Lateinamerikanische Stadt
Lateinamerikanische Städte sind über den gesamten Kontinent Lateinamerika verstreut. Alles über ihre Eigenschaften und Besonderheiten erfährst du hier und im Video !
Inhaltsübersicht
Was ist eine lateinamerikanische Stadt?
Die lateinamerikanische Stadt ist ein Stadtyp, der überall in Mittel- und Südamerika vorzufinden ist. Er wurde strukturell und kulturell erst von dem Kolonialismus und anschließend von der Industrialisierung im 19. Jahrhundert geprägt.
Dabei sind ihre größten Kennzeichen der Zentralplatz Plaza Mayor und die Wohngebiete (Cuadras), die im Rastermuster um den Platz herum angeordnet sind. Beispiele für lateinamerikanische Städte sind Mexiko-Stadt, Rio de Janeiro, Santiago de Chile und Bogotá.
Die meisten Städte entstanden während der Kolonialisierung nach der Vertreibung der Ureinwohner Amerikas, unter denen sich auch die Inkas und Azteken befanden.
Die Zerstörung von Siedlungen der Ureinwohner und der Bau von Kolonialstädten fand innerhalb von einigen Jahrzehnten statt. Das ist der Grund, warum sich lateinamerikanische Städte in ihren Grundzügen alle ähneln.
Stadttypen sind Zusammenfassungen von Städten, die sich wirtschaftlich und kulturell ähneln und die eine gemeinsame Lebensweise und Struktur aufweisen. Es gibt insgesamt vier Stadttypen, zu denen auch die lateinamerikanische Stadt gehört.
Ursprünglicher Aufbau der lateinamerikanischen Stadt
Das Zentrum jeder typischen lateinamerikanischen Stadt bildet ein zentraler Platz, der Plaza Mayor. Er diente als Versammlungsort und zentraler Marktplatz. Angrenzend an den Platz befanden sich Kirchen, Regierungsgebäude, Läden und Restaurants.
Alle anderen Gebäude waren in einem Rastermuster um den Plaza Mayor angeordnet. Dieses Muster, das einem Schachbrettschema ähnelt, bezeichnest du auch als Cuadras. Hierbei hatte jede Cuadra einen eigenen Marktplatz, auf dem sich Händler versammelten, um ihre Waren zu verkaufen.
In lateinamerikanischen Städten unterteilst du die Bevölkerung in drei verschiedene Schichten: Oberschicht, Mittelschicht und Unterschicht. Jede Schicht hatte charakteristische Häuser, die meist in Wohngebiete grüppchenweise über die Stadt verteilt waren:
- Oberschicht: Palastartige Häuser mit Innenhöfen, meist in der Nähe des Plaza Mayor
- Mittelschicht: Anschauliche Patiohäuser mit kleinen Gärten, zwischen der Ober- und der Unterschicht.
- Unterschicht: Dicht bebaute Hüttensiedlungen (Favelas) am Rand der Stadt.
Lateinamerikanische Stadt — Wandel
Vom Aufbau her hat sich die lateinamerikanische Stadt stark verändert. Viele Eigenschaften wurden zuerst von der Kolonialisierung und anschließend von der Industrialisierung beeinflusst.
Durch die Kolonialisierung entstand erst das klassische Muster der lateinamerikanischen Stadt. Die Kolonialstädte veränderten sich jedoch in ihrer Struktur weiterhin durch die Industrialisierung.
Industrialisierung
Mit der Industrialisierung änderte sich jedoch die Sozial- und Infrastruktur der Stadt. Eine große Rolle spielt die Motorisierung im Straßenverkehr und der Eisenbahnbau. Überall wurden neue und große Straßen gebaut, an denen Industriegebiete errichtet wurden. Auch die bisherige Schachbrettstruktur der Stadt änderte sich.
Zwar blieb das Zentrum erhalten, der Rest der Stadt wurde jedoch nun in Sektoren eingeteilt. Während die Mittelschicht in der Nähe der Industriegebiete wohnte, bildete die Oberschicht abgeschottete Neuansiedlungen außerhalb der Stadt. Diese nennst du Gated Communities. Mit der Zeit entwickelten sie sich zu neuen Reichenviertel der Stadt mit Hochhäusern und Einkaufszentren.
Im Zentrum war es mittlerweile laut und chaotisch und die Infrastruktur war veraltet und nicht ausgebaut. So wurden die früher wohlhabenden Viertel zu Slums die den Namen Marginalviertel tragen. Das trug zu einer größeren Vermischung der sozialen Schichten bei.
Gut zu wissen! Slums sind überfüllte Stadtviertel mit ärmlichen Unterkünften. Slums werden auch als Elendsviertel bezeichnet.
Die heutige Stadt
Heutige lateinamerikanische Städte besitzen viele Verkehrsstrukturen, denn die Stadt ist auf Autos ausgerichtet. Die zugangsbeschränkten Gated Communities existieren auch noch immer und sind nach wie vor nur für die Oberschicht zugänglich.
Viele lateinamerikanische Städte weisen zudem eine starke Fragmentierung auf. Damit ist die räumliche Einteilung der Stadt in einzelne soziale Bereiche gemeint.
Soziale und wirtschaftliche Merkmale
In Bezug auf die Gesellschaft hat sich in lateinamerikanischen Städten viel verändert. Es gibt heute eine größere Vielfalt an Kulturen und ethnischen Gruppen und viele neue soziale Bewegungen.
Gleichzeitig hat sich aber auch die Wirtschaft entwickelt und es gibt durch moderne Jobs viele neue Möglichkeiten für Menschen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Lateinamerikanische Stadt — Probleme
Trotz der vielen den vielen positiven Veränderungen ist in vielen lateinamerikanischen Städten ein großer Kontrast zwischen Arm und Reich vorhanden. Das führt zu etlichen Problemen.
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Illegale Favelas: Durch das schnelle Bevölkerungswachstum werden vor allem in armen Vierteln Hütten ohne Baugenehmigung (illegale Favelas) dicht beieinander gebaut.
Die öffentliche Verwaltung hat keine Kontrolle über diese Wohngebiete, weshalb dort keine Strom-, Trinkwasser- und Abwasserleitungen verlegt werden. - Gentrifizierung: Gentrifizierung ist die Aufwertung und Sanierung von armen Stadtteilen. Das hat teurere Mieten als Folge. Die dort ansässige Bevölkerung wird demnach durch wohlhabendere Bevölkerungsschichten verdrängt.
- Kriminalität und Armut: Durch die schlechten Wohnbedingungen und Armut wird die Kriminalität stark gefördert. Vor allem Bandenkriminalität stellt in Lateinamerika ein großes Problem dar.
Orientalische Stadt
Jetzt kennst du alle charakteristischen Merkmale von lateinamerikanischen Städten. Es gibt allerdings noch Städte, die um einiges älter sind. Dazu zählen orientalische Städte. Schau dir jetzt unser Video zu dem Thema an, um alles über ihre Merkmale und Besonderheiten zu erfahren.