Qualifiziertes Arbeitszeugnis
Du fragst dich, was ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ist? Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ist ein wichtiger Nachweis deiner Fähigkeiten, wenn du dich auf einen neuen Beruf bewirbst. Alles, was du dazu wissen musst, erfährst du hier und in unserem Video !
Inhaltsübersicht
Was ist ein qualifiziertes Arbeitszeugnis?
Das qualifizierte Arbeitszeugnis ist ein wichtiger Nachweis für die eigene Berufserfahrung. Es enthält im Vergleich zum einfachen Arbeitszeugnis nicht nur Angaben zur Art und Dauer der Beschäftigung, sondern auch eine qualitative Bewertung der erbrachten Leistungen und des Sozialverhaltens. Damit gibt es Personalern zusätzliche Einblicke in die Leistungsfähigkeit und Soft Skills eines Bewerbers und ist entsprechend aussagekräftiger.
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis steht jedem mit der Beendigung eines Arbeitsverhältnisses zu — unabhängig von der Art der Beschäftigung: Auch nach einem entsprechend langen Praktikum oder einer Werkstudententätigkeit hat man Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Es muss jedoch aktiv vom Arbeitnehmer angefordert werden.
Beim Schreiben des Arbeitszeugnisses muss der Arbeitgeber folgende Punkte beachten: Das qualifizierte Arbeitszeugnis muss wohlwollend, ordentlich und fehlerfrei verfasst sein. Aufgrund der Wohlwollenspflicht wird eine spezielle Zeugnissprache genutzt, bei der bestimmte Formulierungen für Schulnoten stehen.
Laut § 630 des BGB und § 109 der GewO hat der Arbeitnehmer nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses das Recht auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Die Art der Anstellung (Festanstellung, Werkstudent, Praktikum, etc.) spielt dabei keine Rolle. Dieses Recht erlischt nach einer Verjährungsfrist von 3 Jahren.
Unterschied einfaches und qualifiziertes Arbeitszeugnis
Du unterscheidest grundsätzlich zwischen einem qualifizierten und einem einfachen Arbeitszeugnis:
Ein einfaches Arbeitszeugnis informiert lediglich über die Art und Dauer der Tätigkeit sowie die persönlichen Informationen des Arbeitnehmers.
Das qualifizierte Arbeitszeugnis hingegen gibt dem Personaler zusätzlich Einblicke in die Leistungsfähigkeiten und sozialen Kompetenzen eines Bewerbers. Deswegen ist das qualifizierte Arbeitszeugnis auch aussagekräftiger und hat einen höheren Stellenwert bei der Bewerbung.
Qualifiziertes Arbeitszeugnis anfordern
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis musst du immer aktiv beantragen . Ohne entsprechenden Antrag muss der Arbeitgeber nur ein einfaches Zeugnis ausstellen. Dein Zeugnisantrag solltest du außerdem immer schriftlich formulieren. Dafür reicht ein einfacher Zweizeiler. Sieh dir dazu unser Musterbeispiel an:
Sehr geehrte/r Herr/Frau ___,
hiermit bitte ich höflich um Ausstellung eines qualifizierten Arbeitszeugnisses für meine Beschäftigung vom TT.MM.JJJJ bis TT.MM.JJJJ.
Mit freundlichen Grüßen
(Deine Unterschrift)
Qualifiziertes Arbeitszeugnis Inhalt
Der Inhalt und Aufbau eines qualifizierten Arbeitszeugnisses sind nicht gesetzlich vorgegeben. Es ist also keine genaue Reihenfolge einzuhalten. Dennoch muss das qualifizierte Zeugnis in jedem Fall lückenlos, wahrheitsgemäß und wohlwollend sein, um die zukünftige Jobsuche des Bewerbers nicht negativ zu beeinträchtigen. Ein qualifiziertes Zeugnis kann deshalb ein bis drei DIN A4 Seiten umfassen. Inhaltlich besteht es in der Regel aus acht Abschnitten:
-
Briefkopf des Arbeitgebers: Alternativ kann an dieser Stelle auch ein Firmenbogen verwendet werden.
