Gentrifizierung
Was eine Gentrifizierung ist und welche Phasen sich hinter diesem Prozess verbergen, erklären wir dir hier und im Video dazu!
Inhaltsübersicht
Was ist Gentrifizierung?
Gentrifizierung ist der Aufwertungsprozess eines innerstädtischen Wohnviertels. Dabei wird ein Stadtviertel durch Maßnahmen wie Gebäudesanierungen und den Ausbau der Infrastruktur attraktiver gestaltet.
Durch die Modernisierungen und Investitionen in dem Gebiet steigen dort die Lebenskosten. Die einkommensschwächeren Bevölkerungsschichten, die bisher in dem Gebiet lebten, können diese nicht mehr decken und verlassen das Viertel.
Im Gegenzug ziehen verstärkt die einkommensstärkeren Bevölkerungsgruppen ein, da sie das Potenzial in den Wohngebieten sehen und nutzen wollen. Die wandelnde Verteilung der Bewohner innerhalb der Stadt nennst du sozioökonomischen Strukturwandel.
Gentrifizierung beschreibt den Aufwertungsprozess eines Stadtteils durch dessen Umbau und Modernisierung. Als Folge ziehen verstärkt einkommensstärkere Bevölkerungsschichten in das Gebiet und vertreiben dabei die dort ansässige, einkommensschwächere Bevölkerung.
Gentrifizierung — Bedeutung und Auswirkungen
Bis eine Stadt komplett gentrifiziert ist, muss sie auf vielen verschiedenen Ebenen aufgewertet werden. Das Ziel hierbei ist es, die Stadt durch verschiedene Maßnahmen an die sich wandelnde Bevölkerungsdynamik anzupassen. Ein Stadtviertel kann dabei auf vier verschiedene Arten aufgewertet werden:
- Bauliche Aufwertung: verursacht durch Gebäudesanierungen und Neubauten, sowie Verbesserung der Infrastruktur
- Soziale Aufwertung: verursacht durch den vermehrten Einzug von einkommensstärkeren Haushalten
- Symbolische Aufwertung: verursacht durch eine steigende Medienpräsenz und dem positiven Ruf des Gebiets
- Funktionale Aufwertung: verursacht durch die Eröffnung neuer Geschäfte und dem wachsenden Angebot an Dienstleistungen
Viele gentrifizierte Stadtteile waren vor dem Umwandlungsprozess bei der Bevölkerung unbeliebt. Erst durch die Aufwertung des Stadtteils wirkt das Leben dort attraktiver und lockt Menschen an, dort hinzuziehen. Mit der steigenden Bevölkerungsanzahl wächst auch die Nachfrage an alltäglichen Einrichtungen und Beschäftigungen. Folglich gewinnen Geschäfte und Dienstleistungen immer mehr an Bedeutung und werden ausgebaut.
Die Gentrifizierung eines Stadtviertels bringt durch den Aufwertungsprozess viele Vorteile mit sich, allerdings auch Nachteile. Viele Menschen sind auf niedrige Mietpreise angewiesen und werden bei Erhöhung der Preise dazu gezwungen, ihren Wohnort aufzugeben. Mit der Gentrifizierung ist also auch ein Verdrängungsprozess verbunden.
Akteure der Gentrifizierung
An dem Aufwertungs- und Verdrängungsprozess sind verschiedene Akteure beteiligt, die im Laufe der Gentrifizierung aufeinander wirken: Pioniere, Gentrifier und Andere.
- Pioniere beschreiben Menschen, die nur eine geringe Fläche zum Wohnen brauchen, wie beispielsweise Studenten.
- Gentrifier stellen das Gegenteil zu den Pionieren dar. Sie brauchen eine größere Wohnfläche, die sie sich durch ihren festen Arbeitsplatz und ihr Einkommen finanziert. Die Gentrifier stellen die treibende Kraft des Gentrifizierungsprozesses dar.
- Andere umfassen die restliche Bevölkerungsgruppe, die ursprünglich in diesem Stadtviertel wohnte. Zu ihnen gehören meist die einkommensschwächeren Haushalte und Randgruppen.
Modell der Gentrifizierung — 5 Phasen
Das Zusammenspiel dieser Akteure bildet den Prozess der Gentrifizierung, der in fünf verschiedene Phasen aufgeteilt ist.
