Bedürfnispyramide
Welche Bedürfnisse beschreibt die Bedürfnispyramide nach Maslow und wie wirken sie sich auf die Arbeitswelt aus? Hier im Artikel und in unserem Video erfährst du mehr!
Inhaltsübersicht
Bedürfnispyramide einfach erklärt
Die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow ist bis heute eines der bedeutendsten Modelle der Sozialpsychologie. Er wollte damit erklären, welche Bedürfnisse Menschen wann motivieren.
In fünf Stufen beschrieb der Psychologe dabei die hierarchische Anordnung von sogenannten Defizitbedürfnissen und Wachstumsbedürfnissen.
Die Defizitbedürfnisse müssen erfüllt sein, um eine „Grundzufriedenheit“ zu erreichen. Die Wachstumsbedürfnisse sind hingegen nie ganz erfüllt. Dadurch bleibt der Mensch motiviert und kann immer weiter wachsen. Das kannst du zum Beispiel auf die Arbeitswelt übertragen.
Defizitbedürfnisse (Mangelbedürfnisse)
Die Defizitbedürfnisse beschreiben menschliche Grundbedürfnisse . Sie umfassen die untersten drei Stufen, sowie Teile der vierten Stufe der Bedürfnispyramide.
- Stufe 1: Physiologische Bedürfnisse
- Stufe 2: Sicherheitsbedürfnisse
- Stufe 3: Soziale Bedürfnisse
- Stufe 4: Individualbedürfnisse (teilweise)
Wenn diese Bedürfnisse nicht gestillt sind, kann das physische oder auch psychische Folgen mit sich bringen. Deswegen sind die Bedürfnisse auch unter dem Begriff Mangelbedürfnisse bekannt. Erst wenn diese Bedürfnisse gedeckt sind, empfindet der Mensch Zufriedenheit.
Stufe 1: Physiologische Bedürfnisse
Die unterste Stufe der Bedürfnispyramide bilden die physiologischen Bedürfnisse. Sie stellen die elementaren Grundbedürfnisse dar. Sie müssen erfüllt sein, um das menschliche Überleben zu sichern. Solange sie nicht erfüllt sind, wird der Mensch nach Maslow nicht zur nächsten Stufe gehen.
Grundbedürfnisse Beispiele:
- Atemluft
- Wasser
- Nahrung
- Sexualität
- Schlaf und Erholung
Am Arbeitsplatz: Der Arbeitgeber stellt Wasserspender und Obst zur Verfügung. Es wird regelmäßig gelüftet und die gesetzlichen Pausenzeiten werden eingehalten.
Stufe 2: Sicherheitsbedürfnisse
Die zweite Stufe der Bedürfnispyramide nach Maslow sind die Sicherheitsbedürfnisse. Dazu gehören Bedürfnisse der körperlichen und seelischen Unversehrtheit. Außerdem beschreibt Maslow hier, dass Menschen sich in bekannten Situationen eher sicher fühlen.
Sicherheitsbedürfnisse Beispiele:
- Schutz und Geborgenheit
- Sicherheiten wie Arbeit und Wohnung
- Ordnung und Struktur
Am Arbeitsplatz: Das Unternehmen setzt auf positives Feedback, um Mitarbeiter in ihren Fähigkeiten zu bestärken. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes wird durch langfristige Arbeitsverträge betont.
Stufe 3: Soziale Bedürfnisse
Sind die ersten zwei Bedürfnisklassen weitgehend befriedigt, kommen die sozialen Bedürfnisse an die Reihe. Besonders wichtig sind die soziale Einbindung und ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Soziale Bedürfnisse Beispiele:
- Familie, Freundschaft und sozialer Austausch
- Zuneigung, Liebe und Beziehungen
Am Arbeitsplatz: Es finden regelmäßig Teambuilding Maßnahmen statt, um die Zusammenarbeit zu stärken.
Wachstumsbedürfnisse (unstillbare Bedürfnisse)
Wachstumsbedürfnisse werden nach Maslow erst dann verfolgt, wenn die Defizitbedürfnisse befriedigt worden sind. Davor nehmen Menschen die Wachstumsbedürfnisse als weniger wichtig wahr.
Die Wachstumsbedürfnisse umfassen die obersten Stufen der Bedürfnispyramide:
- Stufe 4: Individualbedürfnisse (teilweise)
- Stufe 5: Selbstverwirklichung
Durch das Stillen der Wachstumsbedürfnisse sollen die Menschen über die Grundzufriedenheit hinaus glücklich werden. Da die Bedürfnisse dieser Kategorie nie komplett befriedigt werden können, werden sie auch als „unstillbare Bedürfnisse“ bezeichnet. Durch das Streben nach Mehr dienen sie häufig als Motivation.
Stufe 4: Individualbedürfnisse
Die vierte Stufe der maslowschen Bedürfnispyramide bilden die Individualbedürfnisse. Diese Bedürfnisse sind keine universellen Grundbedürfnisse mehr, sondern unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Oft werden sie deshalb auch schon den Wachstumsbedürfnissen zugeordnet. Sie sind aber so wichtig, dass Teile auch den Defizitbedürfnissen zugeordnet werden.
Individualbedürfnisse Beispiele:
- Wertschätzung und Achtung
- Prestige und Anerkennung
- Selbstvertrauen, Erfolg und Freiheit
Am Arbeitsplatz: Der Arbeitgeber zeigt seine Anerkennung durch Lob und Bonusleistungen. Er gibt jedem Mitarbeiter Entscheidungsfreiraum und Möglichkeiten zu Fortbildungen.
