Räuber Beute Beziehung
In diesem Beitrag erklären wir dir anhand von Beispielen, was eine Räuber Beute Beziehung ist und wie du damit auf die Populationsdichte einzelner Arten schließen kannst.
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Inhaltsübersicht
Räuber Beute Beziehung einfach erklärt
Im Ökosystem ernähren sich verschiedene Lebewesen von unterschiedlichen Tieren und Pflanzen. Wer wen frisst und von wem er gefressen wird, kannst du mit Nahrungsketten oder Nahrungsnetzen darstellen.
Immer dort, wo ein Lebewesen ein anderes frisst, betrachtest du einen speziellen Teil der Nahrungskette, der als Räuber-Beute-Beziehung bezeichnet wird. Daran beteiligt sind immer zwei Lebewesen: Die Beute, die gefressen wird und der Räuber, der sich von der Beute ernährt.
Mit dem Räuber-Beute-Modell kannst du die zukünftige Entwicklung der Populationsdichte (=Anzahl der Individuen einer bestimmten Art) von Beute und Räuber vorhersagen (Populationsdynamik ). Je mehr Beute es gibt, desto besser können sich die Räuber ausbreiten. Mehr Räuber verringern aber die Anzahl der Beute, was dann wiederum zu einer schlechteren Vermehrung der Räuber führt. Wenige Räuber führen dann wieder zu einer stärkeren Ausbreitung der Beute. Beschrieben wird dieser Zusammenhang mit den Lotka-Volterra-Regeln .
In der Realität wird die Populationsdichte einer Art aber noch von anderen abiotischen und biotischen Umweltfaktoren , wie der Reviergröße oder anderen Fressfeinden beeinflusst.
Eine Räuber-Beute-Beziehung (auch Räuber Beute Modell) ist ein biotischer Umweltfaktor und beschreibt die Wechselwirkung zwischen der Populationsdichte von Räubern und von der Beute über einen längeren Zeitraum.
Räuber
Zu den Räubern zählst du alle Lebewesen, die sich von ihrer getöteten Beute ernähren. Im weiteren Sinne gehören dazu nicht nur die echten Beutegreifer (Raubtiere und Greifvögel), sondern auch Parasiten (Beispiel: Zecken, Flöhe) und Weidegänger (Pflanzenfresser, die großflächig Weiden von Pflanzen abfressen, wie Rinder, Pferde oder Kängurus). Als biotische Umweltfaktoren sind Räuber damit sowohl Teil von Räuber-Beute-Beziehungen als auch vom Parasitismus.
Beute
Die Beute stellt die Nahrungsgrundlage der Räuber in der Räuber-Beute-Beziehung dar. Neben den Beutetieren, die von jagenden Tieren gefangen und gefressen werden, zählst du auch Pflanzen, die abgeweidet werden, zur Beute.
Die Beutetiere und -pflanzen haben verschiedene Schutzmechanismen entwickelt, um sich vor den Räubern zu schützen.
- Passive Schutzvorrichtungen: Pflanzen enthalten Bitterstoffe und Gifte oder haben Dornen und Stacheln, um sich vor Fressfeinden zu schützen.
- Aktive Schutzvorrichtungen: Einige Tiere beißen, stechen oder schlagen zur Verteidigung.
Verschiedene Beutetiere haben außerdem ihr Aussehen angepasst, um sich vor Fressfeinden zu schützen (Schutztrachten).
- Tarntracht: Erscheinung wird zur Tarnung genutzt (Beispiel: Chamäleon)
- Mimese (Nachahmungstracht): Gegenstände aus Umgebung werden nachgeahmt (Beispiel: Spannerraupe)
- Schrecktracht: Auffällige, abschreckende Körperzeichnung (Beispiel: Tagpfauenauge)
- Warntracht: Intensive, auffällige Farben als Warnung (Beispiel: Wespe)
- Mimikry (Scheinwarntracht): Nachahmen gefährlicher Tiere (Beispiel: Schwebefliege)
Räuber Beute Modell und Populationsentwicklung
Vorausgesetzt, ein Räuber ernährt sich nur von einem Beutetier, welches auch nur den Räuber als Fressfeind hat, dann kannst du anhand der Räuber Beute Beziehung vorhersagen, wie sich die Population der beiden Arten entwickelt.
