Bevölkerungspyramide
Was ist eigentlich eine Bevölkerungspyramide, wie ist sie aufgebaut und was sagt sie aus? Das und weitere spannende Informationen erklären wir dir hier und in unserem Video !
Inhaltsübersicht
Was ist eine Bevölkerungspyramide?
Eine Bevölkerungspyramide bezieht sich auf die Einwohner eines Landes. Du nennst sie auch Alterspyramide oder Bevölkerungsdiagramm.
Sie gibt dir Auskunft darüber, wie die Altersverteilung in einem Gebiet ist. Also wie viele Menschen es in einem bestimmten Alter in einer Bevölkerung gibt. Du kannst ein solches Bevölkerungsdiagramm als Momentaufnahme der Männer und Frauen eines Landes betrachten.
Wenn du dir eine Bevölkerungspyramide ansiehst, fällt dir auf dass Männer und Frauen getrennt voneinander dargestellt werden.
An den unteren Stufen findest du die jüngsten Menschen, also Babys und Kinder. Je weiter nach oben du in der Pyramide gehst, desto älter wird die Bevölkerung. An der Spitze siehst du Männer und Frauen im sehr hohen Alter.
Je nachdem wie sich eine Gesellschaft entwickelt, entstehen unterschiedliche Formen der Alterspyramide.
Bevölkerungspyramide Formen
Die sechs typischen Formen von Bevölkerungspyramiden sind:
- die Pagodenform
- die Pyramidenform
- die Bienenkorbform
- die Glockenform
- die Urnenform
- die Pilzform
Wie sich die Formen von Bevölkerungspyramiden voneinander unterscheiden und sich entwickeln, hängt von mehreren Faktoren ab. Drei musst du unterscheiden können:
- Die Geburtenrate hängt davon ab wie viele Kinder geboren werden.
- Die Sterberate gibt an wie viele Menschen sterben.
- Aus- und Einwanderung zeigt dir wie viele Einwohner in ein anderes Land ziehen, beziehungsweise wie viele Menschen in das betrachtete Land kommen.
Dabei solltest du bedenken, dass die Formen manchmal schwer zu erkennen sind. Das liegt daran, dass sie sich ständig verändern, je nachdem wie hoch oder niedrig die Geburtenrate, Sterberate und Aus- und Einwanderung im Moment sind. Manchmal passiert es auch, dass zwei Formen ineinander übergehen.
Im folgenden erfährst du mehr über die verschiedenen Arten von Bevölkerungspyramiden.
Die Pagodenform
An dieser Form der Altersverteilung erkennst du, dass es ein massives Bevölkerungswachstum gibt. Es wird durch eine stark steigende Geburtenrate ausgelöst. An den breiten unteren Stufen siehst du die vielen Neugeborenen.
Der obere Teil der Bevölkerungspyramide läuft hingegen extrem spitz zu. Du weißt dadurch, dass es nur sehr wenige alte Menschen gibt und selbst diese nicht außergewöhnlich lange leben. Die Sterberate ist also konstant und hoch.
Finden kannst du diese Form der Bevölkerungspyramide meistens in Entwicklungsländer, wie Kenia oder Nigeria.
Die Pyramidenform
Auch bei Pyramidenform werden viele Kinder geboren. Erkennen kannst du das ebenfalls an den breiten unteren Stufen. Dadurch weißt du, dass die Geburtenrate hoch ist.
Am oberen Teil siehst du jedoch, dass sich die Sterberate verändert hat, denn die Spitze läuft weniger spitz zu. Das bedeutet, dass es wenige alte Menschen gibt, diese aber in ein hohes Alter kommen.
In Entwicklungsländern, wie dem Kongo, ist diese Art der Bevölkerungspyramide verbreitet. In einigen Jahren wird die Form sogar noch besser zu erkennen sein.
Die Bienenkorbform
Die Form der Alterspyramide, die an einen Bienenkorb erinnert, entsteht durch zwei Entwicklungen. Zum einen ist die Geburtenrate ungefähr gleichbleibend. Über die Jahre werden also nicht viel mehr oder viel weniger Kinder geboren. Deshalb bleibt die Zahl der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in etwa stabil. Du siehst das an der unteren Hälfte der Bevölkerungspyramide.
Zum anderen ist die Sterberate zwar konstant, aber die Männer und Frauen werden eher alt. Das fällt dir an den oberen Stufen auf. Dort ist die Spitze etwas abgeflacht.
