Biotische Faktoren
In diesem Beitrag erklären wir dir anhand von Beispielen, welche verschiedenen biotischen Umweltfaktoren es gibt. Außerdem haben wir eine Definition für dich vorbereitet. Schau dir auch unser Video zu dem Thema an!
Inhaltsübersicht
Biotische Faktoren einfach erklärt
Unter biotischen Faktoren werden alle Einflüsse der belebten Umwelt zusammengefasst. Es handelt sich dabei also um die Beziehungen der Lebewesen (Tiere und Pflanzen) eines Ökosystems . Beispiele für biotische Umweltfaktoren sind die Symbiose oder die Konkurrenz zwischen Lebewesen.
Die verschiedenen biotischen Faktoren lassen sich aufgrund von Merkmalen unterscheiden:
- Beteiligte Arten: Die Beziehungen können entweder zwischen verschiedenen Arten (interspezifisch) oder zwischen Individuen einer Art (intraspezifisch) bestehen.
- Nutzen und Schaden: Die Wechselwirkungen sind für die beteiligten Lebewesen in der Regel entweder positiv oder negativ. Es gibt allerdings auch Interaktionen, bei denen mindestens ein beteiligtes Lebewesen unbeeinflusst bleibt.
Die biotischen Faktoren (auch biotische Umweltfaktoren) sind Wechselwirkung und Interaktion, die von der belebten Umwelt ausgehen. Beispiele: Symbiose, Räuber-Beute-Beziehung
Biotische und abiotische Faktoren
Als Umweltfaktoren bezeichnest du alle Bestandteile der Umwelt, die mit einem anderen Teil wechselwirken. Du kannst zwischen zwei verschiedenen Arten unterschieden:
- Biotische Umweltfaktoren: Umweltfaktoren, an denen Lebewesen (belebte Umwelt) beteiligt sind
- Abiotische Umweltfaktoren: Umweltfaktoren, an denen ausschließlich die unbelebte Umwelt beteiligt ist
Die biotischen Umweltfaktoren sind alle belebten Elemente (hauptsächlich Tiere und Pflanzen) eines Ökosystems, die auf verschiedene Weisen miteinander in Wechselwirkung und Interaktion stehen (Beispiel für biotische Faktoren: Konkurrenz, Symbiose). Die Lebewesen bilden gemeinsam eine Lebensgemeinschaft, die sogenannte Biozönose .
Zu den abiotischen Umweltfaktoren zählst du den Einfluss aller unbelebten Komponenten der Natur. Dazu zählen zum Beispiel die Temperatur, der Luftdruck, der Wind, das Wasservorkommen und die Bodenbeschaffenheit. Alle zusammen formen den Lebensraum, also das Biotop .
Wichtig: Biotische Faktoren und abiotische Faktoren interagieren im Ökosystem miteinander.
Übersicht: Biotische Faktoren
Die biotischen Faktoren schließen alle Wechselwirkungen zwischen Lebewesen mit ein. Sie unterscheiden sich dahin, ob sie für die beteiligten Lebewesen positiv (+), negativ (-) oder ohne jeglichen Einfluss (0) sind.
Einige der Beziehungen finden zwischen einzelnen Organismen der gleichen Art (intraspezifisch) statt, andere wiederum zwischen Angehörigen verschiedener Tier- und Pflanzenarten (interspezifisch).
In der folgenden Tabelle siehst du verschiedene biotische Faktoren und ihren Einfluss auf die beteiligten Lebewesen. Außerdem haben wir dir gekennzeichnet, ob es sich dabei um zwischenartliche oder innerartliche Beziehungen handelt:
Biotische Faktoren | Art der Beziehung | Interspezifische Beziehung | Intraspezifische Beziehung |
Konkurrenz | -/- | ✓ | ✓ |
Symbiose | +/+ | ✓ | |
Parasitismus | +/- | ✓ | |
Räuber-Beute-Beziehungen | +/- | ✓ | |
Kommensalismus | +/0 | ✓ | |
Amensalismus | 0/- | ✓ | |
Parabiose | +/+ | ✓ | |
Soziale Verbände | +/- | ✓ | |
Krankheitserreger | +/- | ✓ |
Im Folgenden stellen wir dir verschiedene biotische Faktoren genauer vor.
Konkurrenz
Die Konkurrenz ist ein wichtiger biotischer Faktor und beschreibt, dass Lebewesen dieselben Ressourcen nutzen bzw. benötigen. Dabei schaden sie sich gegenseitig durch das ‚wegschnappen‘ der Ressourcen.