Stufe 5: Selbstverwirklichung
Die Selbstverwirklichung ist die fünfte und oberste Stufe der Maslow Bedürfnispyramide. Sobald alle Defizitbedürfnisse befriedigt sind, macht sich laut Maslow eine neue Unruhe im Menschen breit. Man wird auf der höchsten Ebene nun versuchen, das eigene Potenzial auszuschöpfen.
Selbstverwirklichung Maslow Beispiele:
- Fähigkeiten und Talente
- Persönlichkeitsentwicklung
- Kreativität
Am Arbeitsplatz: Das Betriebsklima ist so gut, dass jeder Arbeitnehmer sich gut versorgt, sicher und wertgeschätzt fühlt. Der Arbeitgeber führt eine „kreative Stunde“ ein. Einmal die Woche stellen Mitarbeiter neue Ideen vor oder teilen ein persönliches Talent.
Übrigens: Maslow selbst hat sein Modell durch drei weitere Stufen ergänzt. Hinzu kamen die drei Wachstumsbedürfnisse „Ästhetische Bedürfnisse”, „Kognitive Bedürfnisse” und „Transzendenz”. Die achtstufige Bedürfnispyramide ist allerdings wesentlich unbekannter als das klassische Modell.
Die Bedürfnispyramide im Management
Die Maslowsche Bedürfnispyramide lässt sich also gut auf den Arbeitsplatz beziehen. Außerdem beschreibt sie verschiedene Motivationsfaktoren und lässt sich so auch auf die Managementbranche übertragen.
Grund dafür ist, dass Maslow einen arbeitspsychologischen Hintergrund hatte. Sein Lehrer, der Sozialpsychologe Douglas McGregor, hatte nämlich bereits zuvor versucht, die Motivation von Arbeitern zu beschreiben.
In seinen Ansätzen Theorie X und Theorie Y beschrieb McGregor zwei unterschiedliche Menschenbilder:
Theorie X:
- Mitarbeiter sind unreif und faul
- Sie bevorzugen Routinearbeit und scheuen vor mehr Verantwortung
- Manager greifen zum autoritären Führungsstil und motivieren durch Bestrafung und Belohnung
Theorie Y:
- Mitarbeiter sind leistungsbereit und ehrgeizig
- Sie geben Arbeit einen hohen Stellenwert und streben nach Erfolgen
- Manager greifen zum kooperativen Führungsstil und motivieren durch Eigenverantwortung und Mitspracherecht
Maslow sah in der Praxis, dass Mitarbeiter eher der Theorie Y entsprachen. Trotzdem schienen sie sich nach klaren Anweisungen zu sehnen. Außerdem schien das Verhalten der Mitarbeiter sehr wechselhaft. So entwickelte Maslow die Bedürfnishierarchie, um verschiedene Stadien der Motivation zu beschreiben.
Maslow Bedürfnispyramide Beispiel
Das Modell der Bedürfnispyramide nimmt an, dass die verschiedenen Bedürfnisklassen von unten nach oben erfüllt werden müssen. Dabei müssen die Stufen aber nicht zwangsweise zu 100 Prozent befriedigt worden sein.
Ein Bedürfnis treibt nur zum Handeln an, solange es nicht gestillt ist. Je mehr eine Stufe also erfüllt wurde, desto geringer wird die vorliegende Motivation dafür.
Beispiel Individualbedürfnisse:
Ein Mitarbeiter stellt seine neue Marketingstrategie vor.
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Vorgesetzter 1: lobt ihn für diesen Erfolg vor all seinen Kollegen und sagt, der Mitarbeiter hätte sich selbst übertroffen. Der Mitarbeiter bekommt Anerkennung und Prestige. Seine Individualbedürfnisse sind gestillt, denn er hat alles erreicht. Seine Motivation wird abnehmen.
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Vorgesetzter 2: lobt ihn für die Präsentation. Der Mitarbeiter soll in einem eigens zusammengestellten Team für die erfolgreiche Umsetzung sorgen. Er bekommt Freiheit und Erfolg in Aussicht gestellt. Seine Individualbedürfnisse sind noch nicht gestillt und er wird motiviert bleiben.
Kritik an der Bedürfnispyramide
Natürlich gibt es nicht nur Befürworter der Maslow Bedürfnispyramide. Es lassen sich auch einige Kritikpunkte finden:
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Empirische Überprüfbarkeit: Das Modell beruht auf Beobachtungen. Es fehlt eine empirische Überprüfung mit größeren Datenmengen.
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Strikte Hierarchie: Kritiker bemängeln, dass die Stufen nicht immer nacheinander erfüllt werden. Maslow selbst hat dies allerdings auch nie behauptet. Er sah das Modell als weniger starr an.
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Kultureller Bezug: Die Bedürfnispyramide soll allgemeingültig sein. Es lässt sich aber argumentieren, dass es ausschließlich Wohlstandsgesellschaften beschreibt. Denn in kollektivistischeren Gesellschaften werden Sozialbedürfnisse teils sogar über die physiologischen Bedürfnisse gestellt.
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Unerfüllbarkeit: Durch die Unerfüllbarkeit der Wachstumsbedürfnisse lässt sich nicht überprüfen, ob das Modell vollständig ist.
Bedürfnis, Bedarf und Nachfrage
Du kennst nun also die Bedürfnisse nach Maslow und ihre Bedeutung in der Arbeitswelt. Doch auch im Wirtschaftsbereich sind Bedürfnisse ein wichtiger Teil der Gleichung. Wie Bedürfnisse dein Kaufverhalten motivieren, erfährst du hier .