Praktikum Mindestlohn
Du möchtest ein Praktikum machen und fragst dich, ob du dort Anspruch auf Mindestlohn hast? In diesem Beitrag und Video erklären wir dir, wann du den Mindestlohn in deinem Praktikum erwarten kannst!
Inhaltsübersicht
Praktikum Mindestlohn – Überblick
Durch den Mindestlohn von 12 € die Stunde (Stand Mai 2023) sollen Arbeitnehmer und Praktikanten für ihre Arbeit gerecht bezahlt werden. Niedrig bezahlte oder sogar unbezahlte Praktika sind dadurch immer seltener geworden. Es gibt allerdings trotzdem Ausnahmen.
Als Praktikant kannst du mit dem Mindestlohn rechnen, wenn diese drei Punkte erfüllt sind:
✓ Du bist älter als 18 Jahre.
✓ Dein Praktikum dauert länger als drei Monate.
✓ Du machst ein freiwilliges Praktikum, das keinen Bezug zu deinem Studium oder Ausbildung hat.
Du kannst dir merken, dass du bei Pflichtpraktika keinen Anspruch auf Mindestlohn hast. Hingegen hast du bei einem freiwilligen Praktikum meistens einen Anspruch auf den Mindestlohn.
Was ist der Mindestlohn?
Das Mindestlohngesetz gilt in Deutschland seit 2015. Dieses Gesetz soll verhindern, dass Arbeitnehmer trotz eines Vollzeit-Jobs nicht von ihrem Einkommen leben können. Seit Oktober 2022 liegt der Mindestlohn bei 12 € brutto pro Stunde. Mit einer 40-Stunden-Woche können Arbeitnehmer damit ein Bruttomonatsgehalt von etwa 2.000 € verdienen.
Du kannst den Mindestlohn jedoch erst bekommen, wenn du volljährig bist. Denn unter 18 Jahren hast du keinen Anspruch darauf. Außerdem erhältst du keinen Mindestlohn, wenn du beispielsweise:
- selbstständig bist
- an einer Maßnahme der Arbeitsförderung teilnimmst
- ehrenamtlich tätig bist
- dich in einer Ausbildung befindest
- oder einen freiwilligen Dienst ableistest
Das Mindestlohngesetz gilt unter bestimmten Voraussetzungen auch im Praktikum. Welche das sind, erfährst du jetzt!
Wann bekomme ich Mindestlohn im Praktikum?
Ob du in deinem Praktikum Mindestlohn bekommst, hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Die Grundvoraussetzungen siehst du hier:
✓ Du bist älter als 18 Jahre
Der gesetzliche Mindestlohn gilt nur für Volljährige. Minderjährige haben nur einen Anspruch darauf, wenn sie eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. So soll verhindert werden, dass Auszubildende durch den hohen Lohn
auf eine Berufsausbildung verzichten. Kurzfristig bietet der Mindestlohn zwar mehr Geld — langfristig hast du mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung aber bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt sowie höhere Einkommenschancen.
✓ Dein Praktikum dauert länger als 3 Monate
Du hast Anspruch auf den Mindestlohn, wenn das Praktikum länger als 3 Monate dauert. Damit wird berücksichtigt, dass der Praktikant in der Regel nicht gleich am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens mitwirkt. Denn zuerst ist eine Einarbeitung
nötig, die das Unternehmen Zeit und Geld kostet.
✓ Du machst ein freiwilliges Praktikum
In deinem freiwilligen Praktikum erhältst du den Mindestlohn von 12 €, wenn du dein Studium oder deine Ausbildung bereits abgeschlossen hast, dein Praktikum, keinen Bezug zu deinem Studium hat oder dein Praktikum länger als drei Monate dauert.
✗ Du machst ein Pflichtpraktikum
Machst du ein Pflichtpraktikum,
das von deiner Schule oder Universität vorgeschrieben ist, hast du keinen Anspruch auf den Mindestlohn. Das Gleiche gilt für Praktika, die der Berufsvorbereitung dienen. Viele Unternehmen zahlen hier aber trotzdem ein kleines Gehalt. Mehr über dein Gehalt im Praktikum erfährst du hier
!
In manchen Fällen kann es zu Ausnahmen bei der Bezahlung nach Mindestlohn kommen. Langzeitarbeitslose haben beispielsweise erst nach 6 Monaten Anspruch auf Mindestlohn — egal ob im Praktikum oder Vollzeitjob. Trifft jedoch keine Ausnahme zu, dann ist der Mindestlohn zwingend und das Praktikum muss danach bezahlt werden.