Konkurrenz tritt innerhalb der Organismen einer Art (intraspezifische Konkurrenz) und auch zwischen verschiedenen Arten mit ähnlichen Lebensansprüchen (interspezifische Konkurrenz) auf:
-
Interspezifische Konkurrenz
: Lebewesen, die ähnliche Ansprüche an zum Beispiel Nahrung, Revier oder Nistplätze haben, bewohnen eine ähnliche ökologische Nische
. Die unterlegene Art versucht, die Konkurrenz zu meiden und ihre Lebensansprüche anzupassen (Einmischung in andere ökologische Nische). Dieses Konkurrenzverhalten wirkt sich in der Regel auf beide Parteien negativ aus.
Beispiel: Sowohl Löwen als auch Hyänen leben in der Savanne und fressen Fleisch. Sie konkurrieren dort also um Beutetiere. -
Intraspezifische Konkurrenz
: Individuen der gleichen Art konkurrieren um fast alle Ressourcen, die die Art zum Überleben und Ausbreiten benötigt, beispielsweise Nahrung, Lebensraum und Sexualpartner.
Beispiel: Löwen-Männchen konkurrieren untereinander um die Möglichkeit der Fortpflanzung, also um Löwen-Weibchen.
Lebewesen konkurrieren in der Regel um Nahrung/Beute, Licht (v. a. bei Pflanzen), Wasser, Nistplätze, Lebensräume/Reviere und Sexualpartner. Dabei findest du alle Faktoren, außer die Konkurrenz um Sexualpartner, sowohl intraspezifisch als auch interspezifisch.
Sexualpartner
Einzelne Individuen wählen ihre Sexualpartner nach bestimmten Merkmalen, wie einer besonderen Färbung oder einem speziellen Verhalten, aus — die Vertreter des Geschlechts, welches gewählt wird, konkurrieren dann miteinander.
In der Regel wählen die Weibchen ihre Männchen. Weil häufig besonders große, kräftige oder auffallende Männchen bevorzugt werden, hat sich in der Natur ein sogenannter Sexualdimorphismus entwickelt. Die Weibchen und die Männchen sehen also häufig sehr unterschiedlich aus.
Einige Paradiesvögel führen zum Beispiel einen Balztanz auf, um den Weibchen mit ihrem Federkleid zu imponieren.
Symbiose
Die Symbiose ist das Zusammenleben zweier Arten, aus dem beide einen Vorteil ziehen.
Ein Beispiel ist der Madenhacker, der mit größeren Wildtieren in der Savanne oder in Wüsten eine Putzsymbiose eingeht. Der Vogel befreit dabei Tiere, wie den Elefanten, von schädigenden Parasiten und ernährt sich dadurch gleichzeitig von ihnen.
Parasitismus
Auch der Parasitismus zählt du den biotischen Faktoren. Parasiten ernähren sich von ihren Wirten. Die Beziehung schadet dem Wirt. In einigen Fällen wird der Wirt sogar getötet. Der Parasit zieht einen Vorteil aus dieser Beziehung.
Wichtig: Der Parasit ist in der Regel deutlich kleiner als der Wirt.
Zecken, die das Blut ihrer Beute trinken, sind ein Beispiel für den Parasiten. Auch der Kuckuck, der seine Eier im Wald in fremde Nester legt, zählt dazu.
Räuber-Beute-Beziehungen
Die Räuber-Beute-Beziehung ist ein weiterer biotischer Faktor. Sie ist für die Räuber vorteilhaft, für die Beute hingegen nicht, denn die Räuber ernähren sich von der Beute.
Lotka-Volterra-Regeln
Abhängig davon, wie viele Räuber es im Verhältnis zur Beute gibt, schwankt die Populationsdichte der jeweils anderen Art. Diesen Zusammenhang beschreiben die Lotka-Volterra-Regeln : Wenn es viele Räuber gibt, verringern diese die Anzahl der Beute. Gibt es allerdings nur wenige Räuber, kann sich die Beute besser vermehren. Das führt wiederum dazu, dass sich die Räuber schneller ausbreiten, weil sie keine Schwierigkeiten haben Nahrung zu finden.
Strategien der Beutetiere
Um sich vor den Räubern zu schützen, haben die meisten Beutetiere ihr Aussehen angepasst (Schutztracht). Dabei gehen die Beutetiere unterschiedlich vor:
- Warntracht: Auffällige, intensive Farben, um ihre Fressfeinde z. B. vor Giftigkeit zu warnen
- Tarntracht: Unauffällige, an die Umwelt angepasste Farbe, um sich zu tarnen
- Mimikry : Auffällige, intensive Farbe, um vorzugeben, ein gefährliches Tier zu sein
- Mimese : Nachahmung von Gegenständen aus der Umwelt, um sich zu tarnen
Weitere Wechselwirkungen
Neben den vier bekanntesten gibt es auch noch weitere Wechselwirkungen zwischen Lebewesen:
- Kommensalismus
- Amensalismus
- Parabiose
- Soziale Verbände
- Krankheitserreger
Kommensalismus
Der Kommensalismus beschreibt die Beziehung zwischen zwei Tierarten, bei der eine einen Vorteil hat, die andere jedoch weder einen Vorteil noch einen Nachteil.
