Dependenztheorie
Was die Dependenztheorie ist und welche Perspektive sie im Hinblick auf die Entwicklung von Ländern einnimmt, das erfährst du hier!
Inhaltsübersicht
Dependenztheorie Definition
Die Dependenztheorie ist eine Entwicklungstheorie, die in den 1960er Jahren in Lateinamerika entstanden ist. Sie versucht zu erklären, warum die Länder dort wirtschaftlich und gesellschaftlich unterentwickelt sind.
Das Besondere an der Dependenztheorie ist, dass sie die Perspektive der betroffenen Länder einnimmt. Den Entwicklungsstand eines Landes erklärt sie mithilfe von exogenen Ursachen: Die Ursachen der Unterentwicklung liegen danach außerhalb des jeweiligen Landes.
Der Erklärungsansatz der Theorie beschreibt die Abhängigkeit (= Dependenz) der Entwicklungsländer von Industrieländern als Hauptursache für die Unterentwicklung. Dadurch wird der gegenwärtige Entwicklungsstand eines Landes nicht als Zurückbleiben im Vergleich zu Industrieländern verstanden, sondern als Folge dieser Abhängigkeit. Denn die Abhängigkeit steht mit dem Versuch in Verbindung, die Entwicklungsländer in den kapitalistischen Weltmarkt zu integrieren.
Dependenztheorie Entstehung
Als Gründer der Theorie gilt der Argentinier Raul Prebisch. In den 1960er Jahren versuchten verschiedene wissenschaftliche Arbeiten, die Blockaden von wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung in Lateinamerika zu erklären. Die Dependenztheorie bezieht sich durch Prebischs Prägung besonders auf die Entwicklung Lateinamerikas. Mithilfe dieser Perspektive wird die hierarchische Abhängigkeit zwischen den Industrieländern (Metropolen) und den Entwicklungsländern (Peripherien) betrachtet.
Dadurch bildet sie eine Gegenperspektive zu den Entwicklungstheorien der westlichen Welt, zu der auch die Modernisierungstheorie gehört. Die Dependenztheorie kritisiert jene Standpunkte und stellt die Begründung des Entwicklungsstandes mithilfe von endogenen Ursachen infrage.
Dependenztheorie Perspektive
Im Unterschied zu anderen Entwicklungstheorien geht die Dependenztheorie von der Perspektive der unterentwickelten und abhängigen Länder aus. Denn sie vertritt die Annahme, dass ein ökonomischer Fortschritt der Entwicklungsländer die Interessen der entwickelten Länder gefährden kann. Industrieländern gelingt es durch Machtausübung, unterentwickelte Länder weiterhin arm zu halten und daraus einen Nutzen zu ziehen. Sie beuten mit dem System der Abhängigkeit die Entwicklungsländer gezielt aus und erwirtschaften dabei selbst hohe Gewinne.
Das Phänomen der Abhängigkeit lässt sich anhand der ungleichen Handelsbedingungen betrachten. Die Industrieländer profitieren zum Beispiel von den niedrigen Löhnen in den Entwicklungsländern. Großkonzerne können dort also billig produzieren. Außerdem können sie Technologie in die Entwicklungsländer transportieren, während die Entwicklungsländer Rohstoffexporte in die Industrieländer liefern. Die anhaltende Unterentwicklung wird nach der Dependenztheorie von den Außenhandelsbedingungen herbeigeführt und nicht von den internen Gegebenheiten des Landes.
Dependenztheorie und Modernisierungstheorie Vergleich
In der Tabelle sind die unterschiedlichen Perspektiven von Dependenztheorie und Entwicklungstheorie übersichtlich gegenübergestellt:
| Dependenztheorie |
Modernisierungstheorie |
| Exogene Ursachen = die Ursachen für den Entwicklungsstand befinden sich außerhalb des Landes | Endogene Ursachen = die Ursachen für den Entwicklungsstand befinden sich innerhalb des Landes |
| Aus der Perspektive der Entwicklungsländer | Aus der Perspektive der Industrieländer |
| Kritisiert die von den Industrieländern geschaffene Abhängigkeit | Kritisiert den inneren Zustand in dem jeweiligen unterentwickelten Land |
| Entwicklungsstrategien: Abkopplungsstrategien und Beseitigung des inneren Kolonialismus | Entwicklungsstrategien: Punktuelle Förderung einzelner Schlüsselindustrien und Balanced Growth Strategie |
Zusammenfassung
- Die Dependenztheorie begründet den Entwicklungsstand eines Landes durch exogene (außerhalb des Landes liegende) Ursachen.
- Sie nimmt die Perspektive der Entwicklungsländer (besonders Lateinamerika) ein.
- Die Theorie konzentriert sich auf die Abhängigkeit der Entwicklungsländern von den Industrieländern.
- Die Dependenztheorie kritisiert die anhaltende Unterentwicklung, die durch den Anschluss der Entwicklungsländer an den Weltmarkt entsteht.
- Ihre Gegenperspektive ist die Modernisierungstheorie.
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