Silbernitrat
Silbernitrat wird auch Höllenstein genannt. Warum das so ist und wofür du die Verbindung verwenden kannst, erfährst du hier und im Video .
Inhaltsübersicht
Was ist Silbernitrat?
Silbernitrat (engl. silver nitrate) ist eine chemische Verbindung. Genauer gesagt ist es das Salz der Salpetersäure (HNO3). Deshalb besteht die Verbindung auch aus einem Nitratanion (NO3–) und einem Silberkation (Ag+). Die Silbernitrat-Formel lautet daher AgNO3. Anhand der Strukturformel kannst du sehen, dass es sich bei der Verbindung um eine Ionenbindung handelt.
AgNO3 ist ein wichtiges Reagenz zum Nachweis von unterschiedlichen Stoffen. Dazu kannst du Halogenide (Cl–, Br–) oder auch Aldehydgruppen (–CHO) und Proteine zählen.
Früher wurde das Salz zum Ätzen von Warzen verwendet. Dabei kam es zu braunschwarzen Verfärbungen auf der Haut. Daher stammt auch der Name Höllenstein.
Silbernitrat Eigenschaften
Im Folgenden haben wir einige chemische und physikalische Eigenschaften der Verbindung für dich aufgelistet:
- Molare Masse: Die molare Masse von AgNO3 beträgt 169,87 g/mol.
- Dichte : Die Verbindung hat eine Dichte von 4,35 g/cm3.
- Schmelzpunkt: Bei 212°C schmilzt AgNO3.
- Siedepunkt: Silbernitrat zersetzt sich bei 440°C.
- Aussehen: Du kannst dir das Salz als farblose, durchsichtige Kristalle vorstellen.
- Löslichkeit: Es ist gut in Wasser löslich. Allerdings löst es sich weniger gut in Alkoholen, wie Ethanol (CH3CH2OH).
- Besonderheit: Solltest du Silbernitrat auf deine Haut bekommen, färbt sich die Stelle nach Lichteinwirkung braunschwarz. Das liegt am enthaltenen Silber — nach ein paar Tagen verschwindet die Färbung aber wieder. Du kannst die Flecken auch sofort entfernen. Dafür gibst du eine Kaliumiodidlösung (KI) auf die Flecken und wäschst sie anschließend mit Fixiersalz (Lösung aus Natriumthiosulfat Na2S2O3) aus.
Reaktionen
Mithilfe von AgNO3 kannst du verschiedene Silbersalze, wie Silber(I)-oxid (Ag2O), herstellen. Dazu lässt du Silbernitrat mit Natriumhydroxid (NaOH) reagieren:
Bei der Reaktion von Natriumcarbonat (Na2CO3) mit AgNO3 erhältst du das Salz Silber(I)-carbonat (Ag2CO3):
Silbernitrat Verwendung
Wofür das Salz verwendet werden kann, haben wir dir hier zusammengefasst:
- Nachweisreagenz für Halogenide: Dazu zählst du die negativ geladenen Ionen (Anionen ) der Halogene. Also Chloridionen Cl–, Bromidionen Br– und Iodidionen I–. Nur die Fluoridionen (F–) kannst du nicht mithilfe von Silbernitrat nachweisen, da Silberfluorid (AgF) wasserlöslich ist.
- Nachweisreagenz für Aldehyde: Bei der Tollensprobe kommt eine Silbernitratlösung zum Einsatz. Dadurch kann beispielsweise die Aldehydgruppe (–CHO) in Zuckern, wie Glucose (C6H12O6), nachgewiesen werden.
- Nachweisreagenz für Proteine: Hier dient AgNO3 zur Färbung von Proteinen, die durch bestimmte Methoden (z. B. Polyacrylamid-Gel) aufgetrennt wurden.
- Ausgangsstoff: Silbernitrat ist notwendig, um Silbersalze wie Silber(I)-oxid (Ag2O) herzustellen.
- Geldscheine: Die Scheine werden mit AgNO3 präpariert, um Diebe und Bankräuber zu identifizieren. Das funktioniert, weil sich die Haut nach Berührung der Geldscheine schwarz färbt — und die Farbe kaum abgewaschen werden kann.
- Medizin: In dem Bereich wird das Salz als Antiseptikum und als Ätzmittel („Höllenstein-Ätzstift“) gegen Geschwüre verwendet.
- Homöopathie: Silbernitrat wird in der Homöopathie bei extremer Angst (z. B. Prüfungsangst) oder stressbedingten Verdauungsstörungen eingesetzt.
Silbernitrat Nachweisreagenz
Die chemische Verbindung ist ein wichtiges Reagenz zum Nachweis sämtlicher Stoffe. So kannst du damit Chloride (Cl–), Bromide (Br–), Iodide (I–) oder Sulfidionen (S2-) nachweisen. Der Chlorid-Nachweis mit Silbernitrat funktioniert, indem du AgNO3 mit Natriumchlorid (NaCl) zur Reaktion bringst:
Dabei bilden sich Natriumnitrat (NaNO3) und Silberchlorid (AgCl). Letzteres fällt als weißer Niederschlag aus. Daran erkennst du, dass Chlorid-Ionen (Cl–) in deiner Probe vorhanden sind.
Genauso funktioniert es auch mit den anderen Halogenen . Du kannst deshalb eine allgemeine Gleichung dazu formulieren:
Dabei kannst du für X– entweder Cl, Br oder I einsetzen.
Tollensprobe
Eine sehr bekannte Nachweisreaktion für Aldehydgruppen (–CHO) ist die Tollensprobe (Silberspiegelprobe). Dafür benötigst du nicht reines AgNO3, sondern eine Silbernitratlösung. Damit der Nachweis funktioniert, musst du eine konzentrierte Ammoniaklösung (NH3) dazugeben.
Wie die weiteren Schritte der Tollensprobe lauten, verraten wir dir in unserem Video dazu!
Silbernitrat herstellen
Um das Salz zu gewinnen, benötigst du Salpetersäure (HNO3). Löst du in der Säure Silber (Ag) auf, erhältst du Silbernitrat, Wasser (H2O) und das giftige Stickstoffmonoxid (NO):
Um die Bildung des toxischen Stickstoffmonoxids zu verhindern, kannst du die Salpetersäure auch mit Silberoxid (Ag2O) reagieren lassen:
So entsteht neben AgNO3 lediglich Wasser.
Um Silbernitrat zu produzieren, benötigst du also in jedem Fall Salpetersäure. Die Säure ist auch für die Herstellung vieler weiterer Stoffe unerlässlich. Welche das sind, erfährst du im nächsten Video!