Wenn es viele Beutetiere gibt, dann können sich viele Räuber davon ernähren. Die Räuber können sich so besser ausbreiten. Das führt aber auch dazu, dass sich die Anzahl an Beutetieren verringert. Das reduziert wiederum die Populationsdichte der Räuber, wodurch sich die Beute wieder besser vermehren kann. Diesen Kreislauf kannst du jetzt weiter so fortsetzen.
Insgesamt gibt es mehr Beutetiere als Räuber, da ein Räuber mehr als ein Beutetier frisst.
Beispiele Räuber Beute Beziehung
Füchse (Räuber) jagen zum Beispiel Hasen (Beute). Wenn die Füchse viele Hasen fressen können, dann vermehren sich die Füchse besser. Dadurch sinkt die Menge an Hasen, da mehr Füchse mehr Hasen fressen. So haben aber die Füchse weniger zu fressen. Das führt dazu, dass sich der Fuchsbestand reduziert, was wiederum zur Folge hat, dass sich die Hasen wieder besser vermehren können. Jetzt beginnt der Prozess wieder von vorne.
Das gleiche Schema kannst du auch für eine Kuh als Räuber und Gras als Beute aufstellen. Kühe fressen Gras auf einer Wiese. Wenn die Kuh viel Gras zur Verfügung hat, dann vermehrt sie sich besser. Dadurch wird aber mehr Gras abgefressen. Auf der Wiese ist also weniger Gras vorhanden. So haben die Kühe wiederum weniger zu fressen und der Bestand an Kühen sinkt. Folglich wächst das Gras wieder besser nach. Auch hier hat sich der Kreislauf geschlossen und beginnt wieder von vorne.
Vorhersage der Populationsdichte
Mit der Räuber Beute Beziehung kannst du eine Vorhersage zur Entwicklung der Population der Räuberart und der Beuteart machen. Das bedeutet, dass du untersuchst, wie sich die relative Anzahl von Beutetieren im Vergleich zu Räubern entwickelt, wenn es mehr oder weniger Räuber im Ökosystem gibt. Dieses Verhältnis ist nur selten immer gleich oder sehr ähnlich, sondern entwickelt sich meistens wellenförmig: Viel Beute lässt auch die Anzahl der Räuber steigen, wodurch irgendwann die Anzahl er Beute sinkt. Das führt dann wiederum dazu, dass die Räuber nicht mehr genug Beute finden und verhungern, wodurch sich die verbliebenen Beutetiere wieder stark vermehren können.
Die Gesetzmäßigkeit ist in den Lotka Volterra Regeln genauer beschrieben.
Lotka Volterra Regeln
Der Chemiker Alfred Lotka und der Mathematiker Vito Volterra haben den Zusammenhang zwischen der Populationsdichte von Räubern und der Populationsdichte von Beutetieren mit den Lotka Volterra Regeln beschrieben.
Hinweis: Du gehst davon aus, dass jeder Jäger nur ein Beutetier und das Beutetier nur einen Jäger hat. Außerdem sind alle anderen Umweltfaktoren konstant.
Im folgenden stellen wir dir die drei Regeln von Lotka und Volterra genauer vor:
Regel 1: Periodische Schwankung der Populationen
Die Anzahl an Individuen von Räuber und Beute schwanken bei konstanten Umweltbedingungen periodisch und sind zeitlich zueinander verschoben. Zuerst erreicht die Beutepopulation die größte Anzahl an Individuen, darauf folgt die Räuberpopulation.
Regel 2: Konstante Mittelwerte
Die durchschnittliche Größe einer Population (=Durchschnittliche Anzahl an Individuen der Art) bleibt über einen längeren Zeitraum betrachtet, konstant. Die Populationsdichte schwankt somit um einen Mittelwert.
