Ceteris paribus
Dein Latein ist ein bisschen eingerostet und dir ist nicht klar, was unter einer Ceteris paribus Annahme verstanden wird? In diesem Beitrag findest du eine ausführliche Erklärung des Begriffs und passende Beispiele aus der VWL.
In unserem Video zur Ceteris paribus Klausel haben wir alle Infos schnell und anschaulich für dich zusammengefasst.
Inhaltsübersicht
Ceteris paribus Klausel
Ceteris paribus lässt sich sinngemäß mit „unter sonst gleichen Bedingungen“ ins Deutsche übertragen. Abgekürzt wir der lateinische Ausdruck in der Regel mit c. p. oder cet. par.. Die Ceteris paribus-Klausel oder -Annahme kommt bei der Analyse von Systemen zum Einsatz. Dabei wird immer nur eine ausgewählte Variable verändert und die Auswirkungen auf das Gesamtsystem beobachtet. Zugleich bleiben alle anderen Variablen konstant. Auf diese Weise geben die erzeugten Ergebnisse ausschließlich den Zusammenhang zwischen der abhängigen und einer unabhängiger Variable wieder, ohne dass weitere Variablen die beobachteten Resultate beeinflussen. So kann beispielsweise untersucht werden, wie sich der Kurs einer Aktie entwickelt, wenn nur die Höhe der Inflation verändert wird. Andere Einflussgrößen wie die Unternehmenslage, die Konjunktursituation und die Höhe der Leitzinsen werden dabei konstant gehalten.
Allgemein betrachtet nehmen Aussagen, die bei der Anwendung der Ceteris paribus-Klausel entstehen, immer folgende Form an:
Ceteris paribus VWL
Im Bereich der Volkswirtschaft wird die Ceteris paribus-Klausel am häufigsten eingesetzt und ist die Grundlage für nahezu alle gängigen mikroökonomischen und makroökonomischen Modelle. Hintergrund ist, dass in diesem Feld Systeme mit extrem vielen, sich ändernden Variablen untersucht werden. Dies ist auch der Grund, warum es um ein Vielfaches schwieriger ist allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten in der Wirtschaft festzustellen als beispielsweise in der Physik. Während physikalische Abhängigkeiten und Größen relativ statisch sind und sich gut für Experimente eignen, sind die Größen, Wirkbeziehungen und Abhängigkeiten in Wirtschaftssystemen in ständigem Wandel. Hier erlaubt Ceteris paribus durch drastische Vereinfachung das Ziehen methodisch konkreter Erkenntnisse.
Stellt ein Ökonom eine Hypothese auf, muss er, um einen quantitativen Beweis für oder gegen seine Behauptung zu erhalten, Rahmenbedingungen für sein Modell aufstellen. Dieser Rahmen ermöglicht dann die Anwendung wissenschaftlicher Methoden. Dies trifft auch auf Fälle zu, bei denen die festgelegten Annahmen wenig realitätsnah sind, wie der Festsetzung dynamischer Größen. Erzeugt das aufgestellte Modell Ergebnisse, die mit Entwicklungen in der realen Welt übereinstimmen, wird das Modell als erfolgreich angesehen und Erkenntnisse in Bezug auf die Ausgangsbehauptung sind möglich.
Ceteris paribus Beispiel
Stell dir vor, ein Ökonom versucht die Nachfrageentwicklung eines PKW-Modells zu erklären. Diese Nachfrage beeinflussen eine Vielzahl von Faktoren wie: Kaufkraft der Konsumenten, allgemeine Wirtschaftslage, Preiserwartungen bezüglich anderer Güter und Preise, Konsumwünsche der Nachfrager, Preis des nachgefragten Gutes und viele weitere. Anstatt alle diese Variablen mitsamt ihren Wirkbeziehungen und Dynamiken in ein unendlich komplexes Modell zu packen, wendet ein Volkswirtschaftler nun die Ceteris paribus-Klausel an. Folgende Aussagen kann der Ökonom anschließend treffen:
- Steigt die Kaufkraft der Konsumenten um 5 % , erhöht sich die Nachfrage nach dem Modell um 2,1 %
- Steigt der Preis des Modells über 55.000 €, geht die Nachfrage gegen 0
- Wird die allgemeine Wirtschaftslage als „sehr schlecht“ bewertet, fällt die Nachfrage nach PKW’s um 35 %
Kritik an der Ceteris paribus Klausel
Hauptkritikpunkt der Ceteris paribus-Annahme ist, dass sie eine Rechtfertigung für Ökonomen bietet, reales menschliches Verhalten zu vernachlässigen. Dadurch entstünden Modelle die wirtschaftliche Systeme in eine Reihe mathematischer Problemstellungen verwandeln. Dieser Kritikpunkt wird besonders bei der theoretischen Bestimmung des Gleichgewichtspreises angebracht. Die übliche Darstellung zeigt einen statischen Verlauf der Angebotskurven und Nachfragekurven . Diese wurden durch Abfrage der Nachfrage der Konsumenten und das Angebot der Produzenten zu gegebenen Preisen ermittelt. Dieses Vorgehen vereinfacht den realen Prozess der Preisbestimmung stark. In Wirklichkeit sind Preise keine Größe, die unabhängig von Anbietern und Nachfragern existiert. Preise werden vielmehr durch Konsumenten und Produzenten ermittelt, indem die beiden Gruppen individuell abwägen, wie wertvoll ein Gut für sie ist verglichen mit dem Preis, zu dem dieses gehandelt wird.
Wie diese Preise ändern sich viele andere Einflussfaktoren in der Wirtschaft oder auf den Finanzmärkten kontinuierlich. Für unabhängige Studien oder Tests kann die Nutzung der Ceteris Paribus-Klausel noch sinnvoll sein. Bei komplexen Systemen, wie Aktienmärkten, kann jedoch nicht einfach angenommen werden, dass „alle anderen Faktoren konstant“ bleiben. Hier existieren zu viele Einflussvariablen, die Einwirkungen haben und sich im ständigem Wandel befinden. Es ist also fast unmöglich, eine einzige Variable isoliert zu betrachten.
Wirtschaftswissenschaftler bestreiten nicht, dass ihre Annahmen stark unrealistisch sind, verweisen aber auf eine Reihe an essentiell wichtigen Konzepten, wie Indifferenzkurven , Kreuzpreiselastizitäten und Monopole , die auf der Ceteris paribus-Logik beruhen. Trotz ihrer Limitationen, sind Ceteris paribus-Annahmen eine wichtige und nützliche Methode, um Zusammenhänge in der Wirtschaft zu beschreiben.
- Lateinische Bedeutung: „Alles andere gleich“
- Ceteris paribus-Annahmen vereinfachen komplexe Systemzusammenhänge, sodass kausale Zusammenhänge einzelner Systemgrößen betrachtet werden können
- Ceteris paribus wird genutzt, um relative Zusammenhänge zu beschreiben oder beim Test und der Erstellung von Modellen