-
Überschrift Arbeitszeugnis: Die Zeugnisüberschrift definiert die Art des Zeugnisses. Das kann außer dem Arbeitszeugnis auch ein Zwischenzeugnis, ein Ausbildungszeugnis
, ein Praktikumszeugnis
, ein Dienstzeugnis oder ein Endzeugnis sein.
-
Einleitung: Nach der Überschrift folgt die Einleitung. Sie enthält Namen, Geburtsdatum und -ort des Arbeitnehmers. Außerdem sollte die Tätigkeitsart und die Dauer des Arbeitsverhältnisses genannt werden.
-
Tätigkeitsbeschreibung: Hier findest du alle deine Aufgaben und Tätigkeiten, die du im Unternehmen erledigt hast. Die wichtigsten Aufgaben sollten zuerst genannt werden und nach Relevanz geordnet sein. Dabei ist es egal, ob die Aufgaben in Form von Stichpunkten oder Fließtext verfasst sind. Je länger du im Unternehmen warst, desto detaillierter sollte dieser Abschnitt sein.
-
Leistungsbewertung: Das ist der wichtigste Teil des Arbeitszeugnisses. In der Leistungsbewertung geht es darum zu bewerten, ob du für die Arbeitsstelle, bei der du dich neu bewirbst, geeignet bist. Im Wesentlichen gehören dazu folgende Aspekte: Arbeitsbereitschaft (Wollen) und Arbeitsbefähigung (Können), Fachkenntnisse und spezielle Fähigkeiten, Arbeitsweise, Arbeitsergebnisse und Arbeitserfolg sowie eventuelle Führungskompetenzen.
Bei der Beurteilung der Leistungen benutzen Personaler im Arbeitszeugnis bestimmte Formulierungen, hinter denen sich die klassischen Schulnoten von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ verstecken. Diese Kernsätze bedeuten folgende Noten:
Ein Arbeitszeugnis muss insgesamt immer mindestens mit der Note 3 bewertet sein, also „befriedigend“. Schlechtere Arbeitszeugnisse muss dein Arbeitgeber begründen. Wenn dir bereits im Vorfeld ein Zwischenzeugnis ausgestellt wurde, darf das Endzeugnis in der Leistungsbewertung nur dann abweichen, wenn deine Leistungen in der Zwischenzeit drastisch abgefallen oder angestiegen sind.Note Zeugnissprache sehr gut „stets zu unserer vollsten/höchsten Zufriedenheit“ gut „stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ befriedigend „stets zu unserer Zufriedenheit“ ausreichend „zu unserer Zufriedenheit“ mangelhaft „stets bemüht zu unserer Zufriedenheit“ ungenügend „er/sie hat sich bemüht“
-
Verhaltensbewertung (Sozialverhalten): Neben der Leistungsbeurteilung geht es auch um die Verhaltensbewertung des Arbeitnehmers. Hierbei steht der Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden im Vordergrund.
-
Schlussformel: Der Schlussteil beinhaltet eventuell den Grund für deinen Austritt aus dem Job, einen Dank bezüglich deiner geleisteten Arbeit, einer Bedauernsformel und Zukunftswünschen. Die Danksagung und persönliche Formulierungen können dein Arbeitszeugnis hier stark aufwerten. Denn sie weisen darauf hin, dass du ein wichtiger Teil des Unternehmens warst und wertgeschätzt wurdest.
- Ort, Datum und Unterschrift: Das Arbeitszeugnis endet mit dem Ausstellungsort und -datum sowie der Unterschrift deines Arbeitgebers. Das Datum sollte das deines letzten Arbeitstages sein.
Achtung: Der Arbeitgeber kann durch Auslassung bestimmter Stellen oder Wertungen seine Unzufriedenheit mit der Leistung des Arbeitnehmers ausdrücken. Als Arbeitnehmer solltest du daher beim qualifizierten Arbeitszeugnis auf Reihenfolge, Inhalt, Sorgfalt, Vollständigkeit und Formulierungen achten.
