Offene Selbstfinanzierung (Gewinnthesaurierung)
In diesem Beitrag zeigen wir wie die Gewinnthesaurierung und offene Selbstfinanzierung definiert ist und welche Vorteile und Nachteile sie aufweist. Dazu zeigen wir auf, wie sie in der Bilanz ausgewiesen wird.
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Inhaltsübersicht
Offene Selbstfinanzierung Definition
Bei der offenen Selbstfinanzierung erfolgt die Finanzierung durch Vermögenszuwachs. wie das Ganze bei der stillen Selbstfinanzierung funktioniert erfährst in unserem Beitrag dazu.
Die offene Selbstfinanzierung ist häufig auch unter dem Begriff Gewinnthesaurierung zu finden. Er lässt sich aus der griechischen Antike ableiten. Dort bezeichnete man Schatzhäuser zur Aufbewahrung von Heiligtümern als Thesaurus. Ein Unternehmen, das sich durch Gewinnthesaurierung finanziert, macht im Prinzip auch nichts anderes, als Schätze aufzubewahren, denn es finanziert sich aus einbehaltenen Gewinnen.
Beispiel Gewinnthesaurierung
Stell dir zum Beispiel eine T-Shirt Druckerei vor. Diese machte im letzten Geschäftsjahr einen Gewinn von einer Million Euro. Anstatt diesen nun vollständig an die Anteilseigner auszuzahlen, behält die Druckerei 250.000 Euro ein, um eine neue Presse anzuschaffen. Dadurch können noch mehr Shirts bedruckt werden und der Gewinn wird sich langfristig erhöhen. Ganz einfach, oder?
Die Gewinnthesaurierung erfolgt aber nicht immer freiwillig. Aktiengesellschaften zum Beispiel müssen laut §150 des Aktiengesetzes eine vorgeschriebene Rücklage einbehalten. Dazu aber später mehr.
Im Gegensatz zur stillen Selbstfinanzierung, muss die offene Selbstfinanzierung in der Bilanz ausgewiesen werden. Je nachdem, ob es sich dabei um eine Personengesellschaft, ein Einzelunternehmen oder eine Kapitalgesellschaft handelt, wird die offene Selbstfinanzierung unterschiedlich bilanziert.
Offene Selbstfinanzierung in der Bilanz
Handelt es sich bei unserer T-Shirt Druckerei um eine Personengesellschaft, beziehungsweise ein Einzelunternehmen, werden durch die Einbehaltung des Gewinns die Kapitalkonten der Gesellschafter, beziehungsweise analog das Kapitalkonto des Einzelunternehmers erhöht.
Bei einer Kapitalgesellschaft hingegen, wird die Gewinnthesaurierung unter dem Bilanzposten „Gewinnrücklagen“, als Bestandteil des Eigenkapitals, festgehalten. Das Schlussbilanzkonto der T-Shirt Druckerei würde also nicht so:
Sondern so aussehen:
Achte darauf, dass, nicht der tatsächliche Bilanzgewinn , sondern der Jahresüberschuss gemeint ist, wenn wir in der Bilanzierung von Gewinn reden. In diesem Zusammenhang solltest du auch wissen, dass die Gewinnthesaurierung maximal in Höhe des versteuerten Gewinns ausfallen kann. Wenn dir das alles jetzt viel zu schnell ging, findest du in unserer Playlist Externes Rechnungswesen – Bilanz nochmal eine genaue Erklärung wie und wo du welche Konten abschließt.
Vorteile
Beginnen wir mit den Vorteilen:
- Wie bei allen Formen der Innenfinanzierung, müssen wir auch hier keine Zins-, Tilgungs- oder Dividendenzahlungen tätigen. Zudem bleibt das Unternehmen unabhängig von Gläubigern.
- Da das Kapital langfristig zur Verfügung steht, also nicht, wie ein Kredit, nach einer bestimmten Laufzeit zurückgezahlt werden muss, erhöht sich auch langfristig das Eigenkapital und damit auch die Bonität des Unternehmens. So können neben der Selbstfinanzierung zusätzlich noch Kredite aufgenommen werden. Diesen Effekt bezeichnet man auch als Eigenkapitalquote.
- Außerdem verändert sich das Mehrheitsverhältnis der Eigentümer nicht. Schließlich kommen ja keine neuen Gläubiger oder Eigentümer hinzu, denen ein Mitbestimmungsrecht eingeräumt werden muss.
Nachteile
- Das hört sich jetzt alles erstmal sehr schön an. Allerdings existiert bei der Gewinnthesaurierung auch ein hohes Konfliktrisiko. Insbesondere bei Kapitalgesellschaften wird den Eigentümern ihr Anteil des Gewinns vorenthalten. Da Aktionäre oft an kurzfristigen, möglichst hohen Gewinnen interessiert sind, könnten diese auf die offene Selbstfinanzierung mit Unverständnis reagieren. Als Entschädigung sollte in den Folgejahren, durch die Erhöhung des Kapitals, der Output und damit der Gewinn steigen. Erinnere dich nochmal an unser Beispiel: durch die zusätzliche T-Shirt Presse können mehr T-Shirts bedruckt und somit auch verkauft werden.
Rechtliche Regelungen der Gewinnthesaurierung
Zum Abschluss wollen wir dir noch die anfangs erwähnte – im Falle einer Aktiengesellschaft – gesetzlich verpflichtende Gewinnthesaurierung erklären. Nach §150 AktG muss nämlich jede Aktiengesellschaft fünf Prozent des Jahresüberschusses abzüglich eines möglichen Verlustvortrags zurücklegen.
Das geschieht solange, bis die gesetzliche und die Kapitalrücklage zusammen zehn Prozent des Grundkapitals betragen. Als Verlustvortrag bezeichnet man die, noch nicht mit den Gewinnen verrechneten, Verluste aus den Vorjahren. Durch die Übernahme in das aktuelle Geschäftsjahr hat das Unternehmen die Möglichkeit die, auf den Gewinn zu zahlende, Steuerlast zu vermindern.
Das Grundkapital ist die Menge an Kapital, die bei der Gründung einer Aktiengesellschaft mindestens aufzubringen ist. Diese Regelung gilt vor allem dem Schutz der Gläubiger.
Super! Damit bist du jetzt in Sachen Gewinnthesaurierung ein echter Profi.