Regel 3: Schnelleres Wachstum der Beutepopulation
Wenn die Anzahl an Räubern und Beute stark gemindert wird, erholt sich die Beutepopulation schneller als die Räuberpopulation. Beutetiere sind in der Regel kleiner, haben kürzere Tragezeiten und im Durchschnitt mehr Nachkommen als die Räuber.
Wenn du noch mehr über die Lotka Volterra Regeln wissen willst, schau dir unseren Beitrag zu dem Thema an!
Grenzen bei der Vorhersage
Diese drei Regeln sind aber nur anwendbar, wenn du davon ausgehst, dass an der Beziehung nur eine Art an Beutetieren und eine Art an Räubern beteiligt ist.
Im natürlichen Ökosystem gibt es aber mehr Einflüsse auf die Räuber Beute Beziehung und auf die Populationsdichte. Somit ist die Möglichkeit, dass du die Populationsentwicklung vorhersagen kannst, nur begrenzt.
Gründe für die begrenzte Vorhersagemöglichkeit:
- Ein Räuber hat mehrere Beutetiere und ein Beutetier hat mehrere Räuber.
- Auch andere Umweltfaktoren, wie zum Beispiel die Nahrung der Beute oder der Lebensraum, beeinflusst die Populationsdichte der Lebewesen.
- Für Räuber (Aasfresser, Destruenten), die tote organische Substanz (schon tote Beute) fressen, gilt der Zusammenhang nicht, da hier die Räuber die Anzahl der Beute nicht aktiv beeinflussen können (durch zum Beispiel jagen).
Modell von Paul Errington
Paul Errington hat auch die Räuber Beute Beziehungen untersucht. Er hat zusätzlich zum Umweltfaktor Räuber die Umweltfaktoren Nahrung und Revier betrachtet.
Beim Erforschen von Mink (Räuber) und Bisamratte (Beute) hat er festgestellt, dass vor allem geschwächte und revierlose Tiere von den Räubern gefressen werden. Die Räuber fangen also die Tiere, deren Überlebenschance grundsätzlich gering war.
Die Räuber erwischen also besonders viele Beute, wenn die Beutepopulation so groß ist, dass das Revier und die Nahrung nicht mehr für alle Tiere ausreicht.
Aktive Anwendung der Räuber Beute Beziehung
Menschen haben immer wieder versucht, Einfluss auf die Population von bestimmten Lebewesen zu nehmen, indem sie bewusst Räuber Beute Beziehungen genutzt haben. Allerdings haben diese Eingriff in das Ökosystem nur begrenzt den gewünschten Effekt erzielt.
An der Ostküste der USA wurde zum Beispiel zur Verminderung der Insekten der europäische Star angesiedelt. Allerdings wurden die Insekten nicht merklich weniger, aber der Star hat viele heimische Vogelarten verdrängt.
Zusammenfassung
- Räuber Beute Beziehungen beschreiben die Wechselwirkung zwischen einer Population von Räubern und einer Population einer Beute über einen längeren Zeitraum.
- Wenn die Anzahl der Beutetiere steigt, dann können sich auch die Räuber besser verbreiten. Dadurch wird aber mehr Beute gefressen und somit sinkt der Beutebestand wieder. Folglich hat der Räuber weniger zu fressen und die Räuberpopulation geht zurück, wodurch die Beutetiere oder -pflanzen wieder mehr werden. So schließt sich der Prozess und kann von vorne beginnen.
- Das funktioniert aber nur, wenn du davon ausgehst, dass eine Art von Räubern nur eine Art von Beutetieren jagt.
- Beschrieben wurde dieses Gesetzmäßigkeit der Räuber Beute Beziehung in den Lotka Volterra Regeln. Wenn du jetzt noch mehr über die Lotka Volterra Regeln erfahren willst, schau dir unseren Beitrag zu dem Thema an!