiger Wirtschaftskreislauf. In diesem Modell wird zusätzlich das Wirtschaftssubjekt „Staat“ mit aufgenommen. Dieser interagiert mit allen drei anderen Subjekten.
Der Staat nimmt von den Haushalten und von den Unternehmen jeweils Steuern und Sozialabgaben ein. Im Gegenzug erhalten Haushalte Transferleistungen in Form von beispielsweise Kindergeld. Von den Unternehmen konsumiert der Staat wiederum Güter (z.B. Bau von Straßen) und Dienstleistungen und unterstützt diese dann unter anderem mit Subventionen (z.B. in Form von Agrarsubventionen).
Auch der Staat hat die Möglichkeit, Teile seiner Einnahmen im Finanzsektor anzusparen. Weist das öffentliche Haushaltsbudget hingegen ein Defizit auf, so kann wiederum ein Kredit aufgenommen werden.
Wirtschaftskreislauf einer offenen Volkswirtschaft
Beim Wirtschaftskreislauf einer offenen Volkswirtschaft betrachten wir nun zusätzlich den Sektor „Ausland“. Es handelt sich folglich nicht mehr wie bei den anderen Varianten zuvor um eine geschlossene Volkswirtschaft, sondern die Beziehungen zwischen Inland und Ausland werden nun mit einbezogen.
Das Ausland befindet sich mit den restlichen Wirtschaftssubjekten jeweils in einer Tauschbeziehung. Das Faktoreinkommen der Haushalte kann nun auch im Ausland generiert werden. Außerdem muss der Konsum nicht mehr nur im Inland stattfinden. Unternehmen können ihre Güter bei einer offenen Volkswirtschaft sowohl importieren als auch exportieren. Des Weiteren sind Sparmaßnahmen und Investitionen jetzt nicht mehr auf das Inland beschränkt, sondern können auch im Ausland getätigt werden.
Die Verbindung zwischen dem Inland und dem Ausland ist auf volkswirtschaftlicher Ebene sehr interessant. In einer Volkswirtschaft unterscheidet man nämlich zwischen einem positiven und einem negativen Außenbeitrag. Überwiegen die Exporte die Importe, so liegt ein positiver Außenbeitrag vor (= Geld fließt ins Inland). Ist jedoch vom Gegenteil die Rede und die Importe übersteigen die Exporte, dann sprechen wir von einem negativen Außenbeitrag (=Geld fließt ins Ausland).