Qualifiziertes Arbeitszeugnis Form
Das qualifizierte Arbeitszeugnis muss grundsätzlich „wahr“ (Wahrheitspflicht) und „wohlwollend“ (Wohlwollenspflicht) formuliert sein. Zudem muss es klar und verständlich geschrieben sein. Besonders bei einem qualifizierten Zeugnis ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, auf negative Äußerungen oder Kritik zu verzichten. Das heißt aber nicht, dass die Arbeitgeber nur lobende Worte verlieren.
Auch für schlechtere Leistungen haben Arbeitgeber in der Zeugnissprache geheime Codes etabliert, auf die Personaler achten. Diese Formulierungen hören sich netter an, als sie gemeint sind. Für schlechte Leistungen gibt es beispielsweise folgende „qualifiziertes Arbeitszeugnis Formulierungen“:
- „Er/Sie war in der Regel erfolgreich“
- „Das persönliche Verhalten des Mitarbeiters war im Wesentlichen tadellos.“
- „Er/Sie hatte zu seinen Mitarbeitern ein weit besseres Verhältnis als zu seinen Vorgesetzten“
Wenn du wissen willst, was diese Formulierungen bedeuten und welche es noch in einem qualifizierten Arbeitszeugnis gibt, dann klicke hier !
Darüber hinaus muss ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ausgedruckt auf Firmenpapier ausgestellt werden. Eine Ausstellung in elektronischer Form (zum Beispiel als E-Mail) ist nicht erlaubt. Zudem hast du als Arbeitnehmer das Recht auf ein fehlerfreies und ordentliches Arbeitszeugnis. Das heißt, dein Arbeitgeber muss beim Verfassen des qualifizierten Arbeitszeugnisses auf unzulässige Sonderzeichen, Knicke oder Formatierungsfehler achten. Entdeckst du einen Fehler in der Form, solltest du zeitnah eine Korrektur verlangen.
Qualifiziertes Arbeitszeugnis Reklamation
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis kann bei deiner Bewerbung darüber entscheiden, ob du für einen Job geeignet bist oder nicht. Einerseits hinterlässt ein schlechtes Zeugnis keinen guten Eindruck, andererseits stellen sich dem Personaler einige Fragen, wenn du es bei der Bewerbung einfach weglässt.
Wenn du also mit deinem qualifizierten Arbeitszeugnis unzufrieden bist oder bestimmte Formulierungen nicht verstehst, solltest du damit folgendermaßen umgehen:
-
Direkte Ansprache: Zuerst solltest du deinen Chef direkt darauf ansprechen und ihn gegebenenfalls bitten, das Arbeitszeugnis zu korrigieren. Ein klärendes Gespräch führt oft schnell zum Ziel.
-
Schriftlicher Widerspruch: Lässt die Korrektur auf sich warten oder zeigt sich der Arbeitgeber uneinsichtig, kannst du einen schriftlichen Widerspruch einreichen und sogar Alternativformulierungen vorschlagen.
- Gerichtliche Klage: Hilft auch das nichts, kannst du innerhalb von 3 Wochen nach Erhalt des Zeugnisses eine Zeugnisberichtigungsklage einreichen. Ist deine Durchschnittsnote besser als eine 3, musst du außerdem Beweise liefern, dass du ein besseres Zeugnis verdient hast. Kümmere dich jedoch zeitnah um eine Korrektur. Denn nach 15 Monaten verfällt dein Anspruch auf Korrekturen am Arbeitszeugnis.
Arbeitszeugnis anfordern
Nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, ein Arbeitszeugnis auszustellen. Stellt er dir nicht automatisch ein Zeugnis aus, solltest du es schriftlich anfordern . Wie das funktioniert, erfährst du in unserem nächsten Beitrag!
Arbeitszeugnis anfordern
Nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, ein Arbeitszeugnis auszustellen. Stellt er dir nicht automatisch ein Zeugnis aus, solltest du es schriftlich anfordern . Wie das funktioniert, erfährst du in unserem nächsten Beitrag!