Die Bienenkorbform der Bevölkerungspyramide ist typisch für Industrieländer. Ein Beispiel sind die USA im Jahr 2010.
Die Glockenform
Zur Glockenform der Bevölkerungspyramide kommt es, wenn die Geburten- und Sterberate über eine längere Zeit stabil waren.
Wie du am Boden der Pyramide sehen kannst, werden jedoch wieder mehr Babys geboren. Dadurch wächst die Bevölkerung. Erst in den oberen Altersstufen spitzt sich die Pyramide zu. Es gibt also wenige sehr alte Männer und Frauen. Das heißt, dass die Sterberate eher hoch ist.
Die Bevölkerungspyramide von Dänemark sah zum Beispiel in den 1950er und 1960er Jahren so aus.
Die Urnenform
Du siehst an der Urnenform, dass sich die Altersverteilung innerhalb der Bevölkerung verändert hat. Zum einen werden hier weniger Kinder geboren als noch vor einigen Jahrzehnten. Die Geburtenrate ist also gesunken. Das erkennst du an den unteren Stufen der Pyramide. Dort sind sie eher schmal.
Zum anderen ist die Sterberate niedrig. Dadurch leben zum einen mehr ältere Menschen und sie leben länger. Das siehst du am oberen Teil der Bevölkerungspyramide. Dort ist sie etwas breiter.
Die Altersverteilung in Deutschland sah 2017 ganz ähnlich aus.
Die Pilzform
Sie entsteht, wenn über eine lange Zeit hinweg die Geburtenrate stark zurückgeht. Der ‚Stiel‘ des Pilzes zeigt dir, dass seit einer längeren Zeit wenige Kinder auf die Welt kommen. Durch den ‚Hut‘ der Pilzform erkennst du, dass sehr viele Männer und Frauen sehr alt werden. Du siehst also, dass die Sterberate niedrig ist.
Falls die Geburtenrate in Japan weiter sinkt, könnte diese Bevölkerungspyramide in einigen Jahren so aussehen.
Die Phasen der Bevölkerungspyramiden
Vielleicht ist dir aufgefallen, dass manchen Bevölkerungspyramiden die Bevölkerung in Entwicklungsländern darstellen. Andere zeigen jedoch Industrienationen oder sogar Länder in der Zukunft.
Das liegt daran, dass die Bevölkerung eines Landes verschiedene Phasen der Entwicklung durchlebt. Diese Phasen werden auch demographischer Wandel genannt. Typischerweise laufen sie so ab:
- Phase: Hohe Sterberate – sie wird ausgelöst durch schlechte Versorgung mit Medizin und Lebensmitteln. Hohe Geburtenrate – die Menschen bekommen viele Kinder, weil nicht alle Babys das Erwachsenenalter erreichen. Typischerweise die Pagodenform.
- Phase: die Geburtenrate bleibt hoch, die Sterberate beginnt zu sinken. Das liegt an besseren hygienischen Bedingungen, besserer Versorgung mit Lebensmitteln und verbesserter Medizin. Typischerweise Pagodenform und Pyramidenform.
- Phase: die Geburtenrate beginnt zu sinken weil die Menschen sich an die niedrigere Sterberate anpassen. Die Sterberate sinkt weiter. Typischerweise die Bienenkorbform und Glockenform.
- Phase: Die Geburtenrate nimmt schneller ab, die Sterberate ist niedrig. Typischerweise die Urnenform.
- Phase: Sowohl Geburtenrate als auch Sterberate sind niedrig: Typischerweise die Pilzform.
Bevölkerungspyramide auswerten
Du kannst einige Schritte anwenden um eine Bevölkerungspyramide richtig auszuwerten:
- Sieh dir das Diagramm an und orientiere dich. Du solltest das Land und das Jahr ablesen.
- Danach kannst du überprüfen in welcher Skala die Bevölkerung dargestellt ist. Die Altersgruppen werden dir beispielsweise in 4 oder 5 Jahresschritten angezeigt. Den Anteil der Bevölkerung findest du entweder als Prozentsatz an der gesamten Bevölkerung oder als ganze Zahlen.
- Jetzt ist es wichtig, dass du die Formen der Bevölkerungspyramiden kennst. Überlege, welche Form am besten zu deiner Pyramide passt.
