Niederstwertprinzip
Du möchtest die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung näher kennenlernen und bist dabei auf das Niederstwertprinzip gestoßen? Hier und im Video erklären wir dir das Prinzip an konkreten Beispielen.
Inhaltsübersicht
Niederstwertprinzip Definition und Abgrenzung zum Höchstwertprinzip
Das Niederstwertprinzip gehört, wie das Höchstwertprinzip, zu den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung , kurz GoB. Es wird aus dem Vorsichtsprinzip abgeleitet und dient der Konkretisierung des Imparitätsprinzips .
Vielleicht weißt du schon, dass es unterschiedliche Arten gibt, um Vermögen zu bewerten. Beispielsweise kann dies über den Anschaffungspreis bzw. die Herstellungskosten, den aktuellen Marktwert oder auch den Börsenkurs geschehen.
Das Niederstwertprinzip schreibt vor, bei einer Auswahl von verschiedenen Vermögenswerten grundsätzlich den niedrigsten Wert in der Bilanz anzusetzen. Das Höchstwertprinzip hingegen besagt, dass Verluste immer zum höchsten Wert bilanziert werden müssen.
Strenges und gemildertes Niederstwertprinzip Definition und Beispiele
Das Niederstwertprinzip lässt sich in zwei Varianten aufteilen.
Zum einen gibt es das gemilderte und zum anderen das strenge Niederstwertprinzip.
Gemildertes Niederstwertprinzip Beispiel und Definition
Lass uns mit dem gemilderten Niederstwertprinzip beginnen. Diese Variante gilt immer nur, wenn es sich um das Anlagevermögen handelt. Hier nimmst du nur dann den niedrigsten Wert, wenn die Wertminderung dauerhaft ist.
Beispiele dafür wären ein Totalschaden an einem LKW, ein Wasserrohrbruch in einem Gebäude oder ein Brand einer Maschine. In diesen Fällen müsstest du also den niedrigsten Vermögenswert in der Bilanz ansetzen. Wenn die Wertminderung allerdings nur kurzfristig ist, dann musst du den regulären Wert in die Bilanz übernehmen und nicht den niedrigsten.
Gemildertes Niederstwertprinzip Beispiel
Schauen wir uns als Nächstes ein Beispiel zum gemilderten Niederstwertprinzip an. Stell dir vor, dein Unternehmen hat sich ein neues Lagergebäude für 200.000 € gekauft. Ein paar Monate später kommt es zu einem schweren Wasserschaden und der Marktwert des Lagers sinkt auf 100.000 €.
Es handelt sich hierbei um eine dauerhafte Wertminderung. Nach dem gemilderten Niederstwertprinzip darfst du deshalb das Gebäude nun nur noch zu einem Marktwert von 100.000 € in der Bilanz ansetzen.
Du fragst dich vielleicht, was passiert, wenn der Schaden irgendwann behoben wird. Dann würde der Marktwert wieder steigen und du musst den Posten in der Bilanz wieder nach oben korrigieren. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass du den Wert maximal auf 200.000 €, also auf den Anschaffungswert korrigieren darfst, selbst wenn der aktuelle Marktwert bei 250.000 € liegt.
Strenges Niederstwertprinzip Beispiel und Definition
Das strenge Niederstwertprinzip gilt nur für das Umlaufvermögen . Hier wird immer der niedrigste Wert in der Bilanz angesetzt. Es ist also egal, ob diese Wertänderung lang- oder kurzfristig ist.
Auch hier hilft dir vielleicht ein Beispiel, um das Thema noch besser zu verstehen. Für das Umlaufvermögen bieten sich die Vorräte sehr gut an. Dein Unternehmen lagert mehrere Tanks mit Öl, das du für 43 Cent pro Liter gekauft hast. Mit der Zeit fällt der Marktwert auf 41 Cent pro Liter.
Wie du bereits weißt, musst du beim strengen Niederstwertprinzip immer den niedrigsten Wert in der Bilanz ansetzen. In diesem Fall müssten also die 41 Cent in die Bilanz übernommen werden.
Auch hier könntest du dich fragen, was passiert, wenn der Marktpreis wieder steigt. Nehmen wir an, dein Unternehmen hat in dem darauffolgenden Jahr immer noch Öl im Lager. Der Marktpreis ist mittlerweile auf 50 Cent pro Liter gestiegen.
Wichtig sind jetzt nur noch der Anschaffungswert in Höhe von 43 Cent und der aktuelle Preis, also die 50 Cent. Der Marktwert von letztem Jahr, sprich die 41 Cent, spielt hier keine Rolle mehr. Nach dem Niederstwertprinzip übernimmst du nun also wieder den niedrigsten Wert in die Bilanz, in diesem Fall die 43 Cent pro Liter.
Das Niederstwertprinzip (§ 258 HGB) ist ein Grundsatz der Buchhaltung. Es besagt, dass bei der Erfassung von Vermögenswerten und Schulden in der Bilanz immer der geringste Wert ausgewiesen werden muss, der zum Zeitpunkt der Buchung erzielt werden kann.
Merke: Es gibt das gemilderte und das strenge Niederstwertprinzip. Das gemilderte bezieht sich immer auf das Anlagevermögen und das strenge immer auf das Umlaufvermögen.
Niederstwertprinzip — häufigste Fragen
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Was ist das Niederstwertprinzip?
Das Niederstwertprinzip ist ein Grundsatz ordnungsmäßiger Buchführung (§ 253 HGB). Bei der Angabe von Vermögenswerten in der Bilanz müssen Unternehmen laut Niederstwertprinzip bei mehreren Möglichkeiten immer den niedrigsten Wert angeben. -
Wo gilt das gemilderte Niederstwertprinzip?
Das gemilderte Niederstwertprinzip gilt nur für das Anlagevermögen. Wichtig ist dabei zu unterscheiden, ob die Wertminderung dauerhaft oder vorübergehend ist. Ein Beispiel wäre eine defekte Maschine.
Bilanzkennzahlen
Prima! Jetzt kennst du das Niederstwertprinzip. Du brauchst es bei der Erstellung der Bilanz. Willst du wissen, welche Bilanzkennzahlen es gibt? Dann schau gleich in unser Video dazu!