Ein Beispiel für eine solche Beziehung sind Aasfresser, wie z. B. Geier. Sie leben in der Regel in Steppen oder Wüsten und ernähren sich von Tieren, die sie nicht selbst getötet haben.
Amensalismus
Ein Amensalismus wirkt sich auf eine Art negativ aus, das zweite Lebewesen bleibt davon unbeeinflusst.
Wenn zum Beispiel größere Säugetiere den Boden zertrampeln, dann haben sie weder einen Vorteil noch einen Nachteil davon. Sie zerstören damit aber auch kleine Pflanzen oder zertreten Insekten, die dadurch geschwächt oder getötet werden.
Parabiose
Unter einer Parabiose kannst du dir eine Beziehung zwischen Lebewesen vorstellen, aus der beide einen Vorteil ziehen, ohne, dass sich die Individuen gegenseitig beeinflussen.
Vögel siedeln sich zum Beispiel in der Nähe von größeren Tieren an, die Wiesen abfressen, also beispielweise Kühen. Die Kühe ziehen Insekten an, die die Vögel wiederum als Nahrung verwenden. Der Vorteil der größeren Tiere ist, dass sie von weniger Insekten gestört werden (Parökie).
Soziale Verbände
Individuen einer Art schließen sich teilweise zu sozialen Verbänden zusammen, um sich so vor Fressfeinden zu schützen. Auch diese Gruppenbildung zählt zu den biotischen Faktoren.
Fische bilden zum Beispiel oft Schwärme, damit sie größer und damit bedrohlicher wirken. Außerdem überleben bei einem Angriff eines Fressfeindes (z. B. Hai) mit höherer Wahrscheinlichkeit mehr Individuen.
Krankheitserreger
Krankheitserreger, wie Bakterien, Pilze oder Viren, schaden den Lebewesen, die sie befallen.
Im sogenannten Erregerreservoir sammeln und vermehren sich Krankheitserreger. Von ihnen gehen dann auch neue Infektionen aus. Zu diesem Erregerreservoir gehören je nach Krankheitserreger der Mensch, Tiere, Pflanzen oder ganze Biotope.
Nahrungsbeziehungen
Nahrungsbeziehungen wie Nahrungsketten , Nahrungsnetze und Nahrungspyramiden ordnen einem Lebewesen Fressfeinde und Nahrung zu. Sie beschreiben also wer was frisst und von wem er gefressen wird.
Zusätzlich teilst du sie in Trophieebenen (Produzent, Konsument, Destruent) ein. Mithilfe der Nahrungsbeziehungen kannst du erkennen, in welcher Verbindung unterschiedlich Arten zueinander stehen.
Beispiel: Ein Hase (pflanzenfressender Konsument) ernährt sich zum Beispiel von pflanzlicher Nahrung, wie Gras oder Blättern (Produzenten). Gefressen wird er von Füchsen oder Greifvögeln (fleischfressende Konsumenten). Wenn eines der Tiere oder Pflanzen stirbt, wird es von den Destruenten, wie Pilzen, Bakterien und Regenwürmern, zersetzt. Diese Beziehung kannst du auch in unserer Darstellung betrachten.
Biotische Selektionsfaktoren
Biotische Selektionsfaktoren sind Wechselwirkungen eines Lebewesens mit einem anderen Organismus, die sich auf die Populationsentwicklung auswirken.
Ein Selektionsfaktor beeinflusst damit den Fortpflanzungserfolg (Fitness) und die evolutionäre Entwicklung und die Ausbreitung von Arten.
Du unterscheidest wie folgt:
- Intraspezifische Selektion (innerartlich): Beispielsweise Auswahl des Sexualpartners, Konkurrenz um Nahrung
- Interspezifische Selektion (zwischenartlich): Beispielsweise Tiere, die sich durch die Nachahmung der Umgebung (Mimese) oder einer anderen Art (Mimikry) besser tarnen und somit ihren Fressfeinden nicht zum Opfer fallen
Zusammenfassung
- Die biotischen Faktoren beschreiben die Wechselwirkung und Interaktion von Lebewesen in einem Ökosystem.
- Es entstehen intraspezifische und interspezifische Beziehungen, die Vorteile und Nachteile für die einzelnen Individuen mit sich bringen können.
- Beispiele für biotische Faktoren sind Konkurrenz, Symbiose , Parasitismus , Räuber-Beute-Beziehungen oder soziale Verbände.
Schau dir als nächstes unser Video zu den abiotischen Faktoren an und finde heraus, welchen Einfluss sie auf die Lebewesen haben!