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Phase: Ansiedlung der Pioniere
Es ziehen die ersten Pioniere in das Stadtgebiet, in dem bisher nur die ursprüngliche Bevölkerungsgruppe lebte. Durch den Einzug wächst die soziale und ethnische Vielfalt im Stadtviertel. Da zu den Pionieren größtenteils junge Studenten gehören, wächst die Nachfrage an Freizeitaktivitäten. Als Folge eröffnen immer mehr Kneipen und Galerien. -
Phase: erste Modernisierungen
Im Laufe der Zeit ziehen immer mehr Pioniere in das Stadtgebiet. Das hat zur Folge, dass Geschäfte ausgeweitet werden. Außerdem werden die ersten Wohngebäude und Einrichtungen modernisiert. -
Phase: Ansiedlung der Gentrifier
Aufgrund der ersten Modernisierungen wird das Stadtviertel aufgewertet und wirkt auch für einkommensstärkere Haushalte attraktiver. Als Folge ziehen die ersten Gentrifier in das Gebiet. In dieser Phase sehen die ersten Immobilienmarkler das Potenzial der Wohngegend und erhöhen mit ihren Investitionen die Mietpreise dort. -
Phase: steigende Lebenskosten
Durch die wachsenden Grundstückspreisen und Ausweitung der Infrastruktur steigen die Lebenskosten in diesem Gebiet. Viele Pioniere ziehen weg, weil sie sich das Leben dort nicht mehr leisten können. Manche ziehen auch fort, weil sie sich nicht mehr mit dem neuen Stadtbild identifizieren können. Ab diesem Zeitpunkt ist das Stadtviertel gentrifiziert. -
Phase: Hypergentrifizierung
Sobald immer mehr Gentrifier in das Stadtviertel ziehen und der Verdrängungsprozess immer weiter gefördert wird, vollzieht sich die Gentrifizierung immer schneller. In manchen Großstädten führt der Strukturwandel sogar dazu, dass selbst die einkommensstärkeren Haushalte zunehmend von den einkommensstärksten Bevölkerungsschichten verdrängt werden. In diesem Fall sprichst du von einer Hypergentrifizierung.
Gentrifizierung Beispiele
Die Effekte der Gentrifizierung erkennst du deutlich, wenn du die Zustände der Gebäude betrachtest.
In Berlin Friedrichshain waren Ende der 1990er Jahre beispielsweise viele Kneipen im Stadtviertel vorzufinden, die bei den jungen Pionieren beliebt waren. Mit dem verstärktem Einzug der Gentrifier wurden die Kneipen allerdings saniert und zu Wohngebäuden umgebaut. Die Gentrifizierung wandelte das ehemalige Kneipenviertel in eines der bekanntesten Wohnviertel Berlins.
Der Gentrifizierungsprozess findet hauptsächlich in Großsstädten statt. Ob in deutschen Großstädten wie Berlin, amerikanischen Metropolen wie New York City oder lateinamerikanischen Städten wie Mexico City – all diese Städte durchliefen den typischen Ablauf der Gentrifizierung.
Gentrifizierung — häufigste Fragen
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Was bedeutet Gentrifizierung?
Gentrifizierung bedeutet, dass ein innerstädtisches Wohnviertel durch Sanierungen und Umbau aufgewertet wird. Als Folge der Modernisierungen und steigenden Lebenskosten verdrängen die wohlhabenderen Bevölkerungsschichten die dort ansässigen, einkommensschwächeren Haushalte. -
Welche Gentrifizierung Phasen gibt es?
Die Gentrifizierung verläuft in 5 Phasen:
1. Ansiedlung der ersten Pioniere
2. erste Geschäftsausweitungen und Modernisierungen der Wohngebäude
3. Ansiedlung der ersten Gentrifier
4. steigende Lebenskosten und Verdrängung der Pioniere sowie der ursprünglichen Bevölkerung
5. Kreislauf des Aufwertungs- und Verdrängungsprozesses -
Was sind Gentrifizierung Vor- und Nachteile?
Vorteile der Gentrifizierung sind die erhöhte Qualität des Wohnungsangebots, Behebung städtebaulicher Mängel sowie der neue Tourismus durch die Aufwertungen der Stadt. Im Gegensatz dazu stellen die hohen Mietpreise und daher eingehende soziale Ungleichheit Nachteile der Gentrifizierung dar.
Disparitäten
Bei der Gentrifizierung wird zwischen Bevölkerungsschichten und ihren Eigenschaften unterschieden. Es bilden sich somit Disparitäten. Welche Arten von Disparitäten es gibt erklären wir dir hier im Video!