Mohrscher Spannungskreis
Der Mohrsche Spannungskreis dient dazu Spannungen eines Körpers in verschiedene räumliche Richtungen zu analysieren.
Möchtetst du das Thema in einem Video erklärt bekommen? Dann schau doch hier mal rein.
Inhaltsübersicht
Mohrscher Spannungskreis einfach erklärt
Über den Spannungstensor eines sehr kleinen und freigeschnittenen Volumens kannst du einen Spannungsvektor errechnen. Der Vektor lässt sich daraufhin in einen senkrechten Teil (Normalspannungsanteil) und einen parallelen Teil zur Schnittfläche (Schubspannungsanteil) unterteilen. Abhängig von dem Winkel unter dem du den Körper freischneidest, kannst du die verschiedenen Anteile bestimmen. Diese Anteile in ein Koordinatensystem eingezeichnet ergeben dann den Mohrschen Spannungskreis.
So kannst du mit der Hilfe des Mohrschen Spannungskreis die Hauptspannungen, deren Richtugen und die größte Schubspannung ablesen.
Spannungstensor
Die Spannung wird beschrieben durch den Spannungstensor Sigma, der den allgemein vorherrschenden Spannungszustand eines Körpers beschreibt:
Hier liegen auf der Hauptdiagonalen, die Normalspannungen und auf den anderen Positionen die Schubspannungen . Die Indizierung folgt dabei einem einfachen Prinzip: Der erste Index ist die zugehörige Fläche und der zweite Index die Richtungskomponente.
Mohrscher Spannungskreis
Insgesamt können wir drei verschiedene Spannungszustände unterscheiden: der einachsige, der ebene und der räumliche Spannungszustand.
Nun wollen wir den Mohr’schen Spannungskreis darstellen. Dieser hat seinen Mittelpunkt bei:
Der Radius beträgt:
Mohrscher Spannungskreis Beispiel
Schauen wir uns gleich einmal ein Beispiel dazu an. Wir betrachten ein Quadrat, an dem die Normalspannungen , und die Schubspannung anliegen. Unser Koordinatensystem legen wir genau entlang der Kanten des Quadrats.
Wir wollen nun den Mohrschen Spannungskreis konstruieren, die Hauptspannungen bestimmen, sowie die maximale Schubspannung und den zugehörigen Drehwinkel herausfinden.
Wenn wir den Mohrschen Spannungskreis konstruiert haben, können wir den Rest einfach ablesen bzw. anhand des Spannungskreises ableiten. Dementsprechend konstruieren wir diesen als erstes. Der Mittelpunkt ergibt sich zu:
Anschließend bestimmen wir den Radius:
Jetzt fehlt uns nur noch der aktuelle Spannungszustand. Er liegt bei Sigma y und Tau bzw. Sigma x und minus Tau. Damit können wir eine Gerade ziehen, die genau durch den Mittelpunkt geht.
Nachdem wir den Mohrschen Spannungskreis konstruiert haben, können wir anschließend einfach ablesen, welchen Wert die Hauptspannungen haben. Dafür denken wir kurz an die Bedingung zurück, unter denen diese vorherrschen: Alle Schubspannungen sind gleich Null. Das heißt der linke Schnittpunkt mit der Sigma-Achse ist die Hauptspannung Sigma x Strich und der rechte Wert ist Hauptspannung Sigma y Strich. Wir bestimmen diese einfach mit Hilfe des Mittelpunkts und des Radius:
und
Maximale Schubspannung
Als nächstes wenden wir uns der maximalen Schubspannung zu. Dafür müssen wir wieder nur den Spannungskreis betrachten. Du erkennst sicher auf den ersten Blick, dass die maximale Schubspannung am höchsten Punkt herrscht und damit auch exakt dem Radius r entspricht. Das heißt, wir brauchen gar nicht mehr rechnen und wissen sofort, dass ist.
Als letztes wollen wir noch herausfinden, wie wir das System drehen müssen, damit wir den maximalen Wert für die Schubspannung erhalten. Du kannst dir sicher denken, dass wir dafür wieder den Spannungskreis betrachten. Jetzt nutzen wir auch aus, dass wir den aktuellen Spannungszustand eingezeichnet haben. Dadurch, dass wir uns nicht im Hauptspannungszustand befinden, ist das System bereits um den Winkel phi gedreht. Wir suchen allerdings den Winkel alpha. Der ergibt sich auch direkt aus dem Spannungskreis zu:
°
Zwei Phi erhalten wir einfach, indem wir ein rechtwinkliges Dreieck bilden. Wir sehen schnell den Zusammenhang:
Und damit erhalten wir:
°°
Im Mohrschen Spannungskreis tragen wir allerdings das doppelte des Winkels an. Dementsprechend müssen wir das System nur um drehen. Das heißt, wir erhalten die maximale Schubspannung, wenn wir das System um 26,565 Grad drehen. In der Regel wird allerdings versucht diesen Fall zu vermeiden, da Werkstoffe häufig eine geringere Belastbarkeit bei Schubspannungen aufweisen.