Gehaltsanspruch steht im Arbeitsvertrag
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du während deines Praktikums einen Anspruch auf den Mindestlohn hast, kannst du bei deinem Vorstellungsgespräch nachfragen. Außerdem ist auch ein Blick in den Arbeitsvertrag hilfreich, bevor du ihn unterschreibst.
Im Praktikumsvertrag muss nämlich die Höhe der Praktikumsvergütung schriftlich festgehalten werden. Zudem findest du Informationen zu deinen Arbeitszeiten, der Dauer des Praktikums sowie deinem Urlaubsanspruch.
Für Praktikanten gibt es übrigens auch Tarifverträge . Jedoch nur für Praktika, die im öffentlichen Dienst, z. B. in der Verwaltung im Landratsamt oder bei der Polizei absolviert werden. Diese Tarifverträge regeln sowohl das Gehalt, die Arbeitszeiten, die Arbeitsbedingungen und die Urlaubs- und Krankengeldansprüche. Für alle anderen freiwilligen Praktika oder Pflichtpraktika im Rahmen eines Studiums gibt es dagegen noch keine Tarifverträge.
Auswirkungen des Mindestlohns auf das Praktikumsangebot
Vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen stehen oft vor dem Problem, dass sie ihre Praktikanten nicht nach dem Mindestlohn bezahlen können. Das liegt daran, dass du dem Unternehmen als Praktikant nicht immer direkt Mehrwert bietest. Wegen der Einarbeitungszeit kostest du oft mehr, als du einbringst. Viele Unternehmen bieten Praktika deswegen oft nur für maximal 3 Monate an, um keinen Mindestlohn zahlen zu müssen.
Das kann jedoch ein Vorteil für Pflichtpraktikanten sein. Denn Praktika, die durch die Ausbildung vorgeschrieben sind, müssen nicht nach dem Mindestlohn vergütet werden. Somit können sie auch Praktika absolvieren, die länger als 3 Monate dauern und werden eventuell im Bewerbungsprozess bevorzugt.
Geld verdienen im Praktikum: Nur Nebensache
Mit einem Praktikum solltest du aber ohnehin nicht das Ziel haben, möglichst viel Geld zu verdienen. Denn es ist in erster Linie dafür gedacht, dass du:
- Berufserfahrung sammelst
- dein Wissen aus Studium und Schule vertiefst
- dich für deine berufliche Zukunft orientierst
- verschiedene Branchen und Berufe kennenlernst
- wichtige Kontakte knüpfst
Diese Vorteile des Praktikums werden dir im Verlauf deiner Karriere bestimmt weiterhelfen! Außerdem sehen Praktika auch im Lebenslauf sehr gut aus.
Viele Unternehmen, die ihren Praktikanten wenig oder gar kein Gehalt und somit keinen Mindestlohn beim Praktikum zahlen können, bieten darüber hinaus weitere Leistungen an: Zum Beispiel erhältst du als Praktikant Unterstützung in Form von Weiterbildungen oder Coachings.
In einem Praktikum soll es vor allem darum gehen, Berufserfahrung zu sammeln und Einblicke in eine Branche zu gewinnen. Wenn du Praxiserfahrung sammeln und dennoch gut verdienen willst, dann solltest du dir stattdessen einen Job als Werkstudent suchen. Als Werkstudent bekommst du in jedem Fall mindestens den gesetzlichen Mindestlohn. Wie du dich dafür bewirbst, erfährst du in diesem Beitrag.
Praktikum Mindestlohn – EU-Vergleich
Du möchtest dein Praktikum im Ausland machen? Die Mindestlöhne in der Europäischen Union sind sehr unterschiedlich. Schau dir deshalb hier unseren Vergleich der Top 5 beliebtesten EU-Länder für Praktika im Ausland an:
- Luxemburg: 13,05 €
- Frankreich: 11,27 €
- Niederlande: 11,16 €
- Spanien: 6,55 €
- Portugal: 4,50 €
Zudem gibt es einige Länder in der EU, die keinen gesetzlichen Mindestlohn haben. Dazu zählen beispielsweise Länder wie Schweden, Dänemark, Österreich oder die Schweiz.
Wie du siehst, ist Deutschland mit dem Mindestlohn von 12 € sehr gut aufgestellt!
Bewerbung Praktikum
Super, jetzt weißt du, wann ein Praktikum nach dem Mindestlohn bezahlt werden muss. Du möchtest nun deine Bewerbung für dein Praktikum schreiben, aber weißt noch nicht, wie das geht? In diesem Beitrag erklären wir dir alles, was du dafür wissen musst.
Bewerbung Praktikum
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