- Mit der richtigen Form kannst du nun zuordnen wie hoch oder niedrig die Geburten- und Sterberaten sind. Aber auch, ob es sich um ein Entwicklungsland oder ein Industrieland handelt und in welcher Phase es ist, kannst du einschätzen!
Bevölkerungspyramiden Deutschland
Hier siehst du beispielsweise drei Alterspyramiden aus Deutschland aus den Jahren 1910, 2005 und 2050. Um sie auszuwerten, kannst du dich an den 4 Schritten zur Auswertung orientieren.
Bevölkerungspyramide 1:
Schritt 1: Ganz oben kannst du ablesen, dass diese Pyramide aus dem Jahr 1910 ist und das Land Deutschland abbildet.
Schritt 2: Die Altersgruppen sind in 5 Jahresschritten unterteilt. Außerdem werden dir die Anzahl der Männer und Frauen in 200.000er Schritten angezeigt.
Schritt 3: Die Bevölkerungspyramide hat die Form Pyramidenform. Du siehst das an den breiten unteren Stufen. Von dort aus läuft das Diagramm konstant nach oben hin zu und endet in der Spitze.
Schritt 4: Du weißt dass es eine hohe Geburtenrate gibt. Das liegt daran, dass manche Menschen schon als Babys oder Kinder sterben. Paare bekommen deshalb mehr Kinder. Auch die Sterberate ist hoch, jedoch werden die Menschen schon etwas älter als noch vor einigen Jahren. Trotzdem hat die Bevölkerung keinen sehr guten Zugang zu medizinischer Versorgung, guter Versorgung mit Lebensmitteln und einer hygienischen Umgebung.
Deutschland war vor über 100 Jahren also ein Entwicklungsland. Ähnlich wie heutzutage Kenia oder Nigeria.
Bevölkerungspyramide 2:
Schritt 1: Auch hier weißt du, dass es um das Land Deutschland geht. Diesmal ist die Pyramide aber aus dem Jahr 2005.
Schritt 2: Die Aufteilung der Altersgruppen werden auch hier in 5 Jahresschritten unterteilt. Außerdem sind die 200.000er Schritte gleich geblieben.
Schritt 3: Wie du sehen kannst, gleicht das Diagramm einer Urnenform. Die mittleren Altersstufen (35-60 Jahre) sind sehr breit. Die unteren Stufen(0-25 Jahre) und die an der Spitze (80 Jahre und älter) sind schmal.
Schritt 4: Deshalb kannst du sagen, dass die Geburtenrate eher niedrig ist. Die Menschen haben gelernt, dass fast alle Neugeborenen auch in das Erwachsenenalter kommen. Deshalb bekommen sie weniger Kinder. Zur gleichen Zeit ist die Sterberate gering, weshalb viele Menschen alt werden. Deutschland war 2005 also eine normale Industrienation.
Bevölkerungspyramide 3:
Schritt 1: Hier wird wieder Deutschland dargestellt. Die Pyramide zeigt dir aber das Jahr 2050.
Schritt 2: An den Skalen hat sich wieder nichts geändert. Die Altersgruppen sind in 5 Jahresschritten angetragen, die Männer und Frauen in 200.000er Schritten.
Schritt 3: Du erkennst die Pilzform. Die breiten Altersstufen, die du im Jahr 2005 finden konntest, sind inzwischen weiter nach oben gewandert (80 Jahre und älter). Weil die unteren Stufen noch schmaler geworden sind, entsteht unten der ‚Stiel‘ und oben der ‚Hut‘.
Schritt 4: Am ‚Stiel‘ des Pilzes siehst du, dass die Geburtenrate seit langer Zeit sehr niedrig ist. Ähnliches erkennst du am ‚Hut‘ des Bevölkerungsdiagramms. Hier erkennst du die niedrige Sterberate. Dadurch werden viele Menschen sehr alt.
Unsere deutsche Bevölkerungspyramide könnte also in einigen Jahren so oder ähnlich aussehen.
Push- und Pull- Faktoren
Wie sich die Geburten- und Sterberaten verändern hängt also von verschiedenen Umständen ab. Beispielsweise den hygienischen Bedingungen, der Nahrung oder dem Zugang zu Medikamenten. Das können Beweggründe sein, dass Menschen in andere Gebiete ziehen.
Diese Beweggründe nennst du Push und Pull Faktoren. Was genau dahinter steckt und welche das genau sind